Mit dem 27. Juli hat AMD sein Ryzen-Portfolio in Form der "Ryzen 3" CPU-Modelle nach unten hin abgerundet. Die hierbei in den Markt gebrachten Modelle "Ryzen 3 1200" und "Ryzen 3 1300X" stellen die bislang größte vorhandene Abspeckung des Zeppelin-Dies dar, da von den ursprünglich 8 CPU-Kernen samt SMT bei beiden Ryzen-3-Modellen nur noch 4 CPU-Kerne aktiv sind, SMT hingegen deaktiviert fehlt. Dafür sinken natürlich auch die Listenpreise entsprechend – beide neue Ryzen-Prozessoren kommen somit im Preisbereich von Intels Core i3 an, was jene für typische Office- und HomeOffice-PCs qualifiziert. Was Ryzen 3 1200 und 1300X auf dieser Ausgangslage erreichen können bzw. welche Anwendungs- und Spiele-Performance die (zahlreich erschienen) Launchreviews ermittelt haben, wollen wir nachfolgend (nachträglich) dokumentieren und natürlich mittels der bekannten Benchmark-Auswertungen entsprechend verdichten.
Dabei wollen wir (abweichend von anderen CPU-Launches) das Thema "Ryzen 3" nicht gänzlich vertiefen, denn die vorgenannte Ausgangslage gibt eigentlich schon die grundsätzliche Marschrichtung vor: Primärer Einsatzort dieser Prozessoren (wie auch von Intels Counterpart in Form des Core i3) sind nicht gerade Gaming-Systeme, sondern eben in erster Linie mittelprächtig motorisierte und somit auch mittelpreisige Arbeitssysteme. Der schon genannte Core i3 war hierfür über lange Jahre eine gute Lösung – ausreichend fix für normale Aufgaben, sogar mit gewissen Zukunftsreserven über die gleich 4 CPU-Threads, dazu laufruhig und energieeffizient.
Kerne | Takt | XFR | unl. | L2 | L3 | TDP | Kühler | Listenpreis | Release | |
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Ryzen 7 1800X | 8 +SMT | 3.6/4.0 GHz | 4.1 GHz | ✓ | 4 MB | 16 MB | 95W | ohne | 499$ | 2. März 2017 |
Ryzen 7 1700X | 8 +SMT | 3.4/3.8 GHz | 3.9 GHz | ✓ | 4 MB | 16 MB | 95W | ohne | 399$ | 2. März 2017 |
Ryzen 7 1700 | 8 +SMT | 3.0/3.7 GHz | 3.75 GHz | ✓ | 4 MB | 16 MB | 65W | Wraith Spire LED | 329$ | 2. März 2017 |
Ryzen 5 1600X | 6 +SMT | 3.6/4.0 GHz | 4.1 GHz | ✓ | 3 MB | 16 MB | 95W | ohne | 249$ | 11. April 2017 |
Ryzen 5 1600 | 6 +SMT | 3.2/3.6 GHz | 3.7 GHz | ✓ | 3 MB | 16 MB | 65W | Wraith Spire | 219$ | 11. April 2017 |
Ryzen 5 1500X | 4 +SMT | 3.5/3.7 GHz | 3.9 GHz | ✓ | 2 MB | 16 MB | 65W | Wraith Spire | 189$ | 11. April 2017 |
Ryzen 5 1400 | 4 +SMT | 3.2/3.4 GHz | 3.45 GHz | ✓ | 2 MB | 8 MB | 65W | Wraith Stealth | 169$ | 11. April 2017 |
Ryzen 3 1300X | 4 | 3.5/3.7 GHz | 3.9 GHz | ✓ | 2 MB | 8 MB | 65W | Wraith Stealth | 129$ | 27. Juli 2017 |
Ryzen 3 1200 | 4 | 3.1/3.4 GHz | 3.45 GHz | ✓ | 2 MB | 8 MB | 65W | Wraith Stealth | 109$ | 27. Juli 2017 |
Alle Ryzen-Prozessoren (außer Threadripper) kommen im Sockel AM4 daher und sind damit nur auf Mainboards mit AMDs 300er Chipsatz-Serie einsetzbar. |
AMDs Ryzen 3 will nunmehr dasselbe bieten – und gibt dem Käufer aber gleich 4 echte CPU-Kerne mit, allerdings ohne SMT und damit wiederum "nur" 4 CPU-Threads. Die Taktraten der beiden Ryzen-3-Modelle sind dabei Ryzen-typisch und sogar bis auf eine minimale Abweichung gleich zu Ryzen 5 – anders formuliert ist Ryzen 3 fast wie Ryzen 5 ohne SMT. Das SMT-Feature wird im Anwendungs-Bereich für einen gewissen Performance-Unterschied sorgen, könnte im Spiele-Bereich allerdings sogar eher für Ryzen 3 sprechen, da AMDs Ryzen bei SMT hier und da noch ein paar Performance-Nachteile hat. In jedem Fall kann AMD mit dem Pfund wuchern, die dato günstigsten Vierkerner anzubieten (Intels LowPower-Prozessoren der Atom-Riege nicht eingerechnet).
