Wie üblich in den Wochen vor anstehenden Grafikchip-Launches verdichten sich die Informationen über die kommenden neuen Chips – so wie nun zu den nVidia-Chips GF104, GF106 und GF108, zu welchen neue Daten vorliegen, welche vor allem deren Einordnung in die Markt- und Leistungsrangfolge erleichtern dürften. Die Daten entstammen einer Tabelle von PCPop, welche anscheinend direkt aus einer nVidia- oder Grafikkartenhersteller-Roadmap kopiert war und deswegen dort auch schon nicht mehr zu finden ist. Da nVidia derzeit ziemlich wild hinter solchen Informationsleaks hinterher ist, zeigen wir nachfolgend nicht das (uns vorliegende) Original, sondern kopieren die in der Tabelle gezeigten Daten schlicht (natürlich 1:1 inklusive aller Fehler und unsauberer Schreibweisen):
Segment | SKU | Marketing Name | Memory | Power | Core name |
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D12U | D12U-50 | GTX490 | Dual-chip | 375W | |
D12U-40 | GTX480 | 384bit 1536MB GD5 | 250W | GF102 | |
D12U-30 | GTX470 | 320bit 1280MB GD5 | 215W | GF102 | |
D12U-20 | GTX465 | 256bit 1024MB GD5 | 200W | GF102 | |
D12U-15 | GTX460 | 256bit 1024MB GD5 | 150W | GF104 | |
D12P2 | D12P2-20 | GTS455 | 192bit GD5 | 150W | GF104 |
D12P1 | D12P1-35 | GTS450 | 192bit GD5 | 150W | GF106 |
D12P1-30 | GTS450 | 128bit GD5 | 75W | GF106 | |
D12P1-25 | GT440 | 192bit DDR3 | 75W | GF106 | |
D12M2 | D12M2-40 | GT430 | 128bit GD5 | 75W | GF108 |
D12M2-35 | GT430 | 128bit DDR3 | 60W | GF108 | |
D12M2-25 | GT420 | 128bit DDR3 | 50W | GF108 |
Aus dieser Aufstellung ergeben sich zwar wenig Leistungsdaten (bzw. Spezifikationen zu den einzelnen Grafikchips), anhand der genannten Wattagen ist aber ungefähr einschätzbar, in welchem Leistungsbereich die einzelnen Grafikchips schwimmen. Und dies wirft als allererstes mal bisher bekannte Annahmen über den Haufen, wonach der GF106 ein Chip des klaren Mainstream-Segments und der GF108 ein Chip des LowCost-Segments wäre: Mit den hier genannten Wattagen ist dies nicht vereinbar, so daß aller Wahrscheinlichkeit die kürzliche Meldung zu den ungefähren Preispunkten von GF106- (180 Dollar) und GF108-Karten (100 Dollar) Recht behält. Der GF108 wird also der eigentliche Mainstream-Chip und der GF106 ein Chip zwischen Mainstream- und Performance-Segment, womit nVidia für das LowCost-Segment für den Augenblick erst einmal keine Fermi-Abwandlung vorstellen wird.
Zur Mainstream-Positionierung des GF108-Chips passt letztlich auch das angegebene Speicherinterface von 128 Bit DDR, welches im LowCost-Segment eher selten eingesetzt wird. Da nVidia den GF108-Chip sowohl mit schnellem GDDR5-Speicher als auch mittelmäßigem DDR3-Speicher bundeln will (und auch angesichts der drei GF108-Lösungen), soll der GF108-Chip wohl einen ziemlich breiten Preisbereich im Mainstream-Bereich abdecken. Wir könnten uns demzufolge vorstellen, daß der GF108-Chip in direkte Konkurrenz zu ATIs RV830/Redwood-Chip der Radeon HD 5500/5600 Serien geht, wobei sich das genaue Leistungspotential des GF108-Chips natürlich erst dann einschätzen läßt, wenn belastbare Informationen zu dessen Grafikchip-Spezifikationen vorliegen.
