Launch-Analyse AMD Ryzen 2000 (Seite 2)

Samstag, 21. April 2018
 / von Leonidas
 

Gemäß dieser preislichen Ansetzungen sind somit die Duelle "Ryzen 7 2600X vs. Core i5-8600K" sowie "Ryzen 7 2700X vs. Core i7-8700K" besonders interessant – die kleineren Modelle Ryzen 5 2600 und Ryzen 7 2700 wurden leider zu selten getestet, um selbige dieserart genau betrachten zu können. Neben den beiden Hauptduellen sind sicherlich noch die AMD-internen Vergleiche zu den jeweiligen Vorgängern Ryzen 5 1600X bzw. Ryzen 7 1800X interessant, daneben wurde der Core i7-7700K als Spitzenmodell aus der Ära der (schnellen) Vierkern-Prozessoren mit in die nachfolgende Benchmark-Übersicht zur Anwendungs-Performance aufgenommen. Wie üblich wurden dabei die Performance-Ergebnisse aller ausgewerteten Testberichte indiziert und letztlich die dabei entstandenen Zwischenergebnisse noch einmal zu einem allgemeinem Index-Wert verarbeitet (mit leichter Gewichtung zugunsten jener Testberichte mit vielen Vergleich-CPUs und Einzelbenchmarks).

Die sich vor diesen Benchmarks sicherlich ergebende Frage, ob denn nun durchgehend mit allen Patches und BIOS-Updates gegen Meltdown & Spectre getestet wurde, kann leider nicht wirklich beantwortet werden. Einzelne Webseiten haben entsprechendes zu ihren Tests notiert, die meisten schweigen sich zu dieser Problematik jedoch aus. Dabei dürften alle Intel-Systeme wohl bereits mit entsprechenden Patches & BIOS-Updates versehen sein, sofern es sich um aktuelle Benchmarks handelt. Gerade bei den AMD-Systemen kann dies jedoch nicht in jedem Fall garantiert werden, da AMDs kürzliche Microcode-Updates womöglich zu spät für einige Hardwaretester kamen, die bereits an ihrem Ryzen-2000-Bericht gearbeitet hatten. Andererseits gilt auch, das bislang auf AMD-Seite noch nicht von beachbaren Performance-Differenzen nach Einspielung aller benötigten Fixes berichtet wurde – allenfalls gab es singuläre Ausreißer bei der Festplatten-Performance, was für die nachfolgenden CPU-Benchmarks jedoch keine Rolle spielen wird.

Anwendungen i7-7700K i5-8600K i7-8700K R5-1600X R7-1800X R5-2600X R7-2700X
Technik KBL, 4C +HT, 4.2/4.5 GHz CFL, 6C, 3.6/4.3 GHz CFL, 6C +HT, 3.7/4.7 GHz, Zen, 6C +SMT, 3.6/4.0 GHz Zen, 8C +SMT, 3.6/4.0 GHz Zen+, 6C +SMT, 3.6/4.2 GHz Zen+, 8C +SMT, 3.7/4.3 GHz
AnandTech  (15 Tests) 74,4% - 100% 82,6% 99,4% 91,9% 111,0%
Bit-Tech  (5 Tests) - 80,4% 100% 87,0% 101,0% 96,7% 118,2%
ComputerBase  (9 Tests) 72% - 100% 85% 103% 92% 112%
GameStar  (5 Tests) 81,1% - 100% - 93,6% - 104,2%
Golem  (6 Tests) - - 100% - 97,6% - 107,9%
Guru3D  (10 Tests) - 74,3% 100% 87,4% 107,3% 93,7% 120,7%
Hardware.fr  (12 Tests) 75,5% 76,5% 100% 79,7% 101,1% 89,8% 113,2%
Hardwareluxx  (7 Tests) 71,9% - 100% - 103,3% 94,0% 116,5%
Lab501  (9 Tests) - 73,0% 100% 73,3% 90,6% 80,0% 97,6%
LanOC  (8 Tests) 87,6% - 100% 78,9% 92,6% 87,2% 102,3%
Le Comptoir du Hardware  (17 Tests) 73,7% 76,1% 100% 79,0% 97,2% 84,7% 105,4%
Overclock3D  (7 Tests) 73,9% 80,6% 100% 71,6% 84,1% 83,8% 99,4%
Overclockers  (5 Tests) - - 100% - - 92,4% 122,2%
PC Games Hardware  (4 Tests) 73,9% 80,5% 100% 84,5% 98,1% 92,7% 111,0%
PC Perspective  (11 Tests) 77,6% 76,3% 100% 80,0% 93,3% 86,9% 101,7%
PCLab  (15 Tests) - 86,1% 100% 83,3% 95,1% 88,9% 103,6%
PurePC  (8 Tests) 72,9% 75,4% 100% 81,7% 100,2% 89,0% 108,8%
SweClockers  (7 Tests) 72,9% 67,0% 100% 80,8% 97,5% 88,7% 107,2%
Techgage  (12 Tests) - - 100% - - 91,4% 116,2%
TechPowerUp  (22 Tests) 81,3% 81,0% 100% 80,6% 92,3% 87,0% 101,1%
TechSpot  (10 Tests) 72,0% 74,0% 100% - 103,4% 90,3% 111,1%
The Tech Report  (15 Tests) 71,1% - 100% 77,6% 92,9% 86,6% 104,5%
Tom's Hardware  (21 Tests) 79,4% 83,0% 100% 77,6% 86,4% - 102,1%
Tweakers  (8 Tests) - 81,9% 100% 76,6% 92,2% 86,2% 105,7%
TweakPC  (9 Tests) 71,3% - 100% 76,0% 93,1% 83,0% 102,2%
WASD  (6 Tests) - 88,2% 100% 75,5% 90,0% 85,1% 100,1%
Anwendungs-Performance * 75,7% 78,2% 100% 80,5% 96,2% 88,5% 107,9%
Listenpreis 339$ 257$ 359$ 219$ 349$ 229$ 329$
Straßenpreis ab 281€ ab 218€ ab 313€ ab 168€ ab 288€ ab 225€ ab 319€
* Der Performance-Durchschnitt wurde leicht gewichtet zugunsten jener Testberichte mit vielen Vergleich-CPUs und Einzelbenchmarks.