Ein gewisses Ungemach droht Ryzen 3 allerdings durch die günstigen Preislagen der Pentium-Prozessoren – welche ab der Kaby-Lake-Generation nun auch HyperThreading beherrschen, und damit technologisch kaum schlechter als ein Core i3 sind. Zum gänzlichen Erreichen des Core i3 fehlt den Kaby-Lake-Pentiums noch ein wenig Taktrate sowie im eigentlichen das AVX-Feature – welches Intel bei diesen Pentium-Prozessoren deaktiviert hat. Manchmal kann man dessen Wirken in einzelnen Benchmarks sehen, wenn die Kaby-Lake-Pentiums auch einmal deutlich schlechter als ein Core i3 herauskommen (klar über der mittels des Taktraten-Differenz anzunehmenden Marge) – aber bisher gibt es nirgendwo Fälle, wo dies zu großen, überdimensionalen Unterschieden führen würde. Für den Augenblick kann man (mit etwas Performanceverlust) tatsächlich ohne AVX leben – womit jene Kaby-Lake-Pentiums somit genauso einen Kontrahenten zu AMDs Ryzen 3 geben können.
AMD Ryzen | Intel Kaby Lake | |||
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182$ | Core i5-7400 | 4C, 3.0/3.5 GHz, 6 MB L3, HD 630, 65W TDP | ||
4C +SMT, 3.2/3.4 GHz +XFR, 8 MB L3, 65W TDP | Ryzen 5 1400 | 169$ | ||
168$ | Core i3-7350K | 2C +HT, 4.2 GHz, 4 MB L3, HD 630, 60W TDP | ||
149$ | Core i3-7320 | 2C +HT, 4.1 GHz, 4 MB L3, HD 630, 51W TDP | ||
138$ | Core i3-7300 | 2C +HT, 4.0 GHz, 4 MB L3, HD 630, 51W TDP | ||
4C, 3.5/3.7 GHz +XFR, 8 MB L3, 65W TDP | Ryzen 3 1300X | 129$ | ||
117$ | Core i3-7100 | 2C +HT, 3.9 GHz, 3 MB L3, HD 630, 51W TDP | ||
4C, 3.1/3.4 GHz +XFR, 8 MB L3, 65W TDP | Ryzen 3 1200 | 109$ | ||
86$ | Pentium G4620 | 2C +HT, 3.7 GHz, 3 MB L3, kein AVX, HD 630, 51W TDP | ||
75$ | Pentium G4600 | 2C +HT, 3.6 GHz, 3 MB L3, kein AVX, HD 630, 51W TDP | ||
64$ | Pentium G4560 | 2C +HT, 3.5 GHz, 3 MB L3, kein AVX, HD 610, 51W TDP |
Nichtsdestotrotz muß der hauptsächliche Vergleich natürlich gegenüber Intels Core-i3-Prozessoren erfolgen – und dort primär gegenüber den preislich Ryzen 3 naheliegenden Modellen Core i3-7100 und Core i3-7300. Die kürzlich bereits erwähnten neuen Modelle Core i3-7120 und Core i3-7340 sind dagegen augenscheinlich noch nicht im Markt und müssen daher bislang noch nicht beachtet werden. Leider hat eine hohe Anzahl der erschienenen Launchreviews kaum passenden Vergleichs-Benchmarks zu bieten, fehlen sehr oft die Messungen speziell gegen die Core-i3-Modelle. Benchmarks gegen Core i7 oder ältere Intel-Prozessoren sind zwar auch ganz nett, aber vor der Kür ist natürlich immer zuerst die Pflicht zu erledigen – und diese besteht im Vergleich gegen Prozessoren des gleichen Preisbereichs.
