AMD zieht unter DirectX 12 & Vulkan an nVidia vorbei

Sonntag, 24. Juli 2016
 

Eine der derzeit am meisten diskutierten Fragen ist, wie die anlaufenden neuen Grafik-APIs DirectX 12 und Vulkan die Performance-Verhältnisse unter den aktuellen und vergangenen Grafikkarten eventuell verändern können. Allgemein werden AMD-Beschleuniger hierzu in der Vorhand gesehen, da technologisch besser auf diese neuen Grafik-APIs hin ausgerichtet – und schließlich sprachen auch die allerersten entsprechenden Benchmarks für diese These. Allerdings gab es in der Vergangenheit einfach zu wenige DirectX-12-Benchmarks, um hier schon wirklich feste Aussagen zum Thema aufzustellen – Messungen unter 3-4 Titeln sind immer mit dem Risiko behaftet, mehr zu den Eigenheiten der jeweiligen Spiele zu messen als denn eine allgemeingültige Performance-Aussage aufstellen zu können. In den letzten Wochen hat sich diese Situation jedoch stark verbessert, es stehen inzwischen einige DirectX-12- und Vulkan-Benchmarks zur Verfügung. Zudem gibt es nunmehr mit Radeon RX 480 und GeForce GTX 1060 direkt vergleichbare Grafikbeschleuniger aus der jeweils neuesten Grafikchip-Generation von AMD und nVidia.

Bei Golem hat man sich daher in einem Artikel allein auf jene Testtitel mit verfügbarer DirectX-12- bzw. Vulkan-Option konzentriert – manche davon hatten auch eine reguläre DirectX-11- bzw. OpenGL-Option, andere waren hingegen DirectX-12-only. Mit insgesamt acht Testtitel ging man dabei kein Risiko bei der allgemeinen Meßungenauigkeit oder aber irgendwelchen Meßausreißern ein, jener Artikel dürfte somit erstmals wirklich belastbare Aussagen zum Performance-Gewinn von AMD- und nVidia-Beschleunigern unter DirectX 12 und Vulkan bieten. Um die Sache besser zu "normalisieren", haben wir die Ergebnisse dieses Artikels zudem mit den Resultaten von Golems Launchreview zur GeForce GTX 1060 verglichen, welcher ein breiteres Benchmarkfeld unter DirectX 11 benutzt und im übrigen eine gegenüber unserer Launch-Analyse zur GeForce GTX 1060 nahezu deckungsgleiche Performance-Aussage zu Radeon RX 480 & GeForce GTX 1060 abgibt.

FullHD GeForce GTX 1060 Radeon RX 480 (Testset)
API-unabhängige Performance lt. Golems Launchreview 100% 92,8%  (-7,2%) (8 Testtitel)
API-unabhängige Performance lt. 3DCenters Launch-Analyse 100% 92,4%  (-7,6%) (Ø 12 Launchreviews)
DX11/OpenGL-Performance lt. Golems DX12-Artikel 100% 90,3%  (-9,7%) (5 Testtitel)
DX12/Vulkan-Performance lt. Golems DX12-Artikel 100% 105,2%  (+5,2%) (8 Testtitel)
Direktvergleich DX11/OGL vs. DX12/Vulkan lt. Golems DX12-Artikel -3,7% +9,8% (5 Testtitel)
WQHD GeForce GTX 1060 Radeon RX 480 (Testset)
API-unabhängige Performance lt. Golems Launchreview 100% 93,5%  (-%) (8 Testtitel)
API-unabhängige Performance lt. 3DCenters Launch-Analyse 100% 93,7%  (-%) (Ø 12 Launchreviews)
DX11/OpenGL-Performance lt. Golems DX12-Artikel 100% 89,5%  (-10,5%) (5 Testtitel)
DX12/Vulkan-Performance lt. Golems DX12-Artikel 100% 105,5%  (+5,5%) (8 Testtitel)
Direktvergleich DX11/OGL vs. DX12/Vulkan lt. Golems DX12-Artikel -3,6% +10,6% (5 Testtitel)
UltraHD GeForce GTX 1060 Radeon RX 480 (Testset)
API-unabhängige Performance lt. Golems Launchreview 100% 96,9%  (-3,1%) (8 Testtitel)
API-unabhängige Performance lt. 3DCenters Launch-Analyse 100% 94,2%  (-5,8%) (Ø 7 Launchreviews)
DX11/OpenGL-Performance lt. Golems DX12-Artikel 100% 93,9%  (-6,1%) (5 Testtitel)
DX12/Vulkan-Performance lt. Golems DX12-Artikel 100% 112,4%  (+12,4%) (8 Testtitel)
Direktvergleich DX11/OGL vs. DX12/Vulkan lt. Golems DX12-Artikel -6,9% +10,1% (5 Testtitel)

