Unser letzter Grafikkarten-Marktüberblick liegt nun inzwischen eine Zeitlang zurück und bedarf somit einer Überarbeitung für die kommenden Wochen vor den ersten DirectX11-Grafikkarten. Seit dem Grafikkarten-Marktüberblick vom April hat sich grob gesehen allerdings nicht wahnwitzig viel getan, beide Grafikchip-Entwickler haben nur höchst wenige neue Grafikkarten vorgestellt (Radeon HD 4730/4770) – was maßgeblich auch daran hängt, daß sich alles eher schon in Richtung der DirectX11-Modelle orientiert und für DirectX10 zumeist nur noch Programmergänzungen aufgelegt werden. Dies gilt insbesondere für die 40nm DirectX 10.1 Modelle von nVidia, welche in den Jahresanfangsplanungen noch deutlich offensiver ausgerichtet waren und heuer nun erst einmal OEM-Bedürfnisse befriedigen und nunmehr wohl nur noch als Kostensenkungsmaßnahme in den Retailmarkt kommen werden.

Ein gewisser Unterschied zum letzten Marktüberblick stellt allerdings noch der Dollar-Kurs dar: Im April kam der Euro gerade von einem Zwischentief mit Wechselkursen bis zu 1,25 Dollar pro Euro im März. Der April sah mit bis zu 1,37 Dollar pro Euro etwas besser aus, allerdings kam im Mai auch wieder ein Einbruch bis auf 1,29 Dollar pro Euro. Durch diese schnellen Schwankungen ab dem letzten Herbst haben die Distributoren und Einzelhändler natürlich in letzter Zeit generell vorsichtiger kalkuliert und Kursvorteile nicht in jedem Fall sofort an die Endkunden weitergegeben – schließlich will man währungstechnisch nicht auf dem falschen Fuß erwischt werden.

Allerdings hat sich nun auch der Dollar-Kurs konsolidisiert: Ab ungefähr Juni liegt man recht konstant zwischen 1,39 und 1,44 Dollar pro Euro – womit eventuell bei dem einen oder anderen Händler wieder der Mut zum Vorschein kommt, diesen inzwischen doch recht günstigen Dollar-Kurs auch an die Endkunden weiterzugeben. Gegenüber dem April-Marktüberblick, wo viele Straßenpreise noch mit 1,30 Dollar pro Euro gerechnet waren, dürften nunmehr die meisten Straßenpreise mit 1,40 Dollar pro Euro gerechnet sein, was – ganz egal etwaiger Preissenkungen – auch noch einmal für etwas günstigere Preise (ca. 7-8 Prozent) sorgen sollte. Im übrigen sind durchaus einige Preise ziemlich exakt um diese 7-8 Prozent gegenüber dem April-Marktüberblick gesunken.

Thema Preissenkungen: Die hat es natürlich hier und da auch gegeben, wobei der Markt in vielen Teilbereichen auch schon im April ziemlich "ausgelutscht" und vor allem durch eine hohe Anzahl an Angeboten gerade im Mainstream-Bereich gekennzeichnet war. Größere Preisabschläge hat es daher bislang nicht gegeben, sind aber eventuell in den kommenden Wochen noch zu erwarten. Dies betrifft ganz besonders die schnelleren ATI-Karten, da diese durch die kommenden DirectX11-Modelle teilweise uninteressant werden dürften. Noch ist davon recht wenig zu sehen – außer vielleicht bei den DualChip-Modellen von ATI, wo sich aktuell ein deutlicher Preisnachlaß ankündigt. In der Summe sehen wir derzeit also grob ein Marktangebot, welches sich bis auf die Radeon HD 4770 kaum von dem Vorsommer-Stand unterscheidet.

Die beiden nachfolgenden Listen sind dann auf Vollständigkeit bedachte Auflistungen des kompletten derzeit verfügbaren Angebots von ATI und nVidia, bewußt herausgelassene Angebote werden extra genannt. Diese Listen sollen einen Überblick über das aktuelle Marktangebot geben, was bedeutet, daß hier auch die eher ungünstigen Angebote erfasst sind – es geht um Vollständigkeit, nicht primär um die besten Angebote (diese ergeben sich schließlich erst aus dem Studium der vollständigen Liste). Zudem sollen die überall notierten Karten-Spezifikationen davor schützen, auf Angebote mit abgesenkten Spezifikationen hereinzufallen. Unsere (subjektiven) Empfehlungen sind zusätzlich jeweils am Ende der einzelnen Artikelseiten separat aufgelistet.

