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nVidias RX480-Kontrahent GeForce GTX 1060 zeigt sich

Nachdem man bislang zu nVidias GP106-Chip von einem Start im Herbst 2016 ausgehen konnte, zeigt ein bei Reddit aufgetauchtes Bild einer GeForce GTX 1060 Referenzkarte, das jene schon sehr weit fortgeschritten bei nVidia ist – unter Umständen so weit, das man bereits in den nächsten Wochen launchen könnte. Dem entspricht auch eine Meldung seitens BenchLife (maschinelle Übersetzung ins Deutsche), welche die GeForce GTX 1060 (in zwei Versionen) bereits für Anfang Juli (!) versprechen. Dies wäre dann wirklich deutlich früher als in allen vorherigen Erwartungen und deutet auf eine gezielte Beschleunigung von nVidias Zeitplänen hin – wohl als Folge des um die Polaris-Chips von AMD bzw. speziell um die Radeon RX480 entfachten Hypes.

Nichtsdestotrotz muß auch die Möglichkeit einkalkuliert werden, das nVidia hier ein cleveres Guerilla-Marketing mit einem bewussten Leak durchzieht – denn diese Nachricht (gefühlt) dreieinhalb Sekunden vor dem Launch der Radeon RX480 zu erfahren, macht schon etwas mißtrauisch. Für einen Launch der GeForce GTX 1060 gleich zu Anfang Juli fehlen auch irgendwie weitere kleinere Leaks, die dann meistens aus den Reihen der Grafikkarten-Hersteller bzw. von deren Zulieferern kommen. Ein Launch der GeForce GTX 1060 zum Ende des Juli oder dann im August liegt nunmehr aber vollkommen im Bereich des Möglichen. Dabei könnte es allerdings durchaus zum selben "halben Paperlaunch" wie bei GeForce GTX 1070 & 1080 kommen, wo zuerst nur ein überteuertes Referenzdesign in den Handel geht und die preisgünstigen Kartenausführungen dann einige Wochen auf sich warten lassen. Gerade in dem Sinne, das nVidia den Launch der GeForce GTX 1060 derart deutlich vorzieht, verdient diese Einschränkung ihre Beachtung – weil ein früher Launch der GeForce GTX 1060 somit nicht bedeuten muß, das man jene dann auch ebenso früh (in sinnvollen Versionen) erwerben kann.

Die zwei Versionen der GeForce GTX 1060 nennen BenchLife dann im übrigen GP106-400 und GP106-300, wobei die (bislang bekannte) Differenz nur beim Speicherausbau von 6 GB bzw. 3 GB liegen soll (hiermit bestätigt sich dann auch das 192 Bit breite Speicherinterface). Normalerweise sollten unterschiedliche Chipnummern aber eigentlich mehr Unterschiede haben als nur die Speicherbestückung – nicht auszuschließen damit, das es hier auch Unterschiede beim Grafikchip selber gibt. Eine andere Anzahl an Hardware-Einheiten würde wohl nicht (unter demselben Grafikkarten-Namen) gut ankommen, aber abweichende Taktraten sind durchaus eine denkbare Möglichkeit. Damit sind keine ganz großen Performance-Abstufungen möglich, aber -5% bis -10% wären durchaus machbar. Einen dadurch entstehenden größeren Overclocking-Spielraum kann man effektiv über abgesenkte Power-Limits und höhere Chipspannungen reduzieren – oder halt offenlassen und diese Karte dann als "Overclocking-Maschine" promoten.

Die GeForce GTX 1060 6GB dürfte nVidia dabei von der Performance her etwas oberhalb der Radeon RX480 zu plazieren versuchen – alles andere wäre als später in den Markt kommende Lösung auch kaum darstellbar. Dafür erwarten wir allerdings auch einen höheren Preis bzw. mindestens den Listenpreis der Radeon RX480 8GB von 229 Dollar. nVidia hat diese Karte einstmals sicherlich für einen Listenpreis von mindestens 249 Dollar geplant – dürfte nun allerdings gezwungen sein, dies entsprechend der Preislage der Radeon RX480 zu reduzieren. Die GeForce GTX 1060 3GB muß hingegen sicherlich auf einen Listenpreis von 199 Dollar herunter, ansonsten würde man sich schwertun (trotz eventueller Mehrperformance), die Karte gegenüber der Radeon RX480 4GB zu verkaufen. Ob die kleinere Ausführung der GeForce GTX 1060 überhaupt eine Mehrperformance hat (wie von der größeren Kartenausführung anzunehmen), bleibt allerdings offen – wie gesagt sind bei dieser kleineren Ausführung niedrigere Taktraten denkbar.

