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News des 14. August 2024

Mitten in einen (erneut) lauwarmen Launch des zweiten Teils von Zen 5 Desktop platzt das wilde Gerücht hinein, AMD wolle nun doch noch nachträglich die TDP der beiden kleineren Zen5-Prozessoren anheben. Laut dem eigentlich recht zuverlässigem Twitterer Chi11eddog sollen Ryzen 5 9600X und Ryzen 7 9700X somit (von 65W) auf 105 Watt TDP angehoben werden, das PPT stiege dann entsprechend mit (von 88W auf 142W, jeweils um +61%). Bislang gibt es noch keine weiteren Anzeichen dafür, dass dieses Gerücht real werden könnte und generell ist es unwahrscheinlich, dass sich ein Hersteller eine derartige Blöße so kurz nach dem Launch gibt. Die übliche Methode wäre eher denn extra Modelle mit höherer TDP herauszubringen, in diesem Fall somit "Ryzen 5 9650X" und "Ryzen 7 9800X". Demzufolge ist dieses Gerücht vorerst als bloßes Hörensagen zu behandeln, welches sich erst noch bestätigen muß, ehe man selbiges ernst nimmt.

AMD will increase Ryzen 5 9600X and Ryzen 7 9700X TDP from 65W to 105W, with AGESA 1.2.0.1a Patch A.
Quelle:  Chi11eddog @ X am 14. August 2024

Die Launch-Reviews zu Ryzen 9 9900X & 9950X waren wiederum von oftmals unterdurchschnittlicher Gaming-Performance geplagt, bei der Anwendungs-Performance läuft Ryzen 9000 hingegen ganz anständig. Allerdings lag – ungünstig für AMD – die Konzentration der Öffentlichkeit stark auf eben jener Gaming-Performance, wobei sich genau hier Ryzen 9000 kaum von Ryzen 7000 abheben konnte. Im Spiele-Bereich sind es (auch bei Ryzen 9) irgendetwas um die 5% herum, was Ryzen 9000 inzwischen schon den Spottnamen "Zen 5%" eingebracht hat. Damit liegt man weit weg davon, was man gemeinhin von einer neuen Prozessoren-Generation erwartet, zugleich wurden auch AMDs vollmundige Performance-Versprechen vom "AMD Tech Day 2024" sehr weit verfehlt. Gerade bei den beiden Ryzen 9 ist dies bemerkbar, welche beiderseits auf einer Differenz zwischen AMD-Prognose und dem (vorläufigen) Schnitt von 4 Reviews von oberhalb 20% (!) kommen. Selbst wenn sich dies mit der Auswertung von mehr Reviews in der Höhe noch etwas reduziert, ist dies deutlich zu viel, wie weit Marketing neben der Realität liegen darf.

Spiele-Performance AMD-Vorgabe 3DC-Prognose Ø 4 Reviews Differenz
Core i9-14900K vs Ryzen 9 9950X +13,0% –7% –11% Differenz Vorgabe zu Reviews: –21%
Core i9-14900K vs Ryzen 9 9900X +11,5% –8% –13% Differenz Vorgabe zu Reviews: –22%
Core i7-14700K vs Ryzen 7 9700X +12,8% –6% –6% Differenz Vorgabe zu Reviews: –17%
Core i5-14600K vs Ryzen 5 9600X +13,7% –3% –7% Differenz Vorgabe zu Reviews: –18%
benutzte Reviews: ComputerBase, Quasarzone, PC Games Hardware & TechPowerUp; Quellen: X #1 & X #2

Selbst dass AMD für seine Performance-Vorgabe nur 6 Spiele-Titel herangezogen hat, zählt nicht wirklich als Ausrede: Denn im Spiele-Bereich ist eine derart "springende" Performance wie unter Anwendungs-Benchmarks weitgehend unüblich, vom Sonderfall der X3D-Modelle abgesehen. Selbst mit einer Handvoll an Spiele-Titeln kommt man somit schnell auf ein Ergebnis, welches dann nicht mehr besonders weit weg vom Schnitt groß angelegter Tests ausfällt. Insofern ist es schwer vorstellbar, dass AMD per Zufall ausgerechnet jene 6 Spiele-Titel getestet haben will, welche komplett aus der Reihe tanzen (sollen). Sobald man ein größeres Testfeld hat (und dies dürfte AMD intern sicherlich haben), muß AMD klar gewesen sein, dass die eigenen Performance-Vorgaben weit weg von dem sind, was die unabhängigen Hardwaretester letztlich ausmessen werden. Was AMD geritten hat, derart abweichende Performance-Vorgaben offiziell in die Welt zu setzen, sollte man AMD-intern sicherlich aufarbeiten. Diese Art von "Marketing" sorgt letztlich nur für ein sinkendes Vertrauen ins Unternehmens und die Marke – und dies ausgerechnet in der Multiplikator-reichen Enthusiasten-Szene.

