Launch-Analyse nVidia Titan X (Seite 2)

Freitag, 5. August 2016
 / von Leonidas
 

Inzwischen liegt dann doch eine gute Anzahl an Testwerten zur Titan X vor, welche auch eine solide Performance-Einordnung erlauben. Allein unter FullHD gibt es derzeit noch zu wenige Werte – damit geben wir der Titan X derzeit unter dieser Auflösung nur einen vorläufigen Performance-Index. Daneben auffallend bei den aufgelaufenen Benchmark-Werten war eine leicht verbesserte Performance der Radeon R9 Fury X unter allen Auflösungen. Da gerade unter FullHD derzeit noch zu wenige neue Resultate vorliegen, führt das ganze noch nicht zu einer Performance-Neubewertung dieser AMD-Grafikkarte – aber dies wäre in Zukunft durchaus möglich, äquivalent dann zur kürzlichen Performance-Neubewertung von AMDs Hawaii-Chip.

FullHD Fury X 980 Ti Titan X (M) 1070 1080 Titan X (P)
GameStar  (8 Tests) 63,6% - - 76,2% 85,9% 100%
Guru3D  (11 Tests) 57,4% 65,2% 68,1% 70,9% 85,3% 100%
Hexus  (7 Tests) 65,3% - 71,4% 72,3% 86,7% 100%
TechPowerUp  (15 Tests) 58% 64% 66% 72% 85% 100%
TweakTown  (7 Tests) 66,5% 68,0% 69,3% 71,7% 84,2% 100%
WQHD Fury X 980 Ti Titan X (M) 1070 1080 Titan X (P)
GameStar  (8 Tests) 59,7% - - 67,3% 79,1% 100%
Tom's Hardware  (8 Tests) 58,7% 59,8% 62,0% 65,1% 79,8% 100%
Babel Tech Reviews  (5 Tests) - - - - 78,5% 100%
Guru3D  (11 Tests) 55,3% 60,6% 63,3% 64,5% 79,7% 100%
Hardware Canucks  (10 Tests) 57,2% 57,9% - 63,9% 76,4% 100%
Hexus  (7 Tests) 61,2% - 63,5% 64,1% 78,3% 100%
Hot Hardware  (4 Tests) 64,6% - 63,0% - 80,4% 100%
PC Perspective  (7 Tests) 57,0% 63,2% - - 79,6% 100%
TechPowerUp  (15 Tests) 57% 58% 60% 66% 79% 100%
TweakTown  (7 Tests) 60,4% 59,6% 61,7% 62,3% 77,3% 100%
Hardware.fr  (16 Tests) 58,9% - 63,7% - 80,6% 100%
UltraHD Fury X 980 Ti Titan X (M) 1070 1080 Titan X (P)
GameStar  (8 Tests) 57,1% - - 64,0% 76,6% 100%
Tom's Hardware  (8 Tests) 59,4% 57,7% 59,8% 62,3% 77,2% 100%
Babel Tech Reviews  (5 Tests) - - - - 76,3% 100%
Guru3D  (11 Tests) 57,3% 58,3% 61,9% 61,3% 77,0% 100%
Hardware Canucks  (9 Tests) 58,7% 56,2% - 62,7% 75,8% 100%
Hexus  (7 Tests) 61,7% - 61,6% 62,5% 75,9% 100%
Hot Hardware  (4 Tests) 68,0% - 62,5% - 79,4% 100%
PC Perspective  (7 Tests) 55,7% 58,4% - - 75,4% 100%
TechPowerUp  (15 Tests) 54% 56% 58% 63% 76% 100%
TweakTown  (7 Tests) 61,0% 57,0% 59,5% 58,6% 71,5% 100%
Hardware.fr  (16 Tests) 61,7% - 62,5% - 78,1% 100%

Diese Benchmarks betrachtend sind die Performance-Differenzen unter FullHD vergleichsweise niedrig (auch bei der GeForce GTX 1080) – hier drängt sich durchaus der Verdacht auf, das man zu oft in CPU-Limits geraten ist. Andererseits könnte die Titan X auch an dieser Grenze liegen, wo dieser Effekt speziell unter der FullHD-Auflösung gar nicht mehr verhinderbar ist, in den meisten Benchmarks erzielt sie unter diese Auflösung schließlich weit über 100 fps. Insofern erreicht die Karte derzeit unter FullHD noch nicht unsere frühere Performance-Prognose von ~1200-1250%, sondern muß sich erst einmal auf einen (wie gesagt) vorläufigen FullHD Performance-Index von ~1120% einordnen.

Unter WQHD und UltraHD ergeben sich dann jedoch die zu erwartenden starken Performance-Gewinne der Titan X. Unter der 4K-Auflösung kommt jene auf eine Mehrperformance zur GeForce GTX 1080 von +31%, was für einen 4K Performance-Index von 173% reicht. Dies liegt am oberen Ende der vorherigen Erwartungen, welche sich auf ~165-175% beliefen. nVidia hat also bezüglich der Grund-Performance der Titan X ziemlich exakt das liefern können, was man sich aufgrund der Hardware-Ansetzung versprechen konnte.

