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nVidia kündigt die GeForce GTX 690 für den 3. Mai an

Auf der nVidia GeForce LAN (NGF) in Shanghai hat nVidia am frühen Sonntagmorgen die DualChip-Lösung GeForce GTX 690 offiziell angekündigt (wirklich hübsch geratenes Präsentations-Video), die Karte geht am 3. Mai (Donnerstag der ersten Maiwoche) in limitierter Anzahl in den Handel, größere Kontingente sollen dann am 7. Mai (Montag der zweiten Maiwoche) folgen. Wahrscheinlich dürfte der 3. Mai auch der Startschuß für unabhängige Testberichte sein, welche es derzeit noch nicht zu dieser Karte gibt – das ganze ist halt kein Launch, sondern eine reine Ankündigung seitens nVidia. Da der Listenpreis der GeForce GTX 690 zudem auf 999 Dollar festgesetzt wurde (vermutlicher Straßenpreis ~900 Euro), dürfte das ganze sowieso nur eine Show für sehr wenige Hardcore-Enthusiasten sein.

Wie schon vorab klar war, kommt die GeForce GTX 690 mit zwei GK104-Chips im Vollausbau daher, interessant war "nur" noch die Frage, mit welchen Taktfrequenzen nVidia die GeForce GTX 690 ausrüstet. Beim Speichertakt wird nVidia dabei den Standard der GeForce GTX 680 von 3000 MHz benutzen, beim Chiptakt geht man dagegen etwas von den 1006/1058 MHz der GeForce GTX 680 herunter: Der Normaltakt der GeForce GTX 690 liegt bei 915 MHz, der Boosttakt bei 1019 MHz. Die Differenz zwischen Normaltakt und Boosttakt ist bei der GeForce GTX 690 somit deutlich höher (+11%) als bei der GeForce GTX 680 (+5%), womit die Qualität der Kühllösung und das thermische Umfeld der Karte eine höhere Bedeutung für gutklassige Benchmark-Resultate bekommen.

Radeon HD 7970 GeForce GTX 680 GeForce GTX 690
Chipbasis AMD R1000/Tahiti, 4,3 Milliarden Transistoren in 28nm auf 365mm² Chip-Fläche nVidia GK104, 3,54 Milliarden Transistoren in 28mn auf 294mm² Chip-Fläche 2x nVidia GK104, 2x 3,54 Milliarden Transistoren in 28mn auf 2x 294mm² Chip-Fläche
Technik DirectX 11.1, 2 Raster Engines, 2048 (1D) Shader-Einheiten, 128 TMUs, 32 ROPs, 384 Bit DDR Interface DirectX 11.1, 4 Raster Engines, 1536 (1D) Shader-Einheiten, 128 TMUs, 32 ROPs, 256 Bit DDR Interface DirectX 11.1, 8 Raster Engines, 3072 (1D) Shader-Einheiten, 256 TMUs, 64 ROPs, 2x 256 Bit DDR Interface
Taktraten 925/2750 MHz 1006/3000 MHz
(GPU-Boost Ø 1058 MHz, max. 1124 MHz)
915/3000 MHz
(GPU-Boost Ø 1019 MHz, max. ? MHz)
Speicherausbau 3072 MB GDDR5 2048 MB GDDR5 2x 2048 MB GDDR5
(logisch nutzbar nur 2048 MB)
TDP 250W 195W 300W
Preislage 390-420 Euro 480-510 Euro Listenpreis 999 Dollar
Straßenpreis ~900 Euro

Gerade beim Thema Kühllösung will nVidia mit der GeForce GTX 690 deutlich punkten, nachdem die letzten DualChip-Lösungen von AMD und nVidia in dieser Frage keineswegs Leisetreter waren: nVidia setzt bei der GeForce GTX 690 auf ein "Dual Vapor Chamber" System mit Axiallüfter, welcher die Karte trotz recht hoher Umdrehungszahl von 3000 U/min angeblich "flüsterleise" kühlen können soll. Wenn sich dies bestätigen läßt, wäre dies ein erheblicher Pluspunkt – dann könnte sich AMD bei der Radeon HD 7990 nämlich nicht mehr mit einer üblicherweise lauten Kühllösung blicken lassen.

Stichwort Radeon HD 7990: Durch die Zurücknahme der Taktraten bei der GeForce GTX 690 wahrt die kommende DualChip-Lösung von AMD weiterhin alle ihre Chancen. AMD kann nun sorgfältig austarieren, welche Taktraten benötigt werden, um mit der Radeon HD 7990 zumindest die gleiche Performance wie die GeForce GTX 690 zu bieten. Allerdings wird dies nicht einfach, da CrossFire-Ergebnisse von Radeon HD 7970 und GeForce GTX 680 die nVidia-Lösung zumeist vorn sehen – AMD wird also bei der Radeon HD 7990 die Taktraten vermutlich klar geringer beschneiden müssen als nVidia bei der GeForce GTX 680. Selbst wenn AMD dies gelingen mag, wird man dies wahrscheinlich nur zu einer höheren Verlustleistung und damit mit einem etwas teureren Boarddesign bieten können: Die TDP der GeForce GTX 690 liegt gerade einmal bei 300 Watt, dies wird AMD mit zwei Chips der Radeon HD 7970 (TDP: 250W, Spieleverbrauch 211W) bei der Radeon HD 7970 kaum erreichen können.

Das eigentliche Problem dieser beiden DualChip-Lösungen lauert aber ganz wo anders: Sie können unter den heute üblichen Benchmark-Settings ihre Leistungsfähigkeit kaum noch zeigen, werden zu oft durch CPU-Limits ausgebremst. nVidia verspricht zwar bei der GeForce GTX 690 im Schnitt 75 Prozent mehr Performance unter 2560x1600 4xAA – aber dies ist nur der in der Praxis kaum erreichbare Idealzustand. Die ComputerBase hatte für eine (durch den Mehrtakt etwas schnellere) GeForce GTX 680 SLI dagegen "nur" 66 Prozent unter eben diesem Setting ausgemessen, unter dem weit üblichen Benchmark-Setting von 1920x1080 4xAA waren es sogar nur 52 Prozent Mehrperformance.

(vs. Single-Lösung) Radeon HD 7970 CrossFire GeForce GTX 680 SLI
1920x1080 4xAA +57,8% +52,6%
2560x1600 4xAA +62,5% +66,1%
5760x1080 4xAA +53,5% +56,3%
1920x1080 8xAA +67,0% +82,7%
2560x1600 8xAA +78,8% +84,7%
5760x1080 8xAA +70,8% +77,8%

Man muß sich also im klaren darüber sein, daß die DualChip-Lösungen wie auch alle CrossFire/SLI-Kombinationen nur interessant sind, sofern man entweder durchgehend auf 8x Anti-Aliasing oder aber Downsampling/Supersampling setzt – selbst TripleMonitoring unter 4x Anti-Aliasing ist augenscheinlich keine größere Hürde für diese Karten. Es wäre den kommenden Launchtests anzuraten, für die GeForce GTX 690 (und später die Radeon HD 7990) möglichst alle Normaltests kategorisch über Bord zu werfen und sich allein auf diese Tests zu konzentrieren, wo solcherart Extremboliden ihre Performance auch ausspielen können.