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Hardware- und Nachrichten-Links des 15./16. Juni 2019

Nach der Vorstellung der Radeon RX 5700 Serie treibt unser Forum schon wieder die Frage um, wann denn nun kleinere Navi-Lösungen nachrücken werden. Die Informationslage hierzu ist allerdings ausgesprochen dünn – faktisch wurde bisher nur eine Codezeile entdeckt, welche "Navi 14" (neben dem "Navi 10" der Radeon RX 5700 Serie) enthält. Der früher ebenfalls an dieser Stelle genannte "Navi 12" ist hingegen immer noch eher als spekulativ anzusehen, gibt es bislang keinerlei Belege überhaupt nur für die Existenz eines entsprechenden Projekts. Insofern ist nicht klar, ob AMD den Ausbau der Navi-Serie nach unten hin mit nur einem oder gleich zwei Grafikchips vornimmt. Sinnvoll wären aber natürlich dennoch gleich zwei Grafikchips, um damit erstens Polaris 20/30 (Radeon RX 570, 580 & 590) sowie zweitens Polaris 21 (Radeon RX 560) zu ersetzen. Dies ist mit (jeweils) groben Halbierungen der Hardware-Einheiten, ausgehend von Navi 10, durchaus möglich.

Navi 10 Navi 12 Navi 14
Chipbasis 10,3 Mrd. Transistoren auf 251mm² Chipfläche gesch.: ca. 170mm² Chipfläche gesch.: ca. 110mm² Chipfläche
Technik 2560 Shader-Einheiten an einem 256 Bit GDDR6-Speicherinterface angen.: ca. 1408-1536 Shader-Einheiten an einem 128 Bit GDDR6- oder 256 Bit GDDR5-Speicherinterface angen.: ca. 768-896 Shader-Einheiten an einem 128 Bit GDDR5-Speicherinterface
Grafikkarten Radeon RX 5700 XT (~154%, 225W)
Radeon RX 5700 (~138%, 180W)
angen.: Radeon RX 5600 Serie (TDP ~120W) angen.: Radeon RX 5500 Serie (TDP ~60W)
ersetzt Radeon RX Vega 56 & 64 auf Vega-10-Basis (495mm²) angen.: Radeon RX 570, 580 & 590 auf Polaris-20/30-Basis (232mm²) angen.: Radeon RX 560 auf Polaris-21-Basis (146mm²)
Status offiziell rein spekulativ rein spekulativ
Performance-Prognose gemäß dem 3DCenter UltraHD Performance-Index

Ein kleiner Problempunkt würde allenfalls das Speicherinterfaces des mittleren Chips darstellen, da hierbei eigentlich 192 Bit GDDR6 angemessen sind – dies jedoch zur ungünstigen Speicherbestückung von 6 GB führt und daher nahezu ausschließen ist. Hier müsste AMD wohl oder übel in den sauren Apfel beißen und ein 256 Bit GDDR5-Speicherinterface bei diesem mittleren Chip verbauen – alternativ könnte es auch ein 128 Bit GDDR6-Speicherinterface sein, sofern jenes tatsächlich die gleiche Performance erreichen kann (wäre nur auf hohem sprich teurem Speichertakt möglich). So oder so wären Navi 12 und Navi 14 letztlich durchaus derart zu gestalten, das damit die Vorgänger-Lösungen zur selben Performance mit allerdings klar niedrigerem Stromverbrauch ersetzt werden könnten. Die eigentliche Problematik liegt dann jedoch beim Preispunkt: Die hierfür notwendigen 7nm-Grafikchips sind zwar beiderseits mit (geschätzt) ca. 170mm² sowie ca. 110mm² nicht groß (interpoliert gemäß der CU-normierten Abstände der Polaris-Chips untereinander). Doch damit ist der Flächengewinn gegenüber den Vorgängern mit grob -25% nicht wirklich beachtbar, was eingerechnet der höheren Fertigungskosten der 7nm-Fertigung für AMD ein Minusgeschäft darstellen würde.

Hinzu kommen dann auch noch die konstant niedrigen Straßenpreise speziell der Radeon RX 570, 580 & 590 Grafikkarten (derzeit bei 130-190 Euro liegend), was Kostensteigerungen auf Chip-Seite eigentlich entgegenspricht. Ob die komplette Navi-Grafikkarte mittels deren viel niedrigeren Stromverbrauchs nicht entsprechend einfacher und damit doch kostengünstiger zu erstellen sein könnte, kann diesbezüglich nur zur Debatte gestellt werden – ist aber eben vakant, da derzeit nicht belegbar. In jedem Fall ist hier durchaus ein Stolperstein darin zu sehen, das die Preise für die bestehenden Grafikkarten teilweise derart niedrig sind, das jedes neu aufgelegte Produkt es schwierig haben wird, dagegen anzukommen – ein Problem, welches kürzlich ja auch schon nVidias GeForce GTX 1650 gegenüber der Radeon RX 570 hatte. Eigentlich sprechen somit nur Neuheitswert und konkurrenzfähige TDP-Werte dafür, die Navi-Serie nach unten hin auszuweiten – von den Preis- und Performancepunkten her müsste AMD eigentlich nichts tun, da ist man mit der Radeon RX 500 Serie bereits gut aufgestellt. An dieser Stelle ist die 7nm-Fertigung schlicht nicht gut genug, ist deren Flächengewinn einfach zu klein, um (wirtschaftlich) bereits sehr effiziente 14nm-Chips ersetzen zu können.

Von Notebookcheck kommt eine interessante Beobachtung zur Performance aktueller Ryzen Mobile-Prozessoren bei Lenovo-Notebooks, wo man kürzlich die Ryzen 3000U Serie in dieselbe Notebook-Klasse integriert hat wie die Intel-Prozessoren. Dies bedeutet dann nicht nur Feature-Gleichheit bei allen Dingen neben der reinen CPU, sondern auch einen möglichst fairen Vergleich der Systeme gegeneinander – welchen AMD ziemlich gut meistert. Zwar verliert man nach wie vor den SingleThread-Test des Cinebenchs (um wieviel, hängt dann auch von der Preisklasse des jeweiligen Intel-Counterparts ab), aber im MultiThread-Test des Cinebenchs ist man gleichauf mit Intels Spitzen-Lösung – bei gleicher Kern- und Thread-Anzahl wohlgemerkt. Bezieht man diesen Vergleich sogar nur noch auf die exakt gleiche Geräteklasse bei Lenovo (sprich Thinkpad E-Serie), liegt der Ryzen 3500U sogar in beiden Tests beachtbar vor Core i5-8250U sowie Core i5-8265U. Aufgrund der hohen Schwankungen der Meßwerte (bei gleichem Prozessor) zwischen den einzelnen Geräten bzw. Geräteklassen kann man natürlich keine Hardware auf diese Benchmarks festnageln – aber es wird augenscheinlich, das AMD schon mit den Zen+ basierten Mobil-Prozessoren auf selber TDP grundsätzlich dieselbe Performance wie Intel bietet.

Dies eröffnet ganz neben bei auch hervorragende Aussichten für die nachfolgenden Zen-2-basierten Mobile-Prozessoren, welche mittels gleichwertiger oder sogar leicht höherer IPC sowie der besseren Energieeffizienz letztlich sogar Intels Mobile-Prozessoren überflügeln könnten. Gerade da alle Mobile-Prozessoren letztlich an ihrer TDP hängen, spielt die Energieeffizienz hierbei eine gewichtigere Rolle als die IPC oder die reine Taktbarkeit – womit AMD mittels der 7nm-Fertigung von Zen 2 einen beachtbaren Vorteil gegenüber Intels (immer noch) aktueller 14nm-Fertigung hätte. Ob sich jener dann auch im konkreten Produkt zeigt, ist aber natürlich besser selbiges abzuwarten – was laut WCCF Tech möglicherweise schon im November 2019 der Fall sein könnte. Dies wäre nach den letzten Ryzen-APUs, die üblicherweise erst zum Jahresanfang erschienen, ein kleiner Frühstart – andererseits muß dieser grobe Termin ja auch nicht bedeuten, das es dann umgehend bereits im November echte Geräte-Auslieferungen gibt. Möglicherweise zeigt dieser Termin nur darauf hin, wann das ganze offiziell angekündigt und die Notebook-Hersteller erste Chip-Lieferungen erhalten, was dann einen Marktstart entsprechender Geräte aber erst im Jahr 2020 ergäbe.

Codename CPU iGPU Fertigung Termin
Ryzen 2000 APU Raven Ridge Zen 1 Vega 14nm Ende 2017
Ryzen 3000 APU Picasso Zen+ Vega 12nm Anfang 2019
Ryzen 4000 APU Renoir vermtl. Zen 2 angbl. Vega angbl. 7nm angbl. Ende 2019
Ryzen 5000 APU ? vermtl. Zen 2/3 vermtl. Navi vermtl. 7nm+ vermtl. Ende 2020 bis Anfang 2021

Im übrigen gehen WCCF Tech mit ihrer Meldung ebenfalls von einem "Raven Ridge Refresh" in der 7nm-Fertigung aus – so wie kürzlich schon vermeldet wurde, das die für diese Position im AMD-Portfolio geplante "Renoir"-APU tatsächlich weiterhin eine Vega-basierte Grafik benutzen soll. Beide Meldungen deuten fast auf dieselbe Technik hin: Wahrscheinlich gibt es hierbei eine Zen-2-CPU zusammen mit einer Vega-iGPU unter eben der 7nm-Fertigung – mit der noch offenen Frage, ob AMD hierbei wieder einem Chiplet-Ansatz folgt oder das ganze monolithisch auflegt. Bestätigen sich diese Planungen, darf man bezüglich der integrierten Grafiklösung von (wahrscheinlich) "Ryzen 4000 U/H/G" keinen wundersamen Performanceschub erhoffen, allenfalls könnte sich über mehr Spielraum im TDP-Limit hier und da ein höherer Grafik-Takt ergeben. Den größeren Zugewinn dürfte es dagegen auf der CPU-Seite geben, welche von Zen+ auf Zen 2 wechselt, womit AMD in jedem Fall IPC hinzugewinnt und unter demselben TDP-Limit dann letztlich auch noch einiges an insgesamter Mehrperformance generieren dürfte. Sicherlich werden aus iGPU-Sicht die augenscheinlich erst später nachfolgenden APUs mit Navi-Grafiklösung nochmals interessanter sein, aber aus CPU-Sicht bzw. des kompletten Geräts ist der Sprung auf Zen 2 bzw. die 7nm-Fertigung die erst einmal wichtigere Evolution – welche AMD mittels der damit erzielbaren hohen Energieeffizienz erhebliche Chancen im Notebook-Markt eröffnen sollte.