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Sony kündigt die PlayStation 5 Pro mit verbesserter Grafikleistung (und höherem Preispunkt) für November an

Konsolen-Entwickler Sony hat den Refresh seiner aktuellen "PlayStation 5" in Form der "PlayStation 5 Pro" offiziell gemacht, die neue Pro-Konsole geht ab dem 7. November in den Handel. Geboten werden wieder einmal verbesserte Hardware-Daten vornehmlich auf der Grafik-Seite, denn wie schon bei der vorherigen "PlayStation 4 Pro" geht es bei der neuen Refresh-Konsole nicht um eine neue Konsolen-Generation, vielmehr bewegt sich die PS5 Pro exakt in derselben Software-Landschaft wie die reguläre PS5. Jeder Spiele-Entwickler muß somit sicherstellen, dass seine neuen Spiele auf beiden Sony-Konsolen laufen. Der Vorteil der PS5 Pro wird dann in (optionalen) Anpassungen der Spieleentwickler zugunsten von besseren Grafikdetails liegen, was seitens Sony mit dem Siegel "PS5 Pro Enhanced" bedacht wird. Fehlt dieses Siegel, werden die Spiele zwischen beiden PS5-Versionen faktisch gleich aussehen – allerdings hat die PS5 Pro dann die Gelegenheit zur selben Grafikqualität mit (klar) höheren Frameraten.

PS5 "Digital Edition" PlayStation 5 PlayStation 5 Pro
Fertigung 7nm TSMC 4nm TSMC
Prozessor 8C/16T Zen 2 @ ≤3.5 GHz 8C/16T Zen 2 @ ≤3.85 GHz
Grafiklösung 36 CU RDNA2 @ ≤2.23 GHz (=10,3 TFlops) 60 CU RDNA3 @ ≤2.35 GHz (=18,1/33,5 TFlops)
KI-Beschleuniger keiner 300 TOPs (8bit)  (weiterhin unbestätigt)
Speicherinterface 256 Bit GDDR6 @ 14 Gbps (448 GB/sec) 256 Bit GDDR6 @ 18 Gbps (576 GB/sec)
Speicherausbau 16 GB GDDR6 16 GB GDDR6
Festplatte 825 GB NVMe-SSD @ 5,5 GB/sec (8-9 GB/sec mit Kompression)
(Slim-Version ab 2023 mit 1 TB NME-SSD)
2 TB NVMe-SSD
Laufwerk keines 4K UHD BluRay keines  (separat für $80 erhältlich)
Upscaler FSR1/2 FSR1-3, PSSR
Gehäuse-Größe 92 x 390 x 260 mm
(Slim-Ausführung 80 x 358 x 216 mm)
104 x 390 x 260 mm
(Slim-Ausführung 96 x 358 x 216 mm)
?
Listenpreis $400 / 400€
ab Aug 2022: 450€
$500 / 500€
ab Aug 2022: 550€
$700 / 800€
Release 12. November 2020 (Europa: 19. Nov.) 7. November 2024

Hierfür setzt Sony in Zusammenarbeit mit AMD einen deutlich aufgebohren Grafik-Part des PS5Pro-SoCs an: Kamen bei der regulären PS5 36 Shader-Cluster von RDNA2 zum Einsatz, sind es bei der PS5 Pro nunmehr 60 Shader-Cluster von RDNA3 (mit allerdings dem RayTracing-Part schon von RDNA4). Damit geht die nominelle Rechenleistung um +76% nach oben, unter Einrechnung der Dual-Issue-Fähigkeit von RDNA3 können es theoretisch bis zu +241% mehr sein. Dies ist ein gutklassiger Sprung, allerdings auch nichts ungewöhnliches bei dieserart Refresh-Konsolen: Die PS4 Pro legte seinerzeit +133% mehr TFlops auf ihre Normal-Ausführung oben drauf, die Xbox One X sogar +358%. Wie auch bei diesen vorherigen Refresh-Konsolen ändert sich beim CPU-Part vergleichsweise wenig: Abgesehen von etwas Mehrtakt blieben die früheren Refresh-Konsolen und jetzt auch due PS5 Pro immer bei derselben CPU-Architektur wie bei den jeweiligen Normal-Modellen.

Dies ist eine Frage der bestmöglichen Software-Kompatibilität, welche im Konsolen-Bereich, wo auf einer Konsolen-Plattform nur für ein einziges CPU-Modell entwickelt werden kann, klar wichtiger ist als im PC-Bereich mit seiner unendlichen Hardware-Vielfalt. Man geht über die Wahl derselben (alten) Prozessoren-Architektur hiermit einfach allen potentiellen Problemen aus dem Weg, will nicht den gesamten vorhandenen Spiele-Katalog durchackern auf eventuelle Probleme unter anderen Prozessoren-Architekturen. Da die vorhandenen Spiele zudem allesamt gut auf die vorhandene Prozessoren-Power des Normal-Modells optimiert sind, lohnt sich dort ein Upgrade auch viel weniger – während man mehr Grafikkarten-Leistung jederzeit irgendwie verballern kann. Dafür reicht es meistens schon aus, die Detail-Einstellungen in der Spiele-Engine nach oben zu stellen, selbige sind in den meisten Fällen für die PC-Version desselben Spiels bereits vorhanden (und müssen somit nur noch aktiviert werden).