AMD Polaris Perf.Index Listenpreis Straßenpreis nVidia Pascal
960% 599$/699$ ab 719€ GeForce GTX 1080
GP104-400, 2560 Shader-Einheiten @ 256 Bit GDDR5X-Interface, 1607/1733/2500 MHz, 8 GB GDDR5X, lieferbar
800% 379$/449$ ab 482€ GeForce GTX 1070
GP104-200, 1920 Shader-Einheiten @ 256 Bit GDDR5-Interface, 1506/1683/4000 MHz, 8 GB GDDR5, lieferbar
grob ~550-600% vermtl. 229-249$ ? GeForce GTX 1060 6GB
GP106-400, vermtl. 1280 Shader-Einheiten @ 192 Bit GDDR5-Interface, 6 GB GDDR5, ab Sommer (?)
Radeon RX480 8GB
Polaris 10, 2304 Shader-Einheiten @ 256 Bit GDDR5-Interface, angebl. ≤1266/4000 MHz, 8 GB GDDR5, ab 29. Juni
gesch. ~540-570% angebl. 229$ vermtl. ab ~250€
grob ~550-600% vermtl. 199$ ? GeForce GTX 1060 3GB
GP106-300, vermtl. 1280 Shader-Einheiten @ 192 Bit GDDR5-Interface, 3 GB GDDR5, ab Sommer (?)
Radeon RX480 4GB
Polaris 10, 2304 Shader-Einheiten @ 256 Bit GDDR5-Interface, angebl. ≤1266/4000 MHz, 4 GB GDDR5, ab 29. Juni
gesch. ~540-570% 199$ vermtl. ab ~220€
Radeon RX470
Polaris 10, vermtl. 1920-2048 Shader-Einheiten @ 256 Bit GDDR5-Interface, angebl. ≤1266/3850 MHz, 4 GB GDDR5, ab Juli
gesch. ~480-510% vermtl. 169$ vermtl. ab ~185€
Radeon RX460
Polaris 11, 1024 Shader-Einheiten @ 128 Bit GDDR5-Interface, angebl. ≤1000/3500 MHz, 2 GB GDDR5, ab Juli
gesch. ~250-260% vermtl. 109$ vermtl. ab ~120€

Ganz generell gesprochen sind von der GeForce GTX 1060 jedoch auch bei einer Mehrperformance gegenüber der Radeon RX480 keine Wunderdinge zu erwarten – sprich, wenn dann dreht sich das ganze um maximal 10% mehr. nVidia hat zwischen GM204- und GP104-Chip +71% Performance oben drauf gelegt, das gleiche Verhältnis auf GM206- und GP106-Chip bezogen ergäbe einen Performance-Index von 580% – und dies könnte die Radeon RX480 sogar noch knapp erreichen. Selbst das breitere Speicherinterface wird dem vergleichsweise schmalen Ansatz des GP106-Chips nicht wirklich weiterhelfen, sondern dürfte zwingend notwendig sein, damit überhaupt mehr Performance als beim GM206-Chip herauskommt. nVidia dürfte natürlich versucht sein, die GeForce GTX 1060 irgendwie doch oberhalb der Performance der Radeon RX480 zu prügeln und wird dafür notfalls die Overclocking-Reserve opfern – dies ist (für nVidia) der bessere Weg, als mit AMD in einen Preiskampf einzusteigen. Eben deswegen vermuten wir auch einen (etwas) höheren Preisansatz der GeForce GTX 1060 – womit sich das ganze dann wieder ausgleicht, die Preis/Leistungs-Verhältnisse von Radeon RX480 und GeForce GTX 1080 sollten in etwa ähnlich ausfallen.

In diesen Zweikampf dürfte sich nVidia mit der 6-GB-Version der GeForce GTX 1060 gut plazieren – diese Speichermenge hat etwas, kann es sicherlich auch mit 8-GB-Grafikkarten aufnehmen und klingt in jedem Fall nach deutlich mehr als bei 3- und 4-GB-Modellen. Die 3-GB-Version der GeForce GTX 1060 ist zwar technisch nur ein Gigabyte von einer Radeon RX480 mit 4 GB Speicher entfernt, aber dies ist sowohl verkaufspsychologisch als auch von den technischen Anforderungen her dann doch schon ein großer Unterschied. 4 GB Speicher werden künftige Spiele wohl mit links selbst unter FullHD auslasten, die Tendenz dazu gibt es schon jetzt. Eine 3-GB-Karte ist demgegenüber irgendwie immer zweiter Sieger, da würde man selbst bei einem Performanceunterschied eher zum 4-GB-Modell raten. Die GeForce GTX 1060 mit nur 3 GB Speicher läßt sich daher wohl nur über den Preis absetzen – was wiederum nicht zu den großen Stärken von nVidia gehört. Wie nVidia dieses Dilemma auflösen will, ist noch nicht ganz klar.