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News des 15./16. März 2025

In einem Grafikkarten-Roundup von Bilibili-Creator '51972' kam auch die Sprache auf die Listenpreis-Situation bei Grafikkarten und zu diesem Thema ein (anonymer) Grafikkarten-Hersteller zu Wort. Laut dessen seitens Twitterer Harukaze5719 übersetzter Aussage beläuft sich der Anteil von Grafikchip & Grafikspeicher heutzutage auf satte 80% der reinen Warenkosten für eine Grafikkarte (BOM = Bill of Materials). Dies sagt natürlich nicht aus, dass es 80% der Anteils am Verkaufspreis sind, denn zu den reinen Warenkosten kommen dann noch weitere Kosten für Marketing, Vertrieb und Support hinzu, zuzüglich natürlich der Gewinnmarge des Grafikkarten-Herstellers. Bekanntlich sind die letztgenannten Posten allerdings knapp kalkuliert, so dass man zumindest sagen kann, dass ein 80%iger Anteil an den reinen Warenkosten einen ziemlich dominierenden Posten ergeben. Mit Grafikchip & Grafikspeicher ist dann natürlich der Anteil des Grafikchip-Herstellers gemeint, welche heutzutage üblicherweise den Grafikchip nur zusammen mit dem passenden Speicher verkaufen.

To be honest, it is very difficult for factories to implement MSRP nowadays. The BOM cost of a chip and video memory accounts for 80% of the cost. The cost of a set of radiators + packaging materials is dozens of dollars and almost a hundred dollars. Therefore, the current market policy is to increase the MSRP a little to respond, and the rest will be sold with OC.
 
It is expected that the supply will be stable in March, and we don’t even have many test sample cards sent by the media now.
Quelle:  Grafikkarten-Hersteller im Gespräch mit Bilibili-Creator 51972, übersetzt und weitergetragen von Harukaze5719 @ X am 15. März 2025

Anders formuliert: Die Zeiten, wo bei der Grafikkarten-Herstellung auch noch größere Wertanteile im Grafikboards bzw. der Kühlkonstruktion steckten, sind augenscheinlich vorbei. Entsprechende Daten sind vergleichsweise (sehr) selten, anno 2009 gab es mal eine solche, sogar sehr umfangreiche Aufstellung zu den Herstellungskosten von Radeon HD 2400 Pro bis Radeon HD 4890 sowie GeForce 8400 GS bis GeForce GTX 285. Bei einer Radeon HD 4350 512MB DDR2 entfielen laut den damaligen Angaben nur 48% auf Grafikchip & Speicher, bei einer GeForce GTX 285 1024MB GDDR3 dann allerdings auch schon 74%. Im Schnitt der damaligen Zahlen war ein Restbetrag neben Chip & Speicher von 30-40% normal, mit allerdings der Tendenz, dass dies bei schnelleren Grafikkarten immer kleiner wurde. Wirklich gänzlich abweichend von heutigen Werten war das ganze also auch anno 2009 nicht, dennoch ergibt die Differenz von 20% zu 40% natürlich das Doppelte, ist also keineswegs unerheblich.

Andererseits lief dies seinerzeit natürlich auch auf völlig anderen Grafikkarten-Verkaufspreisen ab, die genannten Modelle bewegten sich im Einzelhandel bei 40-260 Euro (zu allerdings auch einem Wechselkurs von jahresdurchschnittlich 1,39 Dollar/Euro). Gerade jene Grafikkarten-Preislage gibt den Hinweis darauf, wieso man im Jahr 2010 doppelt so viele Desktop-Grafikkarten verkaufen konnte – und heuer trotzdem mehr Geld mit der klar geringen Anzahl verdient wird (nVidia Jahresumsatz 2009: 3,3 Mrd. Dollar, nVidia Jahresumsatz 2024 nur der Gaming-Sparte: 11,7 Mrd. Dollar). Seinerzeit lagen Grafikchip-Preise eben bei 8-90 Dollar, wobei es auch im Jahr 2009 bereits Riesen-Chips mit 576mm² Chipfläche gab (nVidia GT200 in der 65nm-Fertigung). Heuer dürfte es schnell in Richtung mehrerer hundert Dollar selbst für Midrange-Modelle gehen, wobei das üblicherweise geschnürte Paket aus Grafikchip & Speicher deren Einzelpreise etwas verdeckt. Ob die Grafikkarten-Hersteller hierbei wirklich zu wenig Luft zum Atmen haben, ist rein von den Zahlen her zwar nicht zwingend gesagt, so war jedoch augenscheinlich die Intention des befragten Grafikkarten-Herstellers.

Und der Ausweg der Grafikkarten-Hersteller ist auch klar (bzw. derzeit am Markt live zu sehen): Ein höherer Abgabepreis bei eigentlichen Listenpreis-Modellen (MSRP = sinngemäß Listenpreis) – und dann die Konzentration auf werksübertaktete Modelle, wo man die Listenpreis-Vorgabe nicht mehr beachten muß. Dabei kommt dann die seltsame Konstruktion des aktuellen Grafikkarten-Markts heraus, wo vergleichsweise normale Karten mit nur maßvoller Werksübertakung gleich mal 100-150 Dollar/Euro mehr kosten sollen als die jeweilige Listenpreis-Vorgabe von AMD & nVidia lautet. Ein Teil davon geht sicherlich auf die Kappe von "ist wirtschaftlich nicht anders möglich", ein anderer Teil gehört jedoch mutmaßlicherweise eher zu "wenn schon erhöht, dann richtig". AMD & nVidia müssen sich hier fragen lassen, wieviel Sinn deren Listenpreis/UVP-Angaben noch machen, wenn zu diesem Preis nichts verfügbar ist und die nächstgünstigeren Modellen (selbst von halbwegs lieferbaren Grafikkarten) dann durchgehend erheblich mehr kosten.

