Mit den Prozessoren der Ryzen 2000 Serie schickt AMD nunmehr die zweite Ryzen-Generation ins Gefecht gegen Intels nach wie vor existierende Marktdominanz. Nominell stellt "Ryzen 2000" nur einen typischen Refresh dar, da AMD nichts an der eigentlichen CPU-Architektur verändert hat und nur das leicht verbesserte 12nm-Fertigungsverfahren nutzt. Und dennoch existiert ein vergleichsweise hohes Vorab-Interesse an Ryzen 2000 – kann AMD nunmehr unter einem ausgebauten und gereiften Ökosystem angreifen, während Intel sein Pulver mit der zweiten Welle von Coffee Lake bereits weitgehend verschossen hat. Vor allem aber setzt AMD zum Launch von Ryzen 2000 wesentlich freundlichere Preislagen an: Gingen seinerzeit die Sechs- und Achtkerner von Ryzen 1000 noch zu Listenpreisen zwischen 219 und 499 Dollar an den Start, verlangt AMD nunmehr für die sogar höher taktenden Modelle von Ryzen 2000 nur noch zwischen 199 und 329 Dollar. Unsere Launch-Analyse wird primär versuchen, über die Auswertung von vielen Benchmark-Ergebnissen ein möglichst zusammenhängendes Bild von Performance und nachfolgend dann dem Preis/Leistungs-Verhältnis bei AMDs Ryzen 2000 im Vergleich zu Intels Coffee Lake aufzustellen.
Ryzen 2000 bzw. Pinnacle Ridge basiert auf der Zen+ Architektur-Ausbaustufe, welche sowohl in Theorie als auch Praxis nur einen geringfügigen Fortschritt gegenüber der originalen Zen-Architektur der Ryzen-1000-Prozessoren darstellt. Im genauen hat sich AMD bei Pinnacle Ridge zweier Dinge angenommen: Zum einen setzt man nun auf die 12nm-Fertigung von Hausfertiger GlobalFoundries, was gewisse Vorteile bei Stromverbrauch (auf gleicher Taktrate) sowie den maximal erreichbaren Taktraten ergibt. Interessanterweise hat man dabei die Möglichkeit zur Schrumpfung der Chipfläche nicht genutzt – möglicherweise war der Prozessor somit einfacher zu realisieren, möglicherweise verlagerte dies zusätzlich die Vorteile zugunsten von Stromverbrauch und Taktbarkeit. In jedem Fall ist somit das Pinnacle-Ridge-Die der Ryzen-2000-Prozessoren mit 4,8 Milliarden Transistoren auf 213mm² Chipfläche trotz (nominell) kleinerer Fertigung genauso schwer und groß wie das Summit-Ridge-Die der Ryzen-1000-Prozessoren.
Große Sprünge macht man mit dieser 12nm-Fertigung von GlobalFoundries allerdings auch nicht: AMD gibt ein Taktraten-Plus von ~250 MHz an – was auch grob dem entspricht, was man dann in der Praxis sehen kann. In dieser sind vielleicht sogar die Verbesserungen einiger Cache- und Speicherlatenzen von größerem Wert, da AMD in diesen Nebendisziplinen teilweise sehr erhebliche Fortschritte erzielt hat – in der Spitze eine um 34% bessere Latenz zum Level2-Cache. Die verschiedenen Latenz-Verbesserungen sollen dann laut AMD für eine IPC-Verbesserung von +3% sorgen – ob dabei der um eine Taktstufe höhere Speichersupport von maximal DDR4/2933 (bei zwei SingleRank-Modulen) bereits eingerechnet wurde, ist unklar, dürfte allerdings auch nicht mehr für einen großen Unterschied sorgen. In der Praxis spielen zumeist die Taktraten-Differenzen eine größere Rolle, während die Latenz-Verbesserungen dafür in einzelnen Tests klar stärker durchschlagen als jene angegebenen durchschnittlich +3%.
