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Hardware- und Nachrichten-Links des 30. Juli 2019

Von nVidia-Mitarbeiter Morgan McGuire kommt auf Twitter die interessante wie gewichtige Aussage, wonach jener das erste AAA-Spiel mit Zwang zu einer RayTracing-Grafiklösung im Jahr 2023 erwartet – wobei zu diesem Zeitpunkt jede Gaming-Plattform dieses Feature aufbieten soll. Letzteres ist eine einfache Vorhersage, da die kommenden NextGen-Konsolen RayTracing mit Sicherheit an Bord haben werden, während hingegen Spielestreaming-Dienste jenes Feature jederzeit problemlos nachrüsten können – und im reinen PC-Segment AMD höchstwahrscheinlich schon mit der zweiten RDNA-basierten Grafik-Generation dann ebenfalls RayTracing aufbieten dürfte. Die Vorhersage eines AAA-Titels mit regelrechter RayTracing-Pflicht ist dagegen ein ganz anderes Kaliber – immerhin würde dies bedeuten, daß das jeweilige Spiel RayTracing derart intensiv nutzt, das man keine RayTracing-lose Alternativ-Grafik mehr anbieten kann. Dies geht dann also weit über den Einsatz zusätzlicher Effekte oder den (wahlweisen) Ersatz von gewöhnlicher Beleuchtung durch RayTracing hinaus – RayTracing müsste hierbei so intensiv genutzt werden, das eine alternative Rasterizer-Lösung schlicht zu aufwenig wäre zu implementieren. Einen solchen Weg gehen die Spieleentwickler gewöhnlich erst dann, wenn sie sich über die breite Verfügbarkeit entsprechender Hardware absolut sicher sind – gerade bei AAA-Titeln, wo es heutzutage wegen der gestemmten Entwicklungssummen keinen Spielraum mehr gibt, potentielle Käufer auszuschließen.

I predict that the first AAA game to REQUIRE a ray tracing GPU to run will ship in 2023, and every gaming platform will offer accelerated ray tracing by that year.
Quelle:  nVidia-Mitarbeiter Morgan McGuire auf Twitter am 28. Juli 2019

Insofern ist das Jahr 2023 eine vergleichsweise mutige Prognose – welche aber dennoch eintreffen kann, immerhin sollten bis dahin noch 2-3 weitere Grafik-Generationen seitens nVidia erscheinen, welche sicherlich die RayTracing-Kapazitäten jeweils deutlich nach oben drücken dürften. Irgendwann wird es den Spieleentwicklern dann in den Fingern jucken, diese Möglichkeiten dann auch einmal wirklich auszunutzen. Eine größere Unbekannte in dieser Gleichung ist allerdings noch die konkrete RayTracing-Ausführung bei den NextGen-Spielekonsolen: Dort wird eventuell nur Einsteiger-Niveau geboten, immerhin handelt es sich um AMDs allererste RayTracing-Grafiklösungen. Im Jahr 2023 könnte dies dann speziell aus RayTracing-Sicht heraus sehr mickrig aussehen – was wiederum die Spieleentwickler dazu animieren würde, doch lieber zweigleisig zu fahren. Hier liegt sicherlich eine kleine Sollbruchstelle zur These des ersten AAA-Titels mit RayTracing-Zwang im Jahr 2023 – denn wenn für die Spielekonsolen aus reinen Performance-Gründen heraus immer auch eine Rasterizer-Ausführung eingebaut werden muß, dann könnte jene schließlich auch auf dem PC geboten werden. Aber die grundsätzliche Prognose geht durchaus schon in eine plausible Richtung – im Gegensatz zur Darstellung der "ersten GPU" beim zur Twitter-Meldung beigelegten Bild (nachfolgend in einer erweiterten Ausführung).

Denn der T&L-Beschleuniger "GeForce 256" hatte sicherlich für das 3D-Gaming keinerlei solche grundsätzliche Bedeutung wie eine 3dfx Voodoo aus dem Jahr 1996. Im übrigen wurde seinerzeit die Durchsetzung von 3D-Grafikkarten auch viel schneller erreicht, denn spätestens mit Quake III Arena (1999) lief nichts mehr ohne entsprechenden Hardware-Beschleuniger. Für RayTracing geht man dagegen von ganz anderen Zeiträumen aus, ehe jene Technologie sich wirklich durchgesetzt haben mag: Für die Durchsetzung von "Path Tracing" als der eigentlichen, "puren" RayTracing-Variante geht nVidia derzeit immerhin erst vom Jahr 2035 (!) aus. Dies wären dann lockere 17 Jahre nach der Vorstellung erster RayTracing-Beschleuniger (für Consumer-Bedürfnisse) und immerhin noch 12 Jahre nach der nVidia-Prognose zu ersten AAA-Titeln mit Zwang zu RayTracing-Hardware. Um dies einmal mit nVidias eigenen Maßstäben zu vergleichen: Dies entspricht dem Zeitraum zwischen der vorgenannten GeForce 256 des Jahres 1999 und der GeForce GTX 1080 des Jahres 2016 – eine glatte Ewigkeit im Sinne der Entwicklung von 3D-Grafik also. Da können beide Grafikchip-Entwickler also noch viele Grafikkarten-Generationen zu den kauffreudigen Gamern bringen – wofür RayTracing letztlich ja auch aus der Taufe gehoben wurde, denn dem Gewinn an "Lebendigkeit" bei der Spielegrafik stehen wie bekannt exorbitante Hardware-Anforderungen gegenüber.