Die ermittelten Zahlen fallen überraschend eindeutig aus: Die Radeon RX 480 liegt unter reinen DirectX12/Vulkan-Benchmarks nicht mehr gegenüber der GeForce GTX 1060 zurück, sondern gewinnt diesen Zweikampf sogar um ca. +5% unter FullHD und WQHD sowie um ca. +12% unter UltraHD. Letztere Zahl könnte allerdings auch dem Trend des Golem-Tests geschuldet sein, unter UltraHD die AMD-Hardware generell etwas stärker zu sehen als im Schnitt anderer Messungen. Dies soll nicht sagen, das jene Zahl falsch wäre, aber möglicherweise sehen andere Test hierbei eine geringere Höhe des AMD-Vorteils unter UltraHD – es bleibt aber immer noch bei einem (bemerkbaren) AMD-Vorteil.

In jedem Fall gelingt der AMD-Hardware hiermit das Kunststück, aus einem Rückstand unter DirectX 11 & OpenGL einen Vorsprung unter DirectX 12 & Vulkan zu entwickeln. Und mittels des Testsets von 8 Benchmarktiteln kann man auch kaum noch das Argument ins Feld führen, das hierbei die Eigenheiten einzelner Spiele einen zu starken Einfluß auf das Gesamtergebnis haben könnten. Sicherlich würde ein Testfeld mit 20 DirectX12/Vulkan-Spielen nochmals etwas andere Ergebnisse aufzeigen – allein, die Chance zu einer echten Trendwende ist aufgrund des im Golem-Artikel schon ausreichend großen Testfelds als minimal anzusehen. Es handelt sich hierbei um ziemlich solide Ergebnisse, welche daher auch für die weitere Argumentation verwendet werden können.

Gewisse Einschränkungen ergeben sich natürlich dann, wenn man jene Ergebnisse versucht auf andere Grafikkarten zu applizieren – andere Grafikkarten können ähnliche Resultate erbringen, müssen dies aber nicht zwingend. Allerdings wären völlig abweichende Resultate bei anderen Grafikkarten dann auch schon wieder überraschend, selbige Tendenz ist eigentlich bei allen AMD- und nVidia-Grafikkarten der 14/16nm-Generation in dieser oder ähnlicher Form anzunehmen. Bei den Grafikkarten der 28nm-Generation kann sich ein anderes Bild ergeben, wobei in diesem Vergleich nVidias 28nm-Beschleuniger allerdings nochmals etwas schlechter wegkommen sollten, da bekannterweise noch schlechter auf DirectX 12 ausgerichtet. Unter Umständen ergibt sich somit im selben Vergleich von AMDs 28nm-Beschleunigern zu nVidias 28nm-Beschleunigern sogar ein noch größerer Vorteil zugunsten von AMD unter DirectX 12 & Vulkan.