Erstmals bei unseren Marktüberblicken haben wir die Grafikkarten des unteren LowCost-Segments herausgelassen, da diese Modelle für unsere Leser faktisch nicht interessant sind. Zudem lohnen sich die in diesem Marktsegment angebotenen Lösungen auch aus Preis/Leistungserwägungen heraus nicht – ein gutes 50-Euro-Modell (Radeon HD 4650) ist oft mehrfach so schnell wie eine übliche 35-Euro-Grafikkarte. Die Konzentration auf die für Spieler interessanten Grafikkarten schafft hoffentlich einen etwas besseren Überblick im Dschungel der Angebote.

Ebenfalls erstmals mit in diese Auflistungen aufgenommen wurden die hier und da schon erhältlichen Grafikkarten mit 1792 bzw. 2048 MB Grafikkartenspeicher (pro Grafikchips), da diese für einige Spiele durchaus schon interessant sind. Herausgefallen sind dafür im übrigen die wenigen noch lieferbaren Exemplare mit nur 256 MB Grafikkartenspeicher. Nicht explizit erfaßt wurden zudem wie üblich die vielfältigen ab Werk übertakteten Varianten, welche die Grafikkartenhersteller anbieten. Hierzu kann man aber einfach den Links zu den einzelnen Preisvergleichs-Webseiten folgen, jene bieten dann ebenfalls eine entsprechende Marktübersicht.

Zum besseren Zusammenhang zwischen Tabelle und den Anmerkungen zu den einzelnen Karten haben wir die nachfolgende Übersicht aufgesplittet: Den Anfang machen die Karten des oberen Mainstream-, Performance- und HighEnd-Segments, auf der nächsten Seite gibt es dann die Karten des unteren Mainstream- und oberen LowCost-Segments. Die Trennlinie wurde dabei auf ungefähr 100 Euro festgelegt, im "Grenzbereich" wurden der besseren Übersicht wegen einige Karten auf beiden Artikelseiten aufgeführt. Anfangen wollen wir wie gesagt mit dem Marktüberblick der Karten des oberen Mainstream-, Performance- und HighEnd-Segments:

Anmerkung: Die nachfolgenden GFlops-Werte geben die theoretische maximale Rechenleistung wieder, bei ATI die MADD-Rechenleistung und bei nVidia die MADD- sowie die kummulierte MADD/MUL-Rechenleistung. Diese Angabe erfolgt, weil die Anzahl der Shader-Einheiten zwischen den Designs von ATI und nVidia nicht vergleichbar ist – wobei natürlich auch die Angabe zur Rechenleistung keinen alleinigen Schluß auf die Leistungsfähigkeit zuläßt.

Wie schon vorab erwähnt, sieht dies dem Marktüberblick vom April sehr ähnlich, die Veränderungen betreffen eher Nuancen. Als erstes wäre zu erwähnen, daß einige schon länger auf "Auslauf" gesetzte Grafikkarten nun endlich den Markt verlassen haben, zu nennen wären diesbezüglich die Radeon HD 3850 X2, die GeForce 9800 GTX+ und die GeForce GTX 260 (192SP). Zweitens haben die Preise insbesondere am unteren Rand des Performance-Segments nochmals ganz gut nachgelassen – stärker als es der vorgenannte Unterschied beim Dollar-Kurs eigentlich zulassen würde und damit also durch direkte Preissenkungen der Grafikchip-Entwickler vorangetrieben. Als Beispiele zu nennen wäre hier die Radeon HD 4890 1024MB, welche von 210-230 Euro im April auf nunmehr 150-180 Euro gefallen ist (ca. -25%) oder auch die GeForce GTS 250 1024MB, welche von 130-150 Euro auf 100-120 Euro fiel (ca. -20%).

Und drittens ist gerade bei der Radeon HD 4870 X2 eine derzeitige Preisbewegung zu erkennen, welche die Karte – im Gegensatz zu den anderen HighEnd-Angeboten – deutlich günstiger als im April macht. Beispielsweise bewegte sich die GeForce GTX 295 von 410-440 Euro auf nunmehr 380-410 Euro ziemlich exakt nur um diesen Faktor, welchen der Dollar derzeit günstiger als im April ist. Selbige Formel auf die Radeon HD 4870 X2 angewandt, müsste diese ausgehend von ihrem April-Preis von 360-390 Euro derzeit bei ca. 330-360 Euro rangieren. Dafür finden sich auch einige Angebote, allerdings werden diese seit einigen Tagen von einer neuen Preiswelle unterboten, welche bei schon 290 Euro für diese DualChip-Grafikkarte anfängt. Eingedenk der anscheinend bald anstehenden DirectX11-Grafikkarten von ATI sieht dies doch ziemlich nach Abverkaufspreisen aus.