Neben den reinen Performance-Differenzen dürften potentielle Nutzer dieser Enthusiasten-Karten zudem wohl zuerst die Frage stellen, ob denn mit der Titan X nun endlich durchgehende Flüssigkeit unter der UltraHD-Auflösung erreichbar ist – ein Versprechen, welches alle vorherigen Grafikkarten nie wirklich erfüllen konnten. Wir haben die vorliegenden Hardwaretests demzufolge auch noch einmal dahingehend ausgewertet, wie häufig hierbei eine durchschnittliche Framerate von 50 fps erreicht werden konnte. Da es sich hierbei immer nur um Durchschnitts-Frameraten handelt, sollte in diesem Fixwert genügend Spielraum liegen, um auch in kritischen Szenen nie unterhalb von 35-40 fps zu kommen.

4K @ 50 fps GeForce GTX 1080 Titan X (Resultate unterhalb von 50 fps auf der Titan X)
GameStar 2 von 8 Tests 8 von 8 Tests -
Tom's Hardware 5 von 9 Tests 9 von 9 Tests -
Babel Tech Reviews 2 von 5 Tests 4 von 5 Tests Total War: Warhammer @ 48,4 fps
Guru3D 3 von 11 Tests 11 von 11 Tests -
Hardware Canucks 2 von 10 Tests 5 von 10 Tests Fallout 4 @ 46,3 fps, GTA V @ 44,6 fps, Quant. Br. @ 36,5 fps, RotTR @ 47,9 fps, Division @ 46,3 fps
Hexus 4 von 7 Tests 7 von 7 Tests -
Hot Hardware 1 von 4 Tests 3 von 4 Tests Ashes of the Singularity @ 48,3 fps
TechPowerUp 7 von 15 Tests 12 von 15 Tests CoD: BO III @ 46,4 fps, Crysis 3 @ 45,7 fps, Hitman @ 46,5 fps
TweakTown 3 von 7 Tests 7 von 7 Tests -
Hardware.fr 6 von 16 Tests 13 von 16 Tests Crysis 3 @ 41 fps, RotTR @ 45 fps, Division @ 48 fps
insgesamt 35 von 92 Tests (38%) 79 von 92 Tests (86%) -

Hier liegt die derzeit wohl beste Unterscheidungs-Möglichkeit zur GeForce GTX 1080 – welche meistens unterhalb dieser 50-fps-Marke unter der 4K-Auflösung liegt, während die Titan X zumeist oberhalb dieser Marke herauskommt. Setzt man den Fixwert nur leicht höher auf 60 fps, kommt allerdings auch die Titan X in Schwierigkeiten und erreicht nur noch in grob der Hälfte der Messungen jene 60-fps-Marke. Wer also den Anspruch an superflüssige Frameraten nie unterhalb von 60 fps hat, der kommt mit der Titan X der Sache näher, erreicht diese Zielsetzung aber noch nicht wirklich.

Dies muß dann – mangels derzeit verfügbarer oder abzusehender besserer Hardware – die Aufgabe von Übertaktung auf der Titan X sein. Wie sagt ist das vorliegenden Referenzdesign in dieser Frage limitiert und gleichfalls hat nVidia den Hardwaretestern keinen Kühlerumbau gestattet. Damit konnten jene nur mit dem Referenzdesign unter Heraufsetzung von Power- und Temperatur-Limit spielen, was natürlich schneller zu gewissen Grenzen führt, als wenn die Karte mit einer leistungsfähigeren Kühllösung ausgestattet wäre. Dabei konnten teilweise sogar sehr ansprechende nominelle Taktraten erreicht werden – allein, was man im Treiber an Takt einstellt und was die Karte dann in der Praxis erreicht, sind bei automatisch wirkenden Power- und Temperatur-Limits natürlich zwei verschiedene paar Schuhe.

OC-Takt Taktraten-Gewinn Performance-Gewinn
GameStar 2050/2754 MHz (Afterburner) +33,9%   –   +10,2% +16,0% in 8 Tests unter 4K
Guru3D 1936/2778 MHz (Afterburner) +26,5%   –   +11,1% +12,5% in 4 Tests unter 4K
Hardware Canucks 1923/2754 MHz (Afterburner) +25,6%   –   +10,2% +14,9% in 2 Tests unter 4K
Hexus 1694/2752 MHz (GPU-Z) +10,6%   –   +10,1% +17,9% in 2 Tests unter 4K
Hot Hardware 1866/2527 MHz (GPU-Z) +21,9%   –   +1,1% +10,4% in einem Tests unter 4K
PC Perspective 1681/2500 MHz (GPU-Z) +9,8% -
TechPowerUp 1764/2810 MHz (GPU-Z) +15,2%   –   +12,4% +19,3% in einem Tests unter 4K
Hardware.fr 1713/2850 MHz (GPU-Z) +11,9%   –   +14,0% +18,0% in 18 Tests unter 4K