Letztendlich ist aufgrund der schieren Massen an Launchreviews aber dennoch eine sehr breite Auswahl an auswertbaren Benchmarks zusammengekommen. Dabei wurde darauf geachtet, neben dem primären Vergleich zum Core i3 möglichst immer auch den Vergleich zu den jeweiligen "Rändern" mit abbilden zu können – sprich nach unter zum Pentium und nach oben zu Ryzen 5 und Core i5. Die hier und da vorhandenen Lücken konnten in diesem Fall recht einfach gefüllt werden, da meistens Vergleichswerte zu nur (leicht) anders getakteten Modellen derselben CPU-Serie vorlagen (beispielsweise Ryzen 5 1500X anstatt 1400 oder Core i5-7500 anstatt -7400), dies erleichterte die Interpolation bei fehlenden Werten ungemein. Auf Basis von ca. 1080 Einzel-Messungen von 15 verschiedenen Webseiten ergab sich somit folgendes Bild zur Anwendungs-Performance von Ryzen 3:
Anwendungen | G4560 | R3-1200 | i3-7100 | R3-1300X | i3-7300 | i3-7350K | R5-1400 | i5-7400 |
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Technik | Kaby Lake, 2C+HT, 3.5 GHz | Zen, 4C, 3.1/3.4 GHz +XFR | Kaby Lake, 2C+HT, 3.9 GHz | Zen, 4C, 3.5/3.7 GHz +XFR | Kaby Lake, 2C+HT, 4.0 GHz | Kaby Lake, 2C+HT, 4.2 GHz | Zen, 4C+SMT, 3.2/3.4 GHz +XFR | Kaby Lake, 4C, 3.0/3.5 GHz |
ComputerBase (15 Tests) | 82% | 89% | 94% | 100% | - | 102% | 108% | 109% |
Golem (6 Tests) | 66,7% | 89,2% | - | 100% | 89,0% | - | - | - |
PC Games Hardware (6 Tests) | 60,2% | 87,3% | - | 100% | - | - | 116,5% | 107,0% |
AnandTech (21 Tests) | 81,3% | 88,0% | 91,2% | 100% | 96,3% | - | - | 103,1% |
Hardware Canucks (11 Tests) | - | 88,8% | 87,9% | 100% | 91,6% | - | 118,1% | - |
KitGuru (5 Tests) | 69,3% | 86,5% | 79,6% | 100% | - | - | 113,6% | 100,7% |
PC Perspective (11 Tests) | 78,8% | 89,1% | 90,1% | 100% | - | 99,3% | - | - |
PCGamer (8 Tests) | - | 86,4% | 86,1% | 100% | - | 92,1% | 120,7% | - |
TechPowerUp (23 Tests) | 85,4% | 88,6% | 96,8% | 100% | 100,2% | - | 106,1% | 106,0% |
TechSpot (11 Tests) | 72,8% | 87,2% | - | 100% | - | 96,0% | 117,5% | - |
Benchmark.pl (7 Tests) | 64,8% | 88,1% | - | 100% | 81,6% | 87,4% | 122,3% | 104,2% |
PCLab (11 Tests) | 75,4% | 89,9% | 89,1% | 100% | - | 97,1% | 107,5% | 101,9% |
Hardware.fr (12 Tests) | 73,5% | 88,1% | 84,7% | 100% | - | 91,7% | 116,5% | - |
Hardware.infos (14 Tests) | 71,9% | 88,2% | 90,0% | 100% | - | 100,0% | 105,2% | - |
Tweakers (9 Tests) | 63,5% | 88,7% | 77,8% | 100% | - | 86,1% | 109,9% | - |
Anwendungs-Performance | 74,7% | 88,3% | 88,5% | 100% | 92,1% | 97,0% | 112,2% | 105,1% |
Listenpreis | 64$ | 109$ | 117$ | 129$ | 138$ | 168$ | 169$ | 182$ |
fehlende Werte anhand vorhandener Werte interpoliert; Durchschnittsbildung gewichtet zugunsten jener Artikel mit höherer Benchmark-Anzahl |
Wie gut zu sehen, legt der Ryzen 3 1200 gegenüber dem Core i3-7100 hierbei eine klare Punktlandung mit ziemlich exakt derselben Performance hin, während der Ryzen 3 1300X gegenüber dem Core i3-7300 sogar eine bemerkbar höhere Performance (+8,6%) aufbietet. Hinzu kommt in beiden Fällen dann auch noch ein minimal besserer Preispunkt zugunsten von AMD. Die Preis- und Performance-Unterschiede sind natürlich auch wiederum (überhaupt) nicht so groß, als das man hierbei einzelne Prozessoren gleich zum alles überstrahlenden Sieger erklären müsste – aber gegenüber AMDs letzten Anstrengungen im Mainstream-Segment, wo man meistens nur unter größerem Augenzudrücken eine halbwegs gleichwertige Performance sehen konnte, ist dies schon ein großer Unterschied.