Zum Fall der weiteren Navi-Chips wäre noch eine Berichterstattung seitens des chinesischen MyDrivers (maschinelle Übersetzung ins Deutsche) zu erwähnen, welche gestern mit fester Stimme Daten zu "Navi 12" und "Navi 14" bringt – welche letztlich 1:1 auf einer früheren 3DCenter-Meldung mit angenommenen/spekulativen Daten zu diesen zwei Grafikchips basiert. Selbige Herkunft läßt sich bei MyDrivers nicht mehr erkennen, aber anhand der genannten technischen Daten ist jene klar – insbesondere an den Schätzungen zu den Chipflächen der kleineren Navi-Chips verifizierbar. Zum Glück ist diese Meldung inzwischen schon wieder durch die gestrige Navi-12-Meldung überholt – ansonsten könnte man befürchten, das nachfolgend die westliche IT-Presse auf diese Meldung und die hierbei genannten technischen Daten einsteigt. Jene mögen gute Spekulationen darstellen, bleiben aber dennoch letztlich reine Annahmen – was in der MyDrivers-Meldung dann überhaupt nicht mehr durchkommt, dort wird dies mehr oder weniger als Fakt dargestellt. Was letztlich bedeutet: Gerade die fernöstliche Gerüchteküche geht gern auch einmal auf unsichere bzw. spekulative Informationslagen ein, das Nachverfolgen einer Information zu deren Quelle hat dort in etwa den gleichen Stellenwert wie das Urheberrecht. Dies gilt es zu beachten, wenn demnächst wieder Detail-Informationen zu neuen PC-Chips aus fernöstlichen Foren vermeldet werden – welche aufgrund der Nähe zum Herstellungsort oftmals richtig liegen, dies natürlich nicht in jedem Fall richtig liegen müssen.

Segment Technik Gfx-Serie Release
Navi 21 Profi unklar (erstmals 7nm+ Fertigung) unklar Jahr 2020
Navi 12 HighEnd (angebl.) 64 Shader-Cluster (angen.) Radeon RX 5800 Serie (angen.) Herbst/Winter 2019
Navi 10 Midrange 40 Shader-Cluster @ 256 Bit GDDR6-Interface Radeon RX 5700 Serie 7. Juli 2019
Navi 14 Mainstream (angebl.) 24 Shader-Cluster (angen.) Radeon RX 5600 Serie (angen.) Herbst 2019
Alle Angaben außerhalb des Navi-10-Chips sind derzeit natürlich unbestätigt.

Davon abgesehen führt die aktuelle Chip-Konstellation innerhalb der Navi-Generation wohl dazu, das AMD vorerst keinen neuen LowCost-Chip auflegt, unterhalb des Mainstream-Segments also mit den alten Polaris-basierten Lösungen (technologisch Jahr 2016) weiterarbeiten würde. Dafür gäbe es mit "Navi 12" sowie "Navi 21" gleich zwei HigEnd-Lösungen – was allerdings aufgrund des späteren Erscheinungstermins von Navi 21 letztlich doch passen kann. Womöglich ist Navi 21 wieder gänzlich außerhalb der Reihe zu sehen – ähnlich wie Vega 20, wo es primär um das Austesten der 7nm-Fertigung und dann um Profi-Bedürfnisse ging, die dann trotzdem auf Vega-20-Basis aufgelegte Consumer-Lösung Radeon VII eher als Ausnahme zur Regel betrachtet werden kann. Navi 12 als HighEnd-Lösung, Navi 10 als Midrange-Lösung sowie Navi 14 als Mainstream-Lösung allesamt noch in der herkömmlichen 7nm-Fertigung und damit anzunehmenderweise allesamt noch in diesem Jahr sind durchaus ein griffiger Ansatz – AMD würde hiermit nach dem sicherlich erfolgreichen Navi-Launch das Navi-Angebotsportfolio schnell auf weitere Preissegmente ausbauen. Wie gesagt fehlt dann eben nur eine neue LowCost-Lösung, womit man die weitgehend erfolglosen Radeon RX 460/560 Grafikkarten endlich ersetzen könnte, gleichfalls aber auch mit der neu erworbenen Energieeffizienz vielleicht sogar mal wieder ins Mobile-Segment neu-einsteigen könnte. Zumindest mit den aktuell vorliegenden Informationen ist dies augenscheinlich in dieser ersten RDNA-basierten Grafik-Generation noch nicht angedacht, dürfte dann aber spätestens mit der nachfolgenden zweiten RDNA-basierten Grafik-Generation ein Thema werden.