22

News des 22. August 2024

Breit berichtet wird derzeit über eine "Verzögerung" von Ryzen 9000X3D erst im Jahr 2025, basierend auf einer Aussage von Twitterer HXL. Technisch gesehen verzögert sich da natürlich nichts, denn AMD hat Ryzen 9000X3D weder angekündigt noch gab es bislang belastbare Hinweise auf dessen Terminplan, sondern eben nur bessere Vermutungen. Der Twitterer selber versah seinen Tweet zudem auch mit einem Fragezeichen, Bedeutung erlangt dies somit erst über die nachfolgenden Bestätigungen seitens 1usmus (Programmierer des "DRAM Calculator for Ryzen") und Hassan Mujtaba (Redakteur bei WCCF Tech), welche üblicherweise gut informierte Personen darstellen. Andererseits ruderte letzterer wenig später doch wieder zurück: Danach könnte es dennoch noch einen einzelnen Zen5-basierten X3D-Prozessor in diesem Jahr geben. Jene Formulierung deutet zum einen darauf hin, dass es mehrere Ryzen 9000X3D geben wird, möglicherweise wiederum ein ähnliches Portfolio wie bei Ryzen 7000X3D.

Ryzen 9000X3D CES 2025?
Quelle:  HXL @ X am 22. August 2024
 
Yes
Quelle:  1usmus @ X am 22. August 2024
 
Unfortunately, YES
Quelle:  Hassan Mujtaba @ X am 22. August 2024
 
Ok so I managed to get an update on the X3D delay rumor, there might still be one X3D release this year.
Quelle:  Hassan Mujtaba @ X am 22. August 2024
 
Zen 5, not Zen 4
Quelle:  Hassan Mujtaba @ X am 22. August 2024

Zum anderen könnte das Vorziehen eines einzelnen Ryzen 9000X3D noch auf dieses Jahr dann eher pro Forma erfolgen – irgendwann ganz kurz vor Jahresschluß, damit man eben noch die Jahreszahl "2024" dranschreiben kann. Einen besonderen Wert hätte dies natürlich kaum, wenn zur Weihnachtszeit ein erster Ryzen 9000X3D erscheint, welcher wegen der üblichen Jahresendkapriolen sich zu diesem Zeitpunkt kaum zuverlässig im Einzelhandel bestellen läßt. Zudem müsste ein erneut aufgeteilter Launch auch wieder nicht sein, wenn dann sollten alle Ryzen 9000X3D besser zusammen erscheinen. Wie gut man einen Ryzen 9 9950X3D bewertet, ergibt sich schließlich immer erst dann, wenn auch die Performance des Ryzen 7 9800X3D bekannt ist. Die Erkenntnisse von Ryzen 7000X3D müssen hierbei nicht zwingend weiterhin gelten, bei der Spiele-Performance könnte sich die Tendenz beispielsweise noch deutlicher zum Ryzen 7 9800X3D verschieben. Schließlich lag unter Zen 4 bei den normalen Prozessoren der 16-Kerner auch bei der Spiele-Performance vor dem 8-Kerner, unter Zen 5 dreht sich dieses Bild jedoch auch schon bei den normalen Prozessoren um.

Bei Heise zweifelt man etwas an AMDs Erklärung zur Ryzen-9000-Performance, denn im Reviers Guide für die Hardwaretester war weder vermerkt, dass AMD den Admin-Modus benutzt hat noch dass Windows 11 24H2 einen kleinen Performance-Boost für AMD-Prozessoren durch besseren Code für die Sprungvorhersage mit sich bringen würde. Normalerweise hätte man diese Punkte den Hardwaretestern vorab darlegen müssen und nicht im Nachhinein als Erklärung für die nicht erfüllten Performance-Versprechen seitens AMD bringen müssen. Insofern kann man durchaus die Vermutung in den Raum stellen, dass AMD sich hierbei nur medial versucht zu retten, dass dies aber nicht die Lösung für die festgestellte Performance-Diskrepanz darstellt. Heise legen dann auch gut dar, dass man den Admin-Modus von Windows keineswegs dauerhaft nutzen sollte, da dann jegliche Software auf dem System ohne Einschränkungen läuft. Davon abgesehen ist es generell (sehr) unwahrscheinlich, dass irgendein Fix jene fast 20% Differenz herausholt, welche bei der Spiele-Performance zwischen AMD-Prognose und gemessener Realität liegen.

Die PC Games Hardware berichtet derweil über beachtbar gesunkene Straßenpreise zu Ryzen 9000 im deutschen Einzelhandel. Im Schnitt sind die vier Modelle nunmehr um –6,9% günstiger als die UVP, wobei hier besonders der Ryzen 9 9900X mit –11,9% heraussticht. Dies ist ein weiterer Preisverfall gegenüber dem Wochenanfang, "seinerzeit" stand es durchschnittlich –4,1% gegenüber der UVP, mit dem Ryzen 9 9900X auf –7,4% wiederum führend. Speziell jenes Modell wird somit keine 10 Tage nach Marktstart bereits deutlich sichtbar unterhalb der UVP verkauft (475€ Straßenpreis anstatt 539€ UVP). Generell macht man die schwachen Verkaufszahlen für diesen schnellen preislichen Abstieg verantwortlich – was nicht ganz weit hergeholt ist, die Einzelhändler haben sich schließlich einen gewissen Launch-Lagerbestand angelacht und sehen nun, wie lange es dauern wird, jenen zu verkaufen. Alles was im Rahmen von –10% Preisabschlag und mehr rangiert, dürfte allerdings für die Einzelhändler kaum allein zu realisieren sein, dafür sind die Margen in diesem Geschäft und bei dieser Produktgruppe üblicherweise zu niedrig (wie früher schon dargelegt).

