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Erste Spiele-Benchmarks zu AMDs Ryzen-Prozessoren sehen brauchbar aus

Ein Feld, welches bislang zu Ryzen noch überhaupt nicht beackert wurde, ist das Feld der Gaming-Benchmarks zu AMDs Ryzen-Prozessoren – natürlich ein wichtiges Feld, denn hier liegt eine der allergrößten Schwächen von AMDs Bulldozer-Prozessoren. Durch die guten Workstation-Benchmarks zu Ryzen sind die Erwartungen logischerweise teilweise komplett durch die Decke gegangen – doch Gaming ist mehr oder weniger eine Königsdisziplin für heutige Prozessoren, weil hier im Gegensatz anderen Aufgaben zumeist nicht spezielle Teile der CPU-Reserven angezapft werden, sondern in aller Regel alle CPU-Bestandteile zum Einsatz kommen. Gefragt sind hier also eine gute Integer-Performance, gute FPU-Performance, schnelle und große Caches, ein gutes Speicherinterface, eine gute Auslastung und schnelle Umschaltung der Recheneinheiten, keine unnötigen Pipeline-Stalls und letztlich vor allem die Fähigkeit, um mit komplett durcheinandergehendem Code mit ständig sich wechselnden Hardware-Anforderungen zurechtzukommen – um nur die wichtigsten Punkte zu nennen. Demzufolge dürfen nirgendwo im Prozessoren-Design besondere Schwachpunkte existieren, jene zeigen sich unter Gaming-Benchmarks zumeist gnadenlos (siehe Bulldozer).

Nun liegen inzwischen die ersten Gaming-Benchmarks zu AMDs Ryzen vor, welche einen allerersten Blick für dieses Performancefeld ermöglichen. Diese Benchmarkwerte sind allerdings zumeist noch nur in geringer Menge bzw. geringer Aussagekraft vorhanden – oder aber aus unsicherer Quelle, zu mehr als einem ersten Blick reicht es sicherlich nicht. So hat man in einem chinesischem Forum zuerst einmal das AMD-eigene Demoversion zu Sniper Elite 4 ausgewertet, gemäß dieser Auswertung des mitlaufenden Framecounters lief ein Ryzen 7 1800X auf ~81 fps gegen einen Core i7-6900K auf ~74 fps unter diesem Spiel. Dafür, das jene Benchmarks auf zwei Radeon RX 480 Karten unter CrossFire unter allerdings der 4K-Auflösung absolviert wurden, erstaunen diese Werte schon ein wenig – unter dieser Auflösung sollte die CPU eigentlich eine solche geringe Rolle spielen, das kaum solcherart Unterschiede herauskommen dürften. Möglicherweise hat AMD hier eine Benchmark-Anomalie gefunden und nutzt jene nun aus – aber verallgemeinern sollte man exakt diesen Wert nicht (zumindest so lange, bis jener unabhängig nachgewiesen wurde).

Ebenfalls deutlich in der Schwebe ist ein YouTube-Video zu GTA V auf Ryzen 7 1700X gegen einen Core i5-7700K – wobei hier der Wahrheitsgehalt des kompletten Videos leider in Frage steht. Der Vergleich ist wegen der differierenden Preispunkte (AMD 399$ vs. Intel 339$) sowieso nicht ganz koscher (ein klar besseres Vergleichsmodell wäre Core i7-6800K zu 412$) – aber wenigstens wird hiermit mal der Frage nachgegangen, wie es für AMD im ungünstigen Fall des Vergleichs gegen einen hoch taktenden Intel-Vierkerner ausgeht. Die gezeigten Frameraten schwanken zwischen 0-45% Vorteil zugunsten von Ryzen, wobei es typischerweise wohl 10-20% Vorteil sind. Allerdings gab es auch zumindest zwei kurze Phases im Gameplay, wo die Frameraten nahezu gleich zu Intel lagen – in der Summe der Dinge schätzen wir einfach mal grob auf ~10% zugunsten von AMD. Aufgenommen unter FullHD mit maximaler Grafik inklusive 4x Multisampling Anti-Aliasing wäre dies ein richtig guter Wert – wenn da nicht die Erfahrung existiert, das GTA V schon unter FullHD derart stark Grafikkarten-limitiert ist, das alle schnellen CPUs üblicherweise im Rahmen von 1-2 fps zusammenliegen. Eine besondere Neigung, Sechs- und Achtkerner zu bevorzugen, kann man GTA V gemäß des bisherigen Wissens auch nicht nachsagen – eher gilt, daß das Spiel besser auf den Mehrtakt von Skylake & Kaby Lake reagiert. Damit sind (leider) auch diese Werte wieder unter schwere Vorbehalten zu stellen.