Auf den ersten Blick ist zu sehen, das der Ryzen 7 2700X sein Duell gegen den Core i7-8700K gewinnt – und dies sogar mit Bravour, wie die immerhin +7,9% Mehrperformance zugunsten von AMD ausdrücken. Rein nur für den (vergleichsweise) geringen Aufwand, welchen AMD betrieben hat, war dies nicht unbedingt zu erwarten, der Ryzen 7 1800X wird um immerhin +12,2% geschlagen. Dabei ist auffällig, das sich AMD oftmals in jenen Benchmarks verbessert, welche bislang Ryzen eher wenig gelegen haben. Meistens sind dies Fälle, wo die besseren Cache- und Speicherlatenzen augenscheinlich voll durchschlagen, und dann teilweise auch überdurchschnittliche Performance-Gewinne ergeben. Viele Benchmarks, wo Ryzen 1000 (nach wie vor) hoffnungslos zurückliegt, sehen bei Ryzen 2000 sehr viel freundlicher aus – AMD ist in diesen nicht unbedingt an der Spitze, aber nicht mehr so weit weg wie früher noch. Zusammen mit jenen Benchmarks, wo AMD bisher schon die typischen Vorteile von Ryzen ausspielen konnte, ergibt dies nunmehr ein insgesamtes Performance-Bild, welches Ryzen 2000 beachtbar vor Intel Coffee Lake zeigt.

Im kleineren Duell von Ryzen 5 2600X gegen Core i5-8600K wird dies noch deutlicher: Hier zieht der AMD-Prozessor dem Intel-Prozessor gleich um +13,1% davon, das ist dann schon ein handfester Unterschied. Im Vergleich gegenüber seinem direkten Vorgänger in Form des Ryzen 5 1600X kann der Ryzen 5 2600X dagegen noch +10,0% Performance oben drauf legen. Im übrigen schlägt laut den neuen Benchmarks zum Launch der Ryzen 2000 Serie nunmehr der "alte" Ryzen 5 1600X den Core i5-8600K inzwischen auch noch geringfügig um +2,9% – dieses Duell ging zum seinerzeitigen Coffee-Lake-Launch noch genau umgedreht aus (+2,6% für Intel). Aufgrund seines wirklich niedrigen Abverkaufspreis ist der Ryzen 5 1600X zudem weiterhin einen gewissen Blick wert, für seine +10% Mehrperformance kostet der Ryzen 5 2600X schließlich derzeit stolze +34% mehr.

Zu den Modellen ohne "X" – namentlich Ryzen 5 2600 und Ryzen 7 2700 gab es wie gesagt nur sehr wenige Tests, so das selbige extra ausgewertet werden mussten und dies auch nur mit einem ungefähren Performance-Index enden kann. Dennoch sieht es schon einmal ganz gut aus für die non-X-Modelle: Der Ryzen 5 2600 erreicht ein etwas besseres Performance-Niveau als der Ryzen 5 1600X – und legt sich damit zu einem Listenpreis von 199 Dollar mit der 257-Dollar-CPU Core i5-8600K erfolgreich an, dafür wird also der Ryzen 5 2600X nicht einmal zwingend benötigt. Der Ryzen 7 2700 kommt hingegen knapp hinter dem Ryzen 7 1800X heraus, in etwa auf dem Performance-Niveau des Core i7-8700 – für den gesetzten Preis eine ehrbare Vorstellung.