Augenscheinlich beziehen sich die mittels Afterburner ermittelten Taktraten auf den real anliegenden Takt, die mittels GPU-Z angegebenen Taktraten hingegen auf den per Treiber einstellten Takt. Sofern man Power- und Temperatur-Limits entsprechend hochgereißt, werden diese nominellen Taktraten dann aber in der Praxis natürlich deutlich überboten – bis hin zu den 2050 MHz Chiptakt bei GameStar (wobei deutlich vakant ist, ob jene durchgehend anlagen). Mittels der mit dem Referenzdesign machbaren Übertaktung sind aber auch schon grob 15% Mehrperformance aus der Titan X herausholbar – was jetzt gar nicht einmal verkehrt ist. Mehr wird dann nur mit besseren Kühllösungen machbar sein – wobei dann vielleicht sogar dauerhafte 2000 MHz Chiptakt auf der Titan X locken.

Abschließend betrachtet sind die von der Titan X erreichten Leistungen gutklassig, aber angesichts des Preispunkts auch nicht besonders herausragend. Unter UltraHD erreicht man im Schnitt der vorliegenden Messungen ziemlich exakt einen Performancegewinn von +31% gegenüber der GeForce GTX 1080, mittels Übertaktung sind weitere 15% Aufschlag möglich (ähnlich wie bei der GeForce GTX 1080). Dies mag sogar im Rahmen der Performancegewinne früherer Titan-Grafikkarten liegen, erscheint allerdings auf dem hohen Niveau, welche die GeForce GTX 1080 bereits erreicht hat, irgendwie noch nicht so als der große Anreiz. Die Titan X ist aber sowieso (schon immer) eine Karte gewesen für Grafikkartenkäufer, welche aus Prinzip das beste wollten – egal, ob dies nun sehr teuer ist oder der erreichte Performancegewinn die Anschaffung aus Preis/Leistungssicht nicht rechtfertigen kann.

Fury X 980 Ti Titan X (M) 1070 1080 Titan X (P)
erreichte FullHD-Performance ~61,5% ~67,3% ~69,7% ~72,7% ~85,5% 100%
erreichte WQHD-Performance 58,4% 60,3% 62,7% 65,1% 79,0% 100%
erreichte UltraHD-Performance 58,5% 57,9% 60,6% 62,5% 76,4% 100%
FullHD Performance-Index 670% 750% 780% 800% 960% ~1120%
4K Performance-Index 100% 100% 105% 107% 132% 173%
Straßenpreis 420-500€ 430-470€ 1070-1160€ 430-470€ 680-730€ 1299€

Insofern lohnt an dieser Stelle auch kaum eine Betrachtung aus Preis/Leistungs-Sicht, aus dieser Sichtweise kann die Titan X logischerweise nur verlieren. Die Karte geht jedoch in der Praxis ausschließlich in die Hände eingeschworener Enthusiasten, die bewußt etwas für ihr Hobby springen lassen wollen – da zählen andere Werte als ein gutes Preis/Leistungs-Verhältnis. Aus dieser Sicht betrachtet erfüllt die Titan X knapp ihren Zweck: Es hätte gern noch ein etwas größerer Performancesprung sowie eine noch größere Speicherausstattung sein können, auch sollte nVidia nun gerade diese Karte zur Erstellung von Herstellerdesigns durch die Grafikkartenhersteller freigeben.

Aber das Grundgerüst, um welches sich der Enthusiast dann etwas selber zaubern kann, ist zumindest vorhanden: Die Titan X ist die derzeit klar schnellste verfügbare Grafikkarte am Markt, zudem kann man anscheinend noch so einiges aus der Karte herausholen – das meiste sicherlich erst nach einer Kühlerumrüstung. Für den Verwendungszweck als unumstrittener Performancekönig ist dies ausreichend, gerade da derzeit jegliche Konkurrenz in diesem Marktsegment fehlt. Dies gilt natürlich nur für jene Grafikkartenkäufer, denen der exorbitante Preispunkt der Titan X vorsätzlich egal ist – die Karte läßt sich faktisch nur unter diesem Blickwinkel sinnvoll betrachten.

Der aus dieser Sicht einzige echte Makel der Titan X liegt dann wohl darin, das später noch mit einer ebenfalls GP102-basierten "GeForce GTX 1080 Ti" zu rechnen ist, welche aller Vermutung nach eine ähnlich gute Performance zu einem klar besseren Preispunkt samt der Verfügbarkeit von Herstellerdesigns und sogar Werksübertaktungen bieten dürfte. Normalerweise sollte sich die Titan X mit dem Erscheinen dieser "GeForce GTX 1080 Ti" nahezu erledigen – wobei dies allerdings auch nur wohlfeile Überlegungen basierend auf den Erfahrungen der jüngeren nVidia-Vergangenheit sind. Es kann somit nicht ausgeschlossen werden, das nVidias dies in dieser Grafikkarten-Generation völlig anders plant. Wer auf eine "GeForce GTX 1080 Ti" spekuliert, geht also ein gewisses Risiko ein, das sich die Titan X langfristig gesehen doch als vernünftige Investition im Enthusiasten-Segment herausstellen könnte.