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Micron-Roadmap stellt GDDR7-Speicher mit 3 GByte pro Speicherchip in Aussicht

Mittels einer Speicher-Roadmap, welche Speicherchip-Hersteller Micron eigentlich im Rahmen der Vorstellung der zweiten Generation von HBM3-Speicher präsentiert hat, wird interessanterweise auch von GDDR7-Speicher mit einer pro-Chip-Kapazität von 24 GBit bzw. 3 GByte gesprochen. Bisherige GDDR6-Speicherchips gab es maximal in der Kapazität von 16 GBit bzw. 2 GByte, was es auch bei GDDR7 geben wird bzw. dort auch wieder die Standard-Ausführung sein dürfte. Doch die Micron-Roadmap spricht an dieser Stelle von GDDR7-Speicher mit "16-24Gb" Kapazität, räumt also die Möglichkeit zur Herstellung dieser größeren Speicherchips recht offensiv ein.

Beachtenswert ist das ganze, weil es eben ein Speicherchip-Hersteller ist – und nicht die JEDEC, welche schon seit GDDR5X dieserart "krumme" Speicherchips (insgesamte Speichermenge ist kein Exponent von 2) in ihren offiziellen Spezifikationen führt. Das Problem lag also schon seit Jahren darin, dass diese krummen Speicherchips nirgendwo gebaut wurden – sicherlich auch wegen des Henne-Ei-Dilemmas, denn es gibt für GDDR-Speicher nur wenige Abnehmer und ohne garantierte Abnahme legt keiner der Speicherchip-Hersteller ein Angebot auf. Denkbarerweise kommt jenes bei GDDR7 auch nur deswegen zustande, weil es sich nicht um eine Zwischenmenge (wie bei 1,5 GByte, zwischen 1 und 2 GByte liegend) handeln, sondern um die nächsthöhere Speichermenge.

Diesbezüglich könnte man natürlich auch gleich auf GDDR7-Speicherchips mit 4 GByte pro Chip gehen, doch der Bedarf dafür dürfte begrenzt sein und die Kostenlage ist natürlich hoch. Möglicherweise deswegen geht Micron hierbei den Mittelweg und will zukünftig GDDR7-Speicherchips mit 3 GByte Kapazität anbieten – damit gibt es sowohl eine Fortentwicklung und gleichzeitig bleiben die Kosten dieser (größeren) Speicherchips im Rahmen. Und nebenbei löst der Speicherchip-Hersteller damit auch das Problem, dass die Grafikchip-Entwickler bislang an ein bestimmtes Speicherinterface immer nur die doppelte Speichermenge hängen konnten, jedoch keine Zwischengrößen. Selbige Zwischengrößen wird es mit diesen 3-GByte-GDDR7-Chips nun endlich geben.

Damit kann man beispielsweise an Grafikkarten mit 128-Bit-Interfaces endlich 12 GByte Grafikkartenspeicher hängen, anstatt sich wie bisher zwischen 8 oder 16 GByte entscheiden zu müssen (logischerweise sind 16 GByte aus Kundensicht immer besser, aber aus Herstellersicht immer auch ein Kostenfaktor). Bei praktisch jeder einzelnen Speicherinterface-Breite kann man somit eher Markt- und Anforderungs-gerechte Speichermengen bieten – und zwar selbst dann, wenn der Grafikchip vor einem Jahr sein Design-Ende hatte und sich zum Zeitpunkt der konkreten Produktgestaltung eventuell eine ganz andere Markt- und Anforderungs-Situation ergibt, als noch zur Designphase gedacht. Die bisherige Gesetzmäßigkeit, dass das Speicherinterface über die Speichermenge entscheidet, würde somit maßgeblich entschärft werden.

8 GBit / 1 GByte pro Chip 16 GBit / 2 GByte pro Chip 24 GBit / 3 GByte pro Chip
128-Bit-Interface (= 4 Speicherchips) 4 GB VRAM 8 GB VRAM 12 GB VRAM
192-Bit-Interface (= 6 Speicherchips) 6 GB VRAM 12 GB VRAM 18 GB VRAM
256-Bit-Interface (= 8 Speicherchips) 8 GB VRAM 16 GB VRAM 24 GB VRAM
384-Bit-Interface (= 12 Speicherchips) 12 GB VRAM 24 GB VRAM 36 GB VRAM
512-Bit-Interface (= 16 Speicherchips) 16 GB VRAM 32 GB VRAM 48 GB VRAM
gerechnet ohne Clamshell-Mode, damit wäre jeweils eine glatte Verdopplung der Speichermenge möglich

Leider ist die Sache mittels dieser Roadmap natürlich noch nicht ganz in trockenen Tüchern. In Roadmaps schreibt man schließlich gern einmal Zukunftsvisionen hinein, die Fußnoten sagen auch klar, dass nicht jedes eingezeichnete Produkt bereits Teil konkreter Produktplanungen sein muß. Der für diese Meldung gewählte Titel "stellt in Aussicht" ist somit durchaus Ernst zu nehmen und der weitere Verlauf der Dinge hierzu zu beobachten. Aber zumindest kann man sagen, dass sich die Speicherindustrie nunmehr mit dem Thema "krumme" GDDR-Speicherchips beschäftigt – und dass dies gegenüber dem bisherigen Stand eines reinen Eintrags in den JEDEC-Spezifikationen einen klaren Fortschritt darstellt.

