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Hardware- und Nachrichten-Links des 21. April 2016

Videocardz vermelden AMDs offizielle Markteinschätzung zu Polaris 11 & 10, welche AMD im Rahmen der Bekanntgabe der Quartalszahlen verlauten lassen hat: Danach soll Polaris 11 für den Notebook-Markt gedacht sein, Polaris 10 hingegen für Mainstream-Bedürfnisse im Desktop sowie HighEnd-Bedürfnisse im Notebook. Dies bedeutet aber wohl nicht, das Polaris 11 gar nicht im Desktop auftaucht – AMD hat hierbei nur das genannt, wofür man diesen Grafikchip primär gemacht hat. Von der Klassifizierung "Mainstream" bei Polaris 10 sollte man sich genauso nicht täuschen lassen, hierbei arbeitet AMD einfach mit einer anderen Segment-Einteilung. Realistisch betrachtet wird Polaris 10 das Performance-Segment besetzen und ist dabei zu Preislagen von 200 bis 350 Dollar zu erwarten. Zudem nennt AMD für die Polaris-Grafikkarten nur noch eine verdoppelte Energieeffizienz gegenüber früheren AMD-Beschleunigern ("Performance/Watt") – wahrscheinlich sollen dann erst die 2017er Vega-basierten Grafiklösung die einstmals versprochene 2,5fache Energieeffizienz erreichen.

Eine interessante Diskussion hierzu ist, wie weit AMD mit Polaris 10 letztlich kommen kann – bis hinein ins Performance-Feld der Radeon R9 Nano/Fury Karten oder gar bis an die Performance der Radeon R9 Fury X heran? Die hierfür von Polaris 10 wahrscheinlich aufgebotenen 2560 Shader-Einheiten hören sich erst einmal nicht großartig an, sind aber auch nicht viel weniger als bei der Radeon R9 390X (2816 Shader-Einheiten) – welche auch schon sehr nahe an der Performance von Radeon R9 Nano & Fury liegt. Noch einfacher wird der Vergleich ausgehend von der Radeon R9 390 ohne "X" bei genauso 2560 Shader-Einheiten und einem FullHD Performance-Index von 530% – dies sind nur 26% entfernt vom FullHD Performance-Index der Radeon R9 Fury X von 670%. Jene 26% erscheinen dann viel eher erreichbar, wenn man eventuell höhere Taktraten bei Polaris 10 sowie die allgemeinen Verbesserungen der GCN 2.0 Architektur (offiziell: 4th Generation GCN Architecture) mit einkalkuliert.

Als Bremsklotz könnte sich allerhöchstens das verwendete Speicherinterface herausstellen: Mit nur 256 Bit GDDR5 wird Polaris 10 sicherlich nicht in den Ring mit der Radeon Fury X steigen können – bei 256 Bit GDDR5X könnte dies anders aussehen, damit kann die nominelle Speicherbandbreite wenigstens auf dem Niveau der Radeon R9 390/X (512 Bit GDDR5) herauskommen. Leider gibt es derzeit noch keine sicheren Informationen dazu, ob AMD den Polaris-10-Grafikchip nun mit einem Speicherinterface ausstattet, welches auch GDDR5X verarbeiten kann. Für die eigentliche Zielsetzung als neue Performanceklasse zwischen Radeon R9 380X bis Radeon R9 390X kann durchaus gewöhnlicher GDDR5-Speicher auch an dem nur mittelmäßig breiten 256-Bit-Interface ausreichend sein – nur, wenn man unbedingt gegen die Radeon R9 Fury X antreten will, wäre der Griff zu GDDR5X und damit die Aktivierung der letzten paar Prozentpunkte an Performance zwingend. In dieser Frage wird man sich schlicht überraschen lassen müssen, wie hoch AMD den Polaris-10-Chip letztlich ansetzen will. Im Sinne dessen, das AMD dieses Jahr nichts weiteres mehr herausbringen wird, wäre natürlich eine eher hohe Ansetzung aus Konsumentensicht die bessere Wahl.

Generell ist dies ein Punkt, welcher zu unserer kürzlichen "Mini-Roadmap" zu den 14/16nm-Grafikchips von AMD & nVidia noch nachzutragen wäre: Die dort vorgenommenen Klassifizierungen der einzelnen Grafikchips in diverse Leistungssegmente sind natürlich keineswegs eine endgültige Leistungseinordnung oder würden gar bedeuten, das die jeweils genannten AMD- und nVidia-Grafikchips eine gleiche Performance aufweisen. Vielmehr dürfte es passieren, das diese AMD- und nVidia-Grafikchips verschieden stark ausfallen und dann von den Grafikchip-Entwicklern auf abweichende Preispunkte gesetzt werden. Wer in welchem Segment den schnelleren Grafikchip hat, spielt bis auf die absolute Leistungsspitze eigentlich keine Rolle, da im insgesamten Angebotsportfolio üblicherweise jeder Preispunkt besetzt wird – ob nun mit einem größeren oder kleineren Grafikchip, ist bis aufs Thema "Energieverbrauch" erst einmal egal. Nur wie gesagt an der absoluten Leistungsspitze kommt es (regulärerweise) darauf an, den schnellsten Grafikchip zu kreiieren – da man dort prinzipbedingt nicht mehr tricksen kann. Sofern die absolute Leistungsspitze jedoch (wie so oft in letzter Zeit) 999-Dollar-Grafikkarten bedeutet, wird dieser Punkt auch wieder etwas entwertet, da nur die wenigsten Grafikkarten-Käufer sich eine (vom Preis/Leistungs-Verhältnis) derart ineffiziente Lösung in den Rechner hängen.