Nicht erst nachdem in Europa und Nordamerika Notebooks, Laptops und Netbooks inzwischen für mehr als die Hälfte aller neu verkauften Computer stehen, lohnt sich eine extra Übersicht auch für Mobile-Grafiklösungen, wie es ihn unsererseits für die Desktop-Modelle schon des längerem gibt. Vielmehr werden (hochwertige) Notebooks inzwischen auch oftmals als Ersatz einer klassischen Desktop-Lösung verwendet, womit natürlich auch der Leistungsanspruch an diese Geräte entsprechend gestiegen ist.
Dabei ist es derzeit sicherlich kein Problem mehr, ein von der CPU-, Speicher- und Festplatten-Leistung her dem Desktop-Standard gleichwertiges mobiles Gerät zu bekommen. In der Grafikperformance hinken wir dagegen derzeit im Mobile-Bereich dem Desktop-Bereich deutlich hinterher – was eine etwas seltsame Entwicklung ist, da zu Zeiten einer Radeon 9800 die Grafikkartenleistung im Mobile-Bereich durchaus einmal sehr nahe an die des Desktop-Bereichs gekommen war.
Heuer aber bremsen in erster Linie die hohen Verlustleistungsansprüche aktueller HighEnd-Beschleuniger des Desktop-Segments deren Mobile-Einsatz aus. So gibt es derzeit noch keine Mobile-Lösung auf Basis des GT200/b-Grafikchips und die direkt darunter rangierenden Grafikchips RV770 und G92 werden im Mobile-Bereich zumeist nicht voll ausgefahren. Demzufolge existiert derzeit wieder ein erheblicher Leistungsunterschied zwischen Desktop- und Mobile-Segment – gut auch daran zu ermessen, daß nVidia im Mobile-Segment eine "GeForce GTX 280M" als Toplösung vertreibt, welche allerdings auf dem (gegenüber dem GT200/b-Chip viel kleinerem) G92-Chip basiert und daher nichts mit einer GeForce GTX 280 des Desktop-Segments gemeinsam hat.
Absolute HighEnd-Leistung ist derzeit im Mobile-Segment also kaum zu bekommen – vielleicht abgesehen von SLI/CrossFire-Konstruktionen, welche dann aber zumeist auch nur in Geräte-Preisklassen ab 3000 Euro anzutreffen sind. Aber bis zum Niveau der aktuellen Performance-Lösungen des Desktop-Segments geht es derzeit schon im Mobile-Segment, zudem gibt es ein sehr breites Mainstream-Angebot an neuen und älteren Lösungen sowie einen fast unüberschaubaren Dschungel an LowCost-Angeboten.
Wir wollen uns an dieser Stelle aber primär auf jene Mobile-Lösungen konzentrieren, welche sich für einen Spieleeinsatz wirklich eignen. Hierbei ergibt sich die seltene Situation, daß ATI und nVidia für den Moment ihr Pulver momentan wohl verschossen haben dürften und für die nächsten Monate keine größeren Produktvorstellungen in diesem Segment zu erwarten sind. Erst wenn die kommenden HighEnd-Boliden des Desktop-Segments sich etwas gesetzt haben und eventuell auch deren LowCost- und Mainstream-Varianten anstehen, sind neue Mobile-Lösungen in Sicht – dies dürfte wie gesagt kaum vor dem nächsten Jahr der Fall sein.
Neben dem wie gesagt wirklichen Dschungel an LowCost-Lösungen ist das wirklich brauchbare Angebot von ATI und nVidia erstaunlich schnell skizziert: Bei ATI gibt es hier die Grafikchips RV635 (Mobility Radeon HD 3650/3670), RV730 (Mobility Radeon HD 4650/4670), RV670 (Mobility Radeon HD 3850/3870/3850X2/3870X2), RV740 (Mobility Radeon HD 4830/4860) und RV770 (Mobility Radeon HD 4850/4870/4870X2), welche das beachtbare Angebot darstellen. Dabei existiert die Hälfte dieser Lösungen nur in der Theorie, wird also rein praktisch nicht (teilweise noch nicht) auf kaufbaren Notebooks verbaut.
Vorher zur Erklärung der nachfolgenden Tabellen:
Die maximalen Taktraten sind die Vorgaben der Grafikchip-Entwickler, an welche sich die Notebook-Hersteller nicht halten müssen und in aller Regel auch nicht halten. Je nach Produkt sind hier Abweichungen von bis zu 30 Prozent nach unten hin möglich, Abweichungen nach oben hin sind dagegen höchst selten und wenn dann nur bei expliziten HighEnd-Produkten anzutreffen. Die Verlustleistungsangabe nach TDP gibt wie üblich natürlich nicht die reale Verlustleistung an, sondern nur die Verlustleistungsklasse mit Spielraum. Dieser Spielraum ist normalerweise kleiner als bei den Desktop-Grafikkarten, die Mobile-Lösungen kommen also näher an ihre TDP-Angaben heran.
