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Hardware- und Nachrichten-Links des 4. Mai 2017

In Ergänzung einer Ausarbeitung von letztem Sommer zur (prognostizierten) DirectX12/Vulkan-Performance der Radeon RX 480 gegenüber der GeForce GTX 1060 gibt es seitens Hardware.info einen Artikel mit ähnlicher Stoßrichtung, welcher die Performance dieser beiden Midrange-Grafikkarten sowohl unter DirectX-11- als auch unter DirectX-12-Titeln jeweils gesondert betrachtet. Dabei unterscheiden sich die erzielten Ergebnisse bei Hardware.info in absoluten Zahlen sehr erheblich von den früheren Ergebnissen seitens Golem: So sehen Hardware.infos die GeForce GTX 1060 6GB unter DirectX-11-Titel um gleich 15-18% vor der Radeon RX 480 8GB (Golem: 6-11% zugunsten von nVidia) und unter DirectX 12 die Radeon RX 480 8GB dann allerhöchstens knapp auf Augenhöhe mit der GeForce GTX 1060 6GB (Golem: 5-12% zugunsten von AMD). In den Relationen gleichen sich hingegen die Artikel: Auch die neuere Ausarbeitung von Hardware.info spricht der Radeon RX 480 eine deutlich zunehmende Performance zu, sobald jene auf DirectX-12-Titel trifft, jener Effekt ist mit +12-14% bei Hardware.info sogar noch etwas ausgeprägter als seinerzeit mit +10-11% bei Golem.

GTX1060 vs. RX480 DirectX 11 DirectX 12 Differenz
FullHD @ Ultra +18,1% +4,3% 13,2%
WQHD @ Ultra +14,5% +2,6% 11,6%
UltraHD @ Medium +17,9% -1,1% 19,2%
UltraHD @ Ultra +16,3% +0,3% 16,0%
GeForce GTX 1060 6GB vs. Radeon RX 480 8GB (RX480 = 100%)
Performance-Messungen lt. Hardware.info (15 Tests @ DirectX 11 & 6 Tests @ DirectX 12)

Das eigentliche Problem dieser also nach wie vor nachweisbaren DirectX-12-Stärke der Polaris-basierten Beschleuniger ist die derzeit eher langsame Durchsetzung der Lowlevel-APIs DirectX 12 & Vulkan – welche wir seinerzeit als viel schneller ablaufend eingeschätzt hatten. Wie sich nunmehr herauskristallisiert, war diese Einschätzung zu optimistisch, denn nach einem gewissen Anfangschub zugunsten der neuen Grafik-APIs gab es zuletzt eine eher nur magere Ausbeute von neuen Spieltiteln unter Nutzung von DirectX 12 & Vulkan. Ganz augenscheinlich hat insbesondere Microsoft hier einige Vorzeige-Projekte unter DirectX 12 mehr oder weniger höchstselbst angestoßen, um zum Start von DirectX 12 etwas vorzeigbares in der Hand zu haben. Danach folgt genauso augenscheinlich nunmehr eine gewisse Durststrecke, da der nächste große Schwung an DirectX-12- und Vulkan-Projekten wohl erst noch in der Spieleentwicklung steckt (welche sich wie bekannt über Jahre hinwegzieht).

Insbesondere unsere frühere Progonose, im Jahr 2017 würden DirectX 12 & Vulkan bei bereits knapp der Hälfte aller Spiele-Neuerscheinungen genutzt werden, wird sich kaum noch halten lassen – eher denn dürfte es kaum viel mehr als der Wert des Jahres 2016 werden (wo dies positiv gerechnet und nur Spitzentitel betrachtend 10-20% waren). Vermutlich verzögert sich das ganze um mindestens ein Jahr, treffen also alle diese 2016er Zukunftsprognosen (mindestens) erst um jeweils ein Jahr später ein. Dies kann man natürlich als Anlaß für neue Diskussionen ansehen, ob die Radeon RX 480 8GB nicht dann, wenn sie mittels einer hohen Marktdurchdringung an DirectX12/Vulkan-Titel endlich das Performanceniveau der GeForce GTX 1060 6GB erreicht, nicht längst Geschichte ist – die Skeptiker hatten diesbezüglich wohl eher Recht als die Optimisten. Andererseits hat AMD dieser Diskussion über die kürzliche Auflage der Radeon RX 580 sowieso schon den Zahn gezogen – jene neue AMD-Karte ist auch jetzt schon genauso schnell wie die GeForce GTX 1060, die bessere Zukunftseignung ist dann ein Bonus oben drauf.

Bei Phoronix hat man sich die Spiele-Performance von Linux in Form des Vergleichs Ubuntu 16.10 vs. Windows 10 angesehen. Bezüglich der Grafikkarten griff man auf GeForce GTX 1060 sowie GeForce GTX 1080 zurück, da die nVidia-Grafikkarten unter Linux die bekannt performanteren Treiber haben. Nichtsdestotrotz waren unter Linux einige Performance-Rückstände gegenüber Windows 10 zu beklagen: Auf beiden Grafikkarten war Windows 10 um 28-30% schneller – bzw. lag Linux vielmehr um -22-23% zurück. Der Performance-Rückstand war zwar je nach Spiel sehr verschieden (manchmal nur -10%, aber auch bis knapp der Hälfte an fps), allerdings gab es kaum Titel, wo jener nicht spürbar waren – das ganze ist also ein generelles Problem und wird nicht durch einzelne drastische Werteausreißer getrieben. Natürlich war der Performanceverlust dort eher gering, wo vergleichsweise stark auf Linux optimiert wurde (wie bei The Talos Principle oder Metro: Last Light Redux), aber auch dort wenigstens noch nachweisbar.

Windows 10 vs. Linux
GeForce GTX 1060 Windows 10 um +28,5% schneller bzw. Linux um -22,2% langsamer
GeForce GTX 1080 Windows 10 um +30,1% schneller bzw. Linux um -23,2% langsamer
Windows 10 vs. Ubuntu 16.10; Performance-Messungen lt. Phoronix (8 Tests)

Trotz dieses nominell schlechten Ergebnisses sehen wir in diesem Performance-Rückstand von Linux gegenüber Windows nicht den großen Verhinderungsgrund von Linux im Spieleeinsatz. Grob 20% zu verlieren, ist schmerzlich – würde aber bei einer positiven Linux-Zukunft auch nicht wirklich von Dauer sein, denn mit der Masse an Linux-Nutzern würde sich ganz automatisch auch der Linux-Support der Grafikchip-Entwickler wie auch derjenige der Spielehersteller verbessern. Das Problem von Linux im Spieleeinsatz liegt nach wie vor eher in der Breite des Spiele-Angebots: Es gibt sicherlich viel mehr Nutzer, die würden 20% Minder-Performance akzeptieren, wenn es denn alle (oder wenigstens die meisten) Spieletitel unter Linux geben würde – wohingegen ein Aufschließen von Linux bei der Spieleperformance auf das Niveau von Windows ohne aber ein breiteres Spieleangebot unter Linux mehr oder weniger gar nichts ausrichten würde. Für die Hersteller bedeutet dies primär: Perfektion ist derzeit weit weniger wichtig als denn eine (klare) Angebotsverbreiterung von unter Linux lauffähigen Spieletiteln zu erreichen.