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nVidia kündigt die GP102-basierte "Titan X" für den 2. August an

Grafikchip-Entwickler nVidia hat gestrige Nacht die erste Grafikkarte basierend auf dem neuen Enthusiasten-Chip GP102 für einen Launch samt Verfügbarkeit am 2. August 2016 angekündigt: Die "Titan X" ist in gewissem Sinne namensgleich zu ihrem Maxwell-basierten Vorgänger, verzichtet aber auf das "GeForce GTX" und ist somit wenigstens bei Angabe des vollen Namens leidlich unterscheidbar. Die neue Titan-Karte basiert auf dem GP102-Chip, welchen nVidia anstatt des augenscheinlich rein für professionelle Bedürfnisse gedachten GP100-Chips ins Gamer-Segment bringt. Jener bringt ~12 Milliarden Transistoren auf die Waage, was gegenüber den 15,3 Milliarden Transistoren des GP100-Chips für eine um grob 22% kleinere Chipfläche sorgen sollte. Selbige hat nVidia zum GP102-Chip bislang noch nicht angegeben, sie dürfte gemäß der vorstehende Angabe irgendwo im Bereich von ~480mm² rangieren.

Ebenfalls gibt es noch keine offiziellen Angaben zur den vollständigen Hardware-Fähigkeiten des GP102-Chips – die für die Titan X genannten 3584 Shader-Einheiten sind ziemlich sicher nicht der Vollausbau, welcher wohl (wie beim GP100-Chip) auf 3840 Shader-Einheiten lauten dürfte. Ein wenig unsicher ist an dieser Stelle, ob diese Differenz produktionstechnische Gründe hat (Erhöhung der Chipausbeute) oder ähnlich wie bei der allerersten GeForce GTX Titan (2688 Shader-Einheiten beim GK110-Chip) eine Reserve für die Zukunft darstellt (GeForce GTX 780 Ti & Titan Black mit jeweils 2880 Shader-Einheiten). Angesichts der nachfolgenden Volta-Generation ist nämlich unklar, ob nVidia die Zeit haben wird, nochmals schnellere GP102-Varianten (dann im Vollausbau des Grafikchips) nachzuschieben. Eine weitere abgespeckte GP102-Variante mit dem augenscheinlichen Namen "GeForce GTX 1080 Ti" sollte hingegen bei nVidia in der Pipeline stehen.

Zu den 3584 Shader-Einheiten dürften 224 Textureneinheiten dazugehören, der GP102-Chip benutzt sicherlich wieder die von GP104 & GP106 her bekannten Shader-Cluster. Als Speicherinterface kommt ein 384 Bit breites GDDR5X-Interface zum Einsatz, an jenem dürften dann 96 Raster Operation Units (ROPs) ihren Dienst tun. In der Summe bringt die Titan X somit 40% mehr Recheneinheiten sowie ein um 50% breiteres Speicherinterface gegenüber der GeForce GTX 1080 mit sich. Die (nominellen) Taktraten von 1417/1531/2500 MHz sind allerdings etwas niedriger als bei der GeForce GTX 1080 (1607/1733/2500 MHz, realer Ø-Chiptakt 1694 MHz), womit die Titan X nur ca. 26% mehr Rechenleistung als jene auf die Waage bringt – allerdings gleich 50% mehr Speicherbandbreite. Je nachdem wie die real anliegenden Chiptaktraten der Titan X ausfallen, kann sich diese Differenz bei der Rechenleistung natürlich noch leicht verschieben.

