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nVidia limitiert die Mining-Performance der GeForce RTX 3060

Wie nVidia in seinem Blog mitteilt, wird man die Mining-Performance der am 25. Februar antretenden GeForce RTX 3060 über den nVidia-Treiber beschränken: Sobald jener den Ethereum-Algorithmus erkennt, soll dessen Hash-Rate auf grob die Hälfte limitiert werden. Andere Cryptowährungen bzw. deren Algorithmen wurden nicht erwähnt, so dass dieser Schritt wahrscheinlich allein das (derzeit allerdings höchst beliebte) Ethereum-Mining betrifft. Die Grafikkarte wird damit für Cryptominer nicht gänzlich uninteressant, kann diese Augabe jedoch zumindest nicht mehr wirklich effizient erledigen. Über andere, bereits existierende Ampere-Grafikkarten wurde nichts gesagt – und es ist auch unwahrscheinlich, dass jene nachträglich mit dieser Funktion ausgerüstet werden, denn die Cryptominer kann schließlich niemand zum Wechsel auf einen entsprechenden neuen Treiber zwingen.

With the launch of GeForce RTX 3060 on Feb. 25, we’re taking an important step to help ensure GeForce GPUs end up in the hands of gamers. RTX 3060 software drivers are designed to detect specific attributes of the Ethereum cryptocurrency mining algorithm, and limit the hash rate, or cryptocurrency mining efficiency, by around 50 percent.
Quelle:  nVidia-Blog am 18. Februar 2021

Bei der GeForce RTX 3060 wird dagegen automatisch ein neuer Treiber für deren Betrieb erforderlich – und wenn nVidia von Anfang an jenes Cryptolimit-Feature einbaut, dann kommt man erst einmal nicht um jenes herum. Eine kleine Unsicherheit stellen allerdings die bereits existierenden Treiber mit Support der GeForce RTX 3060 Laptop dar, welche schließlich auf demselben GA106-Chip basiert. Aus jenem Mobile-Treiber könnte man denkbarerweise eine gehackte Version zugunsten der GeForce RTX 3060 Desktop ohne jenes Cryptolimit-Feature kreiieren. Generell ist aber sowieso nicht zu erwarten, dass jenes Cryptolimit-Feature vollkommen sicher davor ist, aus dem Treiber entfernt zu werden. Es könnte für nVidia jedoch komplett ausreichend sein, einfach etwas Zeit zu gewinnen, in welcher man die GeForce RTX 3060 nur an Gamer verkauft – und somit aus diesem Markt wieder etwas Druck herausnimmt. Ab einem gewissen Zeitpunkt dürfte man eine generell höhere Lieferbarkeit erreichen – womit es egal wäre, ob nVidias Treiber-Sperre dann geknackt werden würde.

Zur Wiedererlangung der Lieferbarkeit sollen auch die expliziten Mining-Beschleuniger der "CMP"-Serie dienen, welche nVidia im gleichen Atemzug angekündigt hat. Jene werden Mining-optimierte Grafikkarten-Layouts aufbieten, welchen auch die Display-Ausgänge fehlen – womit jene im Mining-Dauereinsatz befindlichen Beschleuniger später auch nicht im Gebrauchtmarkt an normale Grafikkarten-Käufer verklappt werden können. Die von nVidia derzeit dargelegten technischen Daten sind leider recht mager und lassen vor allem das Rätsel zurück, wieso die angegebenen Hash-Raten derart niedrig sind (schon eine simple GeForce RTX 3060 Ti steht bei 60 MH/s). nVidia könnte dies natürlich über entsprechend niedrige Preise ausgleichen – gerade da laut nVidia hierbei Grafikchips verbaut werden, welche die Anforderungen für eine GeForce-RTX-Grafikkarte nicht erfüllt haben, somit also niedriger getaktet und mit weniger aktiven Hardware-Einheiten ausgerüstet sein dürften. Allerdings brauchen die ersten CMP-Beschleuniger auch noch ein paar Wochen und werden die richtig leistungsfähigen Ausführungen erst im zweiten Quartal antreten.