Anwendungen i7-8700K R5-1600X R7-1800X R5-2600 R5-2600X R7-2700 R7-2700X
Technik CFL, 6C +HT, 3.7/4.7 GHz, Zen, 6C +SMT, 3.6/4.0 GHz Zen, 8C +SMT, 3.6/4.0 GHz Zen+, 6C +SMT, 3.4/3.9 GHz Zen+, 6C +SMT, 3.6/4.2 GHz Zen+, 8C +SMT, 3.2/4.1 GHz Zen+, 8C +SMT, 3.7/4.3 GHz
AnandTech  (15 Tests) 100% 82,6% 99,4% 84,7% 91,9% 97,1% 111,0%
ComputerBase  (9 Tests) 100% 85% 103% 88% 92% 97% 112%
Tweakers  (8 Tests) 100% 76,6% 92,2% - 86,2% 90,8% 105,7%
Anwendungs-Performance * 100% 80,5% 96,2% ~83% 88,5% ~93% 107,9%
Listenpreis 359$ 219$ 349$ 199$ 229$ 299$ 329$
Straßenpreis ab 313€ ab 168€ ab 288€ ab 195€ ab 225€ ab 289€ ab 319€
* Der notierte Performance-Durchschnitt bezieht sich auf die vorangestellte Auswertung aller 26 Launchreviews, die Index-Werte zu Ryzen 5 2600 & Ryzen 7 2700 wurden darauf normiert.

Unter Hinzuziehung der Ergebnisse aus früheren Launch-Analysen, um die noch vorhandenen Lücken zu füllen, läßt sich damit ein vollständiger Performance-Index für die Anwendungs-Performance dieser aktuellen Prozessoren von AMD & Intel aufstellen, welcher (allein nur auf die Werte zum Ryzen-2000-Launch bezogen) auf immerhin ~1610 Einzelbenchmarks basiert. Jener Index enthält auch die "alten" Ryzen-1000-Modelle, da jene ja nach wie vor verfügbar sind bzw. zu ihren (größtenteils sehr günstigen) Abverkaufspreisen durchaus eine Alternative selbst zu den neuen Ryzen-2000-Prozessoren darstellen können. Bezogen nur auf den Vergleich AMDs Ryzen 2000 gegen Intels Coffee Lake gewinnt AMD die drei Duelle "Ryzen 7 2700X vs. Core i7-8700K", "Ryzen 5 2600X vs. Core i5-8600K" sowie "Ryzen 5 2600 vs. Core i5-8500" jeweils ziemlich klar, und muß nur im Vergleich "Ryzen 7 2700 vs. Core i7-8700" etwas zurückstecken.

(vorläufiger) Index zur Anwendungs-Performance
AMD Ryzen 1000/2000 Intel Coffee Lake
8C +SMT, 3.7/4.3 GHz, 105W TDP, 329$, ab 319€ Ryzen 7 2700X 108%
100% Core i7-8700K 6C +HT, 3.7/4.7 GHz, 95W TDP, 359$, ab 313€
~98% Core i7-8700 6C +HT, 3.2/4.6 GHz, 65W TDP, 303$, ab 277€
8C +SMT, 3.6/4.0 GHz, 95W TDP, 349$, ab 288€ Ryzen 7 1800X 96%
8C +SMT, 3.2/4.1 GHz, 65W TDP, 299$, ab 289€ Ryzen 7 2700 ~93%
8C +SMT, 3.4/3.8 GHz, 95W TDP, 309$, ab 254€ Ryzen 7 1700X 91%
6C +SMT, 3.6/4.2 GHz, 95W TDP, 229$, ab 225€ Ryzen 5 2600X 88%
8C +SMT, 3.0/3.7 GHz, 65W TDP, 299$, ab 235€ Ryzen 7 1700 ~84%
6C +SMT, 3.4/3.9 GHz, 65W TDP, 199$, ab 195€ Ryzen 5 2600 ~83%
6C +SMT, 3.6/4.0 GHz, 95W TDP, 219$, ab 168€ Ryzen 5 1600X 80%
78% Core i5-8600K 6C, 3.6/4.3 GHz, 95W TDP, 257$, ab 218€
~76% Core i5-8600 6C, 3.1/4.3 GHz, 65W TDP, 213$, ab 210€
6C +SMT, 3.2/3.6 GHz, 65W TDP, 189$, ab 147€ Ryzen 5 1600 ~73% Core i5-8500 6C, 3.0/4.1 GHz, 65W TDP, 192$, ab 188€
71% Core i5-8400 6C, 2.8/4.0 GHz, 65W TDP, 182$, ab 158€

Damit hat AMD mit Ryzen 2000 (mal wieder) die besten Prozessoren im Anwendungs-Bereich aufgestellt. Dies hatte man seinerzeit auch schon mit Ryzen 1000 erreicht, dies jedoch noch zu höheren Preislagen, welche teilweise den im Consumer-Bereich üblichen Preisbereich verlassen haben. Zudem hatte Coffee Lake später im Jahr 2017 AMD einige der Performance-Lorbeeren abgenommen – welche sich Ryzen 2000 nunmehr eindrucksvoll wieder zurückholt, nun auch mit durchgehend passenden Preispunkten. Sicherlich ist speziell unter Gamern das Augenmerk nicht unbedingt auf die größtmögliche Anwendungs-Performance ausgerichtet – aber jene zu haben, ist dennoch nett. Und davon abgesehen bietet AMD professionellen Anwendern mit dieser Vorstellung erstklassige Argumente an, über AMD als CPU-Lieferanten nachzudenken – und dies selbst aus reiner Performance-Sicht heraus, vom besseren Preis/Leistungs-Verhältnis gar nicht erst zu reden.