Über dem GF108-Chip steht dann der GF106-Chip, welcher – sofern die Information mit den 180 Dollar Kartenpreis zutrifft, in Konkurrenz zur Radeon HD 5700 Serie gehen würde bzw. eventuell auch etwas über dieser angesiedelt ist. Mittels den beiden kleineren GF106-Varianten wird aber sicherlich auch der Preisbereich von Radeon HD 5750 und 5770 abgedeckt werden, so daß es sich hierbei um den direkten RV840/Juniper-Kontrahenten handeln dürfte. Die Informationen zu den einzelnen GF106-Varianten sind allerdings ziemlich widersprüchlich: Zum einen soll es eine GeForce GTS 450 einmal mit einem 192-Bit-Speicherinterface und einmal mit einem 128-Bit-Speicherinterface geben – aber weiterhin unter demselben Kartennamen.
Wenn derselbe Kartenname wirklich zutrifft, geht dies wohl nur, wenn es gleichzeitig an den Chipdaten keinerlei Änderungen wie andere Hardware-Einheiten oder Taktfrequenzen gibt – und dies beißt sich allerdings mit den sehr unterschiedlichen TDP-Angaben von 150W und 75W. Wir vermuten allerdings an dieser Stelle schlicht einen Fehler in dieser Tabelle, da es einfach unwahrscheinlich ist, daß der GF106-Chip so große Unterschiede in der TDP ermöglichen kann. Vermutlich haben also D12P1-30 (die GeForce GTS 450 mit dem kleineren 128 Bit DDR Speicherinterface) und D12P1-25 (GeForce GT 440) eine höhere TDP als 75 Watt. Die gesamten Wattage-Angaben zum GF106-Chip sind unserer Meinung nach ziemlich unglaubwürdig – und da der nächsthöhere GF104-Chip schließlich auch nur bei einem Stromverbrauch von 150 Watt herauskommen wird, sind für den GF106-Chip TDP-Größen von um die 110 Watt zu erwarten.
Eben jener GF104-Chip wird dann den Übergangsraum zur GeForce GTX 470 & 480 füllen, hierfür wird nVidia die beiden Lösungen GeForce GTS 455 und GeForce GTX 460 bringen. Beiden Lösungen ist gemeinsam, daß sie nicht in einem eigenen Nummernschema operieren, sondern in dem Nummernschema von jeweils anderen Grafikchips: Das "GeForce GTS" ist eigentlich eher auf den GF106-Chip zugeschnitten und das "GeForce GTX" wird inzwischen klar mit dem GF100-Chip von GeForce GTX 470 & 480 verbunden. Erreicht wird diese Wandelbarkeit vermutlich daher, daß der GF104-Chip in der großen Varianten GeForce GTX 460 ziemlich stark getaktet wird, um mit der kleinsten GF100-Variante (GeForce GTX 465) mithalten zu können, während die kleinere GF104-Varoante GeForce GTS 455 wohl ziemlich stark abgespeckt ist, womit sich kein extremer Unterschied zur namensähnlichen GeForce GTS 450 auf Basis des GF106-Chips ergeben würde.
Zum GF106-Chip waren vorher schon die Hardware-Daten 256 Shader-Einheiten, 64 TMUs, 32 ROPs und ein 256 Bit DDR breites Speicherinterface bekannt, welche durch diese neuen Informationen teilweise direkt und teilweise indirekt bestätigt werden: Das 256 Bit DDR Speicherinterface wurde direkt genannt und daß es kaum mehr als die 256 Shader-Einheiten sein können, ergibt sich aus der TDP-Klasse von 150 Watt, was einfach kaum mehr Hardware-Einheiten zuläßt. Ebenfalls war bekannt, daß nVidia eine abgespeckte GF104-Variante mit nur einem 192 Bit DDR Speicherinterface (und wohl auch noch anderen Hardware-Abspeckungen) bringen will, diese findet sich in der GeForce GTS 455 auf GF104-Basis wieder. Insofern scheinen frühere und aktuelle Information zum GF104-Chip wohl zusammenzupassen.
