Nach dem Launch der GeForce GTX Titan X im März schickt nVidia mit der GeForce GTX 980 Ti nunmehr die zweite Grafikkarte auf Basis des GM200-Chips in den Handel. Wie schon eine Generation früher zwischen GeForce GTX 780 Ti und GeForce GTX Titan Black ist die neue nVidia-Grafikkarte ebenfalls angetreten, um faktisch attraktiver als die Titan-Lösung herauszukommen – ähnliche Performance zum niedrigeren Preis, es fehlt halt nur der Titan-Name und der verdoppelte Speicher. Bei der vorhergehenden Generation war dieses Vorhaben so gut gelungen, daß die GeForce GTX Titan Black eine unbedeutende Randerscheinung blieb – heuer nun hat nVidia die Grafikkarten feiner austariert und bliebt die GeForce GTX Titan X auf dem absoluten Performance-Thron. Wie nahe die GeForce GTX 980 Ti allerdings herankommt und welches Urteil sich damit im Enthusiasten-Feld ergibt, wollen wir nachfolgend anhand der Auswertung der Launch-Reviews zur GeForce GTX 980 Ti herausarbeiten.
Wie es zuletzt alle Spatzen von den Dächern pfiffen, hat die GeForce GTX 980 Ti nur arg geringfügige Abspeckungen gegenüber der GeForce GTX Titan X zu beklagen: Da wäre zuerst die Halbierung der Speichermenge zu nennen – was aber ausgehend von 12 GB bei der GeForce GTX Titan X dann immerhin noch 6 GB bei der GeForce GTX 980 Ti ergibt. Dies ist als absolut ausreichend für aktuelle und mittelfristige Aufgaben zu sehen – und ganz langfristig müssen die Käufer des Enthusiasten-Segments wiederum nicht planen, dafür werden die Grafikkarten in diesem Segment einfach zu schnell gewechselt. Die zweite Abspeckung betrifft die Anzahl der freigeschalteten Shader-Cluster, welche von 24 auf 22 sinkt – damit stehen der GeForce GTX 980 Ti dann 8,3% weniger Shader- und Textureneinheiten zur Verfügung. Durch eine technische Limitierung sind ohne Multisampling Anti-Aliasing dann auch nur 88 der physikalisch vorhandenen 96 ROPs nutzbar, erst unter Multisampling Anti-Aliasing kann man auf die volle Anzahl der ROPs zugreifen.
Radeon R9 290X | GeForce GTX 980 | GeForce GTX 980 Ti | GeForce GTX Titan X | |
---|---|---|---|---|
Chipbasis | AMD Hawaii, 6,2 Mrd. Transistoren in 28nm auf 438mm² Chip-Fläche | nVidia GM204, 5,2 Mrd. Transistoren in 28nm auf 398mm² Chipfläche | nVidia GM200, 8 Mrd. Transistoren in 28nm auf 601mm² Chipfläche | |
Architektur | GCN-Architektur 1.1, DirectX 11.2b, Mantle & TrueAudio | Maxwell-Architektur 2.0, DirectX 11.2b & PhysX | ||
Technik | 4 Raster-Engines, 2816 Shader-Einheiten, 176 TMUs, 64 ROPs, 512 Bit DDR Interface, 1 MB Level2-Cache | 4 Raster-Engines (mit verdoppelter Raster-Power), 2048 Shader-Einheiten, 128 TMUs, 64 ROPs, 256 Bit DDR Interface, 2 MB Level2-Cache | 6 Raster-Engines (mit verdoppelter Raster-Power), 2816 Shader-Einheiten, 176 TMUs, 96 ROPs, 384 Bit DDR Interface, 3 MB Level2-Cache | 6 Raster-Engines (mit verdoppelter Raster-Power), 3072 Shader-Einheiten, 192 TMUs, 96 ROPs, 384 Bit DDR Interface, 3 MB Level2-Cache |
Taktraten | ≤1000/2500 MHz (Ø-Chiptakt: 1000 MHz *) |
1126/1216/3500 MHz (Ø-Chiptakt: 1144 MHz) |
1000/1075/3500 MHz (Ø-Chiptakt: 1114 MHz) |
1000/1075/3500 MHz (Ø-Chiptakt: 1067 MHz) |
Speicherausbau | 4 GB GDDR5 (8 GB gegen Aufpreis) |
4 GB GDDR5 | 6 GB GDDR5 | 12 GB GDDR5 |
