Nachdem auf der vorstehenden Seite die Grafikkarten des oberen Mainstream-, Performance- und HighEnd-Bereichs behandelt wurden, kommen wir nunmehr zu den Modellen des unteren Mainstream- und oberen LowCost-Segments. Die Trennlinie wurde hier bei ca. 100 Euro festgelegt, wobei im "Grenzbereich" der besseren Übersicht wegen einige Karten auf beiden Artikelseiten aufgeführt wurden.

Im Gegensatz zu den früheren Grafikkarten-Marktüberblicken haben wir in diesem Artikel allerdings die Grafikkarten des unteren LowCost-Segments komplett gestrichen. Diese hatten in der Vergangenheit durch ihre schiere Anzahl die Überblicksartikel immer viel zu sehr in die Länge gezogen, ohne daß sich dadurch ein bedeutender Informationsgewinn ergeben hätte – aus Spielersicht sind die gestrichenen Karten der Radeon HD 3400/3600/4300/4500 und GeForce 8400/8500/9400 Serien inzwischen (oder generell) zu langsam, um noch als Spieler-Grafikkarte durchgehen zu können. Vor allem aber sind einige abgespeckte Mainstream-Lösungen inzwischen so günstig geworden, daß sich die "echten" LowCost-Modelle nicht mehr lohnen, der Sparfaktor dieser Modelle geht teilweise gegen Null.

Anmerkung: Die nachfolgenden GFlops-Werte geben die theoretische maximale Rechenleistung wieder, bei ATI die MADD-Rechenleistung und bei nVidia die MADD- sowie die kummulierte MADD/MUL-Rechenleistung. Diese Angabe erfolgt, weil die Anzahl der Shader-Einheiten zwischen den Designs von ATI und nVidia nicht vergleichbar ist – wobei natürlich auch die Angabe zur Rechenleistung keinen alleinigen Schluß auf die Leistungsfähigkeit zuläßt.

Trotzdem ist auch diese Auflistung wieder einmal nicht gerade kurz geraten und der Angebotsdschungel nicht wesentlich kleiner geworden. Zwar haben sich nunmehr die letzten Vertreter der Radeon HD 3850/3870, GeForce 8600 und G92-basierten GeForce 9600 GSO Modelle aus dem Markt verabschiedet, dafür aber hat insbesondere ATI mit Radeon HD 4730 und 4770 einige neue Modelle aufgelegt, während es bei nVidia nunmehr auch die GeForce 9800 GT als "Green Edition" gibt. Hinzu kommen noch die der Vollständigkeit halber erwähnten DDR2-Varianten einiger Karte, welche allerdings in den meisten Fällen kein besonderes Preis/Leistungsverhältnis im Vergleich zu ihrem GDDR3-Pendants aufweisen.

So kostet derzeit eine GeForce 9600 GT 512MB DDR2 gleich genauso viel wie eine GeForce 9600 GT 512MB GDDR3 – selbst bei den 1024-MB-Varianten dieser Karte ist der Preisunterschied von ca. 10 Euro keineswegs die Halbierung der Speicherbandbreite bei den DDR2-basierten Karten wert. Selbige Regel trifft auf die allermeisten Fälle von mit DDR2-Speicher ausgerüsteten Karten zu – aber keine Regel ohne Ausnahme: Bei der Radeon HD 4650 512MB liegt zwischen der DDR2- und der GDDR3-Version immerhin ein Preisunterschied von 50 Prozent, was eher zur (in diesem Fall) um 60 Prozent höheren Speicherbandbreite der GDDR3-Version passt. Trotzdem sollten DDR2-basierte Grafikkarten wenn dann nur am absoluten Leistungsende in Betracht gezogen werden, nur dort ist deren Bandbreitennachteil nicht mehr so gravierend.

Am oberen Ende des Feldes liegen dagegen derzeit erst einmal einige inzwischen günstig gewordene ehemalige Performance-Karten, namentlich die Radeon HD 4850/4870 Modelle, mit denen man sicherlich nicht viel falsch machen kann. Ähnliches trifft auch auf das nVidia-Konterangebot in Form der GeForce GTS 250 sowie die neue Radeon HD 4770 zu. Darunter sind allerdings leider viele nur mittelmäßige Lösungen im Angebot – oftmals einträchtig neben preislich ähnlichen und von der Performance her deutlich besseren Lösungen gelistet. Negativ zu erwähnen sind hierbei die DDR2-Ausführungen der GeForce 9600 GT und die Angebote zur GeForce 9500 GT, welche gegen das jeweils umliegende Angebot von ATI und auch von nVidia selber keine Chance haben.

Ansonsten wäre in diesem Preissegment stark darauf zu achten, daß mit optisch geringen Preisunterschieden enorme Unterschiede in der Performance einhergehen. Beispielsweise spielt die Radeon HD 4770 512MB von der Rechenleistung her in einer Liga mit früheren Top-Produkten wie der Radeon HD 4850 und kostet derzeit 80-90 Euro. Eine Radeon HD 4670 512MB kostet mit 60-70 Euro nicht drastisch weniger, kommt aber gerade einmal auf die Hälfte der Rechenleistung der Radeon HD 4770 (was natürlich nicht direkt auf die Performance-Werte beider Karten umgelegt werden kann). Ähnliches bei nVidia: Eine GeForce 9600 GSO (G94) 512MB GDDR3 bietet eine Rechenleistung von 234 GFlops zum Preis von 60-70 Euro, eine mit 45-55 Euro nun nicht gerade dramatisch günstigere GeForce 9500 GT 512MB GDDR3 kommt dagegen nur auf eine Rechenleistung von 134 GFlops.

