Neue AMD-Roadmap zeigt erstmalig Zen-Architektur

Donnerstag, 30. April 2015
 / von Leonidas
 

Update 7. Mai 2015:  Die in diesem Artikel gezeigte AMD-Roadmap stammt laut AMD-Aussage nicht von AMD und ist daher als gefälscht zu betrachten. Dieser Artikel bleibt allein aus Dokumentationszwecken online.

Erneut aus dem Planet 3DNow! Forum (von erneut demselben User, von welchem die Informationen über die Zen-Rechenkerne kamen) kommen zwei AMD-Roadmaps zu den in den Jahren 2015 und 2016 von AMD geplanten Prozessoren und APUs – welche erstmalig dann eben auch schon Zen-basierte Modelle enthalten. Die Glaubwürdigkeit dieser Roadmaps kann natürlich kaum bestätigt werden, es fehlen sogar einige bislang bekannte Projekte – andererseits enthält die Roadmap aber auch keine überkandidelten Vorstellungen, wenigstens kann man sagen, "daß es so sein könnte". Zum jetzigen Zeitpunkt bleibt einem daher nicht viel anderes übrig, als sich auf diese Informationen einzulassen – möglicherweise wird der kommende "Financial Analyst Day" am 6. Mai hierzu mehr Erklärungen oder gar eine offizielle Bestätigung bringen.

Im Desktop-Bereich wird es für dieses Jahr eine einzige Änderung geben, welche zudem auch nur ein Refresh ist: Im Mainstream-Segment kommt anstatt der Kaveri-APUs dessen taktverbesserter Refresh "Godavari". Damit ist 2015 für AMD im Desktop-Bereich ein klares Übergangsjahr, die spannenden Dinge erscheinen erst im Jahr 2016: Erstmals wird es dann mit dem Zen-basierten "Summit Ridge" wieder einen Angriff auf das Performance/HighEnd-Segment geben, hierfür setzt AMD einen echten Prozessor (d.h. ohne iGPU) mit bis zu acht Zen-Rechenkernen ein. Inwiefern AMD hierbei die eigenen Vierkerner gegen Intels Vierkerner ansetzt, oder gleich mit eigenen Achtkernern gegen Intels Vierkerner vorgeht, ist noch überhaupt nicht heraus und hängt neben der (unbekannten) Performance der Zen-Rechenkerne letztlich auch an den konkreten Preispunkten, welche AMD sicherlich erst kurz vor Launch final festlegen wird.

Wenn man aber mal spekulieren darf: AMD dürfte sicherlich versucht sein, Intel auch wirklich anzugreifen und daher recht unabhängig der Performance der Zen-Rechenkerne die eigenen Achtkerner gegen die Vierkerner von Intel stellen – Intels Preispolitik läßt diese Flanke einfach offen. Für höhere Bedürfnisse, wie der Kampf gegen Intels E-Architekturen dürfte man dann schlicht 12- oder 16-Kerner gegen Intels Achtkerner stellen, jene Vielkern-Prozessoren lassen sich sicherlich aus dem Server-Portfolio der Zen-Prozessoren aquirieren. Auch wenn 12/16-Kerner im Consumer-Segment derzeit als herzlich sinnlos erscheinen, so geht es doch bei vielen Käufen von E-Prozessoren um den schönen Schein – und der läßt sich gerade mit 12/16-Kernern noch besser erreichen.

Unterhalb der reinen Zen-Prozessoren wird es für das Mainstream-Segment wiederum APUs geben, für 2016 dann allerdings auch Zen-basiert. Der hierfür verwendete Codename "Bristol Ridge" wurde bislang anders gedeutet, soll nun aber bis zu vier Zen-Rechenkerne samt einer GCN-basierten Grafiklösung mit vollem HSA 1.0 Support beeinhalten. Hierfür dürfte AMD wohl schon auf Arctic-Islands-Technik zurückgreifen, allerdings im APU-Bereich sicherlich noch ohne HBM-Speicher. Im LowPower-Bereich wird es dagegen die "Basilisk"-APU geben, welche nur zwei Zen-Rechenkerne samt wieder einer (wahrscheinlich deutlich kleineren) GCN-Grafiklösung tragen wird. Technologisch sind Basilisk und Bristol Ridge wohl dasselbe, nur die Anzahl der verbauten Hardware-Einheiten ist unterschiedlich.