Beachtbar an den Benchmarks ist vor allem der sehr angenehme Effekt, das Ryzen 3 gegenüber Core i3 nicht wie früher bei AMD üblich sehr schwankende Werte aufbietet, wo es mal sehr gute und mal sehr schlechte Benchmark-Ergebnisse gab. Vielmehr findet sich Ryzen 3 zu allermeist in ähnlichen Höhen und Leistungsregionen wie ein Core i3 wieder, oftmals steht man in den Balkendiagrammen auch gleich direkt nebeneinander. Der früher gern angebrachte Punkt, das man Intel nur deswegen nimmt, weil es dort eben keine dieser Performance-Ausreißer & -Ausrutscher gibt, vielmehr alles irgendwie ähnlich schnell funktioniert, entfällt bei Ryzen 3 komplett – diese CPUs könnte man für viele Benchmarks auch als "Intel" labeln, und man würde dies anhand der Benchmark-Resultate meistens gar nicht bemerken können.
Im Vergleich zu den viel günstigeren Pentium-Prozessoren kommt Ryzen 3 dagegen nicht gänzlich gut weg – teilt sich dieses Schicksal allerdings mit dem Core i3, dies ist also kein expliziter Fehler von Ryzen 3. Der Pentium G4560 erreicht zwar nur 84% des Leistungsniveaus von Ryzen 3 1200, kostet dann aber auch nur 58% von dessen Listenpreis. Wenn die geringere Performance keinen Beinbruch darstellt, kann man hierbei durchaus zur kleineren Variante in Form des Pentiums greifen. Allerdings geht dieser Preisunterschied gerade bei Komplett-Systemen oftmals im Gesamtpreis glatt unter, werden Pentium-basierte Komplett-Systeme auch oftmals an anderen Stellen (Mainboard, Grafiklösung, Netzteil & Gehäuse) reichlich "billig" ausgelegt und muß hierbei immer das konkrete Gesamtangebot sorgsam betrachtet werden.
Nach oben hin zu Ryzen 5 und Core i5 zeigt der Ryzen 3 1300X hingegen ein hervorragendes Bild: Der kleinste Intel-Vierkerner in Form des Core i5-7400 kommt zu einem um +41% höherem Listenpreis gerade einmal mit +5% Mehrperformance daher, ist also umgehend außerhalb jeder Diskussion. Rein AMD-intern will der Ryzen 5 1400 gegenüber dem Ryzen 3 1300X für +12% Mehrperformance auch noch +31% mehr monetären Einsatz sehen, was nicht gerade attraktiv erscheint. Wer mit der vergleichsweise mittelprächtigen Performance dieser Prozessoren leben kann, der fährt hier sicherlich mit Ryzen 3 besser, als gleich zu den günstigsten Modellen von Ryzen 5 oder Core i5 zu greifen. Dies macht nur Sinn, wenn SMT/HT unbedingt mit an Board sein soll, sprich es um gleich 8 CPU-Threads geht – nur dann wäre ein Ryzen-5-Modell vorzuziehen (der Core i5 entfällt mangels HyperThreading aus dieser Wertung).