Der Vorteil der Einfachheit ergibt den Nachteil, dass damit keine bedeutsam bessere Bildqualität zustande kommt – jedenfalls nichts, was man im Konsolen-Bereich als wirkliche Steigerung ansehen würde. Dort ist man die großen Sprünge zwischen den Konsolen-Generationen gewohnt, da kommt der kleine Bildqualitäts-Sprung einer Refresh-Konsolen nicht im Ansatz heran. Zu wirklich neuen Bildqualitäts-Höhen bzw. Spielen, die dann nur unter dem Refresh-Modell laufen, kann es hingegen per se nicht kommen – denn wie gesagt verpflichten die Konsolen-Entwickler die Spiele-Entwickler zur absoluten Software-Kompatibilität innerhalb derselben Konsolen-Generation. Demzufolge sind alle Refresh-Konsolen bislang weniger unter dem Stichwort neuer Bildqualitäts-Höhen gelaufen, sondern sollten einfach in der Mitte des Konsolen-Zyklus die Konsolen-Verkäufe noch einmal ankurbeln durch "etwas mehr Bildqualität" – und dies vor allem zum selben Preis wie bisher vom Normal-Modell gewohnt.

Genau an diese Strategie hält sich Sony mit der PlayStation 5 Pro nun aber nicht mehr, denn die neue Konsole kommt ohne Disk-Laufwerk für den stolzen Preis von 700 Dollar bzw. 800 Euro daher. Damit ist die PS5 Pro mit der ebenfalls Disk-losen "PS5 Digital Edition" vergleichbar, welche seinerzeit mal für 400 Dollar bzw. 400 Euro in den Ring stieg (Preis im Jahr 2022 in Europa auf 450€ angehoben). Für eine Konsole ist dies eine drastische Preissteigerung, der besser vergleichbare US-Preis legt somit um gleich einmal +75% zu. Sicherlich kann Sony anbringen, dass die Inflation in manchen Jahren galoppiert ist und dass generell Spitzen-Technik im IT-Bereich teurer geworden ist – aber bei +75% liegt man weit jenseits von Gut & Böse und kündigt vor allem den bisherigen Grundsatz auf, das die Preise für Spielekonsolen tatsächlich Massenmarkt-tauglich sein sollen. Dabei wäre ein solcher Preis selbst für eine neue Konsolen-Generation schon ein hoher Ansatz, für einen simplen Konsolen-Refresh ist der Preispunkt jedoch regelrecht vermessen.

Refresh-Konsolen TFlops-Sprung andere beachtbare Änderungen Preis
PS4 → PS4 Pro +133% mehr TFlops +31% mehr CPU-Takt, +24% mehr Speicherbandbreite, minimal mehr nutzbarer Speicher gleicher Launch-Preis ($400)
XBO → XBOX +358% mehr TFlops GCN2 → GCN4, +31% mehr CPU-Takt, +378% mehr Speicherbandbreite, +50% mehr Speicher, vorheriger eDRAM entfällt gleicher Launch-Preis ($500)
PS5 → PS5 Pro +76% mehr TFlops (+241% mit Dual-Issue) RDNA2 → RDNA3 (RayTracing von RDNA4), +10% mehr CPU-Takt, +29% mehr Speicherbandbreite $400 → $700

Augenscheinlich läßt sich Sony hierbei davon leiten, dass Microsoft für diese Generation kein eigenes Refresh-Modell herausbringen wird – so dass man sich allein auf weiter Flur sieht. Möglicherweise lag auch die seinerzeitige Aufteilung der Absätze zwischen regulärer PS4 und der PS4 Pro nach deren Erscheinen derart, dass man sich nachträglich eine Preiserhöhung beim Pro-Modell gewünscht hätte. Mit dem aktuellen Preis der PS5 Pro ist man jedoch weit übers Ziel hinausgeschossen und testet faktisch (ungewollt) aus, was der Markt bei Spielekonsolen maximal hergibt. Es wäre nicht verwunderlich, wenn die PS5 Pro zu diesem Preispunkt eine klare Bauchlandung hinlegt und die Verkäufe sich weiterhin auf die reguläre PS5 konzentrieren. Damit wäre dann allerdings auch die Zielsetzung des Konsolen-Entwicklers verfehlt, dieser Plattform zur Mitte des Lebenszyklus noch einmal neues Leben einzuhauchen.

Im dümmsten Fall kommt Sony hiermit aber sogar durch und kann die Preise für Spielekonsolen auf ein neues Level anheben. Dass Microsoft derzeit Hardware- wie Software-technisch so derart schwach aussieht, könnte eine solche Entwicklung begünstigen – ohne funktionierenden Wettbewerb mangels dabei aktiver Teilnehmer kann Sony unter Umständen den Markt nach eigenem Gusto gestalten. Die Hersteller des PC-Bereichs dürften dies hingegen kaum als Chance sehen, den Spielekonsolen mit günstigen Gaming-PCs Marktanteile abzujagen – sondern vielmehr eher die Preise von Gaming-PCs nach oben ziehen, schließlich bietet das PC-Segment ja "mehr" als die profanen Spielekonsolen. Leider stehen die Zeiten eher schlecht, wenn man auf echten Wettbewerb der Hersteller & Plattformen untereinander gehofft hat: Bei den Spielekonsolen läßt Microsoft einen eigenen Refresh ausfallen, bei den PC-Grafikkarten werden AMD & Intel für diese Generation bestenfalls im Midrange-Segment unterwegs sein – und die Marktführer nutzen diese Schwäche der Herausforderer dann gern zu weiteren Preissteigerungen aus.