Eben jene DirectX11-Angebote sind derzeit aber sicherlich auch schon der größte Bremsklotz für eine Empfehlung im klaren HighEnd-Segment (alles ab 250 Euro): Hier dürften die kommenden DirectX11-Beschleuniger wohl die jeweils besseren Lösungen darstellen, lohnt also der Kauf eines DirectX10 HighEnd-Boliden zum jetzigen Zeitpunkt nur noch wenig. Anders sieht dies bei den Angeboten unterhalb von 250 Euro aus, da die dieses Jahr noch erscheinenden DirectX11-Beschleuniger sicherlich erst einmal oberhalb dieses Preispunktes agieren werden. Wie schon im April gibt es hier auch eine reichhaltige Auswahl an Lösungen, welche allesamt nicht schlecht sind und überaus gute Preis/Leistungsverhältnisse offerieren.

Speziell erwähnenswert wären hier wieder die Radeon HD 4850 X2 Karten, welche derzeit schon für um die 200 Euro ihre immerhin 1600 Shader-Einheiten offerieren. Wer den Nachteil der Mikroruckler in Kauf nehmen kann, findet in diesen Karten wieder einmal den klaren Preis/Leistungssieger im genannten Preisfeld – wobei aus heutiger Sicht in jedem Fall die Version mit 2x 1024 MB Grafikkartenspeicher vorzuziehen wäre, da der Preisunterschied zur Version mit 2x 512 MB Grafikkartenspeicher inzwischen nicht mehr so bedeutend ist (ca. 20 Euro).

Soll es keine DualChip-Grafikkarte sein, steigt die Auswahl natürlich erheblich an und fast jede der sich anbietenden Lösungen ist eine gute. Besondere Erwähnung verdienen vielleicht die niedrigen Preise der GeForce GTX 275 896MB (nur noch 130-160 Euro), Radeon HD 4870 1024MB (nur noch 120-140 Euro) und Radeon HD 4870 512MB (nur noch 100-120 Euro) – insbesondere letztere Grafikkarte ist in ihrem Preissegment von ca. 100 Euro derzeit wohl unangefochten der Preis/Leistungssieger. Sicherlich nimmt man heutzutage eigentlich lieber gern schon 1024 MB Grafikkartenspeicher, aber einer ATI-Grafikkarte kann man diesen Punkt (bessere Speicherausnutzung sei Dank) wohl eher nachsehen als einem nVidia-Modell.

Demzufolge geben wir folgende (sicherlich teilweise subjektiven und nur für die aktuelle Preissituation geltenden) Empfehlungen ab:

• Die Grafikkarten überhalb von 250 Euro sind derzeit kaum noch zu empfehlen, da sich schon deren Ablösung durch schnellere DirectX11-Modelle abzeichnet. Zudem ist das Preis/Leistungsverhältnis dieser Karten in den allermeisten Fällen schwach, einzige Ausnahme ist der neue Preis der Radeon HD 4870 X2.
• Im Preisbereich von 150 bis 250 Euro ist die Radeon HD 4850 X2 der klare Preis/Leistungssieger, sofern man sich mit DualChip-Lösungen anfreunden kann. Bei den SingleChip-Grafikkarten dieses Preisbereichs gibt es mit Radeon HD 4890 1024MB und GeForce GTX 275 896MB gute Alternativen, die sich nicht viel nehmen.
• Im Preisbereich von 100 bis 150 Euro gibt es eine Reihe guter Lösungen: Am oberen Ende dieses Preisbereichs sind dies Radeon HD 4870 1024MB und GeForce GTX 260 (216SP) 896MB, während am unteren Ende dieses Preisbereichs die Radeon HD 4870 512MB vorn zu sehen ist.

Wie immer gelten diese Empfehlungen für den Augenblick der Artikelerstellung. Schaut man zu einem späteren Zeitpunkt in diesen Artikel, so können einem die Links zu den Preisvergleichs-Webseiten weiterhelfen, einen eigenen, aktualisierten Preisüberblick zu erlangen.