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Hardware- und Nachrichten-Links des 11./12. Januar 2020

WCCF Tech behaupten mit fester Stimme, das nVidia erste Ampere-Grafikkarten zur GTC im März 2020 vorstellen würde – basierend auf einer vergleichsweise neuen Quelle und damit sicherlich noch einigermaßen zweifelhaft. Dabei kann man diese Behauptung auch ganz ohne jede Quelle als Spekulation aufstellen (wie kürzlich in der Hardware-Vorschau für 2020 geschehen), denn eine GTC-Ankündigung bietet sich absolut an: Auf seiner Hausmesse hat nVidia schon die eine oder andere neue Produkt-Generation angekündigt, zudem würde man im März halbwegs in Reichweite des zweiten Halbjahrs 2020 liegen, wo diese neuen Grafikkarten dann real ausgeliefert werden sollten. Bis zur GTC dürfte sich dann auch noch das (übliche) Mißverständis darüber aufklären lassen, was nVidia hierbei zuerst ankündigen wird: Mit höherer Wahrscheinlichkeit nicht gerade zuerst Gaming-Grafikkarten basierend auf der Ampere-Architektur – sondern natürlich zuerst die HPC-Erzeugnisse bzw. den HPC-Chip von Ampere namens "GA100".

    nVidia Ampere "GA100"

  • HPC/Profi-Lösung der Ampere-Generation
  • 8 Raster-Engines (GPC) mit jeweils 16 Shader-Cluster (SM) samt jeweils 8 Texturen-Cluster (TPC)
  • jeder Shader-Cluster enthält höchstwahrscheinlich (wie bisher) 64 Shader-Einheiten (SP) samt 4 Texturen-Einheiten (TMU), aber gleich 16 Tensor-Cores (verdoppelt gegenüber Volta/Turing)
  • damit hohe Wahrscheinlichkeit auf ebenso verdoppelte RayTracing-Einheiten (pro Shader-Cluster) gegenüber Volta/Turing (möglicherweise nur bei den Gaming-Varianten von Ampere verbaut)
  • ergibt somit 128 Shader-Cluster, welche insgesamt 8192 Shader-Einheiten, 512 Texturen-Einheiten und 2048 Tensor-Cores enthalten
  • 6144 Bit HBM2-Speicherinterface
  • Hardware-Zugewinn gegenüber Voltas GV100: +52% Shader-Cluster, +52% Shader-Einheiten, +52% Texturen-Einheiten, +205% Tensor-Cores, +50% Speicherinterface
  • PCI Express 4.0 (eigene Annahme, aber wahrscheinlich)
  • 7nm+ (EUV) Fertigung von TSMC
  • Release irgendwann im Jahr 2020, Vorstellung möglicherweise auf der GTC im März 2020
  • Grundlage der Technik-Angaben: Gerüchte vom November 2019

Dies ist ein häufiges Mißverständnis bei solcherart zumeist per stiller Post weitergegebenen Gerüchten & Leaks: Die eigentliche Quelle sagt "Ampere" und meint damit das Erstlings-Produkt, sprich HPC-Lösungen. Am Ende der Nachrichten-Kette kommt dann jedoch "Ampere-Grafikkarten" heraus und man denkt automatisch in Richtung "Gaming". Natürlich könnte nVidia auch schon zur GTC etwas über Gaming-Grafikkarten basierend auf der Ampere-Architektur sagen – aber üblicherweise nutzt nVidia gerade seine Hausmesse eher für Architektur- und nicht für Produktankündigungen bzw. überläßt dem Rest dann der Phantasie des Betrachters. Die wahrscheinlichste Auflösung – wenn man dem initial angeführten Gerücht glauben will – ist also eine Vorstellung der Ampere-Architektur auf der GTC 2020, bezogen natürlich auf HPC-Belange und damit den GA100-Chip. Bei nVidia läuft dies üblicherweise alles unter "Ampere", womit die Auftrennung in HPC und Gaming eigentlich eine Aufgabe der Fachpresse wäre – was leider zugunsten der Klickrate zumeist unter den Teppich fällt (Hauptsache, man kann über "Ampere" berichten, wie hiermit geschehen).

Die unbekannte Grafiklösung im OpenVR-Benchmark beschäftigt unser Forum weiterhin: Angenommen, es handelt sich hierbei tatsächlich um einen neuen AMD-Grafikchip, dann ergibt eine aktuelle Hochrechnung, dass die im OpenVR Benchmark gezeigte Performance eigentlich nur mit ca. 100 Shader-Clustern auf AMD-Seite erreichbar ist. Dies kann natürlich nicht einrechnen, um wieviel besser die RDNA2-Architektur herauskommt und vor allem, ob die RDNA2-Architektur die gewisse AMD-Schwäche in diesem Benchmark vielleicht ablegen kann. Schätzt man diesen Effekt, kommt die unbekannte Grafiklösung immer noch auf ca. 80 Shader-Cluster hinaus – und eventuelle Auflösungen mit nur 64 Shader-Clustern verbieten sich damit in jedem Fall. Dies wäre (auf 80 Shader-Clustern) eine glatte Verdopplung des Navi-10-Grafikchips, was durchaus in die kolportierte Chipfläche von ~505mm² bei Navi 21 passen könnte – wenngleich sich unser Forum immer noch nicht darüber einig ist, ob dafür wirklich ein 512bittiges Speicherinterface notwendig wäre und nicht eventuell auch ein 384 Bit Speicherinterface samt höherem GDDR6-Takt reicht. In jedem Fall hat ein Navi-21-Chip mit gleich 80 Shader-Clustern aber erhebliche Auswirkungen auf das restliche Portfolio der Navi-2X-Chips, sprich von Navi 22 und Navi 23:

Navi 10 Navi 21 Navi 22 Navi 23
Status releast Gerüchte & Annahmen reine Spekulation reine Spekulation
Chipfläche 251mm² (7nm) angebl. ~505mm² (7nm+) angenommen ~300-350mm² (7nm+) angenommen ~500mm² (5nm)
Architektur RDNA1 whrschl. RDNA2 whrschl. RDNA2 whrschl. RDNA2+
RayTracing whrschl. whrschl. whrschl.
Shader-Cluster 40 geschätzt 80 angenommen 40-48 angenommen 128
Speicherinterface 256 Bit GDDR6 angebl. 384-512 Bit GDDR6 angenommen 256 Bit GDDR6 angenommen 4096 Bit HBM2
Speichermengen 8 GB GDDR6 12-16 GB GDDR6 8-16 GB GDDR6 16-32 GB HBM2
4K Perf.Index 156%
(Radeon RX 5700 XT)
grob geschätzt ~260-300% grob geschätzt ~170-200% grob geschätzt ~360-450%
Release 7. Juli 2019 geschätzt Sommer 2020 geschätzt Herbst 2020 geschätzt Frühjahr/Sommer 2021

So ist Navi 23 unter dieser Annahme (von 80 Shader-Clustern bei Navi 21) eigentlich nur noch mit gleich 128 Shader-Einheiten vorstellbar – immerhin sollte bei dieser absoluten Spitzen-Lösung erheblich mehr als bei Navi 21 geboten werden, muß sich der extra Grafichip auch rentieren. Unter der 7nm-Fertigung (selbst mit EUV) sind 128 Shader-Cluster aber kaum vorstellbar, wenn Navi 21 schon 80 Shader-Cluster unter 7nm EUV aufweist – ergo wäre Navi 23 in dieser Auslegung klar der 5nm-Fertigung und damit einem Termin nicht vor dem Jahr 2021 zuzuordnen. Damie blieb für Navi 22 anzunehmenderweise nur noch eine Rolle als RDNA2-Ersatz von Navi 10 – mit ähnlicher oder leicht höherer Anzahl an Shader-Clustern, aber eben gleich mit RayTracing per Hardware-Funktionalität. Die Navi-10-basierten Grafikkarten würden damit nicht gleich obsolet, sondern einfach preislich wahrscheinlich schlicht eine Stufe nach unten rücken – und sicherlich kann man im Jahr 2020 dann Grafikkarten basierend auf einem 251mm² großen Chip der (gewöhnlichen) 7nm-Fertigung im Preisrahmen von unter 300 Euro anbieten, die entspräche eigentlich nur dem üblichen Lauf der Dinge. Aber dies ist derzeit natürlich nur eine Projektion der Möglichkeiten – die Realität kann letztlich gänzlich anders aussehen.