Es wäre allerdings davor zu warnen, diese Zahlen nunmehr als schon feststehende Zukunfts-Performance anzusehen. So oder ähnlich kann das allgemeine Performance-Bild aussehen, wenn die Spieleentwickler eines Tages nur noch mit DirectX 12 und Vulkan arbeiten und auch keine DirectX-11-Titel bei den Spielern mehr in Benutzung sind. Jene Zukunft liegt aber noch einige Jahre entfernt, gerade da DirectX 12 und Vulkan einigen Mehraufwand für die Spieleentwickler bedeuten und zudem DirectX 12 nur unter Windows 10 verfügbar ist. Auch daß DirectX 12 derzeit bei nVidia-Grafikkarten kaum zu Mehrperformance führt (es sei denn man steckt einige Arbeit in entsprechende Optimierungen und Engine-Anpassungen), dürfte für die Spielentwickler nicht gerade ein Anlaß sein, jetzt besonders schnell den dafür benötigten Mehraufwand auf sich zu nehmen. Jene reine DirectX12/Vulkan-Welt ist zeitlich wohl noch so weit entfernt, als daß bis dahin Radeon RX 480 und GeForce GTX 1060 längst ausgelaufen und bei der Mehrheit der Nutzer schon wieder ersetzt worden sind.

Eine faire Betrachtungsweise sollte vielmehr von der Performance in ca. 1-2 Jahren ausgehen, was gut im Rahmen der üblichen Nutzungsdauer dieser Grafikkarten liegen wird. In diesem Zeitrahmen sollte die Anzahl an DirectX12/Vulkan-Spielen sicherlich erheblich zunehmen, aber noch keine vollständige Marktabdeckung erreichen. Geht man von ca. drei Vierteln an DirectX12/Vulkan-Titeln in zwei Jahren aus und rechnet zudem den Umstand ein, das auch in den aktuellen Benchmark-Sets schon einige DirectX12/Vulkan-Titel enthalten sind (und somit jene nicht rein DirectX11/OpenGL-bezogen sind), dann wird aus dem reinen DirectX12/Vulkan-Vorteil der Radeon RX 480 in einem umfangreichen Benchmark-Feld voraussichtlich eher so etwas wie ein Gleichstand zwischen Radeon RX 480 oder GeForce GTX 1060. Aus Sicht der Radeon RX 480 bzw. von AMD wäre dies natürlich immer noch eine reife Leistung, wenn man den derzeit mit ca. 7% bezifferten Unterschied zwischen beiden Karten im Rahmen eines kompletten Benchmarksets im Laufe dieser Zeit schließen könnte.

Aber natürlich ist eine Prognose für ganze zwei Jahre auch schon wieder mit dem Mangel behaftet, sämtliche überraschenden Zukunftsentwicklungen nicht vorhersehen zu können, sondern vielmehr nur die aktuell abzusehende Entwicklung fortzuschreiben. Das sich die Performance von Radeon RX 480 und GeForce GTX 1060 derart entwickeln wird, ist also nur eine (fehlbare) Vorhersage – keinesfalls jedoch sicheres Wissen. Schon allein eine engagierte Treiberarbeit seitens nVidia könnte zumindest verhindern, das die nVidia-Hardware unter DirectX12/Vulkan-Titeln bei der Performance gegenüber DirectX11/OpenGL-Titeln sogar leichte Verluste realisieren muß. Wieviel hierbei Treiberoptimierungen ausrichten können, wenn die Grafikchip-Architektur bei nVidia (auch unter Pascal) nicht wirklich auf DirectX 12 ausgerichtet ist, kann allerdings nur die Praxis zeigen.