GeForce GTX Titan X GeForce GTX 1080 Titan X
Chipbasis nVidia GM200 nVidia GP104 nVidia GP102
Fertigung 8 Mrd. Transist. in 28nm auf 601mm² Chipfläche bei TSMC 7,2 Mrd. Transist. in 16nm auf 314mm² Chipfläche bei TSMC 12 Mrd. Transist. in 16nm auf ? mm² Chipfläche bei TSMC
Architektur Maxwell 2, DirectX 12 Feature-Level 12_1 Pascal, DirectX 12 Feature-Level 12_1
Features Vulkan, DSR, SLI, PhysX, G-Sync Vulkan, Asynchonous Compute, DSR, SLI, PhysX, G-Sync
Technik 6 Raster-Engines, 3072 Shader-Einheiten, 192 TMUs, 96 ROPs, 384 Bit GDDR5-Interface, 3 MB Level2-Cache (Vollausbau) 4 Raster-Engines, 2560 Shader-Einheiten, 160 TMUs, 64 ROPs, 256 Bit GDDR5X-Interface, 2 MB Level2-Cache (Vollausbau) bestätigt: 3584 Shader-Einheiten, 384 Bit GDDR5X-Interface
angenommen: 224 TMUs, 96 ROPs
Taktraten 1000/1075/3500 MHz
(Ø-Chiptakt: 1067 MHz)
1607/1733/2500 MHz
(Ø-Chiptakt: 1694 MHz)
1417/1531/2500 Hz
(Ø-Chiptakt: ? MHz)
Speicherausbau 12 GB GDDR5 8 GB GDDR5X 12 GB GDDR5X
Layout DualSlot DualSlot DualSlot
Kartenlänge 27,0cm 27,0cm 27,0cm
Stromstecker 1x 6pol. + 1x 8pol. 1x 8pol. 1x 6pol. + 1x 8pol.
off. Verbrauch 250W (GCP) 180W (GCP) 250W (GCP)
Ausgänge DualLink DVI-I, HDMI 2.0 (kein HDCP 2.2), 3x DisplayPort 1.2 DualLink DVI-D, HDMI 2.0b, 3x DisplayPort 1.2 (DP-1.4-ready) DualLink DVI-D, HDMI 2.0b, 3x DisplayPort 1.2 (DP-1.4-ready)
FullHD Perf.Index 780% 960% gesch. ~1200-1250%
4K Perf.Index 105% 132% gesch. ~165-175%
Listenpreis 999$ 599$/699$ 1200$
Straßenpreis 1050-1150€ 720-750€ zu erwarten für ~1350€
Release 17. März 2015 17. Mai 2016 2. August 2016

Damit sind grob 25-30% Mehrperformance gegenüber der GeForce GTX 1080 möglich, dies würde für einen Performance-Index von ca. 1200-1250% unter FullHD sowie ca. 165-175% unter 4K reichen. Die ungleiche Erhöhung von Rechenleistung und Speicherbandbreite macht es schwierig, genauere Prognosen aufzustellen: Denn regulär sollte die Titan X maximal um ihre höhere Rechenleistung schneller werden, aber die sehr viel deutlicher angehobene Speicherbandbreite dürfte dann auch noch ihren Effekt haben – gerade unter höheren Auflösungen, wofür die Titan X natürlich gedacht ist. Trotz des nicht gerade übermäßigen Performancesprungs gegenüber der GeForce GTX 1080 dürfte die Titan X die Karte für 4K-Gaming werden, dafür sorgt die heftige Speicherbandbreite sowie die verbauten gleich 12 GB GDDR5X-Speicher.

Als Spaßbremse hier gegenüber dürfte natürlich der Preispunkt von 1200 Dollar sorgen, welchen nVidia ab dem 2. August für das Referenzdesign sehen will. Gegenüber der GeForce GTX 1080 sind dies +72% (Vergleich mit dem Referenzdesign) bzw. gleich +100% (Vergleich mit den Herstellerdesigns) an Preisaufschlag und zudem für SingleChip-Grafikkarten eine neue Preiskategorie – bislang hatten AMD und nVidia es noch vermieden, dafür die Marke von 999 Dollar zu überschreiten. Für beinharte Titan-Fans könnte die preisliche Abschreckung vielleicht noch nicht hoch genug sein, aber im normalen Markt dürfte die neue Titan-Karte auf diesem Preispunkt sicherlich kaum eine Rolle spielen. Zudem hat es in der Vergangenheit bei Titan-Grafikkarten immer auch nur wenig Spielräume für die Grafikkartenhersteller gegeben – Herstellerdesigns und Werksübertaktungen gab es gewöhnlich nicht, dies war den darunter angesiedelten Ti-Karten vorbehalten.

