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News des 4. Juni 2010

Die ComputerBase zeigt einen neuen Anlauf für externe Notebook-Grafik seitens MSI: Mittels der "Graphics Upgrade Solution" (GUS) wird ein externes Gehäuse zum Einbau einer regulären Desktop-Grafikkarte in DualSlot-Bauweise (!) samt eigenem Netzteil für bis zu 90 Watt Leistung geboten, welches per ExpressCard ans Notebook angebunden ist. Letzteres ist Fluch und Segen zugleich – der ExpressCard-Slot ist zwar standardisiert und damit sehr weit verbreitet, bietet dafür aber nur eine Anbindung von PCI Express 1.1 x1, was faktisch die langsamstmögliche zu findende Anbindung darstellt. Die letzten zum Thema der PCI-Express-Anbindung aufgestellten Benchmarks beziehen sich leider allesamt schon auf PCI Express 2.0, wo die x1-Anbindung die doppelte Bandbreite gegenüber PCI Express 1.1 x1 aufweist – aber auch die sind schon schon abschreckend genug: Tom's Hardware erzielten mit einer GeForce 9800 GX2 unter PCI Express 2.0 x1 nur 56 Prozent (1680x1050 noAA) der Performance von PCI Express 2.0 x16 sowie mit einer Radeon HD 3850 noch 68 Prozent, bei TechPowerUp waren es mit einer Radeon HD 5870 immerhin noch 74 Prozent (1680x1050 4xAA).

Das Problem ist hierbei vor allem die Tendenz: Die kleineren Anbindungen fallen ganz schnell und ganz heftig ab in der Performance. Während im letztgenannten Test also PCI Express 2.0 x4 noch 95 Prozent der Performance von PCI Express 2.0 x16 erzielte, waren es unter PCI Express 2.0 x1 wie gesagt schon nur noch 74 Prozent. Unter PCI Express 1.1 x1 mit nochmals halbierter Bandbreite kann es passieren, daß es zu einem nochmals sehr heftigen Abschlag kommt – mit mehr als 50 Prozent der Performance von PCI Express 2.0 x16 sollte man nicht rechnen, unter Umständen ist sogar weniger. Abzuwarten bliebe natürlich, wie stark dieser Abschlag bei einer Grafikkarte mit einer Leistungsaufnahme von maximal 90 Watt ausfällt (bei ATI bis Radeon HD 5770, bei nVidia bis GeForce GTS 250 "Green Edition") – hier kann der Performanceverlust durch PCI Express 2.0 x1 durchaus kleiner ausfallen als bei HighEnd-Grafikkarten. Mit bis zur Hälfte an Performanceabschlag muß man aber auch bei diesen Midrange-Grafikkarten rechnen – und einige Spiele werden bei einer solchen Anbindung generell unspielbar sein, weil sie einfach nicht darauf vorbereit sind, nur mit der schwachen Bandbreite von PCI Express 1.1 x1 zurechtzukommen.

Trotzdem bringt die "Graphics Upgrade Solution" absolut lobenswerte Ansätze: Daß hier nicht wieder auf schon verbaute Grafiklösungen gesetzt, sondern dem Anwender "nur" das Gehäuse zur Bestückung mit regulären Desktop-Grafikkarten gestellt wird, könnte die Thematik externer Notebook-Grafik entscheidend nach vorn bringen. Zum einen ergibt dies (erhebliche) preisliche Vorteile durch den Zugriff auf die günstigeren Beschleuniger des Desktop-Segments, zum anderen eine große Flexibilität beim Anwender, welche Grafiklösung man den gern verbaut hätte. Daß MSI das externe Gehäuse gleich für DualSlot-Grafikkarten auslegt hat, zeigt zudem gutes Mitdenken – und auch der Grenzwert von 90 Watt scheint vernünftig ausgewählt, HighEnd-Modelle sind eben leider aufgrund der schwachen PCI-Express-Anbindung sowieso nicht sinnvoll. Und für die Anbindung kann MSI nun auch wieder nichts – zwar gibt es einen Standard für PCI Express Kabellösungen, welcher Stecker und Kabel bis zu PCI Express 1.1 x16 ermöglicht, aber solcherart Anschlüsse finden sich leider auf heutigen Notebooks nicht.