Layout | DualSlot | DualSlot | DualSlot | DualSlot |
Kartenlänge | 27,5cm | 27,0cm | 27,0cm | 27,0cm |
Stromstecker | 1x 6pol. + 1x 8pol. | 2x 6pol. | 1x 6pol. + 1x 8pol. | 1x 6pol. + 1x 8pol. |
TDP | 250W | 165W | 250W | 250W |
Idle-Verbrauch | 19W | 12W | 13W | 13W |
Spiele-Verbrauch | 279W * | 174W | 237W | 240W |
Ausgänge | 2x DualLink DVD-D, HDMI 1.4a, DisplayPort 1.2 | DualLink DVI-I, HDMI 2.0 (kein HDCP 2.2), 3x DisplayPort 1.2 | DualLink DVI-I, HDMI 2.0 (kein HDCP 2.2), 3x DisplayPort 1.2 | DualLink DVI-I, HDMI 2.0 (kein HDCP 2.2), 3x DisplayPort 1.2 |
3DC Perf.Index | 520% * | 600% | 730% | 760% |
3DC 4K-Index | 70% * | 75% | 95% | 100% |
Eigen/OC-Designs | ✓ / ✓ | ✓ / ✓ | ✓ / ✓ | ✗ / ✗ |
Listenpreis | 549$ | 549$ | 649$ | 999$ |
Straßenpreis | 330-360€ | 530-560€ | erwartet für 740€ | 1050-1150€ |
Release | 24. Oktober 2013 | 19. September 2014 | 31. Mai 2015 | 17. März 2015 |
* Diese Angaben beziehen sich auf die Eigendesigns der Grafikkarten-Hersteller zur Radeon R9 290X, welche die Performance im Uber-Modus des Referenzdesigns schon per default halten können. |
Jene Abspeckungen bei den Hardware-Einheiten werden allerdings durch die Eigenheiten der heutigen an Power- und Temperatur-Limits arbeitenden Grafikchips abgemildert. Denn das Power-Limit der GeForce GTX 980 Ti beträgt wie bei der GeForce GTX Titan X seine 250 Watt, das Temperatur-Limit steht genauso auf 83°C. Mit zwei weniger aktiven Shader-Cluster wird die GeForce GTX 980 Ti jedoch für die gleiche Aufgabe beim gleichen Takt weniger Energie verbrauchen als die GeForce GTX Titan X, tendentiell auch geringere Chiptemperaturen erzeugen – und hat demzufolge Reserven unter den Power- und Temperatur-Limits, welche der Grafikchip dann automatisch für (leicht) höhere reale Taktraten nutzen wird. Die offiziellen Taktraten von 1000/1075/3500 MHz sind zwar zwischen GeForce GTX 980 Ti und Titan X gleich, aber die real erreichten Taktraten sind auf der neuen nVidia-Grafikkarte dann doch leicht höher:
GeForce GTX 980 Ti | GeForce GTX Titan X | |
---|---|---|
SE & TMU | 2816 & 176 (-8,3%) | 3072 & 192 |
nominelle Taktraten | 1000/1075/3500 MHz | 1000/1075/3500 MHz |
Power-Limit | 250W (+10% möglich) | 250W (+10% möglich) |
Temperatur-Limit | 83°C (+10% möglich) | 83°C (+10% möglich) |
maximaler Boost-Takt @ ComputerBase | 1240 MHz | 1202 MHz |
maximaler Boost-Takt @ HT4U | 1215 MHz | 1190 MHz |
durchschnittlicher realer Takt @ ComputerBase | 1114 MHz | 1067 MHz |
reale Rechenleistung (SE * realer Takt) | 6,27 TFlops (-4,3%) | 6,55 TFlops |
Die hierzu vorliegenden exakten Werte sind zwar nicht zahlreich, aber alle sich damit beschäftigenden Testberichte sprechen diesbezüglich über dieselbe Tendenz: Die GeForce GTX 980 Ti taktet in der Praxis leicht höher als die GeForce GTX Titan X – und vermindert damit den durch die zwei deaktivierten Shader-Cluster aufgerissenen Abstand bei der Rechenleistung um ungefähr die Hälfte. Anstatt es also 8,3% weniger Rechenleistung sind, kommen in der Praxis nur 4,3% weniger Rechenleistung heraus – bei gleicher Speicherbandbreite eine exzellente Ausgangsbasis für die GeForce GTX 980 Ti, um in absoluter Schlagdistanz zur GeForce GTX Titan X ins Ziel zu kommen.