Davon abgesehen ergeben sich nach dem Launch ebenfalls noch verschiedene Klärpunkte zu Ryzen 9000, welche sehr wohl Performance-wirksam sein können (wenn auch nicht im großen Maßstab). So berichtet die ComputerBase ausführlich über Probleme beim korrekten "Core Provisioning", welche beim Wechsel der Test-CPU unter derselben Windows-Installation entstehen können. Dies ist für Hardwaretester und damit die aktuellen Launch-Reviews relevant, aber auch Normalanwender können auf diese Problematik stoßen, wenn man beispielsweise von Ryzen 7000 auf Ryzen 9000 upgradet. Ohne neue Windows-Installation geht man dabei das Risiko ein, im Spiele-Bereich im Schnitt –4% Performance zu verlieren, wobei die Ausschläge unter den betroffenen Titeln deutlich größer liegen, der gesamte Schnitt durch nicht reagierende Titel maßgeblich geglättet wird. Ob wirklich jedes Hardware-Review diesen Punkt beachtet hat, kann nicht gesagt werden – sollte jedoch seitens der Hardwaretester umgehend nachgeprüft werden.

AMD erklärt nun, dass auch reguläre Ryzen 9000 vom Core-Provisioning geplagt sind. Schnell im Test mal zurück von einem Ryzen 9 9950X auf einen Ryzen 7 9700X zu wechseln, sollte demnach vermieden werden. Die Neuinstallation des Chipsatztreibers kann funktionieren, muss aber nicht. Diese normale Methode wird nur als Workaround beschrieben, im Endeffekt läuft es allerdings stets auf ein frisches Windows hinaus.
 
Geglättet über viele Spiele, in denen sich oft auch gar nichts tut, sind es am Ende dennoch nur rund 4 Prozent, die das unterm Strich ausmacht. Der Ryzen-9000-Prozessor wird so letztlich natürlich kein Überflieger im Gaming. In Anwendungen blieben derartige deutliche Schwankungen aus. Im Mittel reagiert die CPU letztlich nicht anders als ohne ein aktualisiertes Windows.

Quelle:  ComputerBase am 14. August 2024

Daneben berichtet AnandTech-Redakteur Ryan Smith @ X von drastisch höheren Core-zu-Core-Latenzen bei Ryzen 9000, nahezu 2,5mal so viel wie bei Ryzen 7000. Auch soll laut einem X-Kommentar hierzu AMD den Hardwaretestern eine Spiele-Konfiguration des Ryzen 9 9950X wie beim Ryzen 9 7950X3D vorgegeben haben – sprich unter der primären Benutzung nur eines CCDs im Spiele-Einsatz. Augenscheinlich bringt Ryzen 9000 hier eine neue Schwachstelle für die Spiele-Performance mit sich, wenn man mehrere CCDs nutzen wollte. Dies war bei Ryzen 7000 noch unkritisch bzw. musste nur bei Ryzen 9 7900X3D & 7950X3D beachtet werden (dort wegen des nur mit einem CCD verbundenen 3D V-Cache). Da die Spiele-Performance von Ryzen 9 9900X und 9950X in den allermeisten Fällen vor dem Ryzen 7 9700X liegt, scheinen die Hardwaretester diese AMD-Vorgabe wohl beachtet zu haben, wenngleich dieser Effekt sicherlich dennoch nicht hilfreich für Ryzen 9000 ist.

I'm working on a bit of a mystery this morning, following the launch of the Ryzen 9 9950X. The core-to-core latencies are nearly 2.5x (100ns) higher than they were on 7950X. These are very high latencies for on-chip comms. And it's not obvious why it's any higher than 7950X.
Quelle:  Ryan Smith @ X am 14. August 2024
 
The high core to core latency seems real. AMD asking reviewers to configure a 9950 like a 7950X3d for games when it wasn't needed on a 7950 is a sign that it is NOT a test artifact.
Quelle:  Mattzun2 @ X am 14. August 2024

