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Hardware- und Nachrichten-Links des 24. Mai 2016

Nachdem sich inzwischen einige Webseiten zu nVidias GP102-Chip geäußert haben, wäre darauf hinzuweisen, das die Ausgangslage der aktuellen Gerüchte allein aus einer im Chiphell-Forum zusammengestellten GP102-Spekulation besteht – und nicht etwa in neuen Hinweisen oder ähnlichem. Das einzig handfeste zum GP102-Chip besteht in einem inzwischen etwas zurückliegenden Treibereintrag – und natürlich der grundsätzlichen Überlegung, wonach der GP100-Chip eigentlich für das Geschäft mit Gamer-Grafikkarten regelrecht ungünstig designt wurde. Die Annahmen aus dem Chiphell-Forum sehen dann faktisch einen GP100-Klon vor, welcher dieselbe Anzahl an Shader-Einheiten (3840) mit leicht höhere Taktraten gegenüber dem GP100-Chip an allerdings einem 384 Bit GDDR5X-Speicherinterface aufbieten soll. Hier dürfte es primär nicht um mehr Performance gehen (dieselbe Taktrate wäre eventuell auch aus dem GP100-Chip quetschbar), sondern um Kostenersparnis – das hierfür notwendige Die (Chiphell schätzen ~478mm², dürfte für 3840 Shader-Einheiten hinkommen) ist deutlich kleiner als das GP100-Die (610mm²), zudem kann man mit günstigerem GDDR5X-Speicher operieren und spart sich den teuren HBM2-Speicher. Dies erscheint durchaus sinnig, zumal der Rohleistungsunterschied von ~43% mehr Rechenleistung ähnlich ausfällt wie bei der gleichen Konstellation in der Maxwell-Generation (+40%).

Nichtsdestotrotz besteht die technische Möglichkeit, das nVidia dem GP102-Chip mehr Shader-Einheiten als dem GP100-Chip mit auf den Weg gibt – 4608 wären beispielsweise eine runde Zahl (36 Shader-Cluster, passt gut zu angenommen 6 Raster-Engines). Die Chipfläche würde damit auf ~550mm² hinaufgehen, die Differenz bei der Rechenleistung auf sogar +72%, bei etwas niedrigeren Taktraten ähnlich wie bei GP100-Chip dann noch +57%. Gemessen daran, das die Anzahl der Shader-Einheiten beim GP100-Chip nun einmal durch die angesetzten Profi-Features unerwartet niedrig ausgefallen ist und vor allem, das bei AMD schließlich noch gleich zwei Vega-Chip oberhalb des Polaris-10-Chips antreten sollen, wäre auch diese Auflösung mit 4608 Shader-Einheiten denkbar. Das Kostenersparnis-Potential bei dieser Auflösung ist aufgrund der etwas größeren Chipfläche nicht ganz so hoch, aber durch die Verwendung von GDDR5X-Speicher anstatt von HBM2-Speicher auch hier gegeben. Vor allem aber würde nVidia mit dieser Auflösung seinem Prinzip treu bleiben, den größten Gamer-Chip immer am technologisch maximal machbaren auszurichten – jenen also nicht bewußt kleiner auszulegen als denn möglich wäre. Dies kann man bei den kleineren Chips des Portfolios tun, der größte Chip sollte aber immer so groß werden wie es nur geht – schon allein, um nicht in einen überraschenden Konter von AMD mit einem größeren und damit potenteren Chip zu laufen.

Seit Anfang März befindet sich bekanntlich die (inoffiziell so genannte) "GeForce GTX 950 SE" im Handel – eine GeForce GTX 950 mit auf 75 Watt abgesenkter TDP und dementsprechend klar niedrigerer Performance. nVidia hat dies natürlich nie exakt so gekennzeichnet bzw. die Karte läuft rein offiziell mit den Taktraten der gewöhnlichen GeForce GTX 950 – erreicht aber eben nicht deren hohe reale Boosttaktraten, sondern bleibt erheblich unterhalb dieser (~1100 MHz bei der SE gegen 1332 MHz bei der regulären Version). All dies wäre irgendwie doch tragbar, wenn der Grafikkarten-Käufer diese leistungsschwächere Version am Ende auch zu einem günstigeren Preis (oder wenigstens dem gleichen Preis) bekommen würde – doch dem ist nicht so: Die regulär GeForce GTX 950 gibt es derzeit zu Preislagen zwischen 140 und 160 Euro, die GeForce GTX 950 SE fängt dagegen nicht unter 152 Euro an. Dafür, das es mit der SE-Ausführung gut 10% weniger Performance gibt, ist dies kein guter Tausch – noch dazu, wo man sich am Ende mittels der manuellen Begrenzung des Power-Limits bei einer regulären GeForce GTX 950 auch per Hand eine 75-Watt-Karte basteln kann, welche bei der Stromversorgung also ohne extra PCI-Express-Stromstecker auskommen könnte. In dieser Frage ist die GeForce GTX 950 SE ein klares Neppangebot, selbst wenn es für deren Hauptzweck der 75-Watt-Lösung sicherlich hier und da Anwendungsfälle gibt.