Nicht besonders verwunderlich ist es daher, daß die GeForce GTX 980 Ti beim Stromverbrauch nur minimal hinter der GeForce GTX Titan X zurückliegt (in einem Test sogar mehr verbraucht als jene): Die Rechenleistung ist nur geringfügig niedriger, das Speicherinterface dasselbe und die geringere Speichermenge für den Stromverbrauch nicht relevant (üblicherweise verbraucht das Speicherinterface viel Energie, nicht aber die Speicherchips selber):
Hardware.fr | Heise | HT4U | PCGH | TechPowerUp | Tom's HW | Ø | Perf./TDP | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
GeForce GTX Titan X | 15W 228W |
11,8W 250,0W |
18W 242W |
11W 223W |
9W 224W |
13W 240W |
760% 250W |
|
GeForce GTX 980 Ti | 15W 226W |
13W 244W |
12,8W 250,0W |
15W 236W |
11W 211W |
10,4W 233,5W |
13W 237W |
730% 250W |
GeForce GTX 980 | 12W 155W |
? 173W |
11,2W 180,0W |
11,5W 160W |
8W 156W |
15W 185W |
12W 174W |
600% 165W |
GeForce GTX 780 Ti | 15W 220W |
? 243W |
12,9W 260,0W |
16W 248W |
10W 229W |
10W 244W |
13W 245W |
530% 250W |
GeForce GTX Titan Black | 13,3W 243,0W |
11W 226W |
~13W ~230W |
500% 250W |
||||
GeForce GTX Titan | 13W 180W |
11,9W 198,1W |
13W 214W |
10W 208W |
11W 233W |
12W 206W |
480% 250W |
|
Radeon R9 290X (Quiet) | 21W 219W |
? 266W |
20,0W 231,1W |
21W 249W |
16W 236W |
16W 248W |
19W 241W |
480% 250W |
Radeon R9 290X (Uber) | 22W 278W |
20,0W 306,9W |
21W 269W |
17W 246W |
16W 242W |
19W 276W |
520% 250W |
|
Der obere Wert einer Zelle ist immer der Idle-Stromverbrauch, der untere Wert einer Zelle immer der Spiele-Stromverbrauch. In der Durchschnitts-Spalte ("Ø") fettgedruckte Werte basieren auf Berechnungen, die nicht fettgedruckte Werte sind Schätzungen. Die letzte Spalte enthält Angaben zum 3DCenter Performance-Index (oben) sowie zur offiziellen TDP (unten). |
Wegen des zur GeForce GTX 980 und GeForce GTX Titan X nahezu identischen Kühlsystems gibt es ebenfalls keine großen Überraschungen bei den Bewertungen der Karten-Lautstärke: Die GeForce GTX 980 Ti macht hierbei – angesichts ihrer Performance-Klasse und der abzutragenden 237 Watt Stromverbrauch unter Spielen eine gute Figur, kann aber natürlich niemals das Prädikat "silent" (im Spieleeinsatz) erreichen. Die für die GeForce GTX 980 Ti freigegebenen Herstellerkarten können dies dann natürlich noch besser machen, dies bliebe das Erscheinen dieser Eigendesigns abzuwarten.
Idle | Spiele-Last | |
---|---|---|
HT4U | Im Idle-Zustand treffen wir auf keine Überraschungen. Der altbekannte Kühler von nVidia treibt auf unserem Muster ein leises Spiel, leiser gar als auf der GTX 980. Mit lediglich 11,9 dB(A) darf man das Verhalten als flüsterleise bezeichnen, und diese Geräuschkulisse ist aus einem geschlossenen Gehäuse heraus definitiv nicht mehr wahrzunehmen. | Natürlich ist bei maximaler 3D-Last dann Schluss mit lustig. Die 250 Watt Leistungsaufnahme der GTX 980 Ti müssen gekühlt werden, und das Kühlkonstrukt bleibt eben das bekannte. Waren es bei der GTX 980 noch 26 bis 30 dB(A), liegen wir hier nun bereits bei 31 dB(A). Wir reden an dieser Stelle noch nicht von Lärm, aber einem Geräusch, welches sich immer aus einem geschlossenen Gehäuse heraus klar identifizieren lässt. |