Die MSI "Graphics Upgrade Solution" kann dagegen mit den meisten heutigen Notebooks verwendet werden – und natürlich auch bei Modellen, welche nicht von MSI stammen. Ob diese ganzen guten Ansätze die prinzipbedingten Schwachstellen dieser Technologie überdecken können, muß sich aber erst noch zeigen. Zuerst wäre dabei wie gesagt herauszufinden, wie hoch der Performanceverlust bei beispielsweise einer Radeon HD 5750 unter PCI Express 1.1 x1 wirklich ausfällt – und dann besteht ja immer noch das Problem, daß dieses System nur externe Monitore beschleunigen kann, nicht aber das eigentliche Notebook-Display. Ein weiterer wesentlicher Problempunkt ist, daß die zu erwartende Performance durch die maximal verbaubaren Grafikkarten und den Performanceabschlag durch die schwache Anbindung nur Midrange-Niveau ergibt – wer also jetzt schon so etwas wie eine Mobility Radeon HD 5700/5800 oder GeForce GTS/GTX 2xx/3xx/4xx in seinem Notebook hat, wird mit diesem Upgrade nicht besser kommen.

Interessant ist die MSI "Graphics Upgrade Solution" von der Performance her allein für Notebooks mit aktueller LowCost-Grafiklösung oder Grafiklösungen älterer Bauart – also das typische günstige Notebook mit großer CPU und schwacher Grafikkarte. Dies engt den potentiellen Kundenkreis dann nochmals etwas ein – womit MSIs "Graphics Upgrade Solution" selbst bei einem Erfolg trotzdem immer nur der erste Schritt zu brauchbarer externer Notebook-Grafik sein kann. Die eierlegende Wollmichsau wäre hierbei eine externe Box zur Bestückung mit Desktop-Grafikkarten und je nach benötigter Leistung zukaufbarem Netzteil, welches über eine schnelle Anbindung keinen relevanten Performanceverlust aufweist und dann auch noch das Notebook-Display beschleunigen kann. Erst damit würde man dann auch echte HighEnd-Performance ins Notebook bringen können – derzeit wird im Mobile-Segment durch die ganzen abgespeckten und umbenannten Grafiklösungen schließlich nicht viel besseres als Mainstream-Performance geboten.

Noch einmal zur Klarstellung in Bezug auf die aktuelle Berichterstattung zur GeForce GTX 460: Die seitens Bit-Tech hierbei notierten 240 Shader-Einheiten sind eine reine Annahme seitens Bit-Tech und keinesfalls ein Fakt, wie derzeit vielerorts fälschlicherweise notiert wird. Bit-Tech haben diese Annahme zudem auf Basis des bisherigen Verhältnisses von Shader-Einheiten zum Speicherinterface innerhalb nVidias bisherigen DirectX-11-Grafikkarten getätigt – was überaus riskant ist, weil dieses bei GeForce GTX 465, 470 und 480 gleiche Verhältnis nicht zwingend auf Grafikkarten mit anderer Chipbasis übertragbar ist, zudem gibt es auch keine technische Notwendigkeit für ein einheitliches Verhältnis zwischen diesen Größen.

Viel interessanter zur Einschätzung des der GeForce GTX 460 zugrundeliegenden GF104-Chips ist unserer Meinung nach die Aussage von scheinbar einem nVidia-Mitarbeiter oder dem Mitarbeiter eines Grafikkarten-Herstellers, wobei man unter Übertaktung der GeForce GTX 460 (oder aber des GF104-Chips im Vollausbau, dies ist nicht ganz klar) die Performance einer GeForce GTX 480 anpeilen könne. Sollte diese Aussage auch nur halbwegs stimmen, ist mit 240 Shader-Einheiten an einem 192 Bit DDR Speicherinterface schlicht niemals die Performance einer GeForce GTX 480 zu erreichen – nicht mit gerade einmal der exakten Hälfte der Hardware einer GeForce GTX 480, was selbst mit höheren default-Taktraten samt weiterer Übertaktung nicht mehr auszugleichen wäre. Aus diesen Überlegungen heraus ist bei der GeForce GTX 460 ganz klar mit (deutlich) mehr Shader-Einheiten als mit nur 240 Stück zu rechnen – und wie gesagt, dieser Teil der Meldung ist laut eigenem Bekunden von Bit-Tech eben nur eine Annahme.