Sollte es beispielsweise nVidia gelingen, mit zukünftigen Treiber unter DirectX 12 & Vulkan nicht gerade Performance zu verlieren, dann würde zwar weiterhin die sehr positive Entwicklung bei AMD stehenbleiben, nVidias GeForce GTX 1060 aber wieder sehr nahe an die Radeon RX 480 heranrücken, im Idealfall sogar einen Gleichstand erzielen können. Dafür, das die GeForce GTX 1060 derzeit schneller ist als die Radeon RX 480, wäre dies kein wirklich schlechtes Geschäft – denn selbst in unserer optimistischen Prognose erreicht die Radeon RX 480 erst in zwei Jahren die Performance der GeForce GTX 1060, ist also in dem ganzen Zeitraum vorher langsamer als jene. Die Kurven des vorstehenden Diagramms mögen auf den ersten Blick günstig für AMD aussehen, aber genutzt werden die Grafikkarten auch jetzt schon – und was in zwei Jahren sein könnte, wird für viele schlicht ein zu langfristiger Ausblick sein.

Interessanter ist der Fall einer Paarung mit aktuell identischer Performance zwischen AMD und nVidia – hierbei wäre AMD dann in der klaren Vorhand, denn die Performance der AMD-Lösung wird in Zukunft wachsen, während nVidia eher aufpassen muß, nicht (geringfügig) Performance abzugeben. Ein gewisses Beispiel für einen solchen Zweikampf auf Augenhöhe liegt bei GeForce GTX 980 gegen Radeon R9 390X vor: Hier ist die nVidia-Karte zwar unter FullHD leicht vorn, unter WQHD gibt es aber schon einen Gleichstand. Die Spielezukunft mit DirectX 12 und Vulkan dürfte gemäß den vorstehenden Ausführungen die AMD-Karte klar bevorzugen und jene langfristig sogar an der nVidia-Karte vorbeiführen. Auch in diesem Fall ergibt sich wieder einmal ein Hinweis darauf, das AMD-Beschleuniger die besseren Langfrist-Eigenschaften gegenüber nVidia-Beschleunigern haben – was in der Vergangenheit schon des öfteren vorgekommen ist, jedoch immer noch keine breite Betrachtung findet.

Was bleibt also bestehen? Es konnte erstmals belegt werden, das AMD-Hardware unter DirectX 12 & Vulkan erheblich – ungefähr im Rahmen von ca. 10-12% – im Laufe der Zeit hinzugewinnen wird, während (aktuelle) nVidia-Hardware unter DirectX 12 & Vulkan tendentiell sogar leicht verliert. Wichtig hierfür war vor allem das recht breite Testset seitens Golem, welches es ermöglichte, diese bereits seit genaumer Zeit bestehende Prophezeiung mit einer soliden Datenbasis zu hinterlegen. Allerdings wird die AMD-Hardware zur Erlangung des kompletten Vorteils ein paar Jahre Zeit brauchen – und zwar so lange wie DirectX 12 & Vulkan benötigen werden, um sich unter den Spieleentwicklern durchzusetzen. Das ganze ist also ein netter Bonus für die mittel- und langfristige Zukunft und sicherlich kein alles dominierendes Alleinentscheidungsmerkmal. Trotzdem kann man – nunmehr belegt – sagen: AMD gewinnt unter DirectX 12 & Vulkan, nVidia verliert hingegen sogar.

Nachtrag vom 27. Juli 2016

Golem haben sich den Fall der Radeon RX 480 unter DirectX12/Vulkan noch einmal auf einer schwächeren CPU in Form des FX-6300 angesehen. Beide LowLevel-APIs sollten eigentlich (gerade unter niedrigen bis mittleren Auflösungen) einer schwächeren CPU besonders auf die Sprünge helfen – was im Test auch belegt werden konnte, mit dem FX-6300 ging es von DirectX11/OpenGL zu DirectX12/Vulkan um +24,8% nach oben, auf einem Core i7-6700K waren es dagegen nur +15,0%. Trotzdem lag die Performance des FX-6300 allerdings weiterhin bemerkbar hinter der des Core i7-6700K zurück, selbst unter DirectX12/Vulkan waren es unter FullHD noch -19,3%. Unter höheren Auflösungen verliert sich dieser Abstand etwas, da hierbei die Grafikkarten-Limitierung zunimmt. Nichtsdestotrotz können DirectX 12 & Vulkan eine klar zurückhängenden CPU nicht wieder zum jungen Springbock machen, trotz der erheblichen Performancezuwäche bleibt ein Performance-Abstand bestehen. Allerdings kann jener gerade unter FullHD letztlich auch wieder in einem unerheblichen Bereich liegen, wo es um Framerate klar oberhalb von 60 fps geht – welche im praktischen Gameralltag sowieso nicht benötigt bzw. oftmals auch durch VSync abgeschnitten werden.