Zudem ist die von uns vorgenommene Einordnung der Performance gegenüber bekannten Desktop-Lösungen nach bestem Wissen und Gewissen erstellt, aber trotzdem natürlich nur eine grobe Maßgabe. Mobile-Grafiklösungen, deren reale Taktraten deutlich von den Vorgaben der Grafikchip-Entwickler abweichen, können dementsprechend noch deutlich langsamer sein als von uns eingeschätzt. Der von uns dazu notierte Preis ist eine Angabe, wie hoch wir den Wert der jeweiligen Mobile-Lösung einschätzen, würde es jene zu den genannten Spezifikationen im Desktop-Markt als reguläre Grafikkarte geben. Diese Einschätzung mag ebenso grob sein, gibt aber wohl den am einfachsten verständlichen Hinweis, wie die genannten Mobile-Lösung von ihrer Performance her einzuschätzen ist.
Chip | Mobile-Lösung | Leistung (max.) | verbaut in (Auswahl) | Desktop-Vergleich |
---|---|---|---|---|
ATI RV770 55nm DirectX 10.1 800 Shader-Einheiten 40 TMUs 16 ROPs 256 Bit DDR Interface |
Mobility Radeon HD 4870 X2 (zwei RV770-Grafikchips = doppelte Hardware) max. 550/1800 MHz 2x 512/1024 MB GDDR5 130W TDP |
1760 GFlops 230 GB/sec |
Asus W90 | etwas schneller als Radeon HD 4850 X2 (220€) |
Mobility Radeon HD 4870 max. 550/1800 MHz 512/1024 MB GDDR5 65W TDP |
880 GFlops 115 GB/sec |
- | etwas schneller als Radeon HD 4850 (110€) | |
Mobility Radeon HD 4850 max. 500/800 MHz 512 MB GDDR3 45W TDP |
800 GFlops 51 GB/sec |
MSI Megabook GT725 | in etwa wie Radeon HD 4830 (80€) | |
ATI RV740 40nm DirectX 10.1 640 Shader-Einheiten 32 TMUs 16 ROPs 128 Bit DDR Interface |
Mobility Radeon HD 4860 max. 650/2000 MHz 512 MB GDDR5 |
832 GFlops 64 GB/sec |
- | in etwa wie Radeon HD 4770 (90€) |
Mobility Radeon HD 4830 max. 600/900 MHz 512 MB DDR3/GDDR3 |
768 GFlops 29 GB/sec |
- | viel langsamer als Radeon HD 4770 (70€) | |
ATI RV670 55nm DirectX 10.1 320 Shader-Einheiten 16 TMUs 16 ROPs 256 Bit DDR Interface |
Mobility Radeon HD 3870 X2 (zwei RV670-Grafikchips = doppelte Hardware) max. 660/850 MHz 2x 512/1024 MB GDDR3 110W TDP |
845 GFlops 54 GB/sec |
- | in etwa wie Radeon HD 4850 (90€) |
Mobility Radeon HD 3850 X2 (zwei RV670-Grafikchips = doppelte Hardware) max. 580/750 MHz 2x 512/1024 MB GDDR3 110W TDP |
742 GFlops 48 GB/sec |
- | in etwa wie Radeon HD 4830 (80€) | |
Mobility Radeon HD 3870 max. 660/850 MHz 512/1024 MB GDDR3 55W TDP |
422 GFlops 27 GB/sec |
- | in etwa wie Radeon HD 4670 (60€) | |
Mobility Radeon HD 3850 max. 580/750 MHz 512 MB GDDR3 55W TDP |
371 GFlops 24 GB/sec |
MSI Megabook GT735 | etwas langsamer als Radeon HD 4670 (55€) | |
ATI RV730 55nm DirectX 10.1 320 Shader-Einheiten 32 TMUs 16 ROPs 128 Bit DDR Interface |
Mobility Radeon HD 4670 max. 675/800 MHz 512 MB DDR3/GDDR3 35W TDP (auch DDR2-Versionen mit deutlich niedrigem Speichertakt möglich!) |
432 GFlops 26 GB/sec |
Acer Aspire 8935G MSI EX623 MSI GX623 |
etwas schneller als Radeon HD 4650 GDDR3 (50€) |
Mobility Radeon HD 4650 max. 575/800 MHz 512 MB DDR3/GDDR3 35W TDP (auch DDR2-Versionen mit deutlich niedrigem Speichertakt möglich!) |
368 GFlops 26 GB/sec |
Acer Aspire 8730G Asus N81Vp HP Pavilion dv6-1210 HP Pavilion dv7-2120 Samsung R720-Aura P8700 Samsung R522-Aura T6400 Sony Vaio VGN-FW41 Toshiba Satellite P300 |
in etwa wie Radeon HD 4650 GDDR3 (45€) | |
ATI RV635 55nm DirectX 10.1 120 Shader-Einheiten 8 TMUs 4 ROPs 128 Bit DDR Interface |
Mobility Radeon HD 3670 max. 680/800 MHz 512 MB GDDR3/GDDR4 30W TDP (auch DDR2-Versionen mit deutlich niedrigem Speichertakt möglich!) |
163 GFlops 26 GB/sec |
- | in etwa wie Radeon HD 3650 (40€) |
Mobility Radeon HD 3650 max. 600/700 MHz 512 MB GDDR3/GDDR4 30W TDP (auch DDR2-Versionen mit deutlich niedrigem Speichertakt möglich!) |
144 GFlops 26 GB/sec |
Acer Aspire 6530G Asus M51TA Fujitsu-Siemens Amilo Xa3530 HP EliteBook 8530p Lenovo ThinkPad T500 LG R710 Sony Vaio VGN-FW31 Toshiba Satellite A350D |
etwas langsamer als Radeon HD 3650 (35€) |
Die Mobile-Lösungen unterhalb dieser vorgenannten Lösungen kann man dann definitiv nicht mehr als "Gamer-Grafiklösung" bezeichnen. Sicherlich sind mit Mobility Radeon HD 3400/4300/4559 auch einige aktuelle Spiele auf abgesenkten Optionen & Auflösungen betreibbar, dies lohnt sich jedoch aufgrund des nahezu nicht vorhandenen Preisunterschieds zu einer geradezu dramatisch schnelleren Mobility Radeon HD 4650 absolut nicht. Selbst die Mobility Radeon HD 3650/3670 – welche nur der Vollständigkeit halber in obiger Auflistung stehen – sind gegenüber dieser Mobility Radeon HD 4650 keine guten Angebote.