Summit Ridge als auch Bristol Ridge werden zudem denselben Sockel FM3 tragen – allein Basilisk erhält mit FT4 einen abweichenden Sockel, dürfte aber wohl sowieso nur gleich verlötet auf dem Mainboard ausgeliefert werden. Der gemeinsame Sockel FM3 macht es für die Mainboard-Hersteller einfacher, was gerade für AMD als nunmehr kleiner Hersteller wichtig ist. Für die Konsumenten ergibt sich der nette Effekt, daß Käufer von Komplett-PCs mit Bristol-Ridge-APU dann vermutlich einfach so auf einen Summit-Ridge-Prozessor wechseln können, ohne Mainboard- und Speicherwechsel. Letzteres bedingt natürlich, daß auch die Zen-APUs mit DDR4-Support daherkommen, wie dies von den Zen-Prozessoren bereits so erwartet werden darf. Allerdings ist es bis zum Jahr 2016 noch einige Zeit hin und bringt DDR4-Speicher gerade APUs mit gutklassiger Grafiklösung eine Menge, insofern dürfte AMD dann doch ziemlich sicher auf einen durchgehenden DDR4-Support setzen – was indirekt dann auch die Mainboard-Kompatibilität gewährleistet.

Im Mobile-Bereich sehen wir für dieses Jahr zum Teil das vorher schon geplante Programm – Carrizo und Carrizo-L in den höheren Performance-Bereichen – dafür aber zum Teil auch einige Änderungen: So scheint AMD größere Parts des "Projects Skybridge" gestrichen zu haben, da die x86-Linie dieser Strategie in dieser Roadmap gar nicht mehr auftaucht. AMD wird also das, was Bobcat, Jaguar und Puma früher einmal waren, augenscheinlich nicht weiterführen, sondern für diese Zwecke gänzlich auf ARM-basierte Designs setzen. Dessen erste Ausprägung soll noch im Jahr 2015 unter dem Codenamen "Amur" erscheinen und bis zu vier Cortex-A57 Rechenkerne samt einer GCN-basierten Grafiklösung tragen. Auch unter Mithilfe der 20nm-Fertigung will AMD bei Amur einen durchschnittlichen Verbrauch (SDP) von 2 Watt erreichen – gut genug für einen echten Tablet-Einsatz, vielleicht sogar auch für Smartphones.

Auch im Mobile-Segment kommen die interessanten Neuheiten natürlich im Jahr 2016: Im Mainstream-Bereich wird es eine Mobile-Ausführung von "Bristol Ridge" geben, im LowPower-Bereich eine Mobile-Ausführung von "Basilisk", beides wie schon erwähnt Zen-basierte APUs mit GCN-Grafiklösung. Hiermit hofft AMD, im wichtigen Mobile-Bereich endlich wieder etwas stärker Fuß fassen zu können – was natürlich alles an der Leistungsfähigkeit im CPU-Bereich hängt, im Bereich der iGPU war AMD schon immer hervorragend dabei. Für Tablet-Bedürfnisse wird es zudem im Jahr 2016 einen Nachfolger der Armur-APU unter dem Codenamen "Styx" geben. Interessanterweise kommen hier nur zwei "K12"-Rechenkerne (samt wieder eine GCN-basierten Grafik) zum Einsatz, eine Verwandtschaft mit ARM wird dagegen nicht erwähnt. Damit ist nicht gänzlich sicher, ob es sich bei K12 ergo wirklich um ein ARM-Design handelt: Frühere Informationen legen dies zwar nahe, die nur zwei Rechenkerne (welche dann wohl erheblich leistungsfähiger sind) könnten dagegen auch in eine andere Richtung gehen.

