Übersicht Mobile-Grafiklösungen September 2010

Mittwoch, 8. September 2010
 / von Leonidas
 

Unsere Überblicks-Artikel zu den Desktop-Grafikkarten erscheinen wie bekannt regelmäßig, umfassen aber in der Tat nur Desktop-Grafikkarten und keine Mobile-Lösungen. Zu den Mobile-Grafiklösungen gab es zwar im letzten Jahr mal einen Übersichtsartikel, aber dieser ist inzwischen natürlich unaktuell. Eine häufige Aktualisierung dieser Artikel zu den Mobile-Grafikchips ist zwar nicht vonnöten, da zu den Mobile-Lösungen keine sich ständig ändernden Preise vorliegen und diese auch meist nur konzentriert auf einen Haufen vorgestellt werden – wie es nVidia jetzt mit der GeForce 400M Serie getan hat. Mittels dieses Launches ergibt sich nun aber definitiv die Gegenheit, die aktuellen Angebote von AMD und nVidia im Markt der Mobile-Grafiklösungen aufzulisten und einander gegenüberzustellen.

Dabei sei gleich vorab angemerkt, daß AMD natürlich schon an der kommenden Mobility Radeon HD 6000 Serie bastelt – die Codenamen dieser Grafikchips fanden sich sogar kürzlich schon in einem Treiber. Allerdings ist mit praktisch kaufbaren Notebooks mit Grafiklösungen der Mobility Radeon HD 6000 Serie nicht vor Jahresende oder gar erst Jahresanfang 2011 zu rechnen, da die Validierung der neuen Grafikchips für den Mobile-Bereich auch erst einmal eine gewisse Zeit benötigt. Hier hat nVidia mit seiner GeForce GTX 400M Serie offenbar schon etwas vorgebaut, entsprechende Notebooks sind bei vielen Herstellern schon in Vorbereitung und daher wird die GeForce GTX 400M Serie möglicherweise schon diesen Monat erhältlich sein. Trotzdem kommt nVidia natürlich arg spät, AMDs Mobility Radeon HD 5000 Serie wurde bereits im Januar vorgestellt und wird jetzt erst von nVidia mit der GeForce 400M Serie gleichwertig gekontert.

Die Vorstellung dieser neuen Grafikchip-Serie bedeutet aber mitnichten, daß die bisherigen nVidia Mobile-Lösungen so fix auslaufen – zumindest für die nächste Zeit dürfte es sowohl die alten als auch die neuen Mobile-Lösungen noch nebeneinander im Markt geben. Darunter fällt die komplette GeForce 300M Serie, welche allerdings auch nur eine Umbenennung der GeForce 200M Serie darstellt. Diese Serie basiert auf den DirectX10-Grafikchips GT218, GT216 und GT215, einige Lösungen der GeForce 200M Serie sogar auf den früheren G96- und G92-Chips. Bei AMD schwirren zudem noch hier und da Lösungen der Mobility Radeon HD 4000 Serie herum – zudem gibt es davon auch einige Umbenennungen, welche die "Mobility Radeon HD 5xxx" im Namen tragen, technisch aber auf AMDs RV6xx-Grafikchip-Serie basieren.

Dies ist insofern interessant, als daß fast alle diese älteren Lösungen noch nicht in der aktuellen 40nm-Fertigung hergestellt werden und damit einen für den Mobile-Markt elementaren Nachteil bei der Verlustleistung haben. Trotz einer teilweise vernünftigen Performance sind diese Beschleuniger der 55nm-Klasse also nicht mehr für einen Einsatz im Mobile-Segment zu empfehlen, da die Beschleuniger der 40nm-Klasse die gleiche Performance zu einer niedrigen Wattage erledigen – oder aber innerhalb der gleichen Wattage mehr Performance erbringen. Für unsere Übersicht haben wir uns ausschließlich auf 40nm-Modelle konzentriert, ergo die AMD Mobility Radeon HD 5000 Serie sowie die nVidia GeForce 300M & 400M Serien.

Vorab noch zur wichtigen Frage der TDP-Größen, da die Verlustleistung bei Mobile-Beschleunigern wie gesagt einen elementaren Punkt darstellt. AMD gibt lobenswerterweise zu seinen Mobile-Beschleunigern explizite TDP-Werte für jede einzelne Lösung an – wobei die TDP-Werte abweichend vom Standard im Desktop-Bereich nur den Grafikchip und den Grafikspeicher betreffen, nicht aber das Grafikboard selber. Dies hängt damit zusammen, daß nicht in jedem Fall die Mobile-Grafiklösungen in MXM-Bauform ausgeführt werden, sondern genauso auch direkt auf das Mainboard verlötet sein können.

