Bewertung & Fazit

Dienstag, 8. September 2009
 / von Leonidas & TechNickel
 

Leider sind es aus Zeitgründen nicht mehr Benchmarks geworden – das Erschließen von passenden Benchmarks wie auch die Durchführung der Benchmarks selber verschlingt nun einmal bei der von uns angesetzten Methode jede Menge Zeit, die wir allerdings für diesen Artikel nicht zur Verfügung hatten. Dafür haben wir es uns aber im Gegenzug auch gespart, einen Haufen an zumeist nichtssagender Zahlen zu produzieren, sondern können sagen, daß jeder einzelne der von uns zur Verfügung gestellten Benchmark-Zahlen eine hohe Aussagekraft beinhaltet.

So steht Far Cry als Beispiel für eine ganze Reihe an normalerweise Grafikkarten-limitierten Benchmarks, welche aber in Situationen mit vielen Gegner in eine CPU-Limitierung umschlagen. Ein solches Verhalten ist bei einigen Shooter-Spielen zu finden – ganz besonders im Multiplayer-Modus kann es ganz schnell mal zu einer CPU-Limitierung kommen (selbst wenn dort keine K.I. berechnet werden muß). Ebenfalls in diese Riege fallen MMOs wie World of WarCraft oder EVE Online, welche genauso bei hohem Gegner- oder/und Spieleraufkommen regelmäßig in eine heftige CPU-Limitierung umschlagen.

Der Fussball Manager 09 steht hingegen als Beispiel für rundenbasierte Simulationsspiele wie Civilization und ähnliche, wo die Grafikberechnung meist nur der eine Teil der Angelegenheit ist, die im Hintergrund oder am Rundenende laufenden Simulations-Berechnungen dagegen den anderen Teil. Hier ergibt sich durch die Art der Berechnung – teilweise ganz ohne Grafikdarstellung – natürlich immer ein eindeutiges CPU-Limit. Gerade die Performanceanforderungen solcherart von Spielen sind bislang noch so gut wie überhaupt noch nicht beachtet worden.

Und letztlich ist GTA IV – schon allein für sich enorm bedeutet – ein sehr gutes Beispiel für Open-World-Spiele, wo also zugunsten einer möglichst lebendigen Welt haufenweise für das eigentliche Spiel nicht bedeutende Dinge nebenbei her passieren. In GTA IV fahren hierzu NPCs durch die Gegend, gibt es eine Wetter- und Sonnenberechnung und vieles weitere mehr. All dies verlangt in aller Regel enorm an CPU-Leistung und kann selbst in einem Spiel mit ansonsten hervorragender Optik zu einer weitestgehenden CPU-Limitierung führen.

Und wie gesagt wurde dies alles auf absolut realistischen Bildqualitäts-Settings erreicht – nirgendwo musste hierfür die Bildqualität abgesenkt oder aber Anti-Aliasing deaktiviert werden. Der von uns ausgemessenen Vorteil kommt also auch wirklich (eine gute Grafikkarte vorausgesetzt) 1:1 beim Gamer an – diese Benchmarks sind keine Aufzeigung von theoretischen Möglichkeiten, sondern von absolut praktischen Auswirkungen.

Jedoch gibt es natürlich auch genügend andere Benchmarks, welche sich selbst nach intensiver Suche einer CPU-Limitierung verweigern. Als ein Beispiel sei hierbei Crysis genannt, welches wir durch das Heraussuchen einer speziellen Szene sogar schon so weit hatten, bis auf 1680x1050 mit der "High Quality", jedoch ohne Anti-Aliasing, einwandfrei CPU-limitiert zu sein. Mit Anti-Aliasing änderte sich dieses allerdings wieder – und da in der entsprechenden Szene auch noch genügend Luft für Anti-Aliasing war, haben wir diese Benchmarks erst einmal herausgelassen.

Und dies ist nur ein Beispiel – es gibt wie gesagt jede Menge anderer Spiele, welche sich kaum einmal von ihrer grundsätzlichen Grafikkarten-Limitierung trennen. Derzeit läßt sich dies nur grob schätzen, aber sicherlich die Hälfte aller Spiele ist auf heutzutage üblichen Auflösungen und samt Anti-Aliasing fast durchgehend Grafikkarten-limitiert und scheidet damit als echtes Betätigungsfeld hochmoderner CPUs aus. Weitere 30 Prozent aller Spiele dürften je nach Situation Grafikkarten- oder CPU-limitiert sein und nur gute 20 Prozent sind dann durchgehend CPU-limitiert (Prozentwerte alles grobe Schätzungen).

