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AMD kündigt Navi-basierte Radeon RX 5000 Serie mit "RDNA"-Architektur für den Juli an

Mittels seiner Computex-Keynote (Replay auf YouTube) hat AMD gewisse Details zur nächsten Grafikchip-Generation "Navi" offengelegt. Jene basiert auf einer neuen Grafikchip-Architektur namens "RDNA" ("Radeon DNA"), AMD geht hiermit also den Bruch mit der bisherigen GCN-Architektur an. Darauf basierend soll ab dem Juli die "Radeon RX 5000" Serie im Markt erscheinen. Den Anfang dürfte hierbei die "Radeon RX 5700" Serie machen, zu selbiger will AMD auf der E3 2019 am 10. Juni 2019 genaueres sagen. Da hierbei auch wieder der Begriff "Serie" benutzt wurde, dürfte die Radeon RX 5700 Serie vermutlich aus mindestens zwei Grafikkarten bestehen – spekulativ könnte man jene "Radeon RX 5750" und "Radeon RX 5770" nennen. Performance-technisch will man sich augenscheinlich mit der GeForce RTX 2070 anlegen, in einem gezeigten Benchmark unter "Strange Brigade" kam eine Radeon RX 5000 Karte (keine genauere Kennung genannt) durchschnittlich um ca. 10% besser als jene GeForce RTX 2070 heraus.

Andere Performanceangaben seitens AMD betreffen dann die Verhältnisse Performance/Clock und Performance/Watt, wobei hierbei jeweils die Referenz nicht benannt wurde (vermutlich Vega). Im Verhältnis Performance/Clock will man um satte +25% zulegen, dies ist aller Vermutung nach bezogen auf einen Shader-Cluster (ansonsten macht die Angabe auch wenig Sinn). Passt diese Auslegung, wäre dies in der Tat der große Sprung, welchen AMD zwingend benötigt, um auch nur in die Nähe einer technologischen Konkurrenzfähigkeit mit nVidia zu kommen. Damit kann AMD es sich sparen, immer wieder so breite bzw. mit so vielen Shader-Einheiten ausgerüstete Grafikchips aufzulegen, dies gereicht AMD dann in allen weiteren Disziplinen zum Vorteil. Dazu zählt auch das Verhältnis von Performance/Watt, welches AMD mittels Navi allerdings erstaunlicherweise nur um +50% steigern will (wiederum ohne Referenz angegeben, vermutlich wiederum Vega). Jene Zahl mag größer sein, aber für einen 7nm-Grafikchip ist dies eher schwach – und deutet darauf hin, das der 7nm-Prozess in der Praxis nicht ganz das bringt, was man sich von einem doppelten Fullnode-Sprung von 14nm ausgehend eigentlich vorstellen kann.

Diese +50% Performance pro Watt deuten im übrigen dann auch das Leistungsmaximum an, was AMD bei Navi erreichen kann: Auf einer Verlustleistung von 250 Watt wäre somit grob die Performance der GeForce RTX 2080 erreichbar, auf einer Verlustleistung von 200 Watt dagegen grob die Performance der GeForce RTX 2070 bzw. leicht besser (hochgerechnet von der Vega-Generation ausgehend, gegenüber der Radeon VII würde es logischerweise anders aussehen). Da AMD sich bei Navi Performance-mäßig zur GeForce RTX 2070 vergleicht, ist die Radeon RX 5000 Serie somit bei maximal 200 Watt Stromverbrauch oder etwas mehr einzuschätzen. Ganz die Energieeffizienz von nVidias Turing hätte man damit im übrigen noch nicht erreicht, die GeForce RTX 2070 FE verbraucht ca. 191 Watt, die Referenz-Taktung nur ca. 174 Watt. Da nVidia sein Werk allesamt nur mit der 12nm-Fertigung erzielt, wäre AMD technologisch immer noch hinten dran – rein optisch wäre jedoch ein nahezu Gleichstand erreicht, bevor nVidia nicht selber mit einer eigenen 7nm-Generation antritt. Bei diesen Überlegungen kommt es aber noch entscheidend darauf an, auf welche früheren Grafikkarten die Navi-Zugewinne nun wirklich bezogen sind – auf die reguläre Vega-Generation oder eben schon die Radeon VII.

Genauere Kartendaten oder gar Preislagen gab es im Gegensatz zur Vorstellung der Ryzen 3000 Serie noch nicht, dies dürfte dann wie gesagt zur E3 2019 passieren. AMDs Einordnung von Navi gegenüber nVidia mit dem Counterpart einer GeForce RTX 2070 dürfte jedoch grob anzeigen, in welche Richtung es gehen soll – sprich, mit der schnellsten Navi-Karte im Preisrahmen rund um 500 Dollar/Euro herum, ähnlich wie bei der GeForce RTX 2070. Natürlich könnte AMD auch eine Preisoffensive wie bei Ryzen 3000 starten, besonders wahrscheinlich ist dies allerdings nicht: Im Prozessoren-Bereich kann man aufgrund der starken Produktvorstellung und der allgemein positiven Stimmung zugunsten von AMD durchaus Marktanteile hinzugewinnen, dies wird durch die aggressive Preiswahl bei Ryzen 3000 befeuert werden. Im Grafikkarten-Bereich müsste AMD nVidia schon drastisch unterbieten, gewinnt aufgrund des weitgehend eingefahrenen Marktes und ohne Technologieführerschaft jedoch wahrscheinlich nur geringfügig an Marktanteilen hinzu, auf Kosten allerdings der Gewinnmarge. Eine preislich "normale" Einordung der Radeon RX 5000 Serie erscheint damit als die wahrscheinlichste Auflösung.

Nachtrag vom 27. Mai 2019

In einem AnandTech-Bericht findet sich dann auch noch eine Präsentationsfolie zur "RDNA" Grafik-Architektur der Navi-Generation, welche nicht während der Computex-Keynote gezeigt wurde, allerdings wenigstens ein paar Stichworte zu deren Veränderungen zum besten gibt. Das "New Compute Design" dürfte sich auf die veränderten Shader-Cluster beziehen, zu welchen es erst vor kurzem ein passendes Gerücht gab. Was sich genau hinter "Multi-Level Cache Hierarchy" sowie "Streamlined Graphics Pipeline" verbirgt bzw. wo da die genauen Änderungen gegenüber der Vega-Architektur liegen, bleibt dagegen weitere erhellende Informationen hierzu abzuwarten. Was für eine Speichersorte die Radeon RX 5700 Serie benutzt, hat AMD im übrigen ganz nebenbei in seiner Pressemitteilung notiert – es wird (wie erwartet) GDDR6-Speicher geben, an gleicher Stelle wurde dann auch noch der Support von PCI Express 4.0 bestätigt. Ganz generell gesprochen ist es aufgrund der fehlenden Detail-Informationen nach wie vor denkbar, das die "RDNA" Grafik-Architektur im eigentlichen "nur" eine späte GCN-Iteration darstellt, welche aufgrund der umfangreichen Änderungen sowie der zuletzt doch eher zunehmenden Kritik an der GCN-Architektur einfach aus Marketinggründen einen eigenen Architektur-Namen von AMD spendiert bekommen hat. Die angesetzten Änderungen erscheinen allerdings zumindest beim herauskommenden Performance-Effekt sowieso derart gravierend, das hierbei egal der exakten technischen Herkunft ein eigener Architektur-Name in jedem Fall lohnt.