Nach ausgewerteten ~3280 Einzel-Benchmarks ergibt sich ein vergleichsweise einfach zu beschreibendes Performance-Bild: Die Radeon RX Vega 56 gewinnt in jeder Auflösung gegen die GeForce GTX 1070 – von +2,1% unter FullHD über +5,3% unter WQHD bis zu +6,4% unter UltraHD. Die Differenz ist ergo nicht wirklich groß, dafür aber durchgehend – AMD gewinnt diesen Vergleich also eindeutig. Die vielfältigen Herstellerdesigns der GeForce GTX 1070 können zwar logischerweise eine bessere Performance als das Referenzdesign der Radeon RX Vega 56 bieten – aber selbige AMD-Karte wird es natürlich (später) auch noch in Herstellerdesigns geben.
Die Radeon RX Vega 64 verfehlt ihre Zielsetzung als Kontrahent zur GeForce GTX 1080 dagegen: Unter FullHD sind es -5,9% weniger, unter WQHD dann -3,9% weniger und unter UltraHD noch -2,0% weniger. Wie zu sehen, nähert sich die neue AMD-Karte der GeForce GTX 1080 mit steigender Auflösung immer mehr an, erreicht diese jedoch (bislang) noch nirgendwo. Auch hier gilt, das die Herstellerdesigns nochmals jeweils etwas oben drauf legen werden – wobei in diesem Fall das weitere Potential der Radeon RX Vega 64 aufgrund deren schon exorbitanten Stromverbrauchs wohl etwas niedriger liegt als bei der diesbezüglich friedlicher aufgelegten Radeon RX Vega 56.
Die wassergekühlten Radeon RX Vega 64 "Liquid Cooled" legt dann noch einmal etwas auf die normale Vega 64 oben drauf – je nach Auflösung zwischen 7-8% Mehrperformance stehen hierbei zur Buche. Angesichts des sehr deutlich höheren Preispunkts lohnt dies überhaupt nicht, auch wenn die LC-Karte damit dann zwischen 1-6% besser als die GeForce GTX 1080 (in deren Referenzdesign) herauskommt. Jedes gutklassige Herstellerdesign der normalen Radeon RX Vega 64 wird dies wohl genauso bieten können, insofern erübrigt sich aus Performance-Sicht die weitere Betrachtung dieser Karte komplett. Die "Liquid Cooled" Karte kann man eher denn als (wassergekühlte) Sonderausführung der Radeon RX Vega 64 ansehen, kaum jedoch als eigenständige Grafikkarte.
GTX 1070 | GTX 1080 | GTX 1080 Ti | Vega 56 | Vega 64 | Vega 64 "LC" | |
---|---|---|---|---|---|---|
FullHD-Performance | 84,4% | 100% | 119,1% | 86,2% | 94,1% | ~101% |
WQHD-Performance | 81,9% | 100% | 125,9% | 86,2% | 97,1% | ~105% |
UltraHD-Performance | 81,3% | 100% | 131,2% | 86,6% | 98,0% | ~106% |
Spiele-Verbrauch | 145W | 174W | 236W | 226W | 291W | ~340W |
FullHD Performance-Index | 800% | 960% | 1150% | 820% | 900% | 970% |
4K Performance-Index | 107% | 132% | 175% | 114% | 129% | 139% |
Listenpreis | 379$ | 499$ | 699$ | 399$ | 499$ | 699$ |
Straßenpreis | 430-470€ | 500-560€ | 690-750€ | - | 650-670€ | 780-800€ |
Die Differenz zwischen den beiden Hauptversionen ist allerdings mit +9,1% unter FullHD, +12,6% unter WQHD sowie +13,2% unter UltraHD zwischen Radeon RX Vega 56 und Vega 64 auch nicht gerade überragend hoch – sondern vielmehr AMD-typisch eher gering, trotz Hardware-Unterschied, niedrigeren Taktraten, auch niedrigerem Speichertakt und hoher Differenz beim Power-Limit bzw. der TBP. Dies führt letztlich zu der eher kuriosen Situation, das sich beide neuen AMD-Grafikkarten bei der Gesamt-Performance zwischen GeForce GTX 1070 und 1080 einordnen müssen – die Radeon RX Vega 56 knapp besser als die GeForce GTX 1070, die Radeon RX Vega 64 knapp schlechter als die GeForce GTX 1080.
Interessant ist zudem, das die Radeon RX Vega 56 über alle getesteten Auflösungen hinweg nahezu perfekt diesselbe Performance-Differenz zur GeForce GTX 1080 hinlegt – während die Radeon RX Vega 64 AMD-typisch mit steigenden Auflösungen etwas gegenüber der GeForce GTX 1080 zulegt. Sehr untypisch für AMD ist allerdings, das die Radeon RX Vega 64 mit steigenden Auflösungen gegenüber der GeForce GTX 1080 Ti dann sogar wieder etwas verliert. Beiden neuen AMD-Grafikkarten fehlt augenscheinlich eine (noch) höhere Speicherbandbreite, um das ansonsten gewohnte Ergebnis abzuliefern, wonach AMDs Karten mit steigender Auflösung generell und gegenüber jeder Konkurrenz immer besser werden.
