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Das 87-Euro-Smartphone (Samsung Galaxy Note 3 Kopie)

Nach dem 38-Euro-Tablet ist uns wieder einmal eine fernöstliche Kuriosität in die Hände gefallen – ein gefälschtes Samsung Galaxy Note 3, welches für umgerechnet 87 Euro zu haben war. Das Telefon wurde natürlich bewußt als Kopie verkauft – was angesichts des Preisunterschieds zum Original (zwischen 650 und 800 Euro) auch selbstverständlich sein muß. Und natürlich ist auch klar, daß die Kopie irgendwo technische Unterschiede zum Original haben muß, ansonsten ist dieser Preis nicht zu realisieren. Die Frage an diesem Gerät ist vielmehr, wieviel Technik man in jene 87 Euro stecken kann.

Und in der Frage überrascht die Kopie sehr positiv: Das Telefon sieht nicht nur so aus wie das Original, es fühlt sich auch weitestgehend so an – die Unterschiede liegen eher unter der Haube und fallen im Praxiseinsatz normalen Konsumenten möglicherweise sogar niemals auf. Nicht unerwartet wurde am Display, am Prozessor, der Speicherausstattung, dem Akku und den Kamera abgespeckt, während UMTS- und GPS-Fähigkeiten komplett gestrichen wurden. Letzteres ist natürlich unschön (wobei beides Preistreiber sind, insofern ist dies angesichts der Preislage verständlich) – aber speziell die Abspeckungen bekommt man in der Praxis kaum mit, dafür muß man schon regelrecht die technischen Daten zusammensuchen.

So erscheint das Display erstaunlicherweise gleichwertig zum Original: Daß die Kopie auf 5,7 Zoll Bildschirmgröße nur mit 540x960 Pixeln anrückt anstatt mit den 1080x1920 Pixeln des Original, ist zwei Tage lang wirklich nicht aufgefallen. Bei genauem Blick durchaus bemerkbar ist dagegen, daß die Kopie nicht ganz so superflüssig agiert wie das Original – kein Wunder angesichts von nur ARM v7 DualCore-Prozesor @ 1.3 GHz mit 466 MB RAM bei der Kopie gegenüber Snapdragon 800 QuadCore-Prozessor @ 2.3 GHz mit 3 GB RAM beim Original. Allerdings ist die Kopie nirgendwo bemerkbar langsam, selbst nicht bei der Installation mehrerer Anwendungen zugleich – der minimale Flüssigkeits-Vorteil des Originals ist nur bemerkbar, wenn man beide Geräte (wie wir) nebeneinander liegen hat.

Die Abspeckungen an der Kamera können sogar positiv überraschen, da man auch hier den Weg des Sinnvollen und nicht den Weg des preislich minimal Möglichen gewählt hat: Anstatt der 13-MegaPixel-Kamera des Originals gibt es eine 8-MegaPixel-Kamera, die zweite Kamera ist mit 2 MegaPixel dagegen identisch. Letztere reicht für den Zweck der Videotelefonie auch vollkommen aus, während die Hauptkamera hervorragende Bilder auf einer Auflösung von 1872x3328 Pixeln ohne beachtbare Verkomprimierung aufnimmt. Das Original ist in dieser Frage mit einer Aufnahmegröße von 4128x3096 Pixeln natürlich rein technisch um den Faktor 2 besser, aber für Aufnahmen für den Hausgebrauch ist die Kamera der Kopie absolut zu verwenden bzw. selber schon als hochwertig anzusehen.

Die Speicherausstattung ist natürlich mager mit nur 1,3 GB internem Speicher sowie 1,3 GB auf einer ab Werk installierten SD-Karte. Trotzdem steht noch ein weiterer MicroSD-Slot zur Verfügung und nach der kostengünstigen Aufrüstung mit einer 16-GB-SD-Karte ist auch diese Hürde überwunden. Der Akku ist nicht ganz unerwartet nur durchschnittlich, aber knapp ausreichend für diese Preislage. Bei intensiver Dauerbenutzung dürfte jener ungefähr vier Stunden halten, bei unregelmäßigem und eher sproadischem Gebrauch natürlich entsprechend viel länger. Interessanterweise legte der Hersteller der Kopie sogar noch einen Ersatz-Akku bei – da kann sich manch einer der Marken-Hersteller durchaus noch etwas abschauen.

Leider dem Kostendruck zum Opfer gefallen sind allerdings UMTS/3G-Funktionalität sowie die GPS-Funktion (Telefonfunktion und WLAN sind natürlich vorhanden). GPS soll das Gerät angeblich beherrschen, in der Praxis wird jedoch keine Positionsbestimmung durchgeführt. Möglicherweise schummelt das Telefon hier auch ein wenig – genauso wie bei den Geräte-internen Angaben zur CPU (angeblich ein vierkerniger Snapdragon 800 wie beim Original) sowie beim internen Speicher, welcher sich konsequent (fälschlicherweise) als "11 GB" ausweist. Zudem haben es sich die (unbekannten) Hersteller nicht nehmen lassen, auch das Verpackungsdesign und sogar die Bedienungsanleitung vom Samsung-Original zu kopieren und mit Samsung-Logo zu versehen. In China sieht man das mit einer "Kopie" eben kulturell völlig anders als im Westen.

Im Praxiseinsatz macht die Kopie ihre Sache sehr gut. Die geringere nominelle Performance spielt hierfür keine Rolle, der Speicherausbau wurde wie gesagt nachträglich erhöht und die Kamera ist für den normalen Einsatz mehr als ausreichend. Das installierte Android 4.2.2 ist zwar nicht das allerneueste, reicht aber im eigentlichen völlig aus. Alle wichtigen beim originalen Note 3 bekannten Funktionen werden geboten, sogar ein Eingabestift ist mit dabei. Letzteres ist ein großer Pluspunkt gegenüber originalen Smartphones derselben Preisklasse, welche meist keine solchen Extras bieten.