Nachtrag vom 22. März 2024

Hardwareluxx haben beim GTC-Rundgang am Stand von SK Hynix deren Versprechen auf GDDR7-Speicher mit 3 GByte pro Speicherchip im Bild festgehalten. SK Hynix ist damit (nach Micron) der zweite Speicherhersteller, welcher solcherart "krumme" Speichermengen herstellen will – was die Chance darauf, dass jene auch tatsächlich hergestellt werden, erheblich verbessert. Sicher ist diesbezüglich natürlich noch gar nichts, hier ergibt sich ein klassisches "Henne/Ei"-Problem: Ohne Bestellungen kein (dauerhaftes) Angebot, ohne (preisgünstiges) Angebot keine Bestellungen. Herzustellen ist das ganze sicherlich immer, lohnend für den Besteller ist es aber nur, wenn es preislich auch unterhalb einer glatten Speicherverdopplung liegt – was wiederum bei Kleinserien nicht so einfach zu erreichen ist.

Aufzulösen wäre dies also nur dadurch, dass ein Abnehmer mit den Speicherherstellern proaktiv zusammenarbeitet, jenen den Bedarf rechtzeitig avisiert und dafür gewisse Preiszusagen erhält. Erst danach ergibt sich ein dauerhaftes Angebot, auf wessen Basis dann auch andere Abnehmer zugreifen können. Normalerweise sollte nVidia streng an dieserart 3GB-Speicherchips interessiert sein, insofern die bislang kolportierten technischen Daten von "Gaming-Blackwell" zutreffen und somit die beiden kleinsten Blackwell-Chips GB206 & GB207 tatsächlich nur mit 128-Bit-Speicherinterface antreten. Die darauf basierenden Grafikkarten werden erst im Jahr 2025 erscheinen und dürfen dann gewiss nicht mehr mit nur 8 GB Grafikkartenspeicher anrücken, egal wie knausrig nVidia ansonsten bei den VRAM-Mengen ist. Der Markt wird (neue) 8-GB-Grafikkarten im Jahr 2025 kaum noch tolieren, zudem muß nVidia mit Konkurrenz-Produkten seitens AMD und Intel mit größerem VRAM rechnen.

Raster-Engines Shader-Cluster Speicherinterface max. Speicher Ada-Vorgänger SM vs Vorg.
GB202 angbl. 12 angbl. 192 angbl. 512 Bit 32 GB AD102: 12 GPC, 144 SM, 384 Bit, 24 GB GDDR6X +33%
GB203 angbl. 6 angbl. 96 angbl. 256 Bit 16 GB AD103: 7 GPC, 80 SM, 256 Bit, 16 GB GDDR6X +20%
GB205 whrschl. 4 whrschl. 64 angbl. 192 Bit 12 GB AD104: 5 GPC, 60 SM, 192 Bit, 12 GB GDDR6X +7%
GB206 whrschl. 3 möglw. 42 oder 48 whrschl. 128 Bit 8/16 GB AD106: 3 GPC, 36 SM, 128 Bit, 8 GB GDDR6 +17/33%
GB207 whrschl. 2 möglw. 28 oder 32 96 oder 128 Bit 6-16 GB AD107: 3 GPC, 24 SM, 128 Bit, 8 GB GDDR6 +17/33%
Hinweis: Angaben zu noch nicht offiziell vorgestellter Hardware basieren auf Gerüchten & Annahmen ... "max. Speicher" bezogen auf 2GByte-Chips

Die letzte Alternative wäre eine durchgehende Speicherverdopplung auf 16 GB im Mainstream-Segment (bei den Grafikchips GB206 & GB207), was jedoch den Herstellungspreis der Karten erhöht (Clamshell-Mode notwendig) und zudem gegenüber den eigenen Midrange-Lösungen mit 12 GB VRAM (AD104-basiert) etwas dumm aussieht. Selbst dies wäre allerdings noch aufzulösen darüber, dass dann AD104-basierte Grafikkarten eben GDDR7-Speicher mit 3 GByte pro Speicherchip erhalten und somit auf 18 GB VRAM gehen. Wie man sieht, sind die 3GB-Chips eine ziemliche Allzweckwaffe für die Zielsetzung, sinnvolle Speichermengen über das ganze Portfolio hinweg anzubieten. Ob nVidia allerdings wirklich sinnvolle Speichermengen über das ganze Portfolio hinweg bieten will, ist weiterhin unsicher. Wer derart fest im Sattel sitzt, hat gern einmal auch ganz andere Beweggründe als dass, was von außen her als "sinnvoll" erscheint.