In der Summe der Dinge legt AMD hiermit eine ambitionierte, gleichzeitig aber auch nicht überdrehte Roadmap vor – insofern könnten die Angaben wirklich stimmen. Dieses Jahr wird man noch weitgehend ohne Neuerungen (bis auf Carrizo) durchhalten müssen, nächstes Jahr will man dann ein wahres Feuerwerk an Neuerscheinungen unter neuen Architekturen und dem erstmaligen Einsatz der 14nm-Fertigung abbrennen. Ob jene Neuerscheinungen zünden werden, läßt sich anhand der Daten der Roadmaps natürlich noch nicht ermitteln – aber zumindest steht die Produktstrategie in diesem Fall AMD nicht selber im Wege. Das einzige Fragezeichen ergibt sich an den immerhin fünf verschiedenen Prozessoren-Cores, welche AMD hiermit für das Jahr 2016 auflegen muß – dies benötigt eine Menge Manpower und auch Finanzkraft, gerade wenn man es innerhalb einer beschränkten Zeitspanne realisieren will. Es bleibt zu hoffen, daß AMD diese ambitionierte Prozessoren-Roadmap genauso auch wie die Grafikchip-Pläne mit der Arctic-Islands-Generation für das Jahr 2016 wirklich allesamt und termingemäß realisieren kann.

Tablet LowPower Mainstream Performance/Enthusiast
Iststand Mullins/Beema
28nm, 2-4 Puma-Rechenkerne, GCN 1.1 Grafik auf DirectX 11.2b mit 128 Shader-Einheiten, SingleChannel DDR3/1866
(Modell-Liste)
Kaveri
28nm, 2-4 Steamroller-Rechenkerne, GCN 1.1 Grafik auf DirectX 11.2b mit 192, 256, 384 oder 512 Shader-Einheiten, Sockel FM2+, DualChannel DDR3/2133
(Modell-Liste)
Vishera
32nm Vishera-Prozessoren, 4-8 Piledriver-Rechenkerne, keine integrierte Grafik, Sockel AM3+, DualChannel DDR3/1866
(Modell-Liste)
Mai 2015 Godavari (nur Desktop)
28nm, Kaveri-Refresh, 2-4 Steamroller-Rechenkerne, GCN 1.1 Grafik auf DirectX 11.2b mit 256, 384 oder 512 Shader-Einheiten, Sockel FM2+, DualChannel DDR3/2133
(voraussichtliche Modell-Liste)
Sommer 2015 Carrizo-L
28nm, Mullins-Refresh, 2-4 Puma-Rechenkerne, GCN 1.1 Grafik auf DirectX 11.2b mit 128 Shader-Einheiten, DDR3
Carrizo (nur Mobile)
28nm, 2-4 Excavator-Rechenkerne, GCN-basierte Grafik mit bis zu 512 Shader-Einheiten, DualChannel DDR3
Q3/2015 Amur
20nm, 2-4 Cortex-A57-Rechenkerne, GCN-basierte Grafik
2016 Styx
14nm, 2 K12-Rechenkerne, GCN-basierte Grafik, HSA 1.0, Sockel FT4
Basilisk
14nm, 2 Zen-Rechenkerne, GCN-basierte Grafik, HSA 1.0, Sockel FT4
Bristol Ridge
14nm, 2-4 Zen-Rechenkerne, GCN-basierte Grafik, HSA 1.0, Sockel FM3
Summit Ridge
14nm, 4-8 Zen-Rechenkerne, keine integrierte Grafik, Sockel FM3

Update 7. Mai 2015:  Die in diesem Artikel gezeigte AMD-Roadmap stammt laut AMD-Aussage nicht von AMD und ist daher als gefälscht zu betrachten. Dieser Artikel bleibt allein aus Dokumentationszwecken online.