Für den Käufer im unteren Mainstream- und oberen LowCost-Segment ist es deswegen elementar zu schauen, wo die jeweiligen Leistungssprünge liegen. Sehr oft ist es hier so, daß man mit nur geringem finanziellen Mehraufwand einen mehr als erheblich potenteren 3D-Beschleuniger erwerben kann. Das Preis/Leistungsverhältnis der in diesen Marktsegmenten angebotenen Beschleuniger schwächt sich unterhalb von ca. 60 Euro erheblich ab, so daß es sich nicht wirklich empfiehlt, unterhalb dieser Marke (Radeon HD 4670 512MB & GeForce 9600 GT "Green Edition") zu kaufen.

Demzufolge geben wir folgende (sicherlich teilweise subjektiven und nur für die aktuelle Preissituation geltenden) Empfehlungen ab:

• Im Preisbereich von 85 bis 100 Euro ist die Radeon HD 4870 512MB die mit Abstand beste Lösung. In diesem Preisbereich muß man eigentlich auch nicht zwingend auf eine 1024-MB-Karte gehen, so daß die "nur" 512 MB Grafikkartenspeicher eigentlich kein Hindernis sein sollten.
• Im Preisbereich von 70 bis 85 Euro wäre die Radeon HD 4850 512MB vorzuziehen. Die GeForce GTS 250 512MB ist dieser hart auf den Fersen, aber eben preislich doch noch minimal teurer und mit dem Nachteil der schlechteren Speicherausnutzung.
• Den Preisbereich von 50 bis 70 Euro teilen sich Radeon HD 4670 512MB und die GeForce 9600 GT "Green Edition". Die nVidia-Karte dürfte in diesem Vergleich etwas schneller sein, die ATI-Karte ist etwas günstiger. Technisch gesehen werden beide genannten Karten zwar von der Radeon HD 4730 geschlagen, aber deren Verlustleistung ist mit ca. 100 Watt einfach viel zu hoch für dieses Preissegment.
• Darunter lohnt ein Kauf nur noch, wenn wirklich gespart werden soll und/oder wenn keine besondere Spieleleistung erforderlich ist. Generell zu empfehlen sind hier die ATI-Modelle, bei der Radeon HD 4650 findet man für jeden LowCost-Bedarf eine passende Lösung, die sich aber dennoch immer noch prinzipiell für einen Spieleinsatz eignen.

Wie immer gelten diese Empfehlungen für den Augenblick der Artikelerstellung. Schaut man zu einem späteren Zeitpunkt in diesen Artikel, so können einem die Links zu den Preisvergleichs-Webseiten weiterhelfen, einen eigenen, aktualisierten Preisüberblick zu erlangen.

Wie gesagt ist die Bestandsaufnahme der aktuellen Marktsituation am Grafikkarten-Markt derzeit nicht besonders spannend, da sich in den letzten Monaten doch recht wenig getan hat. Hier und da sind ältere Lösungen verschwunden, im Mainstream-Markt gab es dafür ein paar neue Produkte und allgemein haben sich natürlich die Preise verändert. Die großen Impulse haben allerdings ganz klar gefehlt und die wird es im DirectX10-Zeitalter auch nicht mehr geben, dies wird Aufgabe der zum Jahresende erscheinenden DirectX11-Lösungen sein.

Den Anfang wird hier ATIs RV870-Chip machen, welcher im September vorgestellt werden soll – mit allerdings derzeit noch etwas unklarem Liefertermin. Man geht derzeit mehrheitlich davon aus, daß ATI im September noch nichts liefern kann und kaufbare RV870-Produkte den Markt erst im Oktober oder November erreichen werden. Bei nVidia steht dagegen der GT300-Chip an, welcher zu einem noch zu spezifierenden Termin zum Jahresende vorgestellt werden soll. Angeblich will es nVidia schaffen, auch erste lieferbare Karten noch dieses Jahr in den Markt zu bringen – aber hier überwiegt derzeit doch die Skepsis bzw. die Annahme, daß man eine breite GT300-Verfügbarkeit erst zum Jahresanfang 2010 erwarten kann.

In beiden Fällen handelt es sich aber erst einmal "nur" um die HighEnd-Vertreter der kommenden DirectX11-Generation mit Kartenpreise keinesfalls unter 250 Euro – eher denn im Bereich von 300 bis 500 Euro. Wann dann auch Mainstream- und Performance-Lösungen der DirectX11-Klasse kommen, ist derzeit noch ziemlich ungewiß – aus der Gerüchteküche kommen zwar gewisse Hinweise, aber noch nichts bezüglich einer halbwegs konkreten Terminlage. Wir gehen für beide Grafikchip-Entwickler aber davon aus, daß dies erst ein Thema des Jahres 2010 sein wird.

Blieben noch ein paar DirectX10-Nachzügler zu erwähnen, welche nVidia noch zu bringen gedenkt: Allerdings erst zum Jahresende wird man das LowCost- und Mainstream-Programm auf DirectX 10.1 40nm-Chips umstellen, im genauen sind hierfür die Grafikchips GT218, GT216 und GT214 vorgesehen. Jene sind derzeit schon im Markt, allerdings vorerst nur im Mobile-Segment und bei einigen speziellen OEM-Karten aktiv. Erst wenn die Ausbeute von TSMCs 40nm-Produktion besser ist, wird nVidia diese Chips auch auf den regulären Grafikkarten-Markt loslassen – und damit wohl in erster Linie das aktuelle LowCost- und Mainstream-Produktprogramm durch kostengünstigere Alternativen ersetzen, ohne aber große neue Impulse zu bringen. Diese wird es bei beiden Grafikchip-Entwicklern wie gesagt nur durch die jeweiligen DirectX11-Portfolios geben.