TweakPC | Wie zu erwarten überrascht das Referenzdesign im Idle bei der GTX 980 Ti nicht mit schlechten Werten. Im Desktop-Betrieb ist die Kare tatsächlich sehr leise und liegt bei etwa 24 dBA oder 0,52 Sone. Der Lüfter der Karte produziert ein minimales Tickern, dass zu hören ist, wenn man dicht mit dem Ohr herangeht. Im eingebauten Case wird man die Karte von anderen Modellen allerdings kaum unterscheiden können. | Neben Furmark vermessen wir wie immer auch noch Crysis 3, da dieses Game besonders stark dazu neigt Spulenfiepen aus den Grafikkarten zu kitzeln. Nicht so bei der GTX 980 Ti. Die Karte geht hier sogar etwas leiser zu Werke als im Furmark und liegt nur noch bei 39 dBA. Die Karte könnte man am besten durch ein nicht nervendes aber deutlich hörbares Rauschen klassifizieren. |
PC Games Hardware | Der Radiallüfter erreicht seine (gute) 0,3 Sone Idle-Lautheit bereits bei 22 Prozent PWM-Signal. | Die Lautheit des Radialgebläses liegt dabei zwischen 3,7 Sone (49% PWM) und 4,5 Sone (53% PWM), im Mittel ist die GTX 980 Ti also vergleichber laut wie ihre große Schwester Titan X. Spulenfiepen weist unser 980-Ti-Testmuster nur im Lastbereich ab etwa 250 bis 300 Fps auf, tendenziell ist die Fieplautstärke aber etwas höher als bei der Titan X. Das ist nicht außergewöhnlich, mehr oder minder auffälliges Spulenfiepen lässt sich auf fast allen leistungsfähigen Grafikkarten provozieren und im Falle der GTX 980 Ti liegt dessen Niveau auf dem anderer Referenzkarten von AMD und nVidia. |
ComputerBase | Beim selben Kühlsystem wundert es nicht, dass unter Windows dieselbe Lautstärke heraus kommt: Mit 30 Dezibel ist die GeForce GTX 980 Ti im 2D-Modus genauso laut beziehungsweise leise wie zum Beispiel das Referenzdesign der GeForce GTX 980 und der GeForce GTX Titan X. Die Grafikkarte ist damit hörbar, stört aber nicht. | Unter Last schafft es die GeForce GTX 980 Ti dann auf 47 Dezibel, was gerade noch akzeptabel ist. Mit maximierten Einstellungen und damit den höchstmöglichen Standard-Frequenzen ist der 3D-Beschleuniger mit 51 Dezibel dann schon störend laut. Vor allem in leisen Spielsequenzen ist ein andauerndes Rauschen zu hören. In puncto Spulenfiepen gibt es bei der Referenzkarte nichts Negatives zu berichten. Ja, auch die GeForce GTX 980 Ti gibt, wie jede andere Grafikkarte, Störgeräusche von sich. Diese fallen aus einem geschlossenen Gehäuse aber weder bei hohen noch bei niedrigen FPS-Raten auf. |
Hardwareluxx | Da nVidia für die GeForce GTX 980 Ti den gleichen bzw. nahezu identischen Kühler verwendet wie bei einigen anderen Karten erwarten wir uns bei der Messung der Idle-Lautstärke auch keinerlei Überraschungen. Mit einem Wert von 37,2 dB(A) liegt die GeForce GTX 980 Ti innerhalb des zu erwartenden Bereichs. | Im Vergleich zu den anderen Karten gewöhnlich deutlich besser verhält sich das Referenzdesign unter Last und auch das wird von der GeForce GTX 980 Ti bestätigt. Mit 48,3 dB(A) können wir zwar auch hier nicht von einer wirklich leisen Kühlung sprechen, wir bewegen uns aber in einem sehr erträglichen Rahmen, der vor allem in Anbetracht der gebotenen Leistung positiv zu bewerten ist. |
Tom's Hardware | - | Betrachten wir jedoch zunächst das entstehende Frequenzspektrum, wenn der Lüfter im Gaming-Loop die Karte auf 83°C bändigen muss. Die Werte für die Titan X und die GTX 980 Ti bleiben dabei deckungsgleich, da sowohl Kühleraufbau als auch Drehzahlen komplett identisch sind. Wir können kein tieferfrequentes Motorgeräusch messen, wie es bei den meisten Board-Partner-Lüftern leider oft genug der Fall ist. Was wir hören, ist ein angenehmes und relativ breitbandiges Rauschen, das über den zwei etwas ausgeprägteren Bereichen bei 1,2 und 1,9 KHz einsetzt. Spannungswandlergeräusche ("Spulenfiepen"), die meist bei etwa sechs bis sieben Kilohertz nachweisbar wären, glänzen hier durch Abwesenheit. Der Rest ab etwa 10 KHz ist dann nur noch reine Luftbewegung. |