Launch-Analyse: AMD Radeon R7 265

Sonntag, 16. Februar 2014
 / von Leonidas
 

Am Donnerstag hat AMD mit der Radeon R7 265 eine weitere Grafikkarte der Volcanic-Islands-Generation vorgestellt, welche – wie die meisten Grafikkarten dieser Generation – auf einem altbekannten Grafikchip basiert: Für die Radeon R7 265 wird wieder der Pitcairn-Chip benutzt, welcher innerhalb der Volcanic-Islands-Generation seitens AMD als "Curacao" bezeichnet wird, jedoch wirklich nichts anderes als ein schlicht umbenanntes Pitcairn-Silzium darstellt. Damit wird der Pitcairn-Chip nunmehr bei Radeon HD 7850 & 7870 sowie Radeon R7 265, R9 270 und R9 270X ziemlich breit verwendet, wie dieser Grafikchip auch von Anfang an ziemlichen Zuspruch seitens der Grafikkarten-Käufer aufgrund guter Performance zu vernünftigem Stromverbrauch und guten Preismarken verbuchen konnte.

Speziell die Radeon R7 265 läßt sich dabei grob als "Radeon HD 7850+" beschreiben, da bei der neuen AMD-Grafikkarte der Pitcairn-Chip ähnlich wie bei der Radeon HD 7850 beschnitten wurde: Von den maximal 1280 Shader-Einheiten sind bei beiden Grafikkarten nur 1024 Shader-Einheiten aktiv, das 256 Bit DDR Speicherinterface bleibt dagegen von etwaigen Abspeckungen unberührt. Allerdings taktet die neuere Radeon R7 265 etwas höher als die ältere Radeon HD 7850: Anstatt (festen) 860 MHz Chiptakt gibt es ≤925 MHz Chiptakt, anstatt 2400 MHz Speichertakt gleich 2800 MHz Speichertakt bei der neueren Karte.

Radeon R7 260X Radeon R7 265 Radeon R9 270 GeForce GTX 660
Chipbasis AMD Bonaire, 2,08 Mrd. Transistoren in 28nm auf 160mm² Chipfläche AMD Pitcairn, 2,8 Mrd. Transistoren in 28nm auf 212mm² Chip-Fläche nVidia GK106, 2,54 Mrd. Transistoren in 28nm auf 214mm² Chipfläche
Architektur GCN 1.1, DirectX 11.2b, Mantle & TrueAudio GCN 1.0, DirectX 11.2a & Mantle Kepler, DirectX 11.0 & PhysX
Technik 2 Raster-Engines, 896 Shader-Einheiten, 56 TMUs, 16 ROPs, 128 Bit DDR Interface 2 Raster-Engines, 1024 Shader-Einheiten, 64 TMUs, 32 ROPs, 256 Bit DDR Interface 2 Raster-Engines, 1280 Shader-Einheiten, 80 TMUs, 32 ROPs, 256 Bit DDR Interface 3 Raster-Engines, 960 Shader-Einheiten, 80 TMUs, 24 ROPs, 192 Bit DDR Interface
Taktraten ≤1100/3250 MHz ≤925/2800 MHz ≤925/2800 MHz 980/1033/3000 MHz
Speicher 1/2 GB GDDR5 2 GB GDDR5 2 GB GDDR5 2 GB GDDR5
Bauform DualSlot DualSlot DualSlot DualSlot
Kartenlänge 17,5cm 21-24cm 24cm 24,2cm
Stromstecker 1x 6pol. 1x 6pol. 1x 6pol. 1x 6pol.
TDP 115W 150W 150W 140W
Idle-Verbrauch 8W ~10W ~10W 9W
Spiele-Verbrauch 99W ~105W ~130W 113W
Perf.Index
(19x10 4xAA)
200% 240% 260% 250%
Listenpreis 119$ 149$ 179$ 229$
Straßenpreis 1GB: 100-110€
2GB: 110-120€
erwartet für ca. ~130€ 145-160€ 145-160€
Launch 8. Oktober 2013 13. Februar 2014 13. November 2013 13. September 2012

Diese Daten geben der Radeon R7 265 (im Idealfall) um 7,6% mehr Rechenleistung sowie immerhin um 16,7% mehr Speicherbandbreite gegenüber der Radeon HD 7850 und bringen die neue Karte von deren Rohleistungen her in die Mitte zwischen Radeon HD 7850 & 7870. Der Unterschied zur Radeon R9 270 besteht hingegen nur in der höheren Anzahl an freigeschalteten Shader-Einheiten, was nominell immerhin 25% mehr Rechenleistung zugunsten der Radeon R9 270 ergibt – jedoch keinen Unterschied in der Speicherbandbreite, welche bei beiden Karten gleich ist:

Ausgehend davon sollte in etwa klar sein, wohin die Performance der Radeon R7 265 gehen wird: Irgendwo in die Mitte zwischen Radeon HD 7850 & 7870. Um diese Rohleistungen auch in der Praxis erreichen zu können, muß die Radeon R7 265 ihren Turbo-Takt von ≤925 MHZ natürlich auch in der Praxis halten können – und da es bei der Volcanic-Islands-Generation im Gegensatz zur Southern-Islands-Generation keine festen Chiptakte bzw. garantierten Nominaltaktraten mehr gibt, ist dies ein durchaus wichtiger Punkt. Bislang hat sich allerdings nur der Testbericht von AnandTech mit dieser Frage beschäftigt – welcher jedoch klar aussagt, daß die Radeon R7 265 wie alle anderen Grafikkarten der Volcanic-Islands-Generation mit Chipunterbau aus der Southern-Islands-Generation ihre Turbo-Taktraten auch im 3D-Betrieb faktisch durchgehend halten kann.

Ebenfalls nur eher kurz sind die Beleuchtungen zum Thema Stromverbrauch der Radeon R7 265, welche zudem leider (viel) zu wenige Messungen des reinen Grafikkarten-Stromverbrauchs enthalten. Ausgehend vom vorliegenden Zahlenmaterial läßt sich jedoch abschätzen, daß die Radeon R7 265 im Idle-Betrieb ca. 10 Watt zieht, im Spiele-Betrieb dagegen ca. 105 Watt verbraucht. Dies ist etwas näher an der Radeon HD 7850 (11W/96W) als an der Radeon HD 7870 (13W/120W) und liegt vor allem ganz gut von der Radeon R9 270 (~10W/~130W) entfernt. Die Radeon R7 265 zeigt sich somit als Grafikkarte für diejenigen, welche sich aus dem einen oder anderen Grund beim Stromverbrauch limitieren wollen, ohne aber deswegen gleich in LowCost- oder Mainstream-Gefilde herunterzusteigen müssen.

Bezüglich der Geräuschentwicklung der Karte läßt sich leider wenig allgemeingültiges sagen, da alle Hardware-Tester mit der Sapphire Radeon R7 265 Dual-X ein Hersteller-Eigendesign in den Händen hielten und kein Referenz-Design seitens AMD verfügbar war. Die Sapphire-Karte schlug sich in der Frage der Geräuschentwicklung erwartungsgemäß gut und konnte sogar teilweise bessere Werte verbuchen als weniger stromhungrige Karten wie die Radeon R7 260X. Eine Aussage zu anderen Hersteller-Karte der Radeon R7 265 ist dies natürlich nicht – wobei zu erwarten steht, daß kaum ein Hersteller auf das alte AMD-Referenzdesign zur Radeon HD 7850 setzen wird, sondern daß die Radeon R7 265 vielmehr durchgehend nur in Form von Hersteller-eigenen und damit entsprechend optimierten Kartendesigns in den Markt kommen wird.

Die Performance-Betrachtungen zur Radeon R7 265 sind nominell ziemlich einfach – da man faktisch nur feststellen muß, wie weit die Karte von der Radeon HD 7850, der Radeon HD 7870 oder der Radeon R9 270 auf Basis desselben Grafikchips entfernt liegt, um eine solide insgesamte Performance-Einordnung der neuen AMD-Karte zu finden. Nichtsdestotrotz haben wir alle (der wenigen) verfügbaren Benchmarks zur Radeon R7 265 vollständig ausgewertet, wobei die ComputerBase sowie TechPowerUp sich deutlich mit den ausführlichsten Messungen hervorgetan haben:

1920x1080 4xAA 7850 7870 260X 265 270 270X 660
PC Games Hardware 92,4% - - 100% - 120,8% 102,2%
ComputerBase 90,5% 109,3% 78,3% 100% 107,1% 119,8% 103,4%
AnandTech 91,3% - 78,7% 100% 110,8% 120,0% 98,8%
Guru3D - - 77,7% 100% - 121,0% -
Hardware Canucks - 111,8% 80,5% 100% 112,2% 120,2% 106,5%
TechPowerUp 92% 110% 76% 100% - 121% 108%
1920x1080 8xAA 7850 7870 260X 265 270 270X 660
ComputerBase 92,6% 108,1% 74,5% 100% 106,9% 115,5% 97,7%
1920x1080 4xSSAA 7850 7870 260X 265 270 270X 660
ComputerBase 90,8% 112,1% 81,3% 100% 109,9% 122,7% 107,6%
2560x1600 4xAA 7850 7870 260X 265 270 270X 660
Guru3D - - 69,4% 100% - 121,5% -
TechPowerUp 91% 111% 74% 100% - 122% 104%

Die vorliegende Performance-Werte fügen sich ziemlich gut zu einem zusammenhängenden Gesamtbild zusammen, welches die Radeon R7 265 letztlich exakt in der Mitte zwischen Radeon HD 7850 (Perf.Index 220%) und Radeon HD 7870 (Perf.Index 260%) bei einem Performance-Index von 240% sieht. Die Karte ist damit auch nicht all zu weit von der Performance der Radeon R9 270 (Perf.Index 260%) entfernt, kann jedoch die Radeon R7 260X (Perf.Index 200%) klar distanzieren. Unser Performance-Index ist jedoch nicht ganz exakt in der Frage der Performance zwischen Radeon R7 260X und 265: Die jetzt vorliegenden Benchmarks sehen einen etwas größeren Unterschied zwischen beiden Karten als unser Performance-Index (welche demzufolge zu einem späteren Zeitpunkt entsprechend korrigiert werden muß).

Die GeForce GTX 660 (Perf.Index 250%) kommt dagegen bei den meisten Testberichten minimal schneller als die Radeon R7 265 heraus und ist damit – auch nach dem faktischen Auslaufen der GeForce GTX 650 Ti "Boost" (Perf.Index 220%) – die nächstgelegene nVidia-Grafikkarte. Die GeForce GTX 660 hat jedoch wegen ihres knappen Speicherinterfaces gewisse Schwächen bei höheren Anforderungen wie 2560x1600 oder 8x Anti-Aliasing, unter diesen Disziplinen rückt die Radeon R7 265 dann schon näher an die nVidia-Karte heran.

7850 7870 260X 265 270 270X 660
1920x1080 4xAA 91,8% 110,4% 78,2% 100% 110,2% 120,4% 104,7%
alle anderen Settings 91,5% 110,8% 74,4% 100% 110,1% 120,7% 103,7%
3DC Perf.Index 220% 260% 200% 240% 260% 290% 250%
Spiele-Verbrauch 96W 120W 99W ~105W ~130W 145W 113W
Preislage (2GB) 130-140€ 145-160€ 110-120€ erwartet für ca. ~130€ 145-160€ 160-175€ 145-160€

In der Summe der Dinge ist die Radeon R7 265 eine feine Karte geworden, welche den neuen Einstieg ins Performance-Segment zu einem wirklich vernünftigen Preis markiert: Kommt die Karte wie erwartet für ca. 130 Euro in den Markt, kostet jene damit ca. 15 Euro weniger als die Radeon R7 270, was angesichts des grob 10%igem Performance-Unterschieds ziemlich passend ist. Die GeForce GTX 660 als nahezu direkter Kontrahent auf nVidia-Seite kostet dagegen ebenfalls ab 145 Euro und wäre gegenüber einer Radeon R7 265 ab 130 Euro somit leicht im Nachsehen.

Vor allem aber werden es die schnelleren Modelle des Mainstream-Segments – Radeon R7 260X, die eigentlich schon ausgelaufene GeForce GTX 650 Ti "Boost" und demnächst die GeForce GTX 750 Ti – gegenüber der Radeon R7 265 schwer haben, da die neue AMD-Karte klar mehr Performance als diese Mainstream-Modelle sowie das zukunftsträchtigere 256 Bit DDR Speicherinterface bietet, dafür aber preislich nicht all zu weit entfernt liegt. Die Radeon R7 265 erscheint damit so etwas wie unsere neue Gamer-Einsteigerempfehlung zu werden – eine Grafikkarte, die man für eine gute Gaming-Performance zum niedrigen Preispunkt jederzeit problemlos empfehlen kann. Trotz daß AMD hier nur den zwei Jahre alten Pitcairn-Chip erneut aufwärmt, hat man mit der Radeon R7 265 ein ziemlich ansprechendes Produkt (für seinen Preisbereich) geschaffen.