Mit diesen Möglichkeiten an der Hand, bringt AMD derzeit vier Modelle in der Ryzen-2000-Serie heraus: Die beiden Sechskerner Ryzen 5 2600 & 2600X sowie die beiden Achtkerner Ryzen 7 2700 & 2700X. Einen "Ryzen 7 2800" gibt es erst einmal nicht und dürfte es auch zukünftig nicht geben, der Ryzen 7 2700X ist als neues Topmodell gedacht, darüber hinaus sollen zukünftig nur noch Threadripper-Prozessoren rangieren (welche AMD später in diesem Jahr auf Basis von Pinacle Ridge ebenfalls aktualisieren wird). Allen vier neuen Prozessoren gemeinsam sind höhere Taktraten gegenüber Ryzen 1000 sowie vergleichsweise aggressive Preispunkte – während AMD Ryzen 1000 bei dessen seinerzeitigem Launch noch bei 499 Dollar Listenpreis (für den Ryzen 7 1800X) enden ließ, ordnet sich der Ryzen 7 2700X mit einem Listenpreis von 329 Dollar trotz höheren Taktraten sehr viel niedriger ein. Ryzen 5/7 stehen somit bei AMD nunmehr klar für Midrange- bis HighEnd-Gefilde und gehen nicht mehr preislich ins Enthusiasten-Segment hinein.
Basis | Kerne | Takt | unl. | L2+L3 | TDP | Kühler | Liste | Straße | Release | |
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Ryzen 7 2700X | Zen+, 12nm | 8C +SMT | 3.7/4.3 GHz | ✓ | 4+16 MB | 105W | Wraith Prism | 329$ | 319€ | 19. April 2018 |
Ryzen 7 1800X | Zen, 14nm | 8C +SMT | 3.6/4.0 GHz | ✓ | 4+16 MB | 95W | ohne | 349$ | 288€ | 2. März 2017 |
Ryzen 7 1700X | Zen, 14nm | 8C +SMT | 3.4/3.8 GHz | ✓ | 4+16 MB | 95W | ohne | 309$ | 254€ | 2. März 2017 |
Ryzen 7 2700 | Zen+, 12nm | 8C +SMT | 3.2/4.1 GHz | ✓ | 4+16 MB | 65W | Wraith Spire LED | 299$ | 289€ | 19. April 2018 |
Ryzen 7 1700 | Zen, 14nm | 8C +SMT | 3.0/3.7 GHz | ✓ | 4+16 MB | 65W | Wraith Spire LED | 299$ | 235€ | 2. März 2017 |
Ryzen 5 2600X | Zen+, 12nm | 6C +SMT | 3.6/4.2 GHz | ✓ | 3+16 MB | 95W | Wraith Spire | 229$ | 225€ | 19. April 2018 |
Ryzen 5 1600X | Zen, 14nm | 6C +SMT | 3.6/4.0 GHz | ✓ | 3+16 MB | 95W | ohne | 219$ | 168€ | 11. April 2017 |
Ryzen 5 2600 | Zen+, 12nm | 6C +SMT | 3.4/3.9 GHz | ✓ | 3+16 MB | 65W | Wraith Stealth | 199$ | 195€ | 19. April 2018 |
Ryzen 5 1600 | Zen, 14nm | 6C +SMT | 3.2/3.6 GHz | ✓ | 3+16 MB | 65W | Wraith Spire | 189$ | 147€ | 11. April 2017 |
Ryzen 5 1500X | Zen, 14nm | 4C +SMT | 3.5/3.7 GHz | ✓ | 2+16 MB | 65W | Wraith Spire | 174$ | 140€ | 11. April 2017 |
Ryzen 5 2400G | Zen, 14nm+ | 4C +SMT | 3.6/3.9 GHz | ✓ | 2+4 MB | 65W | Wraith Stealth | 169$ | 128€ | 12. Febr. 2018 |
Ryzen 5 1400 | Zen, 14nm | 4C +SMT | 3.2/3.4 GHz | ✓ | 2+8 MB | 65W | Wraith Stealth | 169$ | 120€ | 11. April 2017 |
Ryzen 3 1300X | Zen, 14nm | 4C | 3.5/3.7 GHz | ✓ | 2+8 MB | 65W | Wraith Stealth | 129$ | 112€ | 27. Juli 2017 |
Ryzen 3 1200 | Zen, 14nm | 4C | 3.1/3.4 GHz | ✓ | 2+8 MB | 65W | Wraith Stealth | 109$ | 91€ | 27. Juli 2017 |
Ryzen 3 2200G | Zen, 14nm+ | 4C | 3.5/3.7 GHz | ✓ | 2+4 MB | 65W | Wraith Stealth | 99$ | 81€ | 12. Febr. 2018 |
Alle Ryzen-Prozessoren (außer Threadripper) kommen im Sockel AM4 daher und sind damit auf allen Mainboards aus AMDs 300/400er Chipsatz-Serien einsetzbar. Ryzen 1000 unterstützt maximal DDR4/2666-Speicher, Ryzen 2000 maximal DDR4/2933-Speicher (gilt jeweils für zwei DualRank-Module). |
