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AMD anscheinend mit erheblichen US-Preissenkungen - doch wieviel kommt davon in Euroland an?

Passend zu unserem aktuellen Artikel scheint sich in schnellstmöglicher Zeit (teilweise) Abhilfe am Preis/Leistungsproblem der Nano/Fury-Karten zu ergeben. Wie WCCF Tech berichten, zeigen die neuesten Preisnotierungen der US-Einzelhändler auf erhebliche Preissenkungen an kompletter Front der Radeon R300 Serie hin. Jene US-Preissenkungen sind derzeit noch nicht offiziell bestätigt, aber angesichts der Höhe der von einem Tag zum anderen reduzierten US-Straßenpreise doch ziemlich eindeutig. Über die exakte Höhe der US-Listenpreise kann man allerdings noch diskutieren, jene ergibt sich nicht immer eindeutig aus den vorliegenden US-Straßenpreisen:

Liste Straße * Perf. AMD nVidia Perf. Straße Liste
GeForce GTX Titan X 760%/100% 1050-1100€ 999$
GeForce GTX 980 Ti 730%/95% 650-680€ 649$
589$  (-60$) ~600€  (-50€) 670%/95% Radeon R9 Fury X
569$  (-80$) ~570€  (-30€) 600%/80% Radeon R9 Nano
499$  (-50$) ~520€  (-10€) 620%/85% Radeon R9 Fury
GeForce GTX 980 600%/70% 490-520€ 499$
379$  (-50$) ~380€  (-20€)

570%/75% Radeon R9 390X
GeForce GTX 970 520%/60% 320-350€ 329$
279$  (-50$) ~280€  (-50€) 530%/70% Radeon R9 390
249$ 250-280€ 390% Radeon R9 380X
GeForce GTX 960 4GB 340% 200-230€ 225$
GeForce GTX 960 2GB 340% 190-210€ 199$
179$  (-46$) ~180€  (-30€) 360% Radeon R9 380 4GB
169$  (-30$) ~170€  (-10€) 360% Radeon R9 380 2GB
Die Straßenpreise der AMD-Grafikkarten stellen Projektionen für die Zeit nach der europäischen Preissenkung dar, basierend auf Erfahrungswerten zur realen Umrechnung. Diese Projektionen sind jedoch fehleranfällig, da die Höhe der Distributoren-Rabatte der einzelnen Grafikkarten voneinander abweichen können (und natürlich unbekannt sind).

Betrachtend allein die neuen US-Preise, geht AMD einigermaßen forsch übers ganze Portfolio heran – und bleibt dann bei den Spitzenprodukten allerdings für unseren Geschmack auf halber Strecke stehen. Wenn man schon einen veritablen Preiskrieg mit nVidia vom Zaun bricht (erhebliche Preissenkungen im kompletten Portfolio inklusive der eigentlich gut laufenden Radeon R9 380, 390 & 390X Karten), dann hätte man besser auch den Mut aufbringen sollen, es bei den Spitzenmodellen richtig zu machen. Die dort gezeigten neuen Listenpreis sind nicht verkehrt, insbesondere die Radeon R9 Fury X (589$) erreicht damit ihren (preislichen) Zielkorridor von klar unterhalb der GeForce GTX 980 Ti (649$). Ein noch klarerer Preisabstand wäre allerdings nützlicher gewesen, 50-60 Dollar sind für Käufer von 600-Dollar-Geschossen nun auch kein Hinderungsgrund mehr.

Bei der Radeon R9 Fury (499$) geht AMD zwar nominell in die richtige Richtung, denn die GeForce GTX 980 (499$) kostet rein offiziell nun dasselbe. Allerdings hat das länger im Markt befindliche nVidia-Modell augenscheinlich die besseren Straßenpreise auf seiner Seite – gerade weil es sich bei der Radeon R9 Fury um das einzige Modell mit Preissenkung handelt, für welches es in den USA keinen (weiteren) Einzelhandels-Rabatt gibt. Die eigentliche Zielsetzung, den wirklichen Straßenpreis der GeForce GTX 980 zu erreichen – in den USA derzeit bei klar unter 500$ – kann AMD hiermit nicht erreichen. In Euroland wird es vermutlich nicht anders aussehen, auch hier wird die Radeon R9 Fury letztlich (etwas) teurer als die GeForce GTX 980 bleiben.