Heise tragen mit ihrer Berichterstattung zu den Marktanteilen von x86-Prozessoren noch den bislang fehlenden Wert "x86 Overall exklusiv" nach, welcher die Segmente Desktop, Mobile & Server umfasst, ohne aber die IoT/Embedded-Prozessoren sowie Konsolen-SoCs. Dies ist somit die reinere Angabe an wirklichen x86-Prozessoren im freien Markt, während IoT/Embedded-Prozessoren zumeist nur als Teil eines kompletten Grundsystems verkauft werden und Konsolen-SoCs keinen wirklichen Markt haben, sondern Projekt-Aufträge mit Abständen von mehreren Jahren darstellen. Die für AMD unter "x86 Overall exklusiv" erzielten 21,1% Marktanteil sind nicht übermäßig, aber wiederum eine kleine Steigerung gegenüber den Vorquartalen und sollen wohl auch langfristig einen guten Wert darstellen: Deutlich mehr hatte AMD laut Heise nur einmal im Jahr 2006 – damals mit Athlon & Co. bei 25,3% liegend.

Q2/2023 Q3/2023 Q4/2023 Q1/2024 Q2/2024
x86 Desktop 19,4% vs 80,6% 19,2% vs 80,8% 19,8% vs 80,2% 23,9% vs 76,1% 23,0% vs 77,0%
x86 Mobile 16,5% vs 83,5% 19,5% vs 80,5% 20,3% vs 79,7% 19,3% vs 80,7% 20,3% vs 79,7%
x86 Client 17,3% vs 82,7% 19,4% vs 80,6% 20,2% vs 79,8% 20,6% vs 79,4% 21,1% vs 78,9%
x86 Server 18,6% vs 81,4% 23,3% vs 76,7% 23,1% vs 76,9% 23,6% vs 76,4% 24,1% vs 75,9%
x86 Overall (exkl.) 17,4% vs 82,6% 19,7% vs 80,3% 20,4% vs 79,6% 20,8% vs 79,2% 21,1% vs 78,9%
x86 Overall (inkl.) 31,6% vs 68,4% 30,7% vs 69,3% 28,6% vs 71,4% 26,1% vs 73,9% 24,6% vs 75,4%
Stückzahlen-Marktanteile!     AMD-Marktanteil in rot, Intel-Marktanteil in blau     Quelle aller Zahlen: Mercury Research (±0,1PP)

Die Darstellung der Power-Limits von Arrow Lake & Panther Lake seitens der Twitterer Jaykihn & Harukaze5719 wurde kürzlich an dieser Stelle schon besprochen, dabei wurde allerdings ein gewichtiger Punkt übersehen. Denn dadurch, dass PL1 wieder der TDP entspricht, könnte Intel wieder das vor Alder Lake bekannte Schema etablieren, dass PL1 das eigentliche Powerlimit darstellt und nur temporär mittels PL2 durchbrochen werden darf, im langfristigen Durchschnitt jedoch PL1 nicht überschreitbar wäre. Würde dies voll Benchmark-wirksam sein, könnten die Core i7 & i9 K/KF-Modelle bei "Arrow Lake" dann nur noch mit der Hälfte an Energie arbeiten wie bei "Raptor Lake". In der Praxis gibt es da natürlich breite Möglichkeiten, dieses feste Limit zu umgehen: Läuft der Benchmark nur kurz genug, kann jener locker ins Zeitfenster von PL2 passen und somit dessen (viel) höheres Powerlimit nutzen.

Auch Benchmarks, die länger laufen, aber dann wenigstens teilweise zu PL2-Bedingungen operieren können, wären hiervon betroffen. Mittels Benchmarks die Performance von rein nur PL1 abzubilden, ist ziemlich schwierig wie aufwendig und daher sind Performance-Messungen unter klar unterschiedlichen PL1/PL2-Werten meistens einigermaßen verfälscht. Unabhängig davon gilt natürlich, dass ein PL1 auf TDP-Niveau einen tatsächlich deutlich niedrigeren Stromverbrauch mit sich bringen dürfte, gerade auch weil die Mainboard-Hersteller nun mittels der "Intel Default Settings" sich nicht mehr so einfach über diese von Intel vorgegebenen Power-Limits hinwegsetzen können. Noch ist nicht wirklich sicher, ob das PL1- und Tau-System von "Arrow Lake" wirklich zu einem niedrigeren Stromverbrauch führt, der Ansatz dafür ist allerdings vorhanden. Die gegenteilige Auflösung ist hingegen genauso noch möglich, es kommt hier vornehmlich darauf an, ob der Tau-Wert die vorherige Funktion behält und ob Intel selbigen dann auch durchsetzt.