Nachtrag vom 3. Mai 2015

Der Planet 3DNow! hat alle der kürzlich im Planet 3DNow! Forum aufgetauchten AMD-Unterlagen zur Zen-Architektur auf Bitten AMDs entfernt. Darunter zählen sowohl die Präsentationsfolien zu den Zen-Rechenkernen als auch die neue AMD Prozessoren-Roadmap – laut AMD seien "die darauf präsentierten Informationen völlig falsch und würden AMD falsch darstellen." Interessant ist es trotzdem, daß AMD hiermit angeblich gefälschte Unterlagen entfernen läßt (AMD gab nicht einen Hinweis auf die Fälschung, sondern bat direkt um deren Entfernung), so etwas passiert normalerweise nur bei echten Unterlagen – falsche Unterlagen lassen die Hersteller meist unkommentiert stehen. Natürlich kann es wirklich stimmen, daß AMD in diesen Unterlagen – sofern wirklich falsch – schlechter wegkommt als es der Realität entspricht, dies wäre dann aber fast nur im Sinne der Konsumenten, wenn die Zen-Architektur noch stärker herauskommt als bisher dargestellt. Gänzlich sollte man noch nicht den Stab über diese angeblich falschen Unterlagen brechen, AMD ist hier durchaus eine Nebelkerze zuzutrauen – und am Ende wissen wir schon nach dem 6. Mai mehr, denn dann sollen diese angebliche AMD-Unterlagen bei AMDs "Financial Analyst Day" gezeigt werden.

Nachtrag vom 6. Mai 2015

Es ist noch Stellung zu nehmen zur Frage der kürzlich aufgetauchten AMD-Roadmaps, welche tiefere Einblicke in AMDs kommendes Produkt-Portfolio im Prozessoren-Bereich gab – allerdings laut AMD glatt gefälscht sind. Der Planet 3DNow! hat an dieser Stelle noch einmal nachgefragt und eine offizielle AMD-Aussage eingeholt, welche wie folgt lautet: "These slides contain fabricated content and were not generated by or on behalf of AMD." Interessanterweise soll sich dies jedoch primär auf die Präsentationsfolien zu den Zen-Rechenkernen beziehen – welche derart allgemein gehalten sind, daß jene trotz Fälschung problemlos stimmen könnten. Zu der angeblichen AMD-Roadmap wollte sich AMD hingegen nicht explizit äußern – was leider erneut weit entfernt von echter Eindeutigkeit ist. In Folge dessen gab es eine größere Hoffnung, daß sich dies im Rahmen von AMDs FAD '15 irgendwie klar bestätigen oder widerlegen lassen würde – was nun aber nicht eingetreten ist, denn AMDs auf dem FAD '15 gezeigte Unterlagen sind weit weniger spezifisch und beißen sich nur in zwei kleinen Details mit der angeblich falschen Roadmap.

Zum einen kommen die K12-Rechenkerne nunmehr erst 2017 und nicht schon 2016, zum anderen ist AMDs gemeinsamer CPU-Sockel für das Jahr 2016 nunmehr AM4 und FM3. Beide Differenzen können allerdings auch einer kurzfristigen Roadmap-Änderung entsprungen sein, daran ist eine Fälschung schwerlich nachweisbar. Der klarste Hinweis auf eine Fälschung ist noch der Umstand, daß die angebliche AMD-Roadmap auf der FAD '15 nicht präsentiert wurde und daß es eher unüblich ist, einzelnen Börsenanalysten im Hinterzimmer noch zusätzliche Unterlagen zu zeigen – dies wäre eine justizable Wettbewerbsverzerrung gegenüber den anderen Börsenanalysten. Insofern erscheint diese angebliche AMD-Roadmap in der Tat nun als Fälschung – und zwar trotz daß die meisten Daten auf dieser Roadmap wohl stimmen werden, was aber einfach dem Umstand geschuldet sein dürfte, daß ein Insider (oder guter Gerüchtekenner) jene erstellt hat. Für den Augenblick nehmen wir den entsprechenden Artikel besser von der Startseite, der Artikel und die Folien bleiben aber aus Dokumentationsgründen online – schon allein deswegen, um später jederzeit nachprüfen zu können, auf welcher möglicherweise vollkommen korrekten Informationsbasis der Fälscher gearbeitet hat.