Insbesondere der (grobe) Vergleich mit der Performance von bekannten Desktop-Lösungen offenbart, daß sich das ATI-Angebot bis auf die CrossFire-Lösungen eher auf niedrigem Niveau bewegt und größtenteils schon im Bereich von unter 100 Euro gemäß den Preisen vergleichbarer Desktop-Lösungen stattfindet. So würden sich die wenigsten Gamer heutzutage noch nach einer Radeon HD 4650/4670 oder Radeon HD 3850/3870 umblicken – faktisch besteht der meiste Teil des ATI-Angebots für Gamer aber aus solchen Lösungen.
Höherwertigeres gibt es dann nur in Form von CrossFire-Lösungen oder der Mobility Radeon HD 4850/4870. Und zieht man dann noch die Lieferfähigkeit entsprechender Geräte hinzu und Extremlösungen wie die Radeon HD 4870 X2 im Asus W90-Notebook ab, dann bleibt eigentlich nur noch die Mobility Radeon HD 4850 stehen als einziges derzeit lieferbares ATI-Angebot, welches gute Gaming-Performance in einem sinnvollen Preisrahmen verspricht.
Dies ist angesichts der vorhandenen und durchaus potenten ATI-Grafikchips natürlich total unbefriedigend. Allerdings ist es auch irgendwie folgerichtig, denn wenn man genau hinschaut, dann fehlen all diejenigen Mobile-Grafiklösungen, wo GDDR5-Speicher verbaut wird, im lieferbaren Angebot (bis auf die Mobility Radeon HD 4870 X2 – aber die ist halt ein Sonderfall). Dadurch, daß es ATI bisher nicht hinbekommen hat, diesem Speicher einen Stromparmodus für den normalen Windows-Betrieb beizubringen, scheuen sich die Notebook-Hersteller, entsprechende Lösungen zu verbauen – nicht weil dies einen Unterschied in der TDP machen würde, sondern wegen des dauerhaft hohen Stromverbrauchs auch im Idle-Modus, welcher die Akkulaufzeit zu sehr herunterdrückt.
Insofern bliebe es abzuwarten, ob es demnächst wirklich noch Notebooks mit einer Mobility Radeon HD 4870 oder einer Mobility Radeon HD 4860 geben wird – eher wahrscheinlich, daß die Notebook-Hersteller hier auf die GDDR3-basierten Mobility Radeon HD 4850 bzw. Mobility Radeon HD 4830 ausweichen. Insbesondere letztere könnte eine interessante Option werden, da RV740-basiert und damit (trotz gegenüber dem Desktop klar niedrigerem Takt) für gute Mainstream-Leistungen ausreichend gerüstet. Leider verhindern derzeit die 40nm-Fertigungsprobleme bei TSMC, daß es entsprechende Angebote für Mobility Radeon HD 4830/4860 Notebooks gibt.
In der Summe haben wir bei ATI also die Mobility Radeon HD 4650, welche eine gute Einsteiger-Performance liefert, während Mobility Radeon HD 4670 und Mobility Radeon HD 3850 für unteres Mainstream-Niveau stehen. Die Mobility Radeon HD 4850 ergibt dann oberes Mainstream-Niveau. und die Mobility Radeon HD 4870 X2 eine HighEnd-Performance (zu einem allerdings gesalzenen Preis). Von den derzeit noch nicht verfügbaren Lösungen dürfte zudem die Mobility Radeon HD 4830 noch interessant werden, sie könnte im unteren Mainstream-Bereich punkten. Mobility Radeon HD 4860 und 4870 sind natürlich ebenfalls aus Performance-Sicht interessant, aber nur für Desktop Replacement Geräte sinnvoll, da durch den verbauten GDDR5-Speicher zu große Stromschlucker.