Auch nVidia gibt die TDP-Werte zur GeForce 400M Serie in dieser Form an, daß diese nur für Grafikchip und Grafikspeicher gelten. Leider hat nVidia der Presse die TDP-Werte zur GeForce 400M Serie nicht offiziell mitgeteilt, wir stützen uns nachfolgend auf Ausführungen seitens der Hardware Canucks, welche ihre Informationen aus den Kreisen von Notebook-Herstellern haben. Allerdings ist die Aufstellung der Hardware Canucks etwas unglücklich, denn wenn wir die Daten richtig interpretieren, hat nVidia nicht TDP-Werte für einzelne Mobile-Lösungen angegeben, sondern vielmehr nur für einzelne Grafikchips im Mobile-Einsatz. Die korrekte Tabelle auf nVidia-Seite lautet somit wie folgt:

nVidia TDP
GeForce GTX 480M (GF100) 70W
GF104 (GeForce GTX 470M, GeForce GTX 460M) 50W
GF106 (GeForce GTX 460M, GeForce GT 445M, GeForce GT 435M) 35W
GF108 (GeForce GT 435M, GeForce GT 425M, GeForce GT 420M) 23W
GeForce GT 415M (GF108) 12W

Dadurch, daß zumeist mehrere Grafiklösungen in eine TDP-Klasse eingeordnet wurden, sind diese TDP-Werte auf nVidia-Seite bei weitem nicht so genau wie die TDP-Werte auf AMD-Seite, wo jede Grafiklösung ihre eigene TDP-Angabe hat. Zudem ist zu erkennen, daß verschiedene nVidia-Grafiklösungen durchaus auf unterschiedlichen Chips basieren können: Die GeForce GTX 460M ist von ihren technischen Daten her klar dem GF106-Chip zuzuordnen, die TDP-Klasse entspricht allerdings dem GF104-Chip – wahrscheinlich wird es diese Grafiklösung also basierend auf beiden Grafikchips geben. Gleiches gilt auch für die GeForce GT 435M, welches sowohl auf Basis des GF106- als auch auf Basis des GF108-Chips verbaut werden dürfte. Sobald man in diesen Fällen den jeweils kleineren Chip erwischt, hat man Glück bezüglich eines geringeren realen Stromverbrauchs – aber natürlich kann man dies vorher schwer ermitteln.

Generell gilt zu sagen, daß sich beide Grafikchip-Entwickler bei den 40nm-Chips nunmehr bei der Verlustleistung nichts mehr nehmen – den GF100-Chip einmal ausgenommen. Für eine ähnliche Wattage bekommt man also bei AMD und nVidia in etwa die gleiche Performance – jedenfalls grob gesehen. Deutlich außer Wertung laufen diesbezüglich die alten 55nm-Chips, welche für die gleiche Performance vor allem bei den schnelleren Modellen deutlich mehr Strom verbrauchen und damit wie gesagt nachfolgend nicht mehr notiert sind.

Und damit zu den von AMD derzeit gebotenen 40nm DirectX11-Lösungen im Mobile-Bereich, was sich auf die Mobility Radeon HD 5000 Serie beschränkt. Wie üblich gilt zu den genannten Taktraten, daß dies die Referenzwerte von AMD sind, welche die Notebook-Hersteller allerdings nicht beachten müssen. In aller Regel werden die Notebook-Hersteller jedoch maximal diese Taktraten verwenden und oftmals die Grafiklösungen auch etwas niedriger takten als nachfolgend angegeben. Die notierten TDP-Angaben umfassen den Grafikchip samt üblicher Speicherausrüstung, nicht aber ein eventuelles MXM-Modul.

