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nVidia könnte mit "G-Sync Compatible" die konkurrierenden Sync-Standards vereinen

Ein wesentlicher Punkt von nVidias CES-Pressekonferenz war neben viel Show rund um RayTracing, der (kurzen) Vorstellung der GeForce RTX 2060 sowie der Ankündigung von Turing-basierten Mobile-Beschleunigern die Neuerungen zu nVidias G-Sync. So gibt es nunmehr einen extra Standard "G-Sync Ultimate" für eine ordentliche HDR-Darstellung (mit entsprechend hohem Helligkeitswert), was das bisherige "G-Sync HDR" beerbt. Gleichfalls öffnet nVidia sich nominell dem offenen AdaptiveSync-Standard, welcher technisch auf AMDs FreeSync basiert. nVidia ordnet dies unter "G-Sync Compatible" ein und will entsprechende FreeSync-Monitore mit einem neuen Treiber ab 15. Januar dann mit G-Sync-Funktionalität beglücken. Allerdings sind nVidias Anforderungen offenbar ziemlich hoch, von 400 vorab getesteten FreeSync-Monitoren haben nur 12 die nVidia-Prüfungen bestanden und können sich zukünftig mit dem Prädikat "G-Sync Compatible" schmücken.

Ein Extrapunkt hierbei ist, das der Benutzer von bei dieser Prüfung durchgefallenen FreeSync-Monitoren die G-Sync-Funktion manuell (und damit auf eigenes Risiko) dennoch aktivieren kann. Mit etwas Glück kann man somit vielleicht auch noch den einen oder anderen FreeSync-Monitor zu G-Sync überreden. Interessanter dürfte dieser Paradigmen-Wechsel bei nVidia allerdings eher für zukünftige Monitore sein, denn nunmehr können die Monitor-Hersteller gezielt auf jene Klassizifierung "G-Sync Compatible" hinarbeiten, ohne dabei allerdings Lizenzgebühren an nVidia abdrücken zu müssen. Gut möglich, das in Zukunft die allermeisten Gaming-Monitore dann also für beide Standards geeignet sind – womit das trennende Argument verschwindet, das man zu einem FreeSync-Monitor nur eine AMD-Grafikkarte und zu einem G-Sync-Monitor nur eine nVidia-Grafikkarte benutzen kann. nVidia hat diese Problematik, welche in letzter Zeit eher gegen nVidia gearbeitet hat, erkannt und versucht jene nunmehr mittels einer Kompromißlösung aus der Welt zu schaffen.

Jene Kompromißlösung beinhaltet nicht die Abkehr vom eigentlichen G-Sync-Standard, welcher erst einmal weitergeführt wird – wie lange noch, dies wird sich zeigen. nVidia verliert hierbei natürlich auch etwas daran, denn somit ist der Druck auf die Monitorhersteller geringer, vollständige G-Sync-Monitore aufzulegen, wenn man es (viel einfacher und günstiger) auch mit einem G-Sync-kompatiblen Monitor erreichen kann. Echte G-Sync-Monitore dürften zukünftig eher denn nur noch als "G-Sync Ultimate" mit HDR-Fähigkeit erscheinen, in diesem Segment kann man sich den Aufpreis für echtes G-Sync nach wie vor leisten. In der großen Masse dürfte es jedoch nicht über "G-Sync Compatible" hinausgehen: Dies ist mit vertretbarem technischen Aufwand erreichbar, kostet (augenscheinlich) keine Lizenzgebühren und deckt sowohl G-Sync, FreeSync als auch Adaptive Sync komplett ab, ist für die Monitorhersteller also schlicht besser zu vermarkten.

Im Endeffekt hat nVidia zwar hiermit AMDs FreeSync-Standard anerkannt, dürfte seine technische Grundlage in Form von "G-Sync Compatible" aber dennoch bei zukünftigen Monitoren durchdrücken. Denn für die Monitor-Hersteller lohnt es sich zukünftig kaum noch, reine FreeSync-Modelle anzubieten, wenn das Prädikat "G-Sync Compatible" mit vergleichsweise wenig Mehraufwand genauso noch erreichbar ist. Abseits von reinen Billig-Modellen dürften die Monitor-Hersteller also immer versucht sein, beide Standards zu bedienen – was letztlich bedeutet, das "G-Sync Compatible" die zukünftige allgemeine technische Grundlage wird. Insgesamt ist dies ein cleverer Schachzug seitens nVidia, denn anstatt vor FreeSync bzw. AdaptiveSync zu kapitulieren, übernimmt man indirekt die technischen Führerschaft innerhalb dieser konkurrierenden Sync-Standards. Im eigentlich läßt sich nVidia somit nicht zu FreeSync herab – sondern vielmehr dürfte FreeSync in der Praxis gezwungen sein, zukünftig zur G-Sync-Kompatibilität zu mutieren.

Nachtrag vom 9. Januar 2019

Bei Tom's Hardware hat man einige Detail-Informationen zu nVidias "G-Sync Compatible" zusammengetragen. Hiermit wird auch die wichtigste Frage nach eventuellen Lizenzgebühren für diese Validierung beantwortet: Für "G-Sync Compatible" gibt es keine Lizenz- oder Zertifizierungs-Gebühren, der Monitorhersteller muß einzig und allein seinen Monitor bei nVidia einsenden. Dies wird es für die Monitorhersteller finanziell attraktiv machen, eine eher höherwertigere FreeSync-Umsetzung anzustreben, wenn sich das Siegel "G-Sync Compatible" derart einfach erreichen läßt. Billig-Monitore werden sich möglicherweise nicht darum scheren, aber jeder halbwegs anständige FreeSync-Monitor wäre somit mit einem vergleichsweise geringen Aufwand dann eben doch G-Sync-kompatibel zu bekommen – und die Chance auf dieses sicherlich verkaufsfördernde Siegel dürften sich die wenigsten Monitor-Hersteller entgehen lassen. All dies gilt allerdings nur für den Desktop-Bereich – im Notebook-Bereich besteht nVidia weiterhin auf seinen kostenpflichtigen Zertifizierungen, obwohl dort schließlich nur der einfache Adaptive-Sync-Standard abgefragt wird, was weniger als im Desktop-Bereich für "G-Sync Compatible" notwendig ist. Alles weitere muß dann die Praxis zeigen – die Monitorhersteller werden sich positionieren müssen, inwiefern sie zukünftig welche Siegel anstreben.