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GeForce GTX 1070 & 1080 zeigen gute Leistungen im "Razer Core" externen Grafikkarten-Gehäuse

Bei Ultrabookreview gibt es einen recht umfangreichen Test des externen Grafikkarten-Gehäuses "Razer Core" – des derzeit einzigen verfügbaren Grafikkarten-Gehäuses mit standardmäßiger Thunderbolt-3-Anbindung, welche man also mit jeglichem Notebook (mit ebenfalls Thunderbolt-3-Funktionalität) zusammen benutzen kann. Das Razer Core kann DualSlot-Grafikkarten bis zu einer Länge von 27cm aufnehmen und bringt ein eigenes 500-Watt-Netzteil mit sich – völlig ausreichend für die im Test benutzten GeForce GTX 970, 1070 und 1080 Desktop-Grafikkarten. Als PC-Basis standen ein Desktop-System (mit Core i5-3570K) sowie die beiden Notebooks Dell XPS 15 (Core i5-6300HQ) und Razer Blade Stealth (Core i7-6700HQ) zur Verfügung, letzteres das etwas schnellere der beiden aufgrund der verbauten Vierkern-CPU. Und dies macht durchaus einen Unterschied, das Dell-Notebook erreichte mit einer GeForce GTX 970 nur ~72-73% der Performance des Desktop-Systems (verlor also 27-28%), während das Razer-Notebook bei immerhin ~80-82% der Performance des Desktop-Systems herauskam (verlor also nur 18-20%).

Woher der trotzdem zu beobachtende Performanceverlust beim Razer-Notebook herkam, muß allerdings offen bleiben – mögliche Ansatzpunkte sind die gegenüber einem Desktop-Sytem generell etwas zurückhängende Systemperformance sowie die Anbindung nur über einfaches Thunderbolt 3 (nominell 5 GB/sec, üblicherweise angeschlossen an PCI Express 3.0 x4), welche für HighEnd- und Enthusiasten-Grafikkarten sicherlich nicht optimal ist. Andererseits ist das Razer Core mit (einfacher) Thunderbolt-3-Anbindung derzeit auch das einzige externe Grafikkarten-Gehäuse, welches es mit dieser vergleichsweise gutklassigen Anbindung überhaupt zu kaufen gibt – andere sind angekündigt, aber noch nicht lieferbar. Das einzige Grafikkarten-Gehäuse mit besserer Anbindung durch einen zweifachen Thunderbolt-3-Anschluß in Form der Asus ROG XG Station 2 ist immer noch nicht verfügbar – und wäre wenn dann (wegen propietärer Technik) sowieso nur zusammen mit ausgesuchten Asus-Notebooks nutzbar.

Desktop & GTX970 Dell XPS 15 & GTX970 Razer Blade & GTX970
Schnitt der FullHD-Performance 100% ~72% ~82%
Schnitt der WQHD-Performance 100% ~73% ~80%
WQHD-Performance mit GeForce GTX 1070 - ~89%  (+23%) ~114%  (+42%)
WQHD-Performance mit GeForce GTX 1080 - ~127%  (+75%) ~134%  (+67%)
Desktop-Vorteile unter WQHD: GeForce GTX 970 zu 1070: +61%, GeForce GTX 970 zu 1080: +95%

Die aufgestellten Performancewerte sind dabei mit etwas Spielraum zu sehen, da Ultrabookreview keine echten Benchmarks gefahren haben, sondern im Spiel schlicht den (über eine gewisse Spielzeit) auflaufenden Frameraten-Rahmen abgelesen haben. Da die Werte aber generell sinnig erscheinen und zudem wenigstens vier Spiele-Benchmarks angesetzt wurden, kann der Durchschnitt dieser Zahlen dann durchaus eine gewisse Idee geben, was mit Desktop-Grafikkarten im Razer Core zu erreichen ist. Somit ist gut zu sehen, wie der Wechsel auf GeForce GTX 1070 und 1080 nochmals Performance kostet, die Mehrperformance dieser Grafikkarten ebenfalls nicht komplett ausgenutzt werden kann. Gegenüber einem Desktop-System würde eine GeForce GTX 1080 überschlagen schon gut 29% an Performance verlieren – eine wirklich vollständige Ausnutzung der Grafikkarten-Power kann das Razer Core Grafikkarten-Gehäuse also leider nicht bieten.

Dies soll allerdings nicht vom insgesamt hervorragenden Eindruck ablenken: Denn bei früheren Grafikkarten-Gehäusen sah dies noch viel dramatischer aus – jene waren oftmals an ihre magere PCI-Express-Bandbreite gefesselt und machten viel früher schlapp. Meistens waren jene früheren Grafikkarten-Gehäuse nur sinnvoll mit Mainstream-Grafikkarten zu bestücken, selbst nominell viel schnellere Grafikkarten konnten dann nur noch wenig Performance oben drauf legen. Dies passiert beim Razer Core eben nicht – zwar bekommt man nur zwischen 70-80% der jeweiligen Desktop-Performance, aber das System skaliert zumindest bis zu einer GeForce GTX 1080 klar offensichtlich nach oben mit. Technisch gesehen funktioniert das Razer Core Grafikkarten-Gehäuse also – wirtschaftlich gesehen natürlich nicht: 500 Dollar für ein reines Grafikkarten-Gehäuse (ohne Grafikkarte) sind ein Mondpreis, mit welchem der Hersteller glatt 99% der potentiellen Kundschaft links liegen läßt. Aber das generelle Funktionieren der Technologie darf als Ansporn für andere Hersteller zu sehen sein, ähnliche Grafikkarten-Gehäuse zu dann vertretbaren Preispunkten aufzulegen.

Nachtrag vom 28. September 2016

Zur kürzlichen Meldung über die Performance aktueller Desktop-Grafikkarten im "Razer Core" externen Grafikkarten-Gehäuse wären noch die erheblichen Schwierigkeiten zu erwähnen, welche Ultrabookreview bei der Installation des Razer Core an einem Dell-Notebook hatten – wobei diese Problematik mit den richtigen Treibern und einer neuen BIOS-Version seitens Dell dann doch gelöst werden konnte. In eine ähnliche Richtung gehen aber auch frühere Berichte zum Razer Core an Notebooks von Alienware, Dell, HP und MSI – da gab es manchmal Erfolge, manchmal war aber auch gar kein Weg hinein zu finden. Inzwischen dürfte sich die Situation vielleicht mittels neuer Treiber und Firmware verbessert haben, gänzlich ausgestanden ist die Problematik aber sicher noch nicht. Mag sein, das externe Grafik über Thunderbolt für viele Notebook-Hersteller noch ein eher unbekanntes Feld darstellt – aber wer seine Produkte mit Thunderbolt-Anschluß ausstattet, sollte nun einmal für alle Nutzungsmöglichkeiten der Thunderbolt-Schnittstelle gewappnet sein bzw. dafür passende Treiber und Firmware auflegen. In Deutschland wäre es in jedem Fall ein Rückgabegrund, wenn ein normgerechtes Thunderbolt-Gerät nicht an einem Notebook mit angeblichem Thunderbolt-Feature funktionieren will.