Der Performance-Boost durch DirectX12 & Vulkan bringt beispielsweise den FX-6300 immer noch so weit auf Touren, das man jenen recht problemlos mit einer neuen Grafikkarte wie der Radeon RX 480 bestücken kann und somit nicht umgehend ersetzen muß. In dieser Frage dürften AMD-Grafikkarten einen weiteren Vorteil auf ihrer Seite haben – denn das ganze funktioniert natürlich nur gut mittels AMD-Grafikkarten und ihres erwiesenen Performance-Boosts unter DirectX 12 & Vulkan. Die GeForce GTX 1060 in derselben Situation kann aus dem FX-6300 auch unter DirectX12 & Vulkan nicht mehr viel herausholen und dürfte mit diesem Prozessor eher unterdurchschnittlich performen – da wäre es dann wohl doch an der Zeit, über ein CPU-Update nachzudenken. Mittels einer Radeon RX 480 kann man in derselben Situation die CPU hingegen noch etwas behalten und deren (sowieso fälliges) Update auf einen Zeitpunkt verschieben, wenn neue Prozessoren-Generationen von AMD (Zen) und Intel (Coffee Lake) verfügbar werden. Benutzer älterer & schwächerer CPUs fahren also mit AMD-Grafikkarten unter DirectX12/Vulkan-Titeln sogar noch besser, als bisher schon dargestellt.

Nachtrag vom 9. August 2016

WCCF Tech haben sich die dedizierte DirectX 12 & Vulkan Performance von Radeon RX 480 und GeForce GTX 1060 angesehen. Hierbei kam ein Benchmarkfeld mit immerhin 7 Testtiteln zum Einsatz – und damit eine halbwegs belastbare Datenbasis, ähnlich wie seinerzeit im Test von Golem. Jene hatten unter DirectX 12 & Vulkan einen Vorteil der Radeon RX 480 gegenüber der GeForce GTX 1060 von +5,2% ermittelt – bei WCCF Tech sind es nunmehr sogar +5,6%, womit sich beide Artikel gegenseitig in der Aussage bestätigen. Beide Artikel könnten zudem sogar noch ein minimal besseres Ergebnis unter Verwendung des Crimson-Treibers 16.8.1 aufweisen, welcher Rise of the Tomb Raider auf Polaris-basierten Grafikkarten um bis zu 10% beschleunigt – das insgesamte Performanceplus könnte damit sogar auf grob +7% steigen. Gegenüber dem allgemeinen Performance-Bild beider Grafikkarten, welches – bereits unter Einrechnung vorhandener DirectX-12-Benchmarks – dagegen die GeForce GTX 1060 zu ihrem Launch um ca. +8,2% vorn sah, ist dies dann schon ein deutlicher Unterschied. Die spannende Frage dabei ist natürlich, wie schnell Direct-12- und Vulkan-basierte Spiele die bisherige DirectX-11-Titel möglichst vollständig verdrängen werden, damit die Polaris-basierten Grafikkarten diese Vorteile auch unter kompletten Benchmarksets aufzeigen können.

