20

GeForce GTX 950 "SE" ohne Stromanschluß ist ~10% langsamer

Ab Anfang März sind im Handel verschiedene GeForce GTX 950 Grafikkarten ohne extra PCI-Express-Stromanschluß aufgetaucht, deren TDP demzufolge auf 75 Watt abgesenkt wurde – ausgehend von den 90 Watt TDP der regulären GeForce GTX 950 sowie deren (geschätzten) Spiele-Realverbrauch von ~85 Watt. Schon seinerzeit wurde darauf hingewiesen, das dies bei dieser Sondervariante der GeForce GTX 950 ohne Stromanschluß wohl zu Performanceverlusten führen muß: Zwar laufen diese Karten auf den offiziellen nVidia-Taktraten oder sogar leicht darüber, aber der im Grafikkarten-BIOS hinterlegte niedrigere TDP-Wert wird diese Karten bei der Ermittlung des real anliegenden Chiptakts zuverlässig ausbremsen – oder anders formuliert: Um jenen niedrigeren TDP-Wert nicht in der Praxis zu überschreiten, kann diese Sondervariante der GeForce GTX 950 ohne Stromanschluß faktisch nur mit niedrigeren realen Chiptaktungen arbeiten.

Erschwerend kommt hierbei hinzu, das selbst unübertaktete Standardmodelle der GeForce GTX 950 vergleichsweise hohe reale Chiptaktungen aufweisen: Seinerzeit wurden 1332 MHz im Schnitt ermittelt – dies ist dann deutlich oberhalb des offiziellen Chiptakts von 1024/1188 MHz. Die erste GeForce GTX 950 ohne Stromanschluß im Test der ComputerBase kommt zwar genauso mit offiziellen Taktraten von 1026/1190/3300 MHz daher, die real anliegenden Taktraten liegen aber bei grob nur 1100 MHz. Selbst eine (mögliche) Anhebung des PowerTargets brachte hierbei nur marginale Zugewinne ein: Offenbar weiss die Karte darüber Bescheid, das sie ohne Stromstecker nicht mehr als 75 Watt ziehen "darf" – und zieht demzufolge auch bei höherem PowerTarget nicht mehr aus der Leitung, respektive wirft keine höheren Performancewerte aus.

Damit ist schon vor den eigentlichen Benchmarks klar, das eine solcherart GeForce GTX 950 ohne Stromanschluß nicht genauso schnell wie eine reguläre GeForce GTX 950 sein kann – denn ~1100 MHz gegen 1332 MHz Chiptakt sind eine klare Sache. Die von der ComputerBase hierzu angestellten Benchmarks sind trotz klarer Meßdaten leider nicht ganz so einfach zu werten: Zum einen wurde als Vergleichsmaßstab nur eine stark ab Werk übertaktete GeForce GTX 950 benutzt, was die GeForce GTX 950 ohne Stromanschluß nochmals schlechter dastehen läßt. Zudem erstaunt etwas die Wertung von GeForce GTX 750 Ti und Radeon R7 360 auf nahzu demselben Performancelevel – gemäß unseres Performance-Index besteht zwischen beiden Karten doch schon ein klarerer Unterschied. Trotzdem läßt sich am Ende nach eigenen Überlegungen und Gegenrechnerei mit einiger Gewißheit sagen, das die GeForce GTX 950 ohne Stromanschluß ungefähr 10% langsamer als eine reguläre GeForce GTX 950 herauskommt – dies ergibt einen FullHD Performance-Index von ~260%.

Radeon R7 370 GeForce GTX 950 "SE" GeForce GTX 950 GeForce GTX 960
Chipbasis AMD Pitcairn, 2,8 Mrd. Transistoren in 28nm auf 212mm² Chipfläche nVidia GM206, 2,94 Mrd. Transistoren in 28nm auf 227mm² Chipfläche
Architektur GCN 1.0, DirectX 12 Feature-Level 11_1 (DirectX 11.2a) Maxwell 2, DirectX 12 Feature-Level 12_1
Technik 2 Raster-Engines, 1024 Shader-Einheiten, 64 TMUs, 32 ROPs, 256 Bit DDR Interface 2 Raster-Engines (mit doppelter Raster-Power), 768 Shader-Einheiten, 48 TMUs, 32 ROPs, 128 Bit DDR Interface 2 Raster-Engines (mit doppelter Raster-Power), 1024 Shader-Einheiten, 64 TMUs, 32 ROPs, 128 Bit DDR Interface
Taktraten ≤975/2800 MHz 1024/1188/3300 MHz
(Ø-Chiptakt: ~1100 MHz)
1024/1188/3300 MHz
(Ø-Chiptakt: 1332 MHz)
1127/1178/3500 MHz
(Ø-Chiptakt: 1316 MHz)
Speicherausbau 2 GB GDDR5
(4 GB mit Aufpreis)
2 GB GDDR5 2 GB GDDR5 2 GB GDDR5
(4 GB mit Aufpreis)
Stromstecker 1x 6pol. keine 1x 6pol. oder 1x 8pol. 1x 6pol. oder 1x 8pol.
TDP/TBP/GCP 110W (TBP) 75W (GCP) 90W (GCP) 120W (GCP)
Spiele-Verbrauch ~120W ~70W ~85W 98W
3DC Perf.Index 260% ~260% 290% 340%
Listenpreis 149$ 159$ 159$ 199$

Mit dieser klar gegenüber der regulären GeForce GTX 950 abweichenden Performance lohnt es sich, diese Sondervariante der GeForce GTX 950 ohne extra Stromanschluß künftig entsprechend eindeutig zu benennen: GeForce GTX 950 "SE" würde sich hierbei anbieten, wobei die Anführungszeichen um das "SE" den inoffiziellen Status dieser Bezeichnung andeuten. Jene Karte geht von der Performance her in direkte Konkurrenz zur Radeon R7 370, zu welcher nVidia bislang im Mainstream-Portfolio eigentlich noch kein (exakt) passenden Gegenangebot hatte. Allerdings sieht es derzeit so aus, als würde die GeForce GTX 950 "SE" nicht wirklich günstiger als die reguläre GeForce GTX 950 angeboten werden – zwar am unteren Rand des Preisbereichs dieser beiden Kartenvarianten, aber angesichts der klar abgesenkten Performance nicht wirklich mit einem entsprechenden Minderpreis.

Dies war zwar zu erwarten bei dieser faktisch inoffiziellen Kartenvariante, ist aber dennoch bedauerlich – eine echte Konkurrenz zur (günstigeren) Radeon R7 370 wird sich somit nicht ergeben. Die GeForce GTX 950 "SE" kann immerhin damit wuchern, die schnellste verfügbare Grafikkarte ohne extra Stromstecker zu sein, sie löst in dieser Frage die GeForce GTX 750 Ti ab. Aber um diesen Punkt wirklich zu den Grafikkarten-Käufern zu bringen, müsste nVidia diese Kartenvariante eigentlich offiziell machen. Derzeit schippert diese GeForce GTX 950 "SE" wegen des den meisten Grafikkarten-Käufern sicherlich nicht bewussten Fakts der deutlich niedrigeren realen Chiptaktraten irgendwo zwischen diesem Punkt der besten 75W-Lösung und einem "Neppangebot" wegen der niedrigeren Performance gegenüber der regulären GeForce GTX 950 (ohne echten Preisvorteil) herum.

Nachtrag vom 24. Mai 2016

Seit Anfang März befindet sich bekanntlich die (inoffiziell so genannte) "GeForce GTX 950 SE" im Handel – eine GeForce GTX 950 mit auf 75 Watt abgesenkter TDP und dementsprechend klar niedrigerer Performance. nVidia hat dies natürlich nie exakt so gekennzeichnet bzw. die Karte läuft rein offiziell mit den Taktraten der gewöhnlichen GeForce GTX 950 – erreicht aber eben nicht deren hohe reale Boosttaktraten, sondern bleibt erheblich unterhalb dieser (~1100 MHz bei der SE gegen 1332 MHz bei der regulären Version). All dies wäre irgendwie doch tragbar, wenn der Grafikkarten-Käufer diese leistungsschwächere Version am Ende auch zu einem günstigeren Preis (oder wenigstens dem gleichen Preis) bekommen würde – doch dem ist nicht so: Die regulär GeForce GTX 950 gibt es derzeit zu Preislagen zwischen 140 und 160 Euro, die GeForce GTX 950 SE fängt dagegen nicht unter 152 Euro an. Dafür, das es mit der SE-Ausführung gut 10% weniger Performance gibt, ist dies kein guter Tausch – noch dazu, wo man sich am Ende mittels der manuellen Begrenzung des Power-Limits bei einer regulären GeForce GTX 950 auch per Hand eine 75-Watt-Karte basteln kann, welche bei der Stromversorgung also ohne extra PCI-Express-Stromstecker auskommen könnte. In dieser Frage ist die GeForce GTX 950 SE ein klares Neppangebot, selbst wenn es für deren Hauptzweck der 75-Watt-Lösung sicherlich hier und da Anwendungsfälle gibt.