(40nm DirectX11) Technik max. Taktraten Desktop-Vergleich
Mobility Radeon HD 5870 RV840/Juniper mit 800 Shader-Einheiten, 40 TMUs und 128 Bit DDR Speicherinterface, 50W TDP 700/2000 MHz in etwa wie Radeon HD 5750
Mobility Radeon HD 5850 GDDR5 RV840/Juniper mit 800 Shader-Einheiten, 40 TMUs und 128 Bit DDR Speicherinterface, 39W TDP 500-625/2000 MHz etwas langsamer als Radeon HD 5750
Mobility Radeon HD 5850 DDR3 RV840/Juniper mit 800 Shader-Einheiten, 40 TMUs und 128 Bit DDR Speicherinterface, 30W TDP 500-625/900 MHz (auf 625/900 MHz) in der Mitte zwischen Radeon HD 5670 und 5750
Mobility Radeon HD 5830 RV840/Juniper mit 800 Shader-Einheiten, 40 TMUs und 128 Bit DDR Speicherinterface, 24W TDP 500/800 MHz etwas schneller als Radeon HD 5670
Mobility Radeon HD 5770 RV830/Redwood mit 400 Shader-Einheiten, 20 TMUs und 128 Bit DDR Speicherinterface, 30W TDP 650/1600 MHz in etwa wie Radeon HD 5570 GDDR5
Mobility Radeon HD 5750 RV830/Redwood mit 400 Shader-Einheiten, 20 TMUs und 128 Bit DDR Speicherinterface, 25W TDP 550/1600 MHz in etwa wie Radeon HD 5570 DDR3
Mobility Radeon HD 5730 RV830/Redwood mit 400 Shader-Einheiten, 20 TMUs und 128 Bit DDR Speicherinterface, 26W TDP 650/800 MHz in etwa wie Radeon HD 5570 DDR3
Mobility Radeon HD 5650 RV830/Redwood mit 400 Shader-Einheiten, 20 TMUs und 128 Bit DDR Speicherinterface, 19W TDP 450-650/800 MHz (auf 650/800 MHz) in etwa wie Radeon HD 5570 DDR3
Mobility Radeon HD 5470 GDDR5 RV810/Cedar mit 80 Shader-Einheiten, 8 TMUs und 64 Bit DDR Speicherinterface, 15W TDP 750/1800 MHz deutlich schneller als Radeon HD 5450 DDR3
Mobility Radeon HD 5470 DDR3 RV810/Cedar mit 80 Shader-Einheiten, 8 TMUs und 64 Bit DDR Speicherinterface, 13W TDP 750/900 MHz deutlich schneller als Radeon HD 5450 DDR3
Mobility Radeon HD 5450 RV810/Cedar mit 80 Shader-Einheiten, 8 TMUs und 64 Bit DDR Speicherinterface, 11W TDP 675/800 MHz in etwa wie Radeon HD 5450 DDR3
Mobility Radeon HD 5430 RV810/Cedar mit 80 Shader-Einheiten, 8 TMUs und 64 Bit DDR Speicherinterface, 7W TDP 550/800 MHz deutlich langsamer als Radeon HD 5450 DDR3

AMD hat aus den nur drei Grafikchips (der RV870/Cypress wird aus Verlustleistungsgründen nicht im Mobile-Segment eingesetzt) eine ziemliche Reihe an Lösungen hervorgebracht, welche sich allerdings gerade im Mainstream-Segment nur eher geringfügig unterscheiden. Rechnet man den Punkt hinzu, daß die Notebook-Hersteller auch noch etwas an den Taktraten drehen, kann durchaus gefragt werden, ob es so vieler verschiedener Namen benötigt, um letztlich doch nur eine Handvoll an wirklich unterschiedlichen Performance-Niveaus zu erreichen. Besser wird dies deutlich, wenn man sich anhand der Spezifikationen die Rohleistungen der einzelnen Mobile-Lösungen ansieht:

Rohleistungs-Übersicht Mobility Radeon HD 5000 Serie

Im LowCost- und im Performance-Segment gibt es durchaus gewisse Unterschiede zwischen den einzelnen Lösungen, im Mainstream-Bereich von Mobility Radeon HD 5650 bis Mobility Radeon HD 5770 dürfte die Performance jedoch ziemlich ähnlich liegen, sofern sich die Notebook-Hersteller halbwegs an die AMD-Referenztaktraten halten. Hier sind die vier angebotenen Grafiklösungen möglicherweise zu viele, da sich kaum relevante Performance-Unterschiede zwischen diesen ergeben.

Beachtenswert sind zudem die teilweise sehr großen Unterschiede zur Performance gleichnamiger Karten des Desktop-Segments. Dies hängt zum einen natürlich an niedrigeren Spezifikationen im Mobile-Bereich, andererseits aber auch an der "kreativen" Benennung seitens AMD, wo beispielsweise der im Desktop-Bereich ausschließlich für die Radeon HD 5700 Serie eingesetzte RV840/Juniper-Chip im Mobile-Bereich für die Mobility Radeon HD 5800 Serie eingesetzt wird – und damit natürlich viel mehr Leistung verheißt, als es letztlich tatsächlich gibt. So kommt die schnellste Mobile-Lösung seitens AMD gerade einmal auf eine Performance ähnlich der Radeon HD 5750 des Desktop-Segments – welche dort die kleinste Performance-Lösung darstellt und preislich schon fast im Mainstream-Segment rangiert.