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Erster Test von AMDs LowCost/Mobile-Grafikchip "Mars"

Der Tech Report hat sich den kürzlich im Rahmen der Radeon HD 8000M Serie vorgestellten Mars LowCost/Mobile-Grafikchip von AMD genauer angesehen. Erst einmal konnte bestätigt werden, daß es sich bei "Mars" wirklich um einen eigenständigen Grafikchip handelt – und nicht um eine Abspeckung des Cape-Verde-Chips, was ja ebenfalls (rein technisch) möglich gewesen wäre. AMD hat für LowCost/Mobile-Bedürfnisse mittels "Mars" jedoch einen extra Grafikchip aufgelegt – primär, um Chipfläche und damit Produktionskosten zu sparen. So kommt Mars dann auch nur auf eine Chipfläche von 76mm², was nochmals deutlich kleiner ist als beim Cape-Verde-Chip mit seinerseits 123mm² Chipfläche.

In diese 76mm² packt AMD dann 384 Shader-Einheiten samt 24 Textureneinheiten an einem 128 Bit DDR Speicherinterface – das vermutete 64 Bit DDR Speicherinterface hat sich damit nicht bestätigt, kann aber durchaus bei den kleineren, abgespeckten Mars-Abwandlungen wieder auftauchen. Die Anzahl der Raster Operation Units ist nicht bekannt – regulär wären es an diesem Speicherinterface 16 Stück, AMD könnte natürlich auch wegen des LowCost-Ansatzes hier sparsamer vorgegangen sein (die gezeigte Performance spricht allerdings eher dagegen). Pro Forma entsprechen die Hardware-Einheiten des Mars-Chips damit grob dem GK107 von nVidia (der GK107 hat jedoch deutlich mehr Textureneinheiten) – nur das letzterer auf eine deutlich größere Chipfläche kommt.

Chipbasis Technik
AMD Mars ca. 1 Mrd. Transistoren in 28nm auf 76mm² Chipfläche 384 Shader-Einheiten, 24 TMUs, 16 ROPs (?), 128 Bit DDR Interface
nVidia GK107 1,3 Mrd. Transistoren in 28nm auf 118mm² Chipfläche 384 Shader-Einheiten, 32 TMUs, 16 ROPs, 128 Bit DDR Interface
AMD Cape Verde 1,5 Mrd. Transistoren in 28nm auf 123mm² Chipfläche 640 Shader-Einheiten, 40 TMUs, 16 ROPs, 128 Bit DDR Interface
AMD Pitcairn 2,8 Mrd. Transistoren in 28nm auf 212mm² Chipfläche 1280 Shader-Einheiten, 80 TMUs, 32 ROPs, 256 Bit DDR Interface
nVidia GK106 2,54 Mrd. Transistoren in 28nm auf 214mm² Chipfläche 960 Shader-Einheiten, 80 TMUs, 24 ROPs, 192 Bit DDR Interface
nVidia GK104 3,54 Mrd. Transistoren in 28nm auf 294mm² Chipfläche 1536 Shader-Einheiten, 128 TMUs, 32 ROPs, 256 Bit DDR Interface
AMD R1000/Tahiti 4,31 Mrd. Transistoren in 28nm auf 365mm² Chipfläche 2048 Shader-Einheiten, 128 TMUs, 32 ROPs, 384 Bit DDR Interface
nVidia GK110 7,1 Mrd. Transistoren in 28nm auf ~550mm² Chipfläche 2880 Shader-Einheiten, 240 TMUs, 48 ROPs (?), 384 Bit DDR Interface

Für den eigentlichen Hardware-Test hat der Tech Report dann einen hochinteressanten Ansatz gewählt: Da es den Mars-Chip derzeit (und wohl auch weiterhin) nur im Mobile-Bereich gibt, würde man nun üblicherweise diverse Notebooks mit verschiedenen Grafiklösungen und ansonsten möglichst nicht differierender Hardware vergleichen. Der Tech Report konnte (mit Hilfe von AMD) hier einen anderen Weg gehen: Dabei benutzte man grundsätzlich ein Desktop-System, welches anstatt einer Grafikkarte eine "MXM to PCI Express" Platine trug, auf welche man dann die Mobile-Grafiklösung in ihrem üblichen MXM-Format verbauen konnte. Damit erübrigen sich die Fehlerquellen unterschiedlicher Notebooks und man kann eine solide Performancebetrachtung ähnlich wie im Desktop-Bereich üblich abliefern.

Jenen Test trat die Mars-basierte AMD Radeon HD 8790M dann gegen eine RV930/Turks-basierte Radeon HD 7690M an, welche immerhin zum besten gehört, was AMD im LowCost- bzw. niedrigem Mainstream-Segment zu bieten hat. Die Radeon HD 7690M kommt dabei schon mit 480 (VLIW5) Shader-Einheiten samt 24 Textureneinheiten an einem 128 Bit DDR Speicherinterface daher, hat allerdings klar niedrigere Taktraten. Rein von den Rohleistungen her liegt damit die Radeon HD 8790M bei der Rechenleistung um 20%, bei der Texturierleistung um 50% und bei der Speicherbandbreite um 25% vorn, trotz der erst einmal höheren Anzahl an Shader-Einheiten bei der älteren Mobile-Lösung.