Entweder räumt AMD der Handelskette hierbei also eine ungewöhnlich hohe Handelspanne ein (eher unwahrscheinlich angesichts der AMD-Dominanz im DIY-Geschäft) oder aber AMD hat hier selber schon Hand an diese Preise gelegt. Womöglich existieren auch Modell-spezifische Rabatte, womit AMD die Listenpreise auf das Festlegen kann, was optisch am besten aussieht, über die Rabatte-Gestaltung aber dennoch ganz andere interne Abgabepreise machen kann. In diesem Fall existiert somit der Verdacht, AMD könnte den Ryzen 9 9900X intern mit höheren Rabatten abgeben als die anderen Modelle. Wirklich genau wird sich dies natürlich niemals in Erfahrung bringen lassen (da "Geschäftsgeheimnis" seitens der Hersteller), womit man immer nur im Nachhinein die beobachteten Straßenpreise auswerten und hieraus gewisse Schlüsse ziehen kann. Im übrigen ist jene Preissituation nicht einmal weltweit einheitlich: In China waren Ryzen 9 9900X & 9950X anfänglich sogar ausverkauft und auch jetzt noch kostet der Ryzen 9 9950X etwas mehr als der chinesische Listenpreis (ca. +6%).

Von Semiwiki kommt ein umfangreicher Artikel zum geschäftlichen Stand bei den Halbleiter-Auftragsfertigern – wozu Intel nicht hinzuzählt, da deren Fertigung (bislang) primär für Intel-eigene Halbleiter-Produkte genutzt wird. Im Artikel enthalten ist auch ein Diagramm der Umsätze der Auftragsfertiger von 2019 bis 2024, welches interessanterweise einen scharfen Umsatz-Abbruch zum Jahresanfang 2023 sieht – neben ansonsten immer nur klar nach oben gehenden Zahlen. Das Diagramm eignet sich somit hervorragend zur Illustration der Vorgänge im Rahmen der Chip-Krise 2021/22 und dem Kater nach derselben im Jahr 2023. Denn selbige Chip-Krise war eben nie wirklich eine Liefer-Krise, sondern vielmehr eine (unvorhersahbare) Bedarfs-Explosion – es wurde somit in der Chip-Krise nicht weniger hergestellt, sondern viel mehr. Praktisch gesehen ist die Chip-Krise der Jahre 2021/22 diesem Diagramm gar nicht mit Sicherheit zu entnehmen, sondern sieht eher nach der Fortführung eines allgemeinen Aufwärtstrends aus.

Der wirkliche Ausschlag erfolgte erst nach Beendigung der Chip-Krise dann im Jahr 2023 mit dem "Kater danach". Selbiger ist sehr deutlich zu sehen, stellt einen klaren Abbruch des vorherigen geschäftlichen Trends dar. Praktisch gesehen wurde schlicht die Produktion immer mehr erweitert, bis man zuerst den laufenden Bedarf stillen konnte, dann den vorhandenen Bestellberg abgearbeitet hatte und am Ende in der Überproduktion gelandet war. Dass sich fast zeitgleich das Ethereum-Mining per Grafikkarte erledigte, dürfte einen gewissen Einfluß gehabt haben, wird aber kaum diesen deutlichen Unterschied im gesamten Chip-Markt ausmachen. Der geschäftliche Effekt war allerdings sehr wohl derselbe, was für den Grafikkarten-Markt bereits gut dokumentiert ist: Nachdem dem Ende von Cryptomining-Hype und Lieferproblemen stürzte der Grafikkarten-Markt sehr deutlich ab, von 10,35 Mio. ausgelieferten Desktop-Grafikkarten im zweiten Quartal 2022 auf nur noch 6,89 Mio. ein Quartal später (und nachfolgend auch nicht besser werdend).

In beiden Fällen führten die jeweiligen Marktkrisen zuerst zu einer Ausweitung der Produktions-Volumen auf das maximal mögliche, was nach dem Ende der Bedarfs-Delle dann allerdings in strukturellen Überkapazitäten mündete. Für die Chip-Hersteller ist so etwas eine besonders schlechte Situation, denn in diesem Augenblick, wo die Verkaufszahlen im Endkunden-Geschäft zusammenfallen und man daher seine Nachlieferungen kürzen möchte, sind bereits die Chip-Chargen für die nächsten Monaten bestellt und in der Fertigung. Egal wie schnell man also auf den Marktumschwung reagiert, es kommt dann immer noch für einige Zeit eine deutliche Überproduktion aus den Chipwerken – dies ist das, womit sich AMD & nVidia zum Ende des Cryptomining-Hypes als Lagerbestände herumschlagen mussten. Bei den anderen Herstellern dürfte es ähnlich gewesen sein, jeder starke Bedarfs-Rückgang führt generell erst einmal zu anschwellenden Lagerbeständen, eher man den (vergleichsweise) schwerfälligen Dampfer der Chipfertigung sowie der Produktherstellung danach wieder aufs das passende Tempo heruntergebracht hat.