Somit sind die GTA V Benchmarks seitens DinoPC wohl einigermaßen verläßlicher, da jene nicht gleich das Blaue vom Himmel versprechen. In einem inzwischen leider auf "privat" gesetzten Video wurden Cinebench R11.5 und GTA V auf einem Ryzen 7 1700 Prozessor gegen den (preislich in diesem Fall passenden) Core i7-7700K getestet, letzteres dann glücklicherweise auch mit einem echten Average-Wert. Gemäß selbigen liegt der Ryzen-Prozessor um 4,5% unter GTA V unter FullHD mit maximaler Grafikqualität zurück – was bei durchschnittlich ~90 fps aber auch vollkommen ausreichend ist. Die erhebliche Differenz beim Minimumwert deutet eventuell auf eine gewisse Ryzen-Schwäche unter diesem Spiel hin – aber die Benutzung eines Einzelwertes aus einem einzigen Frame für einen Minimumwert ist leider nicht ausreichend, um eine solche Aussage solide zu untermauern. Davon abgesehen liegt hier auch eine extrem ungünstige Ansetzungen für Ryzen vor: Der höchstmöglich getaktete Intel-Prozessor mit 4.2/4.5 GHz gegen den (bisher) niedrigstmöglich getakteten Ryzen-Prozessor mit 3.0/3.7 GHz. Wenn AMD unter dieser wirklich schweren Konstellation nur um 4,5% zurückliegt, dann ist dies im eigentlichen sogar ein gutes Ergebnis – was auch die Vermutung zuläßt, das es Intel auf den exakt gleichen Taktraten unter diesem Benchmark gar nicht anders ergehen könnte. Die Cinebench-Werte (Version R11.5) hingegen zeigen den Ryzen 7 1700 unter Multithreading klar im Vorteil gegenüber Intels Vierkernern, unter Singlethreading hingegen ebenso klar im Nachteil – ein zu erwartendens Ergebnis angesichts des Taktratenunterschieds.

AMD Ryzen 7 vs. Intel Core i7-7700K @ GTA V
AMD Ryzen 7 vs. Intel Core i7-7700K @ GTA V  © DinoPC
AMD Ryzen 7 vs. Intel Core i7-7700K @ Cinebench R11.5
AMD Ryzen 7 vs. Intel Core i7-7700K @ Cinebench R11.5  © DinoPC

Und letztlich entstammt aus dem Forum von PCEVA (falls nicht erreichbar oder gelöscht, als Kopie in unserem Forum verfügbar) noch eine umfangreiche Benchmark-Aufstellung eines Ryzen 7 1700X Prozessors, der gegen einen Core i7-6800K unter immerhin 25 Spielen & Anwendungen getestet wurde. Jener Vergleich ist dann mal wieder nicht ganz fair gegenüber Intel, da die preislich passendere CPU ein Core i7-6850K wäre – was allerdings natürlich unter FullHD-Benchmarks (wie anzunehmen, aber nicht bestätigt) auch wieder keine große Rolle spielen würde, denn der Core i7-6850K bietet gegenüber dem Core i7-6800K schlicht nur 5-6% mehr Takt, hat ansonsten keine weiteren Unterschiede. Die nachfolgende Auflistung enthält nur die Gaming-Benchmarks von PCEVA (die Anwendungs- und Workstations-Benchmarks gewinnt Ryzen teilweise mit 20-30% Vorteil, dies wäre in jedem Fall unabhängig zu überprüfen, da eigentlich deutlich zu hoch aussehend) unter Auslassung der Minimumwerte – weil jene wie gesagt mehr oder weniger nichtssagend sein könnten, deren solide Aussagekraft generell zu bezweifeln ist:

Core i7-6800K Ryzen 7 1700X Differenz
3DMark11 Physic 11611 12357 +6,4%
3DMark13 FireStrike Physics 16327 17237 +5,6%
Ashes of the Singularity 45,3 fps 46,8 fps +3,3%
Battlefield 1 82,2 fps 81,8 fps -0,5%
Call of Duty: Infinite Warfare 88,6 fps 87,3 fps +1,5%
Civilization VI 62,1 fps 71,5 fps +15,1%
Counter-Strike: Global Offensive 284,1 fps 298,0 fps +4,9%
Crossfire 198 fps 197 fps +0,5%
Deus Ex: Mankind Divided 39,0 fps 39,3 fps +0,8%
Doom (2016) 122,5 fps 123,0 fps +0,4%
H1Z1 83,5 fps 87,6 fps +4,9%
Hitman (2016) 59,1 fps 60,2 fps +1,9%
The Division 59,6 fps 63,9 fps +7,2%
Tomb Raider 45,1 fps 45,8 fps +1,6%
World of Tanks 115 fps 117 fps +1,7%
Durchschnitt - - +3,4%

Gemäß dieser Messungen soll der Ryzen 7 1700X unter (vermutlich) FullHD-Gaming den Core i7-6800K um immerhin um +3,4% abziehen – dies dürfte bedeuten, das auch noch der Core i7-6850K zu erreichen wäre, da jener seine 5-6% Mehrtakt unter eher Grafikkarten-limitierten Szenarien selten voll ausspielen kann. Dies sieht wiederum gut für Ryzen aus – in diesem Vergleich hat Ryzen natürlich den Pluspunkt für sich, gegen Intel-Prozessoren antreten zu dürfen, die ebenfalls viele CPU-Kerne und damit dann vergleichsweise maßvolle Taktraten aufbieten. Indirekt bestätigen sich hiermit sogar die vorgenannten GTA-V-Zahlen: Wenn es gegen Intels Consumer-Prozessoren geht, hat Ryzen unter Spielen prinzipbedingt seine Nachteile, hier zählt einfach die höhere Taktrate dieser Intel-Prozessoren mehr als alles andere. Geht es dagegen gegen Intels E-Modelle, haben beide Kontrahenten denselben Nachteil und kann AMD durchaus auch im Spielebereich punkten.

Ganz generell gesagt wären wir schon froh, wenn AMD insbesondere die Ergebnisse der beiden zuletzt genannten Testberichte (und im Fall von DinoPC verliert AMD jenen Test schließlich sogar) rein nur halten könnte. Natürlich kann es gern mehr werden, aber dies wäre keine Bedingung für einen Ryzen-Erfolg. Wichtig in der Spieleperformance ist nämlich nicht, zwingend erste Plätze zu belegen – denn meistens wird damit dann nur ein Unterschied realisiert, welcher von 120 zu 125 fps unter CPU-limitierten Szenarien ausmacht. Dies hat keinerlei Praxisnutzen, ist fast schon ein rein theoretischer Vorteil. Wichtig für Gaming-CPUs ist es schlicht, irgendwo in der Spitzengruppe anzukommen, sprich keinen erhebliche Rückstand aufzuweisen – wie ihn die Bulldozer-Prozessoren leider immer noch unter vielen Spielen haben (nicht unter allen, die positiven Gegenbeispiele nehmen zugunsten von Bulldozer derzeit sogar zu).

Ob ein Prozessor unter CPU-limitierten Gaming-Messungen 5-10% langsamer oder schneller ist, spielt hingegen keine Rolle, da unter Grafikkarten-limitierten Szenen dieser Unterschied glatt verschwindet und bei den Minimum-Frameraten diese geringe prozentuale Differenz für Unterschiede im Bereich von 2-4 fps sorgt, sprich noch nicht an der Wesentlichkeitsschwelle kratzt. Die wirklich CPU-limitierten Spiele sind hingegen selten bzw. werden kaum gemessen (dabei gäbe es viele interessante Ansätze: Rundendauerberechnung bei Civilization, Simulations-Spieltagberechnung beim Fußball Manager, Ladezeiten bei diversen Spieletiteln) – und auch da ist die Frage, was dann 5-10% Differenz ausmachen würden. Aber wenn es jemals solche wirklich guten Messungen der echten CPU-Arbeit in heutigen Spieletiteln gibt, kann man dies dann sicherlich noch einmal extra betrachten. Für den Augenblick gilt, das rein zur Unterstützung der Grafikkarte unter mehrheitlich GPU-limitierten Spieletiteln ein Prozessor eine gewisse Grundschnelligkeit braucht, je nach persönlichem Performancebedürfnis auch in der Spitzengruppe mitschwimmen sollte – aber 5-10% nominelle Leistungsdifferenz der Prozessoren keinen Unterschied machen, da jene im Gaming-Alltag einfach nicht spürbar sind.