Dies bedeutet zwar, daß eine schnelle CPU unter heutigen Spielen etwas weniger wichtig ist als eine schnelle Grafikkarte – aber auch, daß wenn man rundherum glücklich sein will, die schnelle CPU genauso auch mit dazugehört. Es bestätigt sich hier die alte Faustregel, daß ein PC-System immer ausgewogen aufgebaut sein sollte. Für diesen Fall umformuliert bedeutet dies: Zu einer Grafikkarte des Performance- oder HighEnd-Segments gehört auch eine entsprechend leistungsfähige CPU, ansonsten sieht man halt in einem gewissen Teil der Spiele komplett hinterher.

Nachdem dieser Punkt geklärt ist, wollen wir natürlich noch speziell auf den Core i5-750 als dem heutigen Testkandidaten sowie den Lynnfield-Core allgemein eingehen. Wie zu erwarten war, liegt das Performance-Profil des Core i5-750 Prozessors sehr nahe dem des mit gleichen Takt laufenden Core i7-920 Prozessors – die festgestellten Abweichungen erklären sich primär durch das HyperThreading des letztgenannten Prozessors. Jenes HyperThreading kann dabei durchaus auch schon mal für einen guten Performancegewinn auch unter Spielen sorgen (Far Cry 2), in anderen Titeln ergeben sich aber auch teilweise extrem Framerateneinbrüche mit HyperThreading (GTA IV).

Daneben ergibt sich taktnormiert ein Unterschied zur Core 2 Quad Architektur von runden 30 Prozent, den völlig abweichenden Wert im Fussball Manager 09 einmal beiseitegelassen. Zum Phenom II schwankt der Unterschied taktnormiert ebenfalls um die 30 Prozent, so daß auch hier der Core i5-750 letztlich klar vorn zu sehen, trotz dessen nominell nur mittelprächtiger Taktrate.

Damit bringt der Core i5-750 im Endeffekt die vollständige Nehalem-Performance, welche bisher HighEnd-Gefilden vorbehalten war, ins Mainstream-Segment. Gegenüber in etwa gleichpreisigen Core 2 Quad und dem Phenom II Prozessoren bietet der Core i5-750 die klar bessere Performance, gegenüber den in etwa gleich schnellen Bloomfield-Prozessoren (Core i7-9xx) den klar besseren Plattformpreis. Intel scheint mit dem Core i5-750 alles richtig gemacht zu haben – nicht einmal das Fehlen von HyperThreading ist als Nachteil zu werten, da dieses im Spielealltag wie gesagt zumeist einen eher zweifelhaften Nutzen hat.

Prozessor Mainboard Speicher Gesamtpreis
Core i5-750 (2.66 GHz) 199$ Listenpreis
ca. 170 Euro
P55-Mainboard
ca. 110 Euro
4GB DualChannel-Kit DDR3/1333
ca. 70 Euro
ca. 350 Euro
Core 2 Quad Q9550 (2.83 GHz) 266$ Listenpreis
ca. 190 Euro
P45-Mainboard
ca. 80 Euro
4GB DualChannel-Kit DDR2/1066
ca. 55 Euro
ca. 325 Euro
Phenom II X4 955 BE (3.2 GHz) 245$ Listenpreis
ca. 160 Euro
770-Mainboard
ca. 70 Euro
4GB DualChannel-Kit DDR3/1333
ca. 70 Euro
ca. 300 Euro
Phenom II X4 965 BE (3.4 GHz) 245$ Listenpreis
ca. 205 Euro
770-Mainboard
ca. 70 Euro
4GB DualChannel-Kit DDR3/1333
ca. 70 Euro
ca. 345 Euro

Etwas differierend sieht es dagegen bei den höherwertigen Lynnfield-Prozessoren aus, dem Core i7-860 mit 2.8 GHz Takt und dem Core i7-870 mit 2.93 GHz Takt. Beide haben dem Core i5-750 das HyperThreading-Feature voraus, sind aber ansonsten die selben identischen Lynnfield-Cores. Interessant scheint hier insbesondere das Modell Core i7-860, da es für denselben Plattformpreis von Seiten des Core 2 Quad und sogar der Bloomfield-basierten Core i7 Prozessoren nur bezüglich der Performance langsamere Modelle zu kaufen gibt:

Prozessor Mainboard Speicher Gesamtpreis
Core i7-860 (2.8 GHz) 285$ Listenpreis
ca. 240 Euro
P55-Mainboard
ca. 110 Euro
4GB DualChannel-Kit DDR3/1333
ca. 70 Euro
ca. 420 Euro
Core i7-920 (2.66 GHz) 284$ Listenpreis
ca. 235 Euro
X58-Mainboard
ca. 170 Euro
6GB TripleChannel-Kit DDR3/1066
ca. 105 Euro
ca. 510 Euro
Core 2 Quad Q9650 (3.0 GHz) 316$ Listenpreis
ca. 270 Euro
P45-Mainboard
ca. 80 Euro
4GB DualChannel-Kit DDR2/1066
ca. 55 Euro
ca. 405 Euro

Negativ geht die Sache allerdings für den derzeit schnellsten Lynnfield aus, den Core i7-870. Dessen hoher Listenpreis von immerhin 555 Dollar scheint der Taktrate von nur 2.93 GHz (nur 133 MHz schneller als der Core i7-860) nicht wirklich angepasst, so daß hier das Preis/Leistungsverhältnis (wie aber so oft an der Leistungspitze) nicht mehr stimmt. Allerdings haben in diesem Preisfeld Core 2 Quad und Phenom II nichts mehr mitzureden – es bleibt als einzig verbliebener Wettbewerber der Bloomfield-basierte Core i7, welcher aber auch gleich noch einmal etwas mehr kostet. Hier sind aufgrund des Preis- und Performanceunterschieds letztlich beide Lösungen gangbar:

Prozessor Mainboard Speicher Gesamtpreis
Core i7-870 (2.93 GHz) 555$ Listenpreis
ca. 470 Euro
P55-Mainboard
ca. 110 Euro
4GB DualChannel-Kit DDR3/1333
ca. 70 Euro
ca. 650 Euro
Core i7-950 (3.06 GHz) 562$ Listenpreis
ca. 475 Euro
X58-Mainboard
ca. 170 Euro
6GB TripleChannel-Kit DDR3/1066
ca. 105 Euro
ca. 750 Euro

In der Summe setzen speziell Core i5-750 und Core i7-860 auf Lynnfield-Basis in ihrem Preisbereich jeweils klare neue Bestmarken bezüglich des Preis/Leistungsverhältnisses und sind für Neukäufer faktisch uneingeschränkt zu empfehlen. Intel hat ergo mit dem Lynnfield-Core ein gutes Werk getan, nun wird die Performance der Nehalem-Prozessorenarchitektur erstmals auch für einen größeren Teil des Marktes nutzbar.

Allerdings ist der Lynnfield nun auch wieder nicht so viel schneller, als daß man jetzt sofort ein gutklassiges Core 2 Quad oder Phenom II System verschrotten müsste. Insbesondere wenn sich die DualCore- und QuadCore-Programmierung endlich einmal wirklich breitflächig durchsetzt, kann man auch mit einem dieser "alternativen" QuadCore-Modelle sicherlich auch noch eine ganze Weile sehr gut auskommen. Langfristig scheinen die Lynnfield-Modelle aber als die bessere Wahl, schließlich wird es bei diesen wohl auch noch Nachschub in Form höherer Taktfrequenzen geben – wahrscheinlich sogar verbunden mit einer kleineren Fertigungsgröße (32nm).

Dagegen ist es beim Core 2 Quad nichts mehr an schnellen Taktfrequenzen oder Preissenkungen zu erwarten, Intel wird diese Prozessoren auf dem aktuell hohen Preis belassen und damit sozusagen selbstätig aus dem Markt nehmen. Bei AMD sind hingegen weitere bedeutende Taktstufen auf dem aktuellen 45nm K10-Kern kaum noch anzunehmen – und bislang gibt es seitens AMD keine Pläne, die aktuelle Prozessorenarchitektur noch auf 32nm umzulegen, dieser Schritt ist erst für die 2011 anstehende neue "Bulldozer"-Prozessorenarchitektur geplant.

Insofern ist Intel beim Lynnfield-Core in der (für Intel) seltenen Situation, die wahrscheinlich derzeit zukunftssicherste System anzubieten. Dies gilt natürlich bei Intel immer unter Vorbehalt, der Hersteller hat eine lange Historie von eigentlich unnötigen Imkompatibilitäten, welche dann doch wieder einen Plattformwechsel nötig machten. Aber eigentlich ist der Lynnfield-Core als so gut einzuschätzen, daß man darüber problemlos hinwegsehen kann – wie gesagt gilt für Neukäufer eine uneingeschränkte Empfehlung zugunsten von Core i5-750 und Core i7-860.