Zum Fall des bekannten GF100-Chips wartet die Tabelle dann mit der Nennung eines "GF102"-Chips auf – unserer Meinung nach ein Schreib- oder Deutungsfehler, aber keinesfalls ein regelrecht neuer Grafikchip. Denn diesem werden die bekannten Grafikkarten GeForce GTX 470 & 480 zu den bekannten Hardware-Daten und bei unveränderter TDP zugeordnet, insofern kann es sich hierbei auch kaum um einen Nachfolgechip in einer besseren Fertigung oder ähnlichem handeln. Für den Augenblick würden wir die Nennung des "GF102" also nicht weiter beachten und gehen davon aus, daß hiermit der GF100-Chip gemeint ist.
Womit sich dann auch bestätigt, daß die demnächst antretende GeForce GTX 465 auf Basis dieses GF100-Chips und mit einer TDP von 200 Watt antritt, die zuletzt für diese Karte gehandelten Hardware-Daten von 352 Shader-Einheiten, 44 TMUs und 32 ROPs an einem 256 Bit DDR Speicherinterface scheinen also zu passen. Bliebe noch die in der Liste ebenfalls genannte "GeForce GTX 490" übrig, zu welche vorsichtigerweise gleich gar keine Chipbasis notiert wurde, dafür aber eine TDP von 375 Watt. Auf Basis dieses hohen Wertes kann es sich aber fast nur um eine GF100-basierte Variante handeln, mit zwei GF104-Chips würde man unter 300 Watt TDP bleiben.
Allerdings ist nicht gänzlich sicher, ob nVidia eine solche Karte in der Tat bauen kann – bei dieser TDP-Größe muß nämlich die Frage beantwortet werden, wie man die entstehende Abwärme auf dem Platz von nur zwei PCI Express Slots abführen will. Insofern ist die in der Tabelle notierte "GeForce GTX 490" derzeit eher denn als "Projekt" zu sehen, von dem nicht sicher ist, daß es wirklich kommt. Es gibt ja auch Indikatoren, nVidia hätte sich umentschieden und würde eine DualChip-Grafikkarte auf Basis von zwei GF104-Chips bringen. Eine solche Karte wäre dann natürlich nur maßvoll schneller als eine GeForce GTX 480, dafür jedoch deutlich einfacher zu realisieren. Was nVidia wirklich zum Thema DualChip-Lösung auf Fermi-Basis tut, bleibt aufgrund der derzeit unklaren Informationslage jedoch einfach abzuwarten.
Damit sieht die Gesamtsituation derzeit folgendermaßen aus:
Dies ist dann schon ein größerer Unterschied zu den vorherigen Vorhersagen, welche die Grafiklösungen auf Basis der Chips GF108, GF106 und GF104 mehr über das gesamte Preisspektrum gestreckt sahen und nicht derart auf Mainstream- und Performance-Segment konzentriert. Andererseits kann dies dem Grafikkartenkäufer nur Recht sein, wenn nVidia in diesem die Gamer maßgeblich interessierenden Preisbereich so viele neue Lösungen bringen will – daß es derzeit keine Fermi-basierte LowCost-Lösung geben wird, ist dagegen wirklich verschmerzbar.
Während aber die ungefähre preisliche Einordnung der kommenden nVidia-Grafikkarten nunmehr halbwegs klar ist, bleibt weiterhin offen, auf welcher Hardware speziell die Chips GF108 und GF106 basieren. Die bisherige Annahme, der GF108 würde mit 64 Shader-Einheiten und der GF106 mit 128 Shader-Einheiten antreten, ist schließlich aufgrund der nunmehr gänzlich anderen preislichen Einordnung kaum noch zu halten. Auch die genannten TDP-Größen sprechen für leistungsfähigere Chips als vorgenannt – möglich wäre beispielsweise ein Modell mit 128 Shader-Einheiten für den GF108 und 192 Shader-Einheiten für den GF106. Derzeit sind dies aber erst einmal nur Spekulationen, die echten Daten dieser Chips dürften jedoch in den nächsten Wochen auf die eine oder andere Weise durchsickern.
Die GF100-basierte GeForce GTX 465 soll am 1. Juni mit dem Computex-Start gelauncht und in den Handel entlassen werden. Der GF104-Chip soll im späten Juni oder Anfang Juli folgen, hierzu dürften auf der Computex aber schon entsprechende Modelle gezeigt werden. Die Grafikkarten auf Basis der Chips GF106 und GF108 sind bislang für den Zeitraum Juli bis August terminiert.