Bei der Radeon R9 Nano wollte AMD sich dann gar nicht von unseren "Forderungen" erweichen lassen, welche die Karte preislich nur minimal oberhalb von Radeon R9 Fury und GeForce GTX 980 sehen: Trotz nominell größter Preisreduzierung wird die Radeon R9 Nano (569$) im neuen AMD-Preisschema nur knapp unterhalb des Preises der Radeon R9 Fury X (589$) herauskommen. Dies reicht immer noch, um endlich klar günstiger als eine GeForce GTX 980 Ti (649$) zu sein – aber eigentlich müsste die Nano eben viel näher an die unter FullHD gleich schnelle (und nur unter UltraHD langsamere) GeForce GTX 980 heran, dies ist deren eigentlicher Fixpunkt. In der Summe sind die von AMD angesetzten Preissenkungen der drei Spitzenmodelle zu zaghaft ausgefallen, wie eben erst dargelegt hätte man hierbei deutlich aggressiver vorgehen sollen.

Die anderen AMD-Preissenkungen erstaunen dann wie gesagt etwas, denn in vielen Fällen war da kein großes Problem zu sehen bzw. erscheint die Höhe der US-Preissenkung sogar als zu stark ausgefallen. Andererseits könnte sich hierbei teilweise auch nur eine Anpassung an die schon stattgefundene Absenkungen der Straßenpreise verbergen – womit dann die reale Preisreduzierung der Straßenpreise vielleicht klar geringer ausfällt als es die Reduzierung der Listenpreise vermuten lassen würde. Solcherart genaue Betrachtungen bleibt jedoch besser die sicherlich noch kommenden offiziellen Informationen seitens AMD sowie die echte Preisbewegung im europäischen Einzelhandel abwarten. Erst dann lassen sich vorstehenden Abschätzungen zu den US-Listenpreisen samt der Projektionen der daraus folgenden EU-Straßenpreise durch real stattfindende Preisnotierungen ersetzen. Dann dürfte sich auch eine Information über eine Preissenkung zur Radeon R9 380X ergeben, welche angesichts der neuen Preissituation eigentlich genauso zwingend erfolgen muß.

Hinzuweisen ist zudem auf das große Problem des derzeit am Boden liegenden Dollar/Euro-Wechselkurses. Normalerweise kommt so etwas nur verzögert im Einzelhandel an – und wenn es eine schnelle Kurskorrektur gibt, dann bemerkt der Grafikkarten-Käufer davon unter Umständen gar nichts. Doch eine offizielle Preissenkung wird hingegen (überaus) gern dafür verwendet, daß ganze Preissystem auf Basis des dann aktuell geltenden Wechselkurses grundsätzlich neu zu kalkulieren. Sehr gut möglich also, daß in Euroland die US-Preissenkung nur in geringen Teilen ankommt, der größere Teil durch den schlechten Wechselkurs aufgefressen wird. Vorstehende Straßenpreis-Projektionen gehen in dieser Frage im übrigen von einem gewissen Mittelweg aus, sind damit aber und aus vielerlei Hinsicht fehleranfällig.