Die preisregulierende Wirkung des Listenpreises entfällt somit nahezu komplett, der Markt macht seine ganz eigenen Preise – was normalerweise nicht die Zielsetzung von AMD & nVidia sein darf, da man sich damit langfristig den eigenen Markt kaputt macht. Aber natürlich glänzt da erst einmal der kurzfristig verdiente Kronkorken, deswegen geht dieses System derzeit durch. Vielleicht hoffen AMD & nVidia auch einfach darauf, dass sich die Grafikkarten-Hersteller bei guter Chip-Verfügbarkeit doch wieder herunterkonkurrieren und in einigen Monaten dann tatsächlich Listenpreis-Angebote dauerhaft verfügbar sind. Dies dürfte jedoch nichts daran ändern, dass den Herstellern bezüglich deren Listenpreis-Aussagen vorerst keiner mehr etwas glaubt. Das hierfür notwendige Vertrauen könnte wohl erst dann wiederhergestellt werden, wenn AMD & nVidia mit der nächsten Grafikkarten-Generation (ob Refresh oder neue Hardware) beweisen, es auch anders zu können – sprich Listenpreis-Modelle ab Marktstart anbieten können.

Von YouTuber Moore's Law Is Dead (via Notebookcheck) kommt ein Gerücht zu den Spezifikationen von AMD "Medusa Halo", sprich dem Nachfolger von "Strix Halo" dann auf Zen6-Basis. Hiermit kann AMD logischerweise auf die erhöhte Kern-Anzahl von Zen 6 zurückgreifen, welche über die 12-Kern-CCDs ermöglicht wird (bis zu 24C anstatt wie bisher bis zu 16C). Dies ist insofern natürlich, als dass AMD für den CPU-Teil sicherlich wieder sein bewährtes Baukasten-System nutzt und nichts extra designen wird. Etwas anders ist dies bei der iGPU, jene ist bei den Halo-Modellen immer nur für dieses Produkt entworfen: Bei Strix Halo sind es 40 Shader-Cluster (CU) an einem 256-Bit-Interface, bei Medusa Halo sollen es sogar 48 CU an einem 384-Bit-Interface sein. Ob dies passt, steht noch in den Sternen, denn die Speicherbandbreite kann man auch mit schneller getaktetem Speicher erhöhen, das abweichende Interface würde aber wieder eine extra Mainboard-Plattform erfordern, was die Geräte-Hersteller sicherlich weniger mögen werden. Wie üblich bei den Gerüchten von MLID gilt, dass da auch einiges an reinem Industrie-Rauschen wiedergeben wird, eine tatsächliche Realisierung in Produktform mitnichten gesichert ist.

Bei Notebookcheck hat man sich mit der iGPU von Arrow Lake-H beschäftigt, welche Intel unter dem Namen "Intel Arc Graphics 140T" laufen läßt (nicht zu verwechseln mit dem Desktop-ARL, dort gibt es eine klar schwächere iGPU). Dies hört sich somit fast an die wie iGPU von "Lunar Lake" unter dem Namen "Intel Arc Graphics 140V", allerdings sind beide Grafiklösungen doch grundverschieden: Lunar Lake benutzt schon eine Battlemage-basierte Grafiklösung, Arrow Lake hingegen noch eine Alchemist-basierte. Trotz beiderseits 8 Xe-Kernen sollte die Battlemage-basierte iGPU von Lunar Lake somit weitaus leistungsfähiger sein – was sich in der Praxis allerdings nicht bestätigen läßt, wo die "Arc 140V" (Battlemage, Lunar Lake) nur mit geringem Abstand vor der "Arc 140T" (Alchemist, Arrow Lake) rangiert. Der Grund hierfür dürfte in den deutlich anderen Prozessoren beider iGPUs liegen: Arrow Lake hat einfach viel mehr CPU-Power (relevant bei den niedrigen für iGPUs angesetzten Auflösungen) und bietet gleichzeitig höhere Powerlimits, somit mehr Raum für die iGPU sich zu entfalten. Mit gleichem CPU-Unterbau und gleicher TDP sollte die Battlemage-basierte iGPU sicherlich klar schneller sein, aber in der Praxis gibt es derzeit keine solchen Prozessoren.

Notebook TimeSpy Spiele
Intel Arc Graphics 140V Asus Zenbook S 14 UX5406 (Fullspeed Mode), Core Ultra 9 288V 4227 100%
AMD Radeon 880M Lenovo Yoga Pro 7 14ASP G9, Ryzen AI 9 365 3464 98%
Intel Arc Graphics 140T MSI Prestige 16 AI Evo B2HMG, Ultra 9 285H 4194 90%
gemäß der Benchmarks von Notebookcheck unter 3DMark13 TimeSpy (GPU) bzw. mit 7 Spielen