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Microsoft entwickelt DirectX nicht mehr weiter?

Eine Microsoft-eMail löst derzeit einige Aufregung aus, kündigt Microsoft doch in dieser das Auslaufen der Spieleentwicklungs-Plattform XNA aus Microsofts "MVP Award" Programm zum 1. April 2014 hin an. Jenes "MVP Award" Programm ist keine zwingende Voraussetzung zum Funktionieren der Spieleentwicklungs-Plattform XNA, bietet allerdings so etwas wie einen Premium-Support für dieses an. Die Herausnahme der Spieleentwicklungs-Plattform XNA aus dem "MVP Award" Programm zeigt auf ein Ende von XNA hin, welches bisher (angeblich gerade im Indie-Bereich) für die Erstellung von PC- und Xbox360-Spielen benutzt wurde, allerdings nur ein Featurelevel bis DirectX 9.0c bietet.

Dies muß damit erst einmal relativ wenig bedeuten – immerhin handelt es sich beim "MVP Award" Programm nur um eine rein optionale Angelegenheit und bei XNA um eine technisch inzwischen überholte Spieleentwicklungs-Plattform, welche für neure Spiele immer weniger interessant ist. Sorgen bereitet allerdings ein Teil des genauen Wortlauts der Microsoft-eMail, in welcher Microsoft über die aktuelle Nicht-Weiterentwicklung von DirectX spricht:

Presently the XNA Game Studio is not in active development and DirectX is no longer evolving as a technology.

Dieser Wortlaut wird auf einigen News-Webseiten dahingehend verstanden, daß die Weiterentwicklung von DirectX dauerhaft eingestellt werden würde. Ob man dies nach Prüfung aller möglichen sprachlichen Auslegungsvarianten wirklich so bestimmt sagen kann, wäre allerdings zu bezweifeln – die ersten sich anbietenden Alternativen sind umgehend, daß Microsoft dies nur auf auf XNA bezogen meinte oder aber daß man nur von einem Ist-Zustand redete, nicht aber von der DirectX-Zukunft.

Für den Augenblick kann man das ganze schwerlich dahingehend einbuchen, daß DirectX nicht mehr weiterentwickelt oder aber eventuell sogar nicht mehr von Microsoft unterstützt werden würde. Mittels der Grafik-Subsysteme der neueren Windows-Betriebssysteme ist Microsoft eigentlich fest an DirectX gebunden, dies dürfte sich auch nicht so schnell ändern lassen. Möglich ist durchaus, daß die Ideen für ein eventuelles "DirectX 12" derzeit zu mager sind für eine entsprechende Entwicklung – aber ob Microsoft dies mit seiner eMail aussagen wollte, bleibt offen. Sicher ist nur, daß es derzeit keinerlei Roadmap-Einträge in Richtung eines "DirectX 12" bei AMD, Intel und nVidia gibt, eine solche neue DirectX-Version also in jedem Fall noch einige Zeit auf sich warten lassen wird.

Nachtrag vom 8. Februar 2013

Zum Punkt des vermeintlichen DirectX-Ausstiegs aufgrund einer mißverständlichen Microsoft-eMail hat Microsoft nunmehr gegenüber dem ZDNet klargestellt, daß diese eMail ein schlichter Fehler war und es keinerlei Pläne bei Microsoft gibt, DirectX fallenzulassen. Es wird also einzig allein die Spieleentwicklungs-Plattform XNA aus Microsofts "MVP Award" Programm herausgenommen werden, wobei XNA sowieso seitens Microsoft bei Windows 8 nicht mehr unterstützt wird. Mit der Weiterentwicklung von DirectX hat das ganze jedoch nichts zu tun, dieser Teil der Microsoft-eMail war einfach fehlerhaft. DirectX dürfte uns damit also auch weiterhin als bestimmende Spiele-API begleiten – gerade auch nachdem die kommenden NextGen-Konsolen Xbox 720 und Playstation 4 beim Featurelevel auf DirectX 11.1 aufstocken werden und damit so nahe an den PC rücken wie lange nicht mehr.

Diese Meldung über den vermeintlichen DirectX-Ausstieg hat im übrigen auch zu einer angeregten Foren-Diskussion über die allgemeine Wichtigkeit von DirectX für Microsoft geführt. Auf der einen Seite stehen dabei diejenigen, welche das faktische DirectX-Monopol in der Spieleentwicklung als Grundlage dafür sehen, daß Linux im Enthusiasten-Bereich nie eine größere Chance erhalten und daher nie eine kritische Masse an Nutzerzuspruch erreicht hat – daß also das Fehlen von DirectX und den Spielen Linux immer noch den Boden unter den Füßen wegzieht. Die andere Seite argumentiert allerdings dagegen, daß im hypothetischen Gegenfall OpenGL als bevorzugte Spiele-API alleine für sich immer noch nicht bedeutet, daß viele Windows-Spiele auch wirklich auf Linux umgesetzt würden. Zudem wird generell angezweifelt, daß Linux größere Teile des PC-Publikums beeindrucken könnte, selbst wenn sogar das Spiele-Problem gelöst wäre.