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Hardware- und Nachrichten-Links des 28./29. Mai 2016

HardOCP teilen hart gegenüber AMD aus: Deren Polaris-Projekt würde zu langsam und zu hitzig gegenüber nVidias GP104-Chip daherkommen, zudem sei AMD von nVidias frühem Launch total überrascht worden. Während letzteres offensichtlich ist, kann man bezüglich des Vergleichs "Polaris 10 vs. GP104" jedoch immer den Punkt anbringen, das es sich eigentlich um Grafikchips unterschiedlicher Marktsegmente handelt – gut an den Chipgrößen von 232mm² zu 314mm² zu sehen. Dies wird nach dem Launch des GP106-Chips noch offensichtlicher werden, welcher derzeit bei einer Chipfläche von ~205mm² gehandelt wird – (sehr) viel näher an Polaris 10 als denn Polaris 10 an GP104 herankommt. Der Vergleich Polaris 10 vs. GP104 ist also ungefähr derart sinnig, wie eine AMD-APU mit einem Core i7 vergleichen zu wollen – für andere Performance- und Preissegmente gebaute Chips sind eben kaum direkt miteinander vergleichbar. Zugleich gilt an dieser Stelle anzumerken, das recht früh im Jahr klar war, das Polaris 10 nicht als eigentlicher GP104-Kontrahent gedacht ist, sondern das dies der Job des Vega-10-Chips sein würde. Wenn man jetzt nun enttäuscht ist, dann beruht diese Enttäuschung nicht auf einem schwachen AMD-Produkt, sondern vielmehr persönlichen Fehleinschätzung über die jeweils angepeilten Performance- und Preisegmente bei Polaris 10 und GP104.

Allerdings ist HardOCPs Meldung aus einem anderen Grund interessant, gibt es dort interessante Einblicke zu einem (angeblichen) AMD-internen Machtkampf. So soll der Chef der Radeon-Gruppe, Raja Koduri, wohl dahingehend arbeiten, jene aus dem AMD-Konzern herauszulösen, womöglich gar wieder unter dem früheren ATI-Brand zu fimieren. Das finale Ziel soll ein eigenständiges Unternehmen sein, dessen Eigner auch nicht mehr AMD ist, ergo vollständig unabhängig von AMD agieren kann. So sinnig dieser Gedanke früher einmal gewesen ist, so wenig realistisch erscheint dieser heute noch: AMD ist auf die Radeon-Sparte mehr denn je angewiesen, denn heutzutage braucht man bei seinen Mainstream-Prozessoren einfach eine integrierte Grafiklösung, ansonsten kann man jegliches OEM-Geschäft komplett vergessen. Zudem haben in den letzten Quartalen gerade die verschiedenen Konsolendeals die für AMD überlebensnotwendigen Gelder in die Kasse gespült – ein Geschäft, welches eben nur durch engste Verzahnung von CPU- und GPU-Sparte überhaupt bei AMD über die Bühne gegangen ist. ATI könnte alleine bei Grafikkarten vielleicht stärker sein, AMD wäre alleine jedoch umgehend so viel schwächer, das man faktisch gleich zumachen kann. AMD wird ergo aller Vermutung nach alle Versuche in die Richtung einer Unternehmensteilung verhindern, notfalls auch um den Preis der Abgänge von wichtigem Führungspersonal.

AMDs Polaris Tech Day ist nun schon am freitäglichen 27. Mai in Macau über die Bühne gegangen. Großartige Informationen hiervon sind bislang noch nicht nach draußen gedrungen, aber es wird schon heftig geteasert: Über in Kürze zu erwartende Benchmarks (obwohl das NDA eigentlich erst am 29. Juni ablaufen soll), neue AMD-Features, einem Bild vom Techday selber, die Nennung einer Radeon RX 480 Grafiklösung (das "X" als Platzhalter oder als neuer Verkaufsname?) sowie zu (angeblich) hochinteressanten Dingen, die AMD so erzählt haben soll. Währenddessen entspannt sich in unserem Forum eine kleine Diskussion über die Möglichkeit, das die Nennung des NDA-Ablaufdatums auf den 29. Juni 2016 gefälscht bzw. eventuell auch ein Trollversuch sein könnte. So besteht zumindest die technische Möglichkeit, daß das Originalschreiben auf den 1. Juni 2016 hinweist, welches nachträglich auf den 29. Juni verändert wäre. Wirklich besonders glaubwürdig ist dies allerdings nicht, denn dann würde zwischen Techday und Launch arg wenig Zeit liegen – in welcher die Redakteure nach Hause fliegen müssten, Benchmarks abhalten, Artikel schreiben und nebenbei den Start der Computex am 31. Mai begleiten müssten. Wenn AMD dies so arrangiert hätte, wäre dies eine dumme Planung, welche eine enorme Arbeitsbelastung der Redakteure nach sich zieht und zudem den Launch auch zu einem eher ungünstigen Zeitpunkt ansetzt – zur Computex kommen auch noch Intels Broadwell-E und AMDs Bristol Ridge, gibt es zudem auch jede Menge anderer Hardware-Nachrichten. Ungeteilte Aufmerksamkeit sieht gänzlich anders aus – und wenn AMD ein gutes Produkt zu offerieren hat, sollte man am Launchtag auf jeden Fall eine solch ungeteilte Aufmerksamkeit anstreben.

Bei TweakTown gibt es hingegen den Teaser zu einer "GeForce GTX 1080 Ti" – als (angebliche) benutzte Hardware bei einem Screenshots von Zotacs "Firestorm" Overclocking-Software. Jener Screenshot stammt von der Zotac-Webseite (dort inzwischen entfernt) und zeigt eine Grafikkarte auf Taktraten von 1344/2825 MHz – eine ungewöhnliche Kombination, denn der Chiptakt ist deutlich niedriger als beim GP104-Chip, der Speichertakt spricht hingegen klar für GDDR5X-Speicher und nicht für GDDR5-Speicher. Allerdings muß dies nichts sagen, ein früherer Teaser des Firestorm-Tools mit einer GeForce GTX 1080 zeigte Taktraten von 899/2825 MHz an, obwohl die Karte letztlich auf 1607/1733/2500 MHz herauskam. Somit läßt sich aus diesen Taktraten-Angaben kein Hinweis darauf ermitteln, ob Zotac hierbei wirklich schon eine GeForce GTX 1080 Ti herumliegen hatte oder aber uns nur mit dieser Angaben trollen (bzw. Werbung für sein Firestorm-Tool machen) wollte. Das Zotac wirklich schon eine GeForce GTX 1080 Ti herumliegen hat, ist aber generell gesprochen arg unwahrscheinlich, denn dies würde auf einen unmittelbar bevorstehenden Launch hindeuten – welcher sich wiederum so absolut gar nicht andeutet. Und wochenlang vor Launch neue Hardware zu haben, gibt es heutzutage einfach nicht mehr, die Chip-Entwickler sitzen selbst gegenüber ihren besten Partnern bis kurz vor Launch auf den neuen Chips.

Bei WCCF Tech will man die aktuellen Spezifikationen der schon zur Computex zu erwartenen "Bristol Ridge" Desktop-APUs wissen – was angesichts fehlender Quellennennung sowie noch ohne Modellnamen und Listenpreis nicht unbedingt besonders hoch angesetzt werden sollte, dies könnte letztlich auch eine alte Information sein. Dabei unterscheidet sich die Modell-Auflistung bei WCCF Tech nicht besonders gegenüber im letzten Dezember aufgetauchten AMD-eigenen Bristol-Ridge-Unterlagen – nur bei den Taktraten haben WCCF Tech minimale Aufschläge zu bieten. Die weiterhin gezeigte AMD-Folien mit groben Performanceangaben zu Bristol Ridge gehen zudem – wie auch zuletzt an dieser Stelle gezeigt – immer nur von Mobile-Modellen aus. Dies ist günstig für den Vergleich zu Carrizo, wo es ausschließlich Mobile-Modelle gibt, aber läßt natürlich die Möglichkeit offen, das Bristol Ridge im Desktop-Segment gar nicht so gut wie im Mobile-Segment aussieht bzw. die Performancegewinne gegenüber Kaveri kleiner als im Mobile-Segment ausfallen. Dies bleibt dann ernsthafte Hardwaretests zu Bristol Ridge abzuwarten – wobei noch nicht klar ist, ob jene im Rahmen der Computex kommen oder ob AMD Bristol Ridge auf der Computex erst einmal nur ankündigt wird und der eigentliche Desktop-Launch dann später erfolgt.