CMP 30HX CMP 40HX CMP 50HX CMP 90HX
offizielle Daten 26 MH/s, 125W, 6GB 36 MH/s, 185W, 8GB 45 MH/s, 250W, 10GB 86 MH/s, 320W, 10GB
vermutliche Chip-Basis GA106 GA104 GA103 GA102
Release Q1/2021 Q1/2021 Q2/2021 Q2/2021

Nachtrag vom 18. Februar 2021

Das Wirken von nVidias Cryptomining-Bremse wurde umgehend mittels eines YouTube-Berichts von "CryptoLeo" bestätigt, wo eine GeForce RTX 3060 nach ca. einer Minute einen harschen Einbruch der ETH-Performance von 41,5 MH/s auf dann nur noch ca. 25 MH/s hinnehmen musste. Dabei kam augenscheinlich noch kein auf die GeForce RTX 3060 angepasster Grafikkarten-Treiber zum Einsatz (selbigen gibt es erst zum Launch am 25. Februar), trotz wirkte die Miningbremse – was Spekulationen zuläßt, dass jene (eventuell teilweise) sogar auf BIOS-Level vorliegt. In jedem Fall hat nVidia schon gegenüber Ryan Smith @ Twitter bestätigt, dass das ganze auch unter Linux funktioniert – was wichtig gegenüber professionellen Mining-Operationen ist. Ein bißchen ungünstig kommt dies dann für jene Cryptominer, welche bereits vor dem Launch der GeForce RTX 3060 selbige Paletten-weise geordert haben. Die Gamer-Gemeinde bekommt hingegen die Chance, vielleicht tatsächlich auf etwas Lieferbarkeit zum Launch zu stoßen.

Allerdings muß auch klar gesagt werden, dass die Vorlaunch-Preise bei der GeForce RTX 3060 schon derart hoch liegen (kaum unter 500 Euro), dass selbst eine Lieferbarkeit kein wirkliches Käufer-Vergnügen ergeben wird. Um diese Situation aufzulösen, müssten die Liefermengen dann hingegen derart hoch ausfallen, dass sich substantielle Lagerbestände aufbauen und somit die Einzelhändler ihren typischen Preiskampf starten können. Denn selbst wenn nunmehr kein großer Cryptomining-Effekt bei der GeForce RTX 3060 zu erwarten ist, bleibt der Grafikkarten-Markt im generellen überkauft und steht somit jedes verfügbar werdende Angebot einer viel größeren Masse an wartenden Grafikkarten-Käufern gegenüber. Eine einzelne Grafikkarte im mittleren Preisbereich – welche somit eine größtmögliche Zahl an Käufern ansprechen kann – hat wahrscheinlich kaum eine Chance, daran etwas zu ändern.

Nachtrag vom 19. Februar 2021

Nachzutragen zur Ankündigung von nVidias CMP-Serie ist noch der Punkt, dass die Ampere-Abstammung jener Mining-Beschleunigern schwer in Frage zu stellen ist. Denn die notierten ETH-Hashraten sind vergleichsweise niedrig sowie die angebenen Stromverbrauchswerte dafür zu hoch, die resultierende Mining-Effizienz liegt deutlich unter dem Maßstab gebräuchlicher Ampere-Grafikkarten. Derzeit spekuliert man darüber, dass hierbei primär Turing-Grafikchips zum Einsatz kommen, vielleicht mit Ausnahme des Spitzenmodells "CMP 90HX". Mit jenen Turing-Chips würde nVidia tatsächlich die Fertigung von Ampere-Grafikchips für Gamer nicht (maßgeblich) reduzieren, was dann wiederum dem Markt-Angebot an Gaming-Grafikkarten zu gute kommen sollte. Die nominelle Mining-Effizienz ist damit immer noch nicht gut, aber möglicherweise hat nVidia hier auch nur den nominellen TDP-Wert angegeben – während Cryptominer ihre Karten gewöhnlich auf optimierten Settings mit deutlich niedrigem Stromverbrauch laufen lassen.