Und genau das ist der entscheidende Punkt an dieser Kopie des Galaxy Note 3: Während andere Smartphones dieser Preisklasse meistens einen gewissen Einsteiger-Ansatz bei der Hardware verfolgen, mussten die Hersteller dieser Kopie notgedrungen so viel wie möglich Hardware in diese Kopie packen, um dem Standard des Originals so nahe wie möglich zu kommen. Jene Kopie des Galaxy Note 3 gibt also an, was derzeit für 87 Euro im Smartphone- und übertragenerweise auch im Tablet-Segment – an Technik möglich ist. Und dieser Technik-Stand ist mit einem gut funktionierenden Gerät mit DualCore-Prozessor, ausreichend Speicher für den Start, guten Kameras sowie insgesamt rundem Eindruck überraschend gut. Faktisch kann man sagen, daß bis auf UMTS/3G und einen größerer Speicher per default keine Funktionalität wirklich fehlend wäre.

Dies bedeutet letztlich, daß die bei dieser Kopie des Galaxy Note 3 gebotene Hardware schon prinzipiell ausreichend ist für ein Smartphone oder Tablet des Mittelklasse-Segments – und dies bei einer Preislage von unter 100 Euro. Alles, was derzeit mehr bezahlt wird, geht in Richtung "unnötig" und wird im Laufe der Zeit und des zunehmenden Wettbewerbs abschmelzen. Diese Kopie des Galaxy Note 3 ist der klare Beweis, daß ein Mittelklasse-Gerät schon jetzt für unter 100 Euro herzustellen ist. Wenn dies eines Tages die Konsumenten insbesondere im Tablet-Segment realisieren, dann werden die Durchschnittspreise auf ein Niveau herunterfallen, wo Herstellern und insbesondere den bisher noch so euphorischen Analysten die Ohren schlackern werden.

Nachtrag vom 9. Februar 2014

Bei der viel diskutierte Meldung zum 87-Euro-Smartphone in Form der Kopie eines Samsung Galaxy Note 3 ist die eigentliche Intention der Meldung eventuell nicht gut herübergekommen: Es ging hierbei nicht darum, dieses Gerät zu beschreiben und zu bewerten – weil es sich am Ende über seinen Status als illegale Kopie sowieso selbst disqualifiziert. Völlig richtig wurde in der Diskussion zur Meldung angemerkt, daß das Gerät zum einen die Urheberrechte von Samsung verletzt, zum anderen ist natürlich unklar, unter welchen Fünftwelt-Bedingungen das Gerät zusammengeschraubt wird. Doch diese Meldung wurde allein deswegen notiert, um aufzuzeigen, was technisch derzeit möglich ist. Und dies ist ein Gerät mit vernünftigem 5,7-Zoll-Bildschirm, immerhin Zweikern-Prozessor sowie rein praktisch ausreichend Speicher. An dieser Stelle gab es in der Diskussion zur Meldung im übrigen die Anmerkung, ob die von uns angegeben 466 MB RAM wirklich stimmen – was in der Tat nicht sicher ist, es könnten aufgrund des Flüssigkeitseindrucks auch 1 GB RAM sein.

Telefoniefunktion, WLAN und Eingabestift sind wie notiert mit dabei, was das Gerät schon ziemlich rund macht. Sicherlich sind für europäische Verhältnisse UMTS/3G sowie GPS weitere Grundvoraussetzungen, doch der Hauptteil der Arbeit ist mit dem vorliegenden Gerät schon getan. Mit ein wenig mehr monetärem Einsatz wären auch diese Lücken sicher noch überbrückbar. Der entscheidende Punkt an dem Gerät ist eher, daß es definitiv zum flüssigem Benutzen geeignet ist – sprich daß man die großen Abspeckungen bei CPU & Speicher gegenüber dem Samsung-Original nicht wirklich mitbekommen. Für Smartphone-Enthusiasten ist das ganze natürlich nichts bzw. werden jene den geringen Performance-Unterschied durchaus bemerken – aber für Otto Normalkäufer bzw. für Smartphone-Einsteiger ist die Performance trotz nominell viel niedrigerer Rechenleistung mehr als ausreichend. Und dies der Clou an der ganzen Geschichte: Eine für den normalen Nutzer ausreichend schnelle Hardware für unter 100 Euro.

Womit letztlich auch dieser Preispunkt genannt ist, auf welchen das Smartphone/Tablet-Geschäft schon mittelfristig hinsteuert: Sobald der Hype abflaut und dieses Geschäft in normale Bahnen überführt wird, erwarten wir Einsteigergeräte für 50 Euro sowie Mainstream-Geräte für 100 Euro sowie im Smartphone- als auch im Tablet-Segment. Jene Geräte werden eine ihrer Klassifizierung entsprechende Performance bieten, aber schon in der Mainstream-Klasse muß niemand echte Performance-Sorgen erwarten. Sicherlich wird der aktuelle Hype in näherer Zukunft mit Achtkern-Prozessoren und teils (für diese Geräte und ihre Apps) absurden Speicherausstattungen noch etwas weitergehen. Wir sehen darin jedoch keine Zukunft, da der Performance-Bedarf im Smartphone/Tablet-Bereich bei den hauptsächlich genutzten Apps kaum wächst und daher über kurz oder lang der Konkurrenzkampf in diesem Segment nicht mehr über Hardware-Innovationen, sondern primär über den Preis ausgetragen werden dürfte. Daß eine für das Mainstream-Segment ausreichende Hardware schon zu niedrigen Preisen machbar ist, beweist eben jene Kopie Samsung Galaxy Note 3.