18

Gerüchteküche: Speicherinterface von Navi 32 & Navi 31 auf 256 bzw. 384 Bit hochgestuft

Nach Twitterer 'Greymon55' kürzlich schon darauf hingewiesen hat, dass die altbekannten Spezifikationen der Speicherinterfaces von Navi 32 mit 192 Bit und Navi 31 mit 256 Bit nunmehr auch in Frage stehen, bringt ein neuerlicher Tweet hierzu Klarheit: Danach geht das Speicherinterface beider RDNA3-Grafikchips jeweils um eine Stufe nach oben, bei Navi 32 auf 256 Bit und bei Navi 31 auf 384 Bit. Damit einher geht natürlich auch eine Aufstockung des jeweils verbauten Grafikkarten-Speichers für Gaming-Lösungen: Während man vorher anhand der gemeldeten Speicherinterfaces von 12 GB bei Navi 32 sowie 16 GB bei Navi 31 ausgehen musste, lautet die neuen Werte auf 16 GB bei Navi 32 sowie 24 GB bei Navi 31. Und damit schließen Navi 32 & 31 in den Fragen von Speicherinterface-Breite sowie verbauter Speichermenge zu nVidias AD102 & AD103 auf – jene Werte sind nunmehr zwischen den jeweils beiden Spitzenchips von AMD und nVidia komplett identisch.

Maybe the memory interface configuration also needs to be updated.
Quelle:  Greymon55 @ Twitter am 10. Mai 2022
 
You should update to 128bit-256bit-384bit
Quelle:  Greymon55 @ Twitter am 18. Mai 2022

Augenscheinlich ist dies eine weitere Änderung von AMDs finalem Chipdesign zu den drei RDNA3-Chips, welche zu den bereits bekannten Änderungen (bei der Anzahl der Hardware-Einheiten) noch hinzukommt. Die lange Zeit bekannten und immer wieder zitierten Spezifikationen der Navi-3X-Chips waren somit nicht direkt falsch, sondern enstammten schlicht einem früheren Designansatz, welcher bei AMD tatsächlich gehandelt wurde, aber letztlich dennoch zugunsten eines anderen Designansatzes aufgegeben wurde. Leider können Leaks niemals für eine vollständige oder zeitnahe Berichterstattung garantieren, womit der ältere Designansatz zu Navi 3X noch in der Presse notiert wurde, als jener bei AMD schon überholt war. Aber nachträglich läßt sich nunmehr rekonstruieren, wie beide Designansätze aufgebaut waren/sind bzw. wo die jeweiligen Differenzen liegen:

Vergleich früherer zu finaler Navi 3X Spezifikationen
Navi 33 Navi 32 Navi 31
Chip-Aufbau identisch: monolithisch 2 GCDs ➔ 1 GCD 2 GCDs ➔ 1 GCD
WGPs 20 ➔ 16 40 ➔ 32 60 ➔ 48
FP32-Einheiten 5120 ➔ 4096 10'240 ➔ 8192 16'360 ➔ 12'288
Taktraten ? ? ~2.4 GHz ➔ ~3.0 GHz
FP32-Zielsetzung ? ? identisch: ~75 TFlops
Speicherinterface identisch: 128 Bit 192 Bit ➔ 256 Bit 256 Bit ➔ 384 Bit
Speichermenge identisch: 8/16 GB 12 GB ➔ 16 GB 16 GB ➔ 24 GB
Hinweis: logischerweise lassen sich diese Veränderungen niemals wirklich belegen, da auf interne Vorgänge bei AMD bezogen

Im groben hat AMD zwei Änderungen im Design der Navi-3X-Chips vorgenommen: Zum einen gibt es durchgehend etwas weniger Hardware-Einheiten, was allerdings durch klar höhere Taktraten ausgeglichen wird und somit eigentlich ein Nullsummen-Spiel bleibt – die angestrebte FP32-Rechenleistung steht für Navi 31 im alten wie neuen Designansatz bei 75 TFlops. Einhergehend mit dieser ersten Änderung wurde offenbar der ursprüngliche Plan mit zwei GCDs aufgegeben, Navi 31/32 sollen nunmehr nur mit einem GCD (samt mehreren MCDs) antreten (was allerdings noch eine klarere Bestätigung benötigt). Und zum anderen erhalten Navi 31 & 32 jeweils größere Speicherinterfaces als ursprünglich angedacht. Denkbar, dass an dieser Stelle noch nicht einmal unbedingt die höhere Speicherbandbreite die primäre Zielsetzung war, sondern das AMD schlicht bei der verbauten Speichermenge nicht geizen bzw. hinter nVidia zurückstehen wollte.

Interessanterweise haben sich im Zuge der zugrundliegenden Twitter-Diskussion auch neue, teilweise präzisere Performance-Zielsetzungen zu Navi 31 ergeben. Danach soll jener Grafikchip gegenüber der Radeon RX 6900 XT (je nach Quelle) auf das 2,0-2,25fache bei der Rasterizer-Performance unter 4K kommen, zuzüglich dem 2,7-3,5fachen (oder besser) bei der RayTracing-Performance. Auch wenn jene Werte je nach Quelle noch nicht wirklich einheitlich sind, deuten selbige somit nach wie vor einen gewaltigen Performance-Sprung von Navi 31 an, welcher jenem des AD102-Chips bei der GeForce RTX 4090 sicherlich nicht nachsteht. Speziell unter RayTracing soll AMD möglicherweise sogar mehr als das 3,5fache einer Radeon RX 6900 XT aufbieten können – was sicherlich notwendig ist, denn in dieser Frage sind die RDNA2-basierten Grafikkarten wie bekannt beträchtlich von den Ampere-basierten Grafikkarten entfernt, hat AMD also sehr wohl einiges aufzuholen.

Perf vs 6900XT: 2.25x compute, 2.7x RT, 2.25x 4k gaming.
Quelle:  AMDGPU @ Twitter am 17. Mai 2022
 
Perf vs 6900XT: over 2x 4k gaming, over 3.5x RT
Quelle:  Kopite7kimi @ Twitter am 18. Mai 2022

Und letztlich deutet sich auch noch an, dass alle vorherigen Termin-Aussagen nicht mehr den aktuellen Planungen AMDs entsprechen. Bisher ging man davon aus, dass speziell Navi 31/32 erst zum Anfang des Jahres 2023 antreten und dass es diesen Herbst erst einmal nur Navi 33 geben würde. Dies soll nun nicht mehr aktuell sein, wobei allerdings komplett unklar ist, in welche Richtung es terminlich geht bzw. ob AMD überhaupt in der Lage zu deutlichen Termin-Vorverlegungen ist. Schließlich läßt sich die Arbeit von Design-Ende bis Marktstart nicht auf magische Weise beschleunigen, haben alle zwischenliegenden Schritte ihre Wichtigkeit und ihren Zeitbedarf. Allenfalls kann man darüber spekulieren, dass über den (angeblich) nunmehr einfacheren Aufbau von Navi 31 & 32 deren Validierungs-Zeitraum kürzer ausfällt und somit bei diesen beiden Grafikchips tatsächlich eine Termin-Vorverlegung erreicht werden kann.

N31 is q1 2023
N32 is q2 2023
Only N33 is q4 2022

Quelle:  Raju @ Twitter am 15. Mai 2022
 
The plan is no longer applicable.
Quelle:  Greymon55 @ Twitter am 15. Mai 2022
 
The early plans are very different from now. Zen4, for example, is almost a quarter ahead of schedule.
Quelle:  Greymon55 @ Twitter am 15. Mai 2022

In der Summe der Dinge sind diese neuen Informationen zu Navi 31 & 32 doch recht erfreulich: Deren Speicherinterface wird aufgestockt, die Performance-Zielsetzung (von Navi 31) liegt wohl weiterhin in einem gutklassigen, konkurrenzfähigen Rahmen – und gleichzeitig deutet sich eine Termin-Vorverlegung ins Jahr 2022 an. In gewissem Sinne ist dies allerdings auch notwendig, denn zuletzt hatten eher nVidias "Ada"-Chips für die positiven Nachrichten gesorgt – und scheinen terminlich auch weiterhin früher dran zu sein, können sich somit dem Grafikkarten-Käufer früher präsentieren als AMD dies möglich wird. Noch ist zwischen AMDs RDNA3 und nVidias Ada Lovelace das Fell des Bären somit keineswegs bereits zu verteilen. Allerdings hat sich inzwischen dennoch eine markante Abweichung gegenüber dem Info-Stand vom letzten Jahr etabliert: Die seinerzeitige These, wonach speziell Navi 31 in für nVidia unerreichbare Performance-Höhen gehen soll, ist nunmehr der Ansicht gewichen, dass es eher erneut den von der aktuellen Grafikkarten-Generation her bekannten engen Wettstreit geben dürfte.

Navi 33 Navi 32 Navi 31
Chip(s) monolithisch vermutlich 1 GCD + 4 MCDs angeblich 1 GCD + 6 MCDs
Fertigung 6nm TSMC GCDs: 5nm TSMC, MCDs: 6nm TSMC
Hardware-Daten 2 Shader-Engines
16 WGP mit 4096 FP32-Einheiten
4 Shader-Engines
32 WGP mit 8192 FP32-Einheiten
6 Shader-Engines
48 WGP mit 12'288 FP32-Einheiten
Speicherinterface 128 Bit GDDR6 256 Bit GDDR6 384 Bit GDDR6
Chiptakt ~2.8-3.0 GHz ? ~3.0 GHz
Infinity Cache 128 MB vermutlich 256 MB angeblich 384 MB
Speichermenge 8/16 GB 16 GB 24 GB
Performance-Ziel gegenüber 6900XT: grob gleiche Performance (FullHD etwas besser, 4K etwas schlechter) unbekannt gegenüber 6900XT: 2,0-2,25fache unter 4K, 2,7-3,5fache oder besser unter RayTracing
Tape-Out Q4/2021 Q1/2022 Q3/2021
Release unsicher unsicher unsicher
Anmerkung: reine Wiedergabe des aktualisierten Gerüchte-Standes – keine offiziellen Daten