Vorstehende Auflistung enthält entgegen früheren Portfolio-Auflistungen keine XFR-Aufschläge mehr, da an dieser Stelle eine erhebliche Differenz zwischen Ryzen 1000 & 2000 existiert. Jene basiert nicht auf Silizium- oder Architektur-Änderungen (welche es wie gesagt bei Pinnacle Ridge nicht gab), sondern auf dem mit der 12nm-Fertigung gewonnenen Taktratenspielraum bei gleichzeitig geringerem Stromverbrauch. Dies nutzt AMD für zwei neue Features: Als wichtiges ist "Precision Boost 2" zu nennen, da es die Grenzen des bisherigen Turbo-Modus' vollkommen sprengt: Konnten bisherige Prozessoren von AMD & Intel immer nur bis zu einer bestimmten, vorher exakt festgelegten Taktrate boosten (was dann in umfangreichen Auflistungen der Turbo-Taktraten für alle denkbaren Kern-Belastungen resultierte), dürfen Ryzen-2000-Prozessoren völlig frei bis zum maximalen Turbo-Takt boosten – egal ob nun mit einem oder gleich allen CPU-Kernen. Mittels Precision Boost 2 liegt der (bestenfalls erreichbare) Allkern-Turbo also immer auf dem maximalen Turbo-Takt, gibt es keine Turbo-Abstufungen mehr.
Das zweite Feature XFR2 setzt dem ganzen dann die Krone auf: Es streicht schlicht die Begrenzung der offiziellen Turbo-Taktrate – die Prozessoren dürften sich also im Rahmen der Limits von Stromverbrauch und CPU-Temperatur so hoch takten, wie es irgendwie geht. War XFR1 von Ryzen 1000 noch auf spezifische maximale Taktraten limitiert, gibt es bei XFR2 von Ryzen 2000 keine entsprechende Maximal-Angabe mehr, darf also nach Lust und Laune geboostet werden. XFR1 & XFR2 ist gemeinsam, dass das Praxiswirken dieses Features zumeist nur in Einzelfällen mit relativ geringen Taktratenaufschlägen überhaupt feststellbar ist. Um aus diesem Feature wirklich Gewinn schlagen zu können, müsste man wohl zuerst die CPU-Temperatur (beispielsweise mit einer leistungsfähigen Wasserkühlung) deutlich nach unten bringen, um einen entsprechenden Spielraum beim Stromverbrauch sowie der CPU-Temperatur selber zu schaffen.
Base-Takt | Turbo 3C-AllC | Turbo 1C/2C | XFR1 (max. 2C) | XFR2 (AllC) | |
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Ryzen 7 2700X | 3.7 GHz | 4.3 GHz | 4.3 GHz | - | unlimitiert |
Ryzen 7 2700 | 3.2 GHz | 4.1 GHz | 4.1 GHz | - | unlimitiert |
Ryzen 7 1800X | 3.6 GHz | 3.7 GHz | 4.0 GHz | 4.1 GHz | - |
Ryzen 7 1700X | 3.4 GHz | 3.5 GHz | 3.8 GHz | 3.9 GHz | - |
Ryzen 7 1700 | 3.0 GHz | 3.2 GHz | 3.7 GHz | 3.75 GHz | - |
Ryzen 5 2600X | 3.6 GHz | 4.2 GHz | 4.2 GHz | - | unlimitiert |
Ryzen 5 2600 | 3.4 GHz | 3.9 GHz | 3.9 GHz | - | unlimitiert |
Ryzen 5 1600X | 3.6 GHz | 3.7 GHz | 4.0 GHz | 4.1 GHz | - |
Ryzen 5 1600 | 3.2 GHz | 3.4 GHz | 3.6 GHz | 3.7 GHz | - |
In der Praxis wird XFR2 also fast keine Auswirkungen haben – ganz im Gegensatz zu Precision Boost 2, welches die AllCore-Turbotaktraten maßgeblich erhöht. Gut zu sehen ist mittels vorstehender Aufstellung, das alle Ryzen-2000-Modellen ihren Ryzen-1000-Vorgängern in dieser Disziplin deutlich davonziehen: Der Ryzen 5 2600 hat einen um +14,7% höhere AllCore-Turbotakt als der Ryzen 5 1600, zwischen Ryzen 5 2600X und Ryzen 5 1600X sind es ähnliche +13,5%. Der Ryzen 7 2700 hat dann einen um sogar +17,1% höheren AllCore-Turbotakt als der Ryzen 7 1700X, während dieser Vergleich zwischen Ryzen 7 2700X und Ryzen 7 1800X mit +16,2% wiederum ähnlich hoch ausgeht. Selbst wenn diese maximalen Turbo-Taktraten nicht in jedem Anwendungs-Fall in voller Höhe erreicht werden, sind damit die Voraussetzungen für gutklassige Performancegewinne durch Ryzen 2000 bereits gelegt.