Nicht umsonst werden auch die besten Overclocking-Ergebnisse bei Radeon RX Vega dann erzielt, wenn neben dem Chip vor allem auch der Speicher mit übertaktet wird. Grundvoraussetzung für sinnvolles Übertakten bei Radeon RX Vega ist allerdings das Hochsetzen des Power-Limits – was Fluch und Segen zugleich ist: Beispielsweise die ComputerBase konnte aus einer auf 1677/950 MHz übertakteten Radeon RX Vega 56 immerhin +14% mehr Performance herausholen, aus einer auf 1702/1100 MHz übertakteten Radeon RX Vega 64 dann sogar +16%. Dafür geht jedoch die Leistungsaufnahme wirklich durch die Decke, rein mit maximiertem Power-Limit (noch ohne Übertaktung) sind es schon 342 Watt (nur für die Grafikkarte) bei der Radeon RX Vega 56, respektive astronomische 406 Watt bei der Radeon RX Vega 64. Die jeweils höheren Taktraten eingerechnet, sollten sich beide Grafikkarten im maximierten Übertaktungs-Betrieb jeweils noch etwas mehr gönnen – was dann selbst für Grafikkarten-Enthusiasten in Grenzbereiche geht.
In der Summe der Dinge ist die Vega-Architektur vor über einem Jahr als AMDs Generalangriff auf nVidias Leistungsthron gestartet – und (leider) nur als dessen Bettvorleger gelandet. Die grundsätzliche Zielrichtung (die sich mit einem Grafikchip der Größe von 486mm² einfach von selbst ergibt) in Form des Angriffs auf die GeForce GTX 1080 Ti wurde sogar komplett verfehlt, Vega 10 muß sich vielmehr eine ganze Leistungsklasse tiefer einordnen. Doch selbst an diesem Gnadenbrot hat Vega 10 einigermaßen zu kauen, gelingt es der Radeon RX Vega 64 nicht, gegenüber der GeForce GTX 1080 ernsthafte Akzente zu setzen. Den einzigen Lichtblick setzt die Performance der Radeon RX Vega 56, welche leicht oberhalb der GeForce GTX 1070 herauskommt. Dafür, das nVidia sein Angebot schon seit über einem Jahr im Markt stehen hat und zudem erheblich energieeffizienter zu Werke geht, ist AMDs Vorstellung dennoch eher mager.
Zudem hat AMD derzeit (?) erhebliche Probleme, den angebenenen Preispunkt von Radeon RX Vega 56 & Vega 64 zu halten: Die Karten sind faktisch nur im Rahmen eines der (preishöheren) "Radeon Packs" erhältlich – und selbst diese werden vergleichsweise teuer angeboten. Somit kostet die Radeon RX Vega 64 derzeit rein praktisch lockere 30% mehr (!) als es laut AMDs Listenpreis-Angabe notwendig wäre bzw. sein sollte. Damit ist natürlich keinerlei Staat zu machen, auf dieser Preislage geht die Radeon RX Vega 64 eher in die Konkurrenz zur (viel schnelleren) GeForce GTX 1080 Ti. Sollte jenes Spiel bei der (am 28. August antretenden) Radeon RX Vega 56 genauso laufen, nützt selbiger der Performance-Sieg über die GeForce GTX 1070 dann auch nichts mehr – jener wäre nur bei vergleichbarer Preislage etwas wert.
Basierend auf den aktuellen Preislagen, läßt sich in keinem Fall eine positive Wertung für Radeon RX Vega finden – man kann wirklich nur hoffen, das dies ein temporäres Problem ist und sich die offiziell genannten Listenpreise dann eines Tages doch noch durchsetzen werden. In diesem Fall hätte nVidias GeForce GTX 1070 mit der Radeon RX Vega 56 einen würdigen Gegenspieler gefunden, welcher sogar eigene Akzente bei der Performance setzen kann und beim Stromverbrauch noch nicht völlig abgehoben ist. Der Vergleich GeForce GTX 1080 vs. Radeon RX Vega 64 geht hingegen so oder so zugunsten von nVidia aus – gegenüber der etwas höheren nVidia-Performance sowieso des dramatischen Energieeffizenz-Vorteils müsste AMD eigentlich sogar am Preispunkt der 64er Variante feilen, um wirklich etwas reißen zu können.
Wirklich befriedigend ist dies alles nicht, selbst wenn man über diese preislichen Anfangsprobleme hinwegsehen wollte: Am Ende hat AMD nur einen potentiellen Kontrahenten zur GeForce GTX 1070 auf die Beine stellen können – und dann war der große Vega-Zauber auch schon wieder verflogen. Den Takt im Enthusiasten-Segment des Grafikkarten-Markts gibt damit weiterhin alleinig nVidia vor, deren HighEnd-Lösung GeForce GTX 1080 nicht geschlagen werden konnte und deren Enthusiasten-Angebot GeForce GTX 1080 Ti nicht einmal angegriffen wurde. Da AMDs Grafikchip-Roadmap innerhalb der Vega-Generation nun kaum noch große weitere HighEnd-Impulse sieht (nur den eigentlich dem Profi-Segment zuzurechnenden Vega-20-Chip), muß AMD auch desweiteren kleinere Brötchen backen, und kann erst mit der kaum vor Ende 2018 zu erwartenden Navi-Generation einen neuen Angriff auf nVidia starten.