Nachtrag vom 27. November 2015

Zu den anscheinenden AMD-Preissenkungengibt es durchaus überlegenswerte Anmerkungen, daß es sich hierbei schlicht um Black-Friday-Rabattaktionen handeln könnte, die schließlich speziell in den USA gang und gäbe sind. Dagegen spricht formell der Punkt, daß man eine solcherart zeitlich begrenzte Aktion allerdings per Marketing normalerweise breit in die Welt hinausposaunen muß – Grafikkarten sind nun nicht unbedingt der große Mitnahme-Artikel beim Elektronik-Discounter, ergo müssen die Konsumenten vorab über eine Rabattaktion aufgeklärt werden. Echte Preissenkungen wiederum kündigt man am besten erst dann an, wenn die Einzlehändler weltweit bereits die neuen Preise realisiert haben – ansonsten fangen die Konsumenten zu warten an, bricht bis dahin der Umsatz ein. Doch während dies alles zuerst doch für eine echte (und damit keine temporäre) Preissenkung zu sprechen scheint, bleibt die Möglichkeit einer reinen Rabattaktion nicht auszuschließen, je länger sich die neue Preissituation nicht in Europa zeigt. Eine auf die USA beschränkte, zeitlich befristete Rabattaktion ist also doch nicht auszuschließen – womit in Euroland dann doch alles beim alten bleiben würde.

Nachtrag vom 1. Dezember 2015

Die vermeldeten US-Preissenkungen auf AMD-Grafikkarten und nVidia-Grafikkarten sehen nunmehr immer mehr nach rein temporär existierenden Aktionsangeboten aus – ansonsten hätten die Grafikchip-Entwickler inzwischen etwas offizielles verlauten lassen. Zudem steigen in Euroland derzeit die Grafikkarten-Preise sogar an, wie die PC Games Hardware in zwei Meldungen – No.1 & No.2 – notiert. Hintergrund hierfür ist natürlich der aktuell schlechte Dollar/Euro-Kurs, welcher sich mit einiger Verzögerung nunmehr auch in den deutschen Straßenpreisen niederschlägt. Schließlich verkauft man in einer solchen Situation die vorhandenen Lagerbestände üblicherweise noch zum vorher festgesetzten Preis ab, muß allerdings neu hereinkommende Ware, welche dann auch einen höheren Einkaufspreis trägt, anders auspreisen. Gegenüber dem Marktstand vom September sind es zwar nominell nur 4% Differenz, aber dies macht bei 500-Euro-Grafikkarten dann eben auch schon 20 Euro aus. Zudem werden bei solchen Wechselkurs-Kapriolen gern auch einmal von diversen Händlern zu optimistisch angesetzte Preise generell korrigiert, womit letztlich in kurzer Zeit viele günstige Angebote aus dem Markt verschwinden und die Karten bemerkbar teurer werden.

Nachtrag vom 27. Dezember 2015

Zum Status der scheinbaren US-Preissenkungen für AMD-Grafikkarten sowie für nVidia-Grafikkarten zum Ende des Novembers läßt sich nunmehr final sagen, daß es sich hierbei weder um offizielle noch um dauerhafte Preissenkungen handelt bzw. gehandelt hat. Denn wie ein erneuter Blick auf den Grafikkarten-Markt in den USA zeigt, sind die allermeisten der dortigen Grafikkarten-Preise wieder auf einem (klar) höheren Niveau als zu den genannten Preissenkungen, welche ein augenscheinliches Thanksgiving/Weihnachten-Angebot darstellten. Derzeit finden sich zu diesen früheren Preislagen nur noch vereinzelte Angebote, die Masse der Notierungen ist hingegen zu ihrem früheren Preis bzw. tendentiell leicht darunter zurückgekehrt. Natürlich erlaubt die temporäre Existenz dieser niedrigen Preislagen im November/Dezember 2015 durchaus die Aussage, daß die Grafikkarten-Entwickler jene Preislagen wohl auch dauerhaft bieten könnten. Aber selbstverständlich lohnt sich ein Preiskampf weder für AMD noch für nVidia – jeder Aktion des einen Anbieters würde immer eine Reaktion des anderen Anbieters folgen. Allenfalls sollte AMD darüber nachdenken, seine Nano/Fury-Preise der generellen Performance- und Preissituation anzupassen – denn derzeit sind diese Karten nach wie vor schlicht zu teuer.