Nachtrag vom 4. Mai 2017

In Ergänzung einer Ausarbeitung von letztem Sommer zur (prognostizierten) DirectX12/Vulkan-Performance der Radeon RX 480 gegenüber der GeForce GTX 1060 gibt es seitens Hardware.info einen Artikel mit ähnlicher Stoßrichtung, welcher die Performance dieser beiden Midrange-Grafikkarten sowohl unter DirectX-11- als auch unter DirectX-12-Titeln jeweils gesondert betrachtet. Dabei unterscheiden sich die erzielten Ergebnisse bei Hardware.info in absoluten Zahlen sehr erheblich von den früheren Ergebnissen seitens Golem: So sehen Hardware.infos die GeForce GTX 1060 6GB unter DirectX-11-Titel um gleich 15-18% vor der Radeon RX 480 8GB (Golem: 6-11% zugunsten von nVidia) und unter DirectX 12 die Radeon RX 480 8GB dann allerhöchstens knapp auf Augenhöhe mit der GeForce GTX 1060 6GB (Golem: 5-12% zugunsten von AMD). In den Relationen gleichen sich hingegen die Artikel: Auch die neuere Ausarbeitung von Hardware.info spricht der Radeon RX 480 eine deutlich zunehmende Performance zu, sobald jene auf DirectX-12-Titel trifft, jener Effekt ist mit +12-14% bei Hardware.info sogar noch etwas ausgeprägter als seinerzeit mit +10-11% bei Golem.

GTX1060 vs. RX480 DirectX 11 DirectX 12 Differenz
FullHD @ Ultra +18,1% +4,3% 13,2%
WQHD @ Ultra +14,5% +2,6% 11,6%
UltraHD @ Medium +17,9% -1,1% 19,2%
UltraHD @ Ultra +16,3% +0,3% 16,0%
GeForce GTX 1060 6GB vs. Radeon RX 480 8GB (RX480 = 100%)
Performance-Messungen lt. Hardware.info (15 Tests @ DirectX 11 & 6 Tests @ DirectX 12)

Das eigentliche Problem dieser also nach wie vor nachweisbaren DirectX-12-Stärke der Polaris-basierten Beschleuniger ist die derzeit eher langsame Durchsetzung der Lowlevel-APIs DirectX 12 & Vulkan – welche wir seinerzeit als viel schneller ablaufend eingeschätzt hatten. Wie sich nunmehr herauskristallisiert, war diese Einschätzung zu optimistisch, denn nach einem gewissen Anfangschub zugunsten der neuen Grafik-APIs gab es zuletzt eine eher nur magere Ausbeute von neuen Spieltiteln unter Nutzung von DirectX 12 & Vulkan. Ganz augenscheinlich hat insbesondere Microsoft hier einige Vorzeige-Projekte unter DirectX 12 mehr oder weniger höchstselbst angestoßen, um zum Start von DirectX 12 etwas vorzeigbares in der Hand zu haben. Danach folgt genauso augenscheinlich nunmehr eine gewisse Durststrecke, da der nächste große Schwung an DirectX-12- und Vulkan-Projekten wohl erst noch in der Spieleentwicklung steckt (welche sich wie bekannt über Jahre hinwegzieht).

Insbesondere unsere frühere Progonose, im Jahr 2017 würden DirectX 12 & Vulkan bei bereits knapp der Hälfte aller Spiele-Neuerscheinungen genutzt werden, wird sich kaum noch halten lassen – eher denn dürfte es kaum viel mehr als der Wert des Jahres 2016 werden (wo dies positiv gerechnet und nur Spitzentitel betrachtend 10-20% waren). Vermutlich verzögert sich das ganze um mindestens ein Jahr, treffen also alle diese 2016er Zukunftsprognosen (mindestens) erst um jeweils ein Jahr später ein. Dies kann man natürlich als Anlaß für neue Diskussionen ansehen, ob die Radeon RX 480 8GB nicht dann, wenn sie mittels einer hohen Marktdurchdringung an DirectX12/Vulkan-Titel endlich das Performanceniveau der GeForce GTX 1060 6GB erreicht, nicht längst Geschichte ist – die Skeptiker hatten diesbezüglich wohl eher Recht als die Optimisten. Andererseits hat AMD dieser Diskussion über die kürzliche Auflage der Radeon RX 580 sowieso schon den Zahn gezogen – jene neue AMD-Karte ist auch jetzt schon genauso schnell wie die GeForce GTX 1060, die bessere Zukunftseignung ist dann ein Bonus oben drauf.

Nachtrag vom 14. Juni 2017

Der TechSpot hat mit einem umfangreichen Grafikkarten-Test zwischen Radeon RX 480 vs. GeForce GTX 1060 erneut die Möglichkeit aufgelegt, den alten Wettstreit dieser Grafikkarten zur Frage, wer besser mit den LowLevel-APIs DirectX 12 & Vulkan zurechtkommt, unter neuen Spielen & Benchmarks zu bewerten (der TechSpot-Artikel dreht sich primär um die Radeon RX 580, wir konzentrieren uns aus Gründen der besseren Vergleichbarkeit mit den früheren Ergebnissen allerdings auf die Benchmarks zur Radeon RX 480). Die letzten Zahlen hierzu stammen vom Jahresanfang, seinerzeit hatten Hardware.info eher starke Performancevorteile zugunsten der nVidia-Karte ausgemessen, welche dann aber trotzdem unter DirectX 12 & Vulkan arg zusammenschrumpften. Der TechSpot sieht dagegen die AMD-Karte unter DirectX 11 weitaus weniger stark hinter der nVidia-Karte zurückliegen (die Differenz beider Testberichte bei der Bewertung der Radeon RX 480 liegt unter DirectX 11 bei satten 14%), kommt aber unter DirectX 12 sinngemäß zum selben Ergebnis: Die AMD-Karte holt dort ihren Rückstand auf und liegt faktisch gleichauf zur nVidia-Karte. Insofern gibt es nunmehr genügend Testberichte, welche die ursprünglich seitens Golem aufgestellte Behauptung, das AMD unter DirectX-12-Spielen generell besser wegkommt, untermauern.

GTX1060 vs. RX480 DirectX 11 DirectX 12 Differenz
FullHD +3,8% -1,0% 4,8%
WQHD +4,6% +0,2% 4,4%
GeForce GTX 1060 6GB vs. Radeon RX 480 8GB (RX480 = 100%)
Performance-Messungen lt. TechSpot (18 Tests @ DirectX 11 & 9 Tests @ DirectX 12)

Ob man hingegen die AMD-Grafikkarten deswegen bezüglich ihrer generellen Performance-Einordnung anders bewerten sollte, ist damit noch nicht gesagt: Derzeit hat sich unsere frühere Prognose von ~45% DirectX-12-Titeln im Jahr 2017 ganz deutlich nicht erfüllt, liegt DirectX 12 zweifellos in einem größerem Loch zwischen Anfangseffekt und Übernahme in die alltägliche Spieleproduktion. Die nach wie vor vorhandene Stärke von Windows 7 bei der installierten Basis sowie das gluckenhafte Sitzen von Microsoft auf DirectX 12 zur primären Puschung des Windows-Stores macht es den Spieleentwicklern sicherlich nicht gerade schmackhafter, jetzt unbedingt und zwingend sofort auf die neuere Grafik-API umzusatteln (wobei in diesem Zusammenhang der Blick eigentlich eher zu Vulkan gehen sollte). Gleichfalls machen es wild auseinanderliegenden Testberichte wie die vorgenannten nicht gerade einfacher, ausgehend von einzelnen Hardwaretests eine generelle Performance-Neubewertung vorzunehmen. Jene wird daher eher eine Nebenaufgabe beim Release neuer Grafikkarten sein, wenn diese Midrange-Karten von einer Vielzahl an Hardwaretest-Webseiten erneut mitgebencht werden.