Rein bezüglich der preislichen Einordnung gibt es zum Glück nicht mehr so ein Drama wie beim seinerzeitigen Coffee-Lake-Launch, wo Intel nicht wirklich lieferfähig war und demzufolge die Realität der Straßenpreise nicht den Vorgaben der Listenpreise entsprachen. Heuer nun ergibt sich sowohl bereits eine Lieferbarkeit der Ryzen-2000-Prozessoren, als auch schon ganz vernünftige Straßenpreise leicht unterhalb des Niveaus der US-Listenpreise. Die neuen Prozessoren haben sicherlich noch das Potential auf ein paar Prozent niedrigere Straßenpreise, aber dieser Punkt dürfte erst im Laufe der Zeit zu erreichen sein. Selbst Intels neue Coffee-Lake-Modelle aus der zweiten Welle von Coffee Lake werden derzeit noch viel näher an ihren Listenpreise angeboten als die schon seit letztem Jahr im Markt stehenden Coffe-Lake-Modelle – gut Ding will Weile haben, auch im Preiskampf der Distributoren und Einzelhändler.
AMD Ryzen | Intel Coffee Lake | |||
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8C +SMT, 3.7/4.3 GHz, 105W TDP, 329$ | Ryzen 7 2700X | ab 319€ | ||
ab 313€ | Core i7-8700K | 6C +HT, 3.7/4.7 GHz, 95W TDP, 359$ | ||
8C +SMT, 3.2/4.1 GHz, 65W TDP, 299$ | Ryzen 7 2700 | ab 289€ | ||
8C +SMT, 3.6/4.0 GHz, 95W TDP, 349$ | Ryzen 7 1800X | ab 288€ | ||
ab 277€ | Core i7-8700 | 6C +HT, 3.2/4.6 GHz, 65W TDP, 303$ | ||
8C +SMT, 3.4/3.8 GHz, 95W TDP, 309$ | Ryzen 7 1700X | ab 254€ | ||
8C +SMT, 3.0/3.7 GHz, 65W TDP, 299$ | Ryzen 7 1700 | ab 235€ | ||
6C +SMT, 3.6/4.2 GHz, 95W TDP, 229$ | Ryzen 5 2600X | ab 225€ | ||
ab 218€ | Core i5-8600K | 6C, 3.6/4.3 GHz, 95W TDP, 257$ | ||
ab 210€ | Core i5-8600 | 6C, 3.1/4.3 GHz, 65W TDP, 213$ | ||
6C +SMT, 3.4/3.9 GHz, 65W TDP, 199$ | Ryzen 5 2600 | ab 195€ | ||
ab 188€ | Core i5-8500 | 6C, 3.0/4.1 GHz, 65W TDP, 192$ | ||
6C +SMT, 3.6/4.0 GHz, 95W TDP, 219$ | Ryzen 5 1600X | ab 168€ | ||
ab 158€ | Core i5-8400 | 6C, 2.8/4.0 GHz, 65W TDP, 182$ | ||
6C +SMT, 3.2/3.6 GHz, 65W TDP, 189$ | Ryzen 5 1600 | ab 147€ |