CMP 30HX CMP 40HX CMP 50HX CMP 90HX
offizielle Daten 26 MH/s, 125W, 6GB 36 MH/s, 185W, 8GB 45 MH/s, 250W, 10GB 86 MH/s, 320W, 10GB
vermutliche Chip-Basis GA106 TU116 GA104 TU104 GA103 TU102 GA102 (?)
Release Q1/2021 Q1/2021 Q2/2021 Q2/2021

Die GeForce RTX 3070 hat beispielsweise eine TDP von 220 Watt, wird von Minerstat aber mit einem ETH-Verbrauch von 117 Watt ausgewiesen. Sollte das Verhältnis bei den CMP-Lösungen ähnlich sein, würde jene auf eine wenigstens halbwegs anständige Mining-Effizienz kommen (ca. 0,35 MH/s/W). Das Niveau der aktuellen Ampere-Karten ist zwar nicht zu erreichen (ca. 0,45-0,5 MH/s/W), dies liegt jedoch augenscheinlich gar nicht in der Zielsetzung nVidias. Denn insofern nVidia seine Cryptomining-Bremse tatsächlich über das ganze Ampere-Portfolio durchbekommt, wird das Ampere-Angebot für Miner erst einmal uninteressant (Mining-Effizienz sinkt unterhalb 0,25 MH/s/W). Die CMP-Beschleuniger stellen zwar keinen gleichwertigen Ersatz für die Cryptominer dar – aber womöglich den einzigen, welchen die Miner erst einmal bekommen werden (mit den einmal vorhandenen Ampere-Karten kann man natürlich weiterhin minern).

Interessant sind die sich hieraus ergebenden zwei Seiteneffekte: Erstens einmal dürften die Miner weiterhin Spitzenpreise für originale Ampere-Karten ohne Miningbremse zahlen, dabei auch Gebrauchtware von Gamern nehmen (welche dafür zum günstigeren Preis auf Ampere 2.0 mit Miningbremse umsatteln können). Und zweitens bremst nVidia mit diesen CMP-Lösungen den Zuwachs der Mining-Kraft ein – womit der Miningboom eventuell sogar länger dauert als ansonsten. Für die Hersteller ist dies eine durchaus erstrebenswerte Zielsetzung, denn somit könnte man das Cryptomining in ein längerfristiges, vielleicht sogar halbwegs planbares Geschäft umwandeln – indem man die dem Markt zur Verfügung gestellte Mining-Power limitiert und somit die großen Boom-Phasen sowie den Katzenjammer danach abschleift. Dies könnte perspektivisch sogar gut für die Gamer-Gemeinde sein: Denn wird das Mining-Geschäft halbwegs planbar, können die Grafikkarten-Hersteller ihre Produktion dauerhaft hochfahren, womit jederzeit genügend Grafikkarten auch für Gamer abfallen sollten.

Nachtrag vom 21. Februar 2021

VideoCardz berichten über einen Fall in Weißrussland, wo die GeForce RTX 3060 bereits in einem Gebrauchtmarkt aufgetaucht ist. Dass die Verpackung (angeblich) nur zu einem Karten-Check aufgemacht wurde und genauso auch die Preislage von 1080 Dollar pro Karte deuten mit guter Chance darauf hin, dass hierbei ein Miner jene vorab eingekauften nVidia-Karten noch schnell abzustoßen versucht, nachdem sich jene beim Cryptomining-Test wegen nVidias Miningbremse als ineffektiv erwiesen haben. Dies dürfte in diesem Fall aber zumindest zu dieser Preislage nicht gelingen, denn die Händlerangebote zur GeForce RTX 3060 liegen derzeit bei um die 500 Dollar, wie Coreteks eben erst aufgezeigt haben. Die gefühlte Tendenz geht dabei sogar eher nach unten, denn die letzten Vorablistungen zur GeForce RTX 3060 lagen eher bei 500-700 Dollar/Euro.