Wohin die erwartete (aber natürlich noch nicht angekündigte) GeForce GTX 1080 Ti geht, liegt derzeit allein im Feld von Spekulationen: Jene zweite GP102-Karte könnte sowohl langsamer als auch (etwas) schneller ausfallen, dürfte in jedem Fall bessere Overclocking-Eigenschaften mitbringen und wird ziemlich sicher beim Speicherausbau beschnitten werden (möglicherweise 9 GB GDDR5X-Speicher auf Basis von 12 Stück 0,75GB-Speicherchips). Wie üblich dürfte nVidia die GeForce GTX 1080 Ti aber erst einige Monate nach der Titan-Lösung herausbringen, um die Titan-Karte erst einmal jene gut abzusetzen. Und so lange AMDs Vega-Chips nicht spruchreif werden, drängt nVidia auch leider niemand in Richtung dieser günstigeren GP102-Ausführung.

Nachtrag vom 24. Juli 2016

Zur nVidia Titan X wäre noch der wichtige Punkt hinzuzufügen, das die Karte allein über nVidias eigenen Onlineshop erhältlich sein wird, ergo gar nicht bei den Grafikkartenherstellern auftauchen wird. Dies macht durchaus Sinn, denn exakt dieselbe Karte nur mit anderem Aufkleber von ca. 10-15 verschiedenen "Herstellern" und nachfolgend dutzenden Einzelhändlern angeboten zu bekommen, erzeugt nur höheren logistischen Aufwand – was sich wohl bei den geringen zu erwartenden Stückzahlen dieser Karte nicht besonders rechnet. Nachteiligerweise entfällt somit aber auch der Wettbewerb zwischen Herstellern und Händlern – nVidia legt einmal einen Listenpreis fest und dieser gilt dann, sofern jener nVidia-Preis nicht gerade durch Wechselkurs-Kapriolen erhöht werden muß. Eben wegen des Wechselkurs-Risikos und weil nVidia auch nicht jeden Tag neue Preise festsetzen will, dürfte nVidia den Endkundenpreis der Titan X eher mit einer gewissen Reserve ausstatten. Hochgerechnet von der Situation bei der GeForce GTX 1080 dürfte der deutsche Endkundenpreis der Titan X wohl bei ~1350 Euro liegen, ein wenig mehr sind sicherlich auch noch denkbar.

Nachtrag vom 25. Juli 2016

Golem berichten über nVidias Ankündigung zu den GP104/GP102-basierten Profi-Lösungen Quadro P5000 & P6000 für Oktober 2016 – mittels welcher es in erster Linie ein paar weitere Informationen zum GP102-Chip gibt: So wurde dessen Chipfläche von nVidia nunmehr mit 471mm² angegeben – was nahe an den zuletzt geschätzten ~480mm² ist und insgesamt auch im Feld der vorherigen Spekulationen liegt, welche bei einem GP102-Chip mit nicht höherer Shader-Anzahl gegenüber dem GP100-Chip von einer Chipfläche im Bereich von 450-500mm² ausgegangen sind. Jene Chipfläche liegt im übrigen schon fast übergenau bei +50% zum GP104-Chip – zu welchem der GP102-Chip um exakt 50% mehr Hardware-Einheiten und ein um 50% breiteres Speicherinterface mitbringt. Denn die Anzahl der Hardware-Einheiten im Vollausbau des GP102-Chip konnte mit der Quadro P6000 nunmehr auf 3840 Shader-Einheiten bestätigt werden. Dies wird allerdings vorerst die einzige Karte sein, welche den Vollausbau des GP102-Chips ins Feld führt – läßt aber natürlich den Gedanken offen, das es später einmal eine weitere Titan-Grafikkarte mit ebenfalls dem Vollausbau des GP102-Chips geben könnte.