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Hardware- und Nachrichten-Links des 2. August 2016

Der faktische "Nicht-Launch" der Titan X hat unter den interessierten Anwendern ein eher negatives Echo hervorgerufen – denn auch wenn die Titan X für die allermeisten Grafikkartenkäufer (schon allein wegen des Preispunkts) jenseits von Gut und Böse steht, gibt es dennoch eine kleine Gemeinde an eingeschworenen Hardware-Enthusiasten, die das ganze eher als Hobby-Erwerbung sieht. Jene wollen aber natürlich auch, wenn man schon einmal gutes Geld für sein Hobby ausgibt, entsprechend erstklassig bedient werden – und dies hat nVidia mit dem Launch der Titan X ganz gewiß nicht erreicht. Wenn man über AMDs (zweifelhafte) Tradition lästern kann, bei seinen Launches immer irgendein Fettnäpfchen zu treffen, so setzt nVidia dem ganzen in diesem Fall noch die Krone auf, indem es im eigentlichen gar keinen Launch gibt. Und jener wäre wohl auch nicht besonders gut für die Titan X ausgefallen, denn der Performance-Gewinn ist wohl nochmals etwas geringer als bei den vorherigen Titan-Lösungen: Zwar sind ~25-30% Mehrperformance überhaupt nicht schlecht für eine schnellere Grafikkarte, aber eher wenig, um darauf basierend gleich ein neues Performance-Segment begründen zu können.

HighEnd: GTX x80 Enthusiast: Titan Vergleich
Kepler GeForce GTX 680
Perf.Index 360%
499$
GeForce GTX Titan
Perf.Index 480%/~62%
999$
Perf.: +33%
Speicher: 2GB vs. 6GB
Preis: +100%
Maxwell GeForce GTX 980
Perf.Index 600%/77%
549$
GeForce GTX Titan X
Perf.Index 780%/105%
999$
Perf.: +33%
Speicher: 4GB vs. 12GB
Preis: +82%
Pascal GeForce GTX 1080
Perf.Index 960%/132%
699$
Titan X
Perf.Index ~1200-1250%/~165-175%
1200$
Perf.: +25-30%
Speicher: 8GB vs. 12GB
Preis: +72%

Problematisch für die Titan X ist vor allem die Nähe zu werksübertakteten GeForce GTX 1080 Karten, gegenüber denen die Titan X nicht mehr wie früher mit viel mehr Speicher auftrumpfen kann – heuer ist die Differenz bei der Speichermenge zwar noch vorhanden, aber mit 8 GB vs. 12 GB nicht mehr so dramatisch. Eben aus dem Grund der Nähe zu werksübertakteten GeForce GTX 1080 Karten mißfällt es doch einigen Enthusiasten, das die Titan X nur im Referenzdesign erhältlich ist und das Umbauen zugunsten einer besseren Kühllösung immer mit dem Garantieverlust an einem 1300-Euro-Produkt einhergehen. Jenes Referenzdesign, was bei der GeForce GTX 1080 noch vernünftig funktioniert, ist mit der Titan X dann im übrigen schon in seinem Grenzbereich – Chip & Karte werden also mit dem Referenzdesign nicht wirklich ausgenutzt. Eventuell ist es nVidia eine Überlegung wert, künftig solcherart Grafikkarten "nackt" zu verkaufen – natürlich mit genormten Befestigungsmöglichkeiten für alternative Kühler, was eine andere Kühlerausstattung dann im Rahmen der Kartengarantie ermöglichen würde. Sofern dies nicht möglich ist, sollte nVidia in jedem Fall wieder über einzelne Retail-Modelle nachdenken, wo den Grafikkartenherstellern wenigstens alternative Kühler gestattet werden – das Interesse der Grafikkartenkäufer hierfür ist in jedem Falle vorhanden.

Die US-Regulierungsbehörde FCC, welche die Router-Hersteller zuerst dazu gezwungen hatte, die Einhaltung der US-Funkregularien auch bei alternativer Router-Firmware zu garantieren und damit als große Bedrohung für die Existenz eben dieser alternativer Router-Firmware angesehen wurde, zwingt laut der Netzpolitik die Router-Hersteller nun aber auch wieder dazu, jene alternative Router-Firmware nicht gleich ganz auszusperren. Dies kann man im Sinn der FCC als sinnvollen Kompromiß betrachten, sofern diese Regelung mit Leben erfüllt werden kann und die alternativen Router-Betriebssysteme nicht doch aussterben. Zwar sieht die Netzpolitik hierzu technisch unsinnig anmutende Zwänge zu DRM-Lösungen, nur um die Funkregularien durchsetzen zu können – aber an den Funkregularien führt letztlich kein Weg vorbei, das haben schon ganz andere versucht. Technisch gesehen könnten es die Router-Hersteller auch mit einer extra Firmware allein für das Funkmodul lösen, womit das eigentliche Router-Betriebssystem völlig frei sein könnte, wenn es sowieso nicht mehr an den Einstellungen des Funkmoduls herumspielen kann. Insgesamt wird man sich natürlich überraschen lassen müssen, welche praktische Regelung hier erreicht wird – aber es kann nicht gesagt werden, das die FCC nicht versuchen würde, den Konsumenten und deren Wünschen entgegenzukommen (im Gegensatz zur EU, wo wahrscheinlich gleich alles von oben herab mit drakonischen Verboten belegt werden wird).

Die Statistik-Dienstleister offerieren zum neuen Monat natürlich wieder neue Zahlen zur weltweiten Betriebssystem-Verbreitung für den abgelaufenen Monat Juli 2016 – und damit letztmalig noch zu Zeiten, wo das Kostenlosumstiegs-Angebot zu Windows 10 zumindest offiziell verfügbar war. Welche Auswirkungen dessen Auslaufen hat, dürfte sich daher erst in der nächsten Monats-Statistik zeigen. Im Juli gab es dagegen den noch einmal erwarteten kräftigen Schub zugunsten von Windows 10: Bei NetMarketShare ