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Gerüchteküche: Intels DG2 tritt mit Grafikchips à 128, 384, 512 & 960 EU im zweiten Quartal 2021 an

Videocardz berichten in zwei Meldungen – No.1 & No.2 – über die neueste Gerüchte- und Informationslage zu Intels DG2-Projekt, der nächsten Generation an extra Grafiklösungen aus Intels HPG-Linie ("DG" = "discrete graphics") der Xe-Architektur. Wie bekannt, ist das diesjährige "DG1" auf nur 96 EU ("Execution Units" – Einheiten-Block mit 8 FP32-Einheiten) rein als Mobile-Projekt gedacht und geht dort auch nur in den Einsteiger-Bereich hinein, die nVidia-Konkurrenz liegt grob bei einer GeForce MX350. Mittels DG2 will Intel ab dem zweiten Quartal 2021 dann endlich tatsächlich in den Grafikkarten-Markt einsteigen, wofür angeblich drei Grafikchips mit 384, 512 und 960 EU zum Einsatz kommen sollen. Da es zudem auch Verkaufsvarianten mit nur 128 EU geben soll, dürfte sich hierunter sicherlich ein weiterer Chip mit dann nur 128 EU verbergen.

DG2-128 DG2-384 DG2-512 DG2-960
Chipfläche ? ~189mm² ? ?
EU / FP32-Einheiten 128 EU = 1024 FP32 384 EU = 3072 FP32 512 EU = 4096 FP32 960 EU = 7680 FP32
Speicherinterface ? 192 Bit GDDR6 wahrschl. 256 Bit GDDR6 ?
Einsatzort wahrschl. Mobile Mobile + ? Mobile + wahrschl. Desktop wahrschl. Desktop
gemäß den Ausführungen von Videocardz: Meldung #1 & Meldung #2, "DG2-128" selbsttätig hinzugesetzt

Dies sind dann vier anstatt der nur drei bei Videocardz genannten Chips – allein, es ist unglaubwürdig, dass Intel eine 128-EU-Variante aus einem 384-EU-Chip gewinnt, jene (viel kleinere) 128-EU-Variante legt man dann besser als extra Chip auf. Dabei liegen allein zu jenem "DG2-384" genauere Informationen vor: Der Chip soll laut einem von Videocardz zitierten Leak (nur) 185-188mm² groß sein und ein 192-Bit-Interface für 6 GB GDDR6-Speicher tragen. Diese Informationen werden durch ein erstes Schaltplan-Bild verzifiziert, welches (augenscheinlich in einem Notebook) einen ca. 189mm² großen Chip mit eben 6 Speicherchips zeigen. Dabei erstaunt letztlich die kleine Chipfläche, denn immerhin sind hierbei 3072 FP32-Einheiten verbaut – dafür hat nVidia beim TU104-Chip der Turing-Generation immerhin noch 545mm² Chipfläche unter der 12nm-Fertigung von TSMC benötigt. Augenscheinlich benutzt Intel eine wesentlich bessere, flächensparende Fertigung (angeblich TSMCs 6nm), zum anderen dürfte hierbei auch der interne Aufbau erheblich sparsamer bzw. eher auf reine Rechenleistung hin ausgelegt sein (viel FP32-Power, wenig Verwaltungslogik, wenig fixe Einheiten).

Man kann durchaus mutmaßen, dass man hierbei große Teile der Architektur von Xe-HP & Xe-HPC wiedersehen wird, wo es ja auch um möglichst viel pure Rechenleistung geht (Xe-HP mit 4 Tiles à 512 EU = 16.384 FP32-Einheiten). Dies dürfte aber auch darauf hinauslaufen, dass Intels Grafikchip-Designs im Gaming-Bereich nicht besonders effizient in Bezug auf ihre Rechenleistung sind – letztlich also so etwas wie eine Fortführung der früheren Grafkchip-Designs von AMDs GCN-Architektur, welche dort unter der Federführung des jetzigen Intel-Mitarbeiters Raja Koduri entstanden sind. Dies muß prinzipiell nichts schlechtes bedeuten, denn zum einen geht inzwischen selbst nVidia (mittels der Verdopplung der FP32-Einheiten bei der Ampere-Generation) in diese Richtung, zum anderen dürfte der Intel-Ansatz für NextGen-Spiele gedacht sein, wo über RayTracing & Co. der Bedarf an reiner Rechenleistung zunimmt und der Effekt fixer Einheiten hingegen abnimmt. Nur darf man wohl nicht den Fehler machen, die reine Anzahl der FP32-Einheiten mit bisherigen Grafikchip-Architekturen zu vergleichen.

Zu den anderen drei (mutmaßlichen) DG2-Chips liegen derzeit fast nur die Anzahl der EUs vor: DG2-128 wird wie gesagt unsererseits als extra Variante vermutet, dürfte dann das aktuelle DG1-96 im Einsteiger-Bereich beerben. Zu DG2-512 ist noch ein mögliches Speicherinterface bekannt, da ein DG2-bestücktes Notebook mit gleich 8 GB Grafikkartenspeicher gesichtet wurde – was auf ein 256bittiges Speicherinterface hindeutet, welches beim Sprung von 384 auf 512 EU auch ziemlich naheliegt. Und letztlich gibt es noch eine erste Gerüchtemeldung zu DG2-960 – wobei seitens Intel noch nicht final entschieden sein soll, ob man selbige Variante überhaupt fertigen und auf den Markt bringen will. Dies dürfte angesichts der Chipfläche von DG2-384 kaum ein Größenproblem sein, sondern eher eines von erreichbarer Performance und sich daraus ergebenden Marktchancen. Da DG2 nominell für das zweite Quartal 2021 angesetzt ist, muß Intel hiermit mit komplett ausgebauten Grafikkarten-Portfolios von nVidia Ampere bzw. AMD RDNA2 (Navi 2X) als entsprechenden Kontrahenten rechnen. Mit 960 EU (7680 FP32-Einheiten) könnte Intel (bei bestmöglichem Gelingen) aber durchaus weit oben herauskommen, dies liegt zwischen GeForce RTX 3070 (5888 FP32) und GeForce RTX 3080 (8704 FP32).

Generell wäre zu diesen Daten jedoch zu beachten, dass jene in Teilen noch eher unglaubwürdig klingen, ergo durchaus fehlerhaft sein könnten. Die angesetzten Chip-Größen mit 128, 384, 512 und 960 EU sind sehr deutlich unsymetrisch, hierbei wäre eine Auflösung à 128, 256, 512 & 1024 EU (oder auch 128, 320, 576 & 960 EU) wesentlich "flüssiger" und würde mehr Möglichkeiten ergeben, alle Preis- und Performance-Segment abzudecken. Insbesondere DG2-384 und DG2-512 sind eigentlich viel zu nahe aneinander, als dass sich dafür unbedingt eine extra Fertigung lohnt – und vor allem werden damit um so größere Abstände zu den DG2-Chips darunter/darüber generiert. Andererseits könnten hierzu noch technische Details fehlen bzw. könnte Intels Marketing-Plan bewußt auf diese Chipgrößen ausgerichtet sein (beispielsweise DG2-384 als primäre Mobile-Lösung, DG2-512 als primäre Desktop-Lösung mit entsprechend hohen Taktraten und darauf ausgerichtetem Chipdesign). Interessant wird daneben noch, wie stark sich DG2-512 und ein Tile von Xe-HP (mit ebenfalls 512 EU) unterscheiden. Aufgrund der getrennten Fertigung (Xe-HPG: Fremdfertiger, Xe-HP: Intel) dürfte es sich allerdings nicht lohnen, hierbei exakt dasselbe Chipdesign zu verwenden.

Nachtrag vom 14. Oktober 2020

Twitterer MebiuW bringt genauere Spezifikationen zu Intels DG2, den im nächsten Jahr zu erwartenden Intel-Grafiklösungen auf Basis der Xe-Architektur. Jene Informationen ergänzen die kürzlichen DG2-Leaks um Angaben zu den TDPs, zur Speichermenge und den teilweise noch fehlenden Speicherinterface. Im übrigen kommt es dabei auch zu keinerlei sich widersprechenden Informationen, beide Meldungen sind also zueinander kompatibel bzw. ergänzen sich. Das Bild auf Intels kommende Grafikchips wird somit etwas klarer – zumindest so lange man nicht zum genannten Stromverbrauch blickt. Denn jener fällt doch sehr niedrig aus, selbst wenn man die Annahme trifft, dass hierbei nicht der Stromverbrauch für die komplette Grafikkarte, sondern nur für den Intel-Grafikchip selber genannt wird. Selbst unter TSMCs 6nm-Fertigung, welche angeblich für diese Intel-Grafikchips zum Einsatz kommt, wären nur 150 Watt Stromverbrauch für einen Grafikchip mit ganzen 4096 FP32-Einheiten auffallend niedrig.

Recheneinheiten TGP cTGP Speicherinterface Speichermenge
DG2-512 512 EU (4096 FP32) 120W 150W (?) 256 Bit GDDR6 8/16 GB
DG2-384 384 EU (3072 FP32) 80W ? 192 Bit GDDR6 6/12 GB
DG2-256 256 EU (2048 FP32) 60W 80W (?) 128 Bit GDDR6 4/8 GB
DG2-128 128 EU (1024 FP32) 35W ? 64 Bit GDDR6 4 GB
DG2-96 96 EU (768 FP32) 28W 35W (?) 64 Bit GDDR6 4 GB
gemäß den Angaben von MebiuW @ Twitter

Sinn macht das ganze vielleicht, wenn man es mit einem anderen DG2-Gerücht seitens Twitterer OneRaichu verbindet. Danach soll DG2-512 mit eben jenen 4096 FP32-Einheiten auf Kurs zur Performance der GeForce RTX 2080 Super sein. Jene nVidia-Grafikkarte tritt selber aber nur mit 3072 FP32-Einheiten an – was bedeutet, dass Intel womöglich ähnlich wie nVidia bei der Ampere-Generation einen Weg zugunsten von sehr viel mehr Rechenpower und weniger Verwaltungslogik gegangen ist. Die Anzahl der FP32-Einheiten wäre damit nicht direkt vergleichbar, von der Recheneffizienz her würde Intels Xe irgendwo zwischen Ampere und Turing stehen. Die beste Vergleich zu DG2-512 unter Ampere-Bedingungen wäre womöglich die GeForce RTX 3060 Ti, welche mit 38 Shader-Clustern (4864 FP32-Einheiten) grob die Performance der GeForce RTX 2080 Super erreichen sollte. Intels Xe-Projekt würde somit "nur" bis nVidias obere Mittelklasse reichen – es sei denn, DG2-960 wird doch noch realisiert, was aber derzeit unsicher ist.

Rumors: DG2 512EU version 256bit GD6 Perf very close to 2080s.
Quelle:  OneRaichu am 2020