Die X-bit Labs berichten über eine Analyse seitens Jon Peddie Research zu den Marktanteilen von integrierter und extra Notebookgrafik über die Jahre 2001 bis 2009. Danach belief sich zum Anfang der abgelaufenden Dekade (im Jahr 2001) das Verhältnis von integrierte zu extra Grafiklösungen im Mobile-Segment noch auf 23 zu 77 Prozent – während es im vergangenen Jahr 2009 auf das genau umgekehrte Ergebnis von 77 zu 23 Prozent herauskam. Dabei hat sich im Laufe der Zeit die extra Grafik im Notebook natürlich gewaltig verändert: Während sie Anfang der Dekade oftmals nur die 3D-Performance von integrierten Lösungen hatte, welche seinerzeit einfach rar gesät waren (anno 2001 verbauten VIA und SiS integrierte Lösungen, aber noch nicht Intel), werden extra Grafiklösungen heutzutage nur in eher leistungsorientierten Notebooks verbaut, weil für die Standard-Bildausgabe einem die integrierte Grafik seitens der einzigen verbliebenen Chipsatz- und Prozessorenbauer AMD und Intel regelrecht hinterhergeworfen wird.

Mit dem aktuellen Siegeszug der kleineren Mobile-Geräte wie Netbooks und nun auch Tablet-Computern dürfte der Bedarf an extra Mobile-Grafik möglicherweise nochmals relativ gesehen kleiner werden – zudem machen die schon im Markt erhältlichen (Intel Clarkdale) und später noch kommenden (AMD Fusion) Prozessoren mit integrierter Grafiklösung es den Notebookherstellern natürlich noch einfacher, auf eine extra Grafiklösung zu verzichten. Ab einem gewissen Preisniveau wird allerdings immer der Bedarf nach extra Mobile-Grafiklösungen existieren, weil die integrierten Lösungen – egal ob nun in Mainboard-Chipsatz oder gleich in den Prozessor integriert – immer nur LowEnd- oder maximal noch LowCost-Performance bieten werden. Der Anteil der extra Mobile-Grafiklösungen am Gesamtmarkt mag also weiterhin schrumpfen, aber dies sagt wenig über die Absatzstückzahlen aus. Eine kleine Hochrechnung unsererseits ergibt (2001: 130 Mill. PC-Verkäufe bei 25-30% Mobile-Anteil, 2009: 306 Mill. PC-Verkäufe bei ca. 50% Mobile-Anteil), daß heuer sogar mehr extra Notebook-Grafikchips verkauft werden als zum Anfang der Dekade.

Shortcuts: Der Heise Newsticker berichtet über einen neuen Dienst seitens Symantec, welche einen eigenen DNS-Server anbieten, der bekannte Malware- und Phishingsites automatisch blockiert. So etwas läßt sich zwar auch mittels Virenschutz-Programmen lösen, aber der Weg über einen DNS-Server ist sicherlich eleganter, vor allem auch weil immer aktueller als selbst die aktuellste Virenschutz-Lösung. Zudem hat das ganze den netten Nebeneffekt, daß damit ein weiterer zensur- und überwachungsfreier DNS-Server zur Verfügung steht ;). Die ComputerBase hat AMD die in dem Sinne offizielle Aussage entlocken können, daß die Southern-Islands-Grafikchipgeneration noch dieses Jahr zu erwarten ist – wobei die ComputerBase zwischen den Zeilen gelesen haben will, daß es schon im Herbst 2010 mit "Southern Islands" losgehen soll. Dies würde im Gegenzug dann auch bedeuten, daß die weiteren Fermi-basierten Grafikchips GF104, GF106 und GF108 es eher mit "Southern Islands" als der aktuellen Radeon HD 5000 Serie zu tun bekommen würden.