Der eigentliche Nachfolger der aktuellen Trinity-APUs von AMD werden bekannterweise nicht die zur Jahresmitte 2013 zu erwartenden Richland-APUs sein (identische Architektur im CPU- wie im iGPU-Teil), sondern vielmehr die Kaveri-APUs, welche auf den Jahresanfang 2014 verschoben wurden. Bekannte Merkmale von Kaveri sind die Wechsel zu den Steamroller-Rechenkernen auf CPU-Seite sowie zu einer GCN-basierten Grafiklösung auf iGPU-Seite. Letztere ist besonders interessant, wird jene doch gleich 512 (1D) Shader-Einheiten mitbringen – und damit genauso viel wie bei der Radeon HD 7750, was für eine integrierte Grafikösung doch außerordentlich viel ist. Diese sehr kräftige integrierte Grafiklösung stellt aber natürlich gleichzeitig immer die Frage nach einer dafür passenden Speicherbandbreite. AMD wird allerdings schon bei Richland die Reserven des DDR3-Speicherstandards mit der offiziellen Unterstützung von DDR3/2133 ausreizen – für Kaveri steht dann keine höhere DDR3-Speichernorm zu Verfügung und die Benutzung von DDR4-Speicher war bisher ein Feld der Spekulationen.

Seitens BSN, welche wohl Einblick in entsprechende Technik-Unterlagen von AMD hatten, kommt nun aber die Meldung, daß Kaveri über ein DDR3/GDDR5-Kombiinterface mit 128 Bit DDR Breite verfügen soll. Dabei sollen allerdings nur eher mittelprächtige Taktraten von 1600 und 1700 MHz unterstützt werden, während die DDR3-Unterstützung angeblich bis auf 1250 MHz (aka DDR3/2500) gesteigert werden soll. Letzteres dürfte aber nur für den Overclocking-Betrieb gelten, denn für den Normal-Betrieb muß sich AMD an die Vorgaben der JEDEC halten und wird daher Kaveri auch nur bis maximal DDR3/2133 (bei 1066 MHz Speichertakt) freigeben können. Die Benutzung von GDDR5-Speicher auf 1600 bis 1700 MHz würde demgegenüber einen überaus kräftigen Speicherbandbreiten-Schub für Kaveri bringen.

In unserem Forum wird diese BSN-Meldung allerdings kritisch gesehen – dort geht man davon aus, daß sich BSN hierbei vertan haben und daß es sich nicht um ein DDR3/GDDR5-Kombiinterface handeln würde, sondern um ein DDR3/DDR4-Kombiinterface. Dies passt erst einmal besser zu den früheren Gerüchten über ein mögliches DDR4-Interface bei Kaveri, genauso auch wie die genannten Speichertaktraten besser zu den Planungen zum DDR4-Standard passen als zu den Möglichkeiten von GDDR5. Insofern kann man dieser Auslegung der Dinge – trotz daß BSN die Sache klar benannt haben – durchaus seine Chance geben. So oder so scheint AMD Kaveri nun auf jeden Fall mit der passenden Speicherbandbreite auszurüsten, auf daß die Leistungsfähigkeit der integrierten Kaveri-Grafiklösung dann auch wirklich freigelegt werden kann.

Dies ermöglicht es, den von Kaveri zu erwartenden Performancesprung bei der integrierten Grafik gänzlich neu zu bewerten: Die bisher hierzu genannten +25% sind angesichts der viel höheren Speicherbandbreite (von DDR3/2133 zu DDR4/3200 sind es glatte 50% mehr) viel zu niedrig angesetzt. Hinzu kommt die Erhöhung der Anzahl der Shader-Einheiten samt dem Wechsel auf die effizientere GCN-Architektur, was auch bei der real zur Verfügung stehenden Rechenleistung einen erheblichen Zuwachs erwarten läßt. Somit kann man die integrierte Kaveri-Grafik nach den hier vorliegenden Daten sicherlich auf ein Performanceplus von grob 40 Prozent gegenüber der besten Trinity-Grafiklösung einschätzen – mit dem Potential sogar noch zu mehr.

Nachtrag vom 8. März 2013

In der Frage, ob AMDs Kaveri-APU nun einen Speichercontroller mit DDR3/GDDR5- oder DDR3/DDR4-Fähigkeiten bekommt, schieben BSN weitere Informationen und auch AMD-Dokumente nach, welche auf den ersten Blick eindeutig die Variante eines DDR3/GDDR5-Kombiinterfaces bestätigen (da "GDDR5" dort explizit genannt wird). Der Planet 3DNow! gibt an dieser Stelle allerdings an, daß DDR4 und GDDR5 wohl recht ähnlich sein sollen, es sogar einen gemeinsamen DIMM-Standard seitens der JEDEC hierfür gibt. Trotzdem will der Gedanke an GDDR5 als PC-Hauptspeicher nicht so richtig zünden – zum einen will die Speicherindustrie doch eher DDR4 demnächst in den Markt bringen, zum anderen sind auch nur mit DDR4 Hauptspeichergrößen oberhalb von 4 GB realisierbar. Eine Fehlbezeichnung selbst in AMD-Dokumenten sollte man daher nicht gänzlich ausschließen, bevor AMD nichts offizielles zum Thema sagt.