Damit ist es auch kein Wunder, daß die Mars-basierte AMD Radeon HD 8790M die RV930/Turks-basierte Radeon HD 7690M dann bei der Gaming-Performance deutlich mit einer Mehrperformance von satten 59,6% vernascht – bemerkenswerterweise und dank der 28nm-Fertigung zu einem sogar minimal niedrigeren Stromverbrauch. Die Mars-basierte AMD Radeon HD 8790M kommt damit auf eine wirklich herausragende Performance für eine LowCost-Lösung – sie erreicht problemlos das Feld der Radeon HD 7700M Lösungen, welche auf dem größeren Cape-Verde-Chip (mit allerdings recht niedrigen Taktraten) basieren. Im genauen erzielt die Radeon HD 8790M sogar exakt dieselben Rohleistungen wie eine Radeon HD 7770M und dürfte somit ziemlich exakt deren Performance aufweisen.

Chipbasis & Technik Taktraten Desktop-Vergleich
Radeon HD 8790M 28nm Mars-Chip, GCN-Architektur, 384 Shader-Einheiten, 24 TMUs, 16 ROPs, 128 Bit DDR Interface Chip: 900 MHz
GDDR5-Speicher: 2000 MHz
ca. 15% langsamer als Radeon HD 7750 GDDR5
Perf.Index: ~95%
Radeon HD 7770M 28nm Cape-Verde-Chip, GCN-Architektur, 512 Shader-Einheiten, 32 TMUs, 16 ROPs, 128 Bit DDR Interface Chip: 675 MHz
GDDR5-Speicher: 2000 MHz
ca. 15% langsamer als Radeon HD 7750 GDDR5
Perf.Index: ~95%
Radeon HD 7750M 28nm Cape-Verde-Chip, GCN-Architektur, 512 Shader-Einheiten, 32 TMUs, 16 ROPs, 128 Bit DDR Interface Chip: 575 MHz
GDDR5-Speicher: 2000 MHz
ca. 30% langsamer als Radeon HD 7750 GDDR5
Perf.Index: ~85%
Radeon HD 7730M 28nm Cape-Verde-Chip, GCN-Architektur, 512 Shader-Einheiten, 32 TMUs, 16 ROPs, 128 Bit DDR Interface Chip: 575-675 MHz
DDR3-Speicher: 900 MHz
ca. 15-30% langsamer als Radeon HD 7750 DDR3
Perf.Index: 55-60%
Radeon HD 7690M XT 40nm RV930/Turks-Chip, VLIW5-Architektur, 480 Shader-Einheiten, 24 TMUs, 16 ROPs, 128 Bit DDR Interface Chip: 725 MHz
GDDR5-Speicher: 1800 MHz
in etwa wie Radeon HD 6570 GDDR5
Perf.Index: ~70%
Radeon HD 7690M 40nm RV930/Turks-Chip, VLIW5-Architektur, 480 Shader-Einheiten, 24 TMUs, 16 ROPs, 128 Bit DDR Interface Chip: 600-725 MHz
GDDR5-Speicher: 1800 MHz
ca. 0-10% langsamer als Radeon HD 6570 GDDR5
Perf.Index: 65-70%

Ob der hohe Chiptakt von 900 MHz wirklich in der Praxis von den Notebook-Herstellern angesetzt wird, bliebe allerdings streng abzuwarten – in jedem Fall dürfte es neben der Radeon HD 8790M auch noch viele andere Mars-basierte Mobile-Grafiklösungen mit viel kleineren Taktraten geben. Nichtsdestotrotz präsentiert sich der Mars-Chip als eine hocheffiziente Lösung für LowCost/Mobile-Gefilde, mittels welcher man auch auf einem Notebook durchaus mal ein Spielchen (auf Medium-Settings mit sogar hochklassigen Frameraten) wagen kann.

Nachtrag vom 30. Dezember 2012

Bei Tom's Hardware gibt es einen weiteren Test der Radeon HD 8790M Mobile-Grafiklösung auf Basis von AMDs "Mars" LowCost/Mobile-Grafikchip. Wie im kürzlich schon ausgewerteten ersten Test dieser Mobile-Grafiklösung seitens des Tech Reports kam dabei ein Desktop-System mit einem "MXM to PCI Express" Adapter zum Einsatz, konnte also wie unter Desktop-Bedingungen sehr exakt verglichen werden. Tom's Hardware setzten zum Vergleich eine Radeon HD 7670M GDDR5 ein, welche (allerdings auf einem leicht höheren Speichertakt) in unserem Mobile-Überblicksartikel auf einen Performance-Index von ~65% geschätzt wurde. Die Radeon HD 8790M ist dann wie zu erwarten deutlich schneller, im Schnitt der Benchmarks unter 1600x900 wurde eine Mehrperformance von gleich 80,3 Prozent ermittelt – was dann sogar auf eine noch leicht höhere 3D-Leistung der Radeon HD 8790M schließen läßt als es der Tech Report schon ermittelte.