Auf einem handlungsfähigen Grafikkarten-Markt würde sich selbst diese klare Preisübertreibung (der Listenpreis zur GeForce RTX 3060 steht bei 329 Dollar) umgehend wieder einrenken – aber in diesem Fall besteht die Sondersituation, dass in breiten Teilen des Grafikkarten-Markts nichts oder selbiges nur zu überzogenen Preisen zu bekommen ist. Alles Interesse der bislang nicht zum Zug gekommenen Grafikkarten-Käufer wird sich damit ab dem donnerstäglichen 25. Februar auf die GeForce RTX 3060 konzentrieren. Dies dürfte eigentlich selbst dann zu viel an Interesse sein, wenn nVidia überragende Liefermengen in den Markt schickt und die Cryptominer ihre Vorabkäufe genauso auf den Markt werfen bzw. nichts neues an GeForce RTX 3060 Karten kaufen würden. Trotz somit günstiger Bedingungen zugunsten der GeForce RTX 3060 besteht nach wie vor ein erhebliches Risiko darauf, dass sich jene schon am Launchtag innerhalb kürzester Zeit ausverkauft – womit die derzeit aufgerufenen Preislagen keine Chance haben, in Richtung des Listenpreises abzuschmelzen.

Nachtrag vom 26. Februar 2021

Laut VideoCardz enthält der neue nVidia-Treiber 461.72 erste Einträge zu den Mining-Beschleunigern CMP 30HX & 40HX – und outet beide als in der Tat Turing-basiert. Zwar ergibt der Treiber keine direkten Chip-Zuordnungen, aber die gewählten Device-IDs der beiden genannten CMP-Beschleuniger zeigen klar auf eine Turing-Abstammung hin. Aufgrund der von nVidia genannten Mining-Performance dürfte dies auch noch auf "CMP 50HX" zutreffen, allein die größte Mining-Lösung "CMP 90HX" kommt möglicherweise doch Ampere-basiert daher. Eine genaue Zuordnung zu konkreten Chips ist derzeit durchgehen nur anhand der Speichermengen und damit des jeweils benutzten Speicherinterfaces möglich: CMP 30HX hat augenscheinlich einen Chip mit 192-Bit-Interface zur Grundlage, CMP 40HX basiert auf einem Chip mit 256-Bit-Interface – und CMP 50HX sowie CMP 90HX benutzen ein 320-Bit-Interface, was einen solchen Chip oder auch Grafikchips mit 384-Bit-Interface zuläßt. Der wichtigere Punkt ist aber natürlich, dass mit der bestätigten Turing-Abstammung letztlich keine große Mining-Effizienz zu erwarten ist, selbst wenn die von nVidia angegebenen Stromverbrauchswerte nur TDPs darstellen und nicht den realen (optimierten) Stromverbrauch beim Mining.

CMP 30HX CMP 40HX CMP 50HX CMP 90HX
offizielle Daten 26 MH/s, 125W, 6GB 36 MH/s, 185W, 8GB 45 MH/s, 250W, 10GB 86 MH/s, 320W, 10GB
vermutliche Chip-Basis TU116 TU106 oder TU104 TU102 (?) GA103 oder GA102 (?)
Release Q1/2021 Q1/2021 Q2/2021 Q2/2021

Damit hält nVidia zwar sein Versprechen ein, für die CMP-Serie dem GeForce-Segment keine Grafikchips zu entziehen (sofern man davon ausgeht, dass die Turing-Generation im Gaming-Markt weitgehend ausgelaufen ist). Andererseits dürfte es schwierig werden, die Cryptominer von diesem Angebot mit niedriger Rechenleistung und nicht gerade hoher Energieeffizienz zu überzeugen. Dies könnte man fast nur durch wirklich herausragende Preislagen geradebiegen – was dem Anspruch entgegensteht, am Cryptomining-Boom entsprechend mitzuverdienen. Der Weisheit letzter Schluß ist hier sicherlich noch nicht gefunden – und womöglich besteht die einzige funktionierende Auflösung auch schlicht darin, einfach nur ausreichend Grafikchips bzw. Grafikkarten herzustellen. Spätestens ab dem zweiten Halbjahr 2021 muß dies eigentlich möglich sein, denn die Vorlaufzeit auch bei der Chipfertigung ist dafür inzwischen ausreichend und bei den anderen Komponenten sollte sich deren Lieferprobleme noch viel eher entzerren lassen. Natürlich muß nVidia (wie die anderen Chip-Entwickler) unglaublich aufpassen, nicht am Ende des Miningbooms mit riesigen Waferordern bei den Chipfertigern dazustehen – aber dass ist das Risiko, was man eingeht, wenn man am Cryptomining mitverdient.