9

Ryzen-Modellnamen, -Daten und -Preise tauchen bei britischen Händlern auf

Das kürzlich berichtete, von uns jedoch anfänglich nicht ganz für voll genommene Ryzen-Namesschema scheint sich nun doch (in jedem Fall teilweise) zu bestätigen, nachdem bei gleich mehreren Onlinehändlern entsprechend lautende Listungen aufgetaucht sind. Ob das Ryzen-Portfolio in ganz dieser Breite auftaucht, wie es Pokde notiert hatten, ist damit nicht bestätigt, bislang wurden nur einige der Ryzen-Topmodelle gelistet. Videocardz bringen hierzu die beste Zusammenfassung – deren Hintergrund besteht in einer Listung beim britischen Distributor Ingram Micro, welche die einzelnen Onlineshops dann per automatischen Datenbank-Update übernommen haben. Selbst die Preise scheinen automatisch gebildet zu sein, eine pauschale Händlermarge wurde hierbei per Skript draufgeschlagen. Trotzdem gelten die Preislistungen als vergleichsweise hoch, insbesondere der zitierte Onlinehändler BLT ist eigentlich für vergleichsweise hohe Preise bekannt. Zum Glück stellt Videocardz inzwischen auch das Original seitens des Distributor selber zur Verfügung, welcher die Ryzen-Prozessoren wie folgt listet:

Die hierbei genannten Preise sind natürlich ohne Mehrwertsteuer, welche allerdings im Vereinigten Königreich mit 20% ähnlich ausfällt wie in der Bundesrepublik (19%). Hinzu kommen noch die Händermargen – BLT hat an dieser Stelle beispielsweise ~12% draufgeschlagen, der andere von Videocardz zitierte britischen Retailer Kikatek (Link auf das Ryzen-Angebot läuft leider inzwischen ins Leere) hingegen nur ~10%. Dies erscheint wiederum nicht gerade als besonders hoher Händleraufschlag und entgegen dem Ruf von BLT sollte man daher besser davon ausgehen, das sich wenigstens die Preise von Kikatek dann als durchaus real auch für den deutschen Einzelhandel ergeben sollten. Neben diesen sehr konkurrenzfähig aussehenden Preisen sind dann natürlich vor allem die technischen Aussagen interessant, welche diese Listungen enthalten: Denn bei allen drei angebotenen Modellen soll es sich um Achtkerner handeln – gut möglich also, das AMD anfänglich nur diese bringt und alle anderen Prozessoren des Portfolios nachreicht.

Kerne Takt SMT unlocked XFR L3-Cache TDP Preislage *
Ryzen 7 1800X 8 ?/4.0 GHz
(Basetakt mglw. 3.6 GHz)
16 MB 95W ~560 Euro (ohne Kühler)
Ryzen 7 1700X 8 ?/3.8 GHz
(Basetakt mglw. 3.4 GHz)
? ? 16 MB 95W ~435 Euro (ohne Kühler)
Ryzen 7 1700 8 ?/3.7 GHz ? ?
(whrsl. nein)
16 MB 65W ~360 Euro (mit Wraith-Kühler)
Alle Ryzen-Prozessoren kommen im Sockel AM4 daher und sind damit nur auf Mainboards von AMDs 300er Chipsatz-Serie einsetzbar.
* vermutlicher deutscher Straßenpreis basierend auf den britischen Preislistungen

Es sind schon einige technische Angaben zu sehen, welche – sofern nicht ausversehen fehlerhaft in die Datenbank eingegeben – einigermaßen tief blicken lassen ins kommende Ryzen-Portfolio (leider fehlen die Basetaktraten komplett). In jedem Fall bestätigt sich somit das seitens Pokde genannte Ryzen-Namensschema – wenngleich mit der minimalen Abweichung, daß das vorangestellte "R" fehlt, das Topmodel also nicht "Ryzen R7 1800X" heißt, sondern schlichter "Ryzen 7 1800X". Nichtsdestotrotz hätte sich AMD an dieser Stelle wahrlich etwas besseres einfallen lassen können, wirklich inspirierend sehen diese Verkaufsnamen nun nicht gerade aus. Aber die einzelne "7" musste wahrscheinlich einfach hereingenommen werden, um die angestrebte Konkurrenz zu Intels Core-i7-Prozessoren klarzumachen (weswegen es auch keine "9" gibt wie bei der Radeon-Serie üblich). Davon abgesehen bereitet derzeit der "X"-Suffix noch größere Probleme bezüglich einer griffigen Erklärung – am unlocked-Status kann es kaum hängen, jenen sollen laut klaren AMD-Aussagen alle Ryzen-Prozessoren innehaben.

Es bleiben damit als mögliche Erklärungsansätze SMT (Simultaneous Multithreading) oder XFR (Extended Frequency Range) – wobei zu letzterer automatischen Übertaktungstechnologie schon bekannt ist, das AMD jene nur bei einigen wenigen Spitzenmodellen einzusetzen gedenkt. Rein denkbar, aber eher weniger wahrscheinlich wäre noch die Variante, daß "X" schlicht und ergreifend bedeutet, das kein Kühler mitgeliefert wird – was ja auch die Praxis darstellt. Dafür bräuchte AMD allerdings keine um gleich 30 Watt höhere TDP für einen nur geringfügigen Mehrtakt – die beiden X-Prozessoren müssen also etwas erheblich besser können, um diese technische Differenz rechtzufertigen. Beide Auflösungen – SMT und XFR – würden hierbei passend sein, denn beide Features werden mehr Performance bringen und daher mehr Strom fressen, XFR als Übertaktungsfunktion vielleicht sogar mehr als SMT. Auch beide Features gleichzeitig nur bei den X-Modellen ist genauso noch möglich – hier wird man schlicht neue, bessere Informationen abwarten müssen.

Wie das restliche Ryzen-Portfolio aussieht, ist damit natürlich noch lange nicht gesagt, aber das von Pokde offerierte Namensschema dürfte hierbei generell greifen: Es kommen noch die Linien "Ryzen 5" mit sehr wahrscheinlich Sechskerner und möglicherweise Vierkernern sowie "Ryzen 3" mit sehr wahrscheinlich Vierkerner. Ob es die große Namensvielfalt geben wird wie von Pokde beschrieben, bliebe abzuwarten – hier schwingt durchaus die Möglichkeit mit hinein, das Pokde genau jene jetzt geleakten Infos über die Modelle 1700, 1700X und 1800X auch hatten und sich den Rest einfach zusammengereimt haben. Gerade da wir derzeit über die exakte Differenzierungs-Technologie zwischen X-Modell und non-X-Modell nur eher raten können, muß offenbleiben, ob sich so viele Modelle gerade im unteren Bereich des Portfolios überhaupt lohnen können.

Denn AMD geht bei Ryzen preislich doch sehr aggressiv vor: Sicherlich soll das Spitzenmodell um die 560 Euro kosten, aber schon der kleinste Achtkerner soll für 360 Euro weggehen – dafür gibt es bei Intel nur Vierkerner und noch nicht einmal das kleinste Modelle der E-Plattform (welches sowieso nur ein Sechskerner ist). Alle anderen Ryzen-Modelle (Sechs- und Vierkerner) werden sich unterhalb dieser Preislagen ansiedeln müssen – und hinunter bis auf 150 Euro will AMD sicherlich auch nicht gehen, dies wäre dann das Territorium der später im Jahr erscheinenden Raven-Ridge-APUs (auf Zen-Basis natürlich). All zu viele Prozessoren passen nicht in diese Preisspanne von oberhalb 150 Euro bis unterhalb 360 Euro – insofern bleibt streng abzuwarten, ob AMD sein Ryzen-Portfolio so stark ausbreitet wie von Pokde prognostiziert. Genauso bleibt natürlich abzuwarten, ob AMD nicht doch noch den einen oder anderen Sechskerner in sein initiales Launch-Portfolio packt. In jedem Fall ist es nunmehr eher wahrscheinlich, das AMD anfänglich eher mit einem straffen Portfolio antritt und den Portfolio-Ausbau dann im Laufe der Zeit (und bei besserer Lieferbarkeit) vornimmt.