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Hardware- und Nachrichten-Links des 20./21. März 2021

Golem thematisieren die aktuellen Grafikkarten-Preise, respektive der Probleme, welche sich aus diesen langfristig ergeben könnten. Ausgangspunkt ist der Kauf einer GeForce RTX 3090 im November 2020 für 1850 Euro – dies waren seinerzeit 350 Euro Preisaufschlag und auch damals schon überteuert, wird aber von den aktuellen Preislagen (um die 2700 Euro für die konkrete Karte) komplett in den Schatten gestellt. Selbiges zeigt sich im übrigen auch bei der Auflistung der an dieser Stelle periodisch notierten Tagespreise für lieferbare Angebote (GeForce RTX 3060 Ti & 3080 mangels dessen nicht aufgeführt): Schon zum Jahresstart war der Grafikkarten-Markt überteuert, der Monat Februar brachte dann jedoch nochmals eine erhebliche Teuerungswelle mit sich. Die nachfolgend ausgeführten Preislagen geben zwar immer nur Höchst- und Tiefstpreis an, in der Summe der Daten ist die generelle Richtung der Preisentwicklung dennoch gut erkennbar:

6800 6800XT 6900XT 3070 3090
Listenpreis 579€ 649€ 999€ 519€ 1549€
17. Januar 809-1019€ 999-1199€ 1249-1841€ 769-1049€ 1649-2406€
22. Januar 879-1049€ 1019-1279€ 1249-1718€ 729-999€ 1849-2379€
2. Februar 859-1049€ 1049-1329€ 1299-1755€ 799-1249€ 1750-2899€
14. Februar 969-1489€ 1129-1399€ 1339-1729€ 899-1349€ 2223-2819€
24. Februar 999-1199€ 1098-1399€ 1429-2045€ 979-1569€ 2469-3669€
18. März 1179-1199€ 1259-1539€ 1499-1960€ 1299-1699€ 2459-3915€

Die seitens Golem angesprochene Problematik bezieht sich dann darauf, dass die Grafikkarten trotz dieser hohen und zuletzt weiter steigenden Preislagen weiterhin gekauft werden – und dies nicht schlecht, wie nVidias bis in den Januar hineinreichende Geschäftszahlen belegen. Die Hersteller erkennen somit, dass jenes Preisniveau für sie wirtschaftlich tragbar ist – man realisiert vielleicht nicht jeden potentiellen Grafikkarten-Kauf, aber dies wird über die höheren Preislagen und damit höheren Stück-Gewinne augenscheinlich ausgeglichen. Jene Erkenntnis dürfte die Herstellerindustrie durchaus dazu verleiten, das hohe Preisniveau beizubehalten versuchen – möglicherweise nicht in dieser Höhe, aber dennoch mit einem erheblichen Aufschlag auf die vorher bekannten Grafikkarten-Preise. Noch halten sich die Grafikchip-Entwickler alle Möglichkeiten offen, zu sehen an den nachwievor an früheren Preislagen ausgerichten Listenpreisen. Aber dies könnte sich im weiteren Verlauf des Jahres durchaus noch ändern, der Ruf nach realistischen Listenpreisen steht schließlich auch schon im Raum.

Über den Umstand, dass nVidias Miningbremse (mittels des Entwickler-Treibers 470.05) nur für die erste Grafikkarte im System aufgehoben wird, hatte es sich bereits angedeutet: Jene Miningbremse hängt primär vom Displayausgang der jeweiligen Grafikkarte ab. Ist jener nicht mittels Monitor-Kabel (oder entsprechendem Dummy) belegt, dann wird die Miningbremse nicht aufgehoben – woraus sich automatisch ergibt, wie man diese Einschränkung verhindern kann. Andreas Schilling @ Twitter hat es als erster nachgewiesen, in Fernost wurde dies laut I_Leak_VN @ Twitter umgehend bei einem Vierfach-System nachvollzogen. Praktisch reicht ein HDMI-Dongle für kleines Geld aus, um mit dem Entwickler-Treiber 470.05 auch groß angelegten Miningfarmen nVidias Miningbremse wieder auszutreiben. Jener Umstand dürfte den Minern zudem nachfolgend weiterhelfen bei der Erkenntnis, wie genau die Miningbremse realisiert ist – um jene auch zukünftig ausschalten zu können.

An dieser Stelle kann im übrigen ein interessanter Einwand angebracht werden, wonach Cryptominer gemäß allgemeiner Darstellung keine neuen Treiber benötigen – sondern eben nur einmal einen funktionierenden Treiber. Für viele Cryptowährungen mag dies zutreffen – es gibt aber auch Mining-Algorithmen, welche auf CUDA aufsetzen und dort durchaus auch einmal die neuesten CUDA-Bibliotheken abfordern. Dann kann es tatsächlich notwendig sein, dass die Miner zu neuen Treibern gezwungen werden, sich also in die Hände von nVidia begeben müssen. Allerdings hat die Episode von nVidias (nicht funktionierender) Miningbremse auch gezeigt, dass rein teilweise Mining-Einschränkungen überhaupt nichts bringen. Es macht das Leben für die Miner vielleicht etwas komplizierter, weil man dann gezielt nach der passenden Kombination von nVidia-Karte zu bestmöglicher Cryptowährung suchen muß. Aber irgendetwas im generellen Maßstab aufgehalten hat diese Miningbremse überhaupt nicht – selbst wenn sie nicht geknackt worden wäre.

Zum Fall der kürzlich dargelegten 7nm-Wafermengen von AMD bei TSMC sei noch der wichtige Punkt erwähnt, dass die Steigerung der Waferanzahl von ca. 50'000 Wafer pro Monat zum Jahresanfang 2021 auf dann (geschätzt) 80'000 Wafer pro Monat zum Jahresende 2021 auch unter dem Gesichtspunkt des erheblichen Anteils der Spielekonsolen-SoCs zu betrachten ist: Sofern jene Konsolen-SoCs hiervon grob die Hälfte der Wafermenge einnehmen, liegt die Steigerungsrate für alle anderen AMD-Produkte bei 25'000 auf 55'000 Wafer pro Monat – und damit auf einem sehr ansehnlichen Niveau. Diese Milchmädchenrechnung funktioniert natürlich nicht ganz derart in der Wirklichkeit, weil auch die Konsolen-SoCs zu den Nutznießern der Wafermengen-Steigerung gehören werden – zudem hat AMD haufenweise Produkte, welche noch einer mengenmäßig angehobenen Fertigung bedürfen.

Neben den Grafikchips und Konsolen-SoCs zählen hierzu die (flächenmäßig nicht kleinen) APUs für den (volumenträchtigen) Notebook-Markt sowie die professionellen Beschleuniger der CDNA-Architektur, aber auch die Chiplet-Fertigung von Zen 3 für Desktop- und Server-Bedürfnisse läuft noch nicht komplett rund (Ryzen 5600X & 5800X sind gut und zum Listenpreis erhältlich, Ryzen 5900X & 5950X hingegen kaum noch). Aber zumindest liegt die Wafer-Steigerungsmenge über das Jahr hinweg ausreichend hoch, auf dass eine gute Chance darauf besteht, dass im Grafikkarten-Bereich im zweiten Halbjahr ernsthafte Mengen bei den Einzelhändlern ankommen. Bislang dürften die RDNA2-Grafikchips bei der Planung der Wafer-Kontingente wohl nur so etwas wie "Mindestmengen" abbekommen haben. Jene sind vielleicht gerade so ausreichend zu Zeiten eines funktionierenden Marktes, aber natürlich unter den aktuellen Bedingungen weit davon entfernt, am vorhandenen (und sich weiter aufstauenden) Bedarfsberg irgendetwas ändern zu können.

Die NachDenkSeiten thematisieren die rechtlich möglichen und praktisch vorkommenden Konto-Schließungen bei Apple, Facebook, Google & Microsoft bzw. sich die daraus ergebenden Probleme für deren Nutzer. Hierzu werden einige Beispiele von real vorgekommenen Kontoschließungen angeführt, wobei in den meisten Fällen wohl eine KI über die ursächliche Schließung entschieden zu haben scheint – sprich es lag eigentlich kein Grund vor, aber die KI-Systeme sind einfach sehr scharf geschaltet und agieren ohne menschliche Endkontrolle. In der Summe kann es somit jeden treffen, wenn irgendwann mal etwas ungewöhnliches passiert – was die "leicht" irritierende Situation ergibt, dass man zugunsten des Wohlwollens von Maschinen-Logik möglichst keine Veränderungen oder Abweichungen im eigenen elektronischen Leben zulassen dürfte. Die eigentliche Problematik liegt aber natürlich in der Leichtgläubigkeit, mittels welcher man Apple, Facebook, Google & Microsoft sein elektronisches Leben ohne jede Fallback-Option anvertraut hat.

Dabei war die sich hiermit ergebende Falle auch für Normalbürger sichtbar bzw. hätte wenigstens von der Presse von Anfang an besprochen werden können: Wer alles in wenigen Diensten bündelt, macht sich folglich enorm abhängig von deren Verfügbarkeit – und dies gegenüber Unternehmen, welche oftmals in Deutschland nicht einmal vernünftig verklagbar sind. Dies ist ungefähr damit vergleichbar, wie seine Stromzufuhr, Bankgeschäfte, Versicherungsleistungen und alle Onlinebestellungen gebündelt an ein fernöstliches Unternehmen auszulagern – was auch kein normal denkender Mensch tun würde (sollte). Natürlich könnte man versuchen, über eine bessere Rechtssprechung hierzu Besserung zu erwirken – sofern man die dutzenden Jahre warten will, wie lange dies wohl dauern wird. Eher sinnvoll ist die bewußte Diversifikation der genutzten Dienste samt der Vermeidung von Konstellationen, wo das Versagen eines einzelnen Dienstes das gesamte Kartenhaus zum Einsturz bringen kann. Dies schließt natürlich durchaus die Aufgabe mit ein, dieses Ansinnen auch dem Normalbürger näherzubringen, selbst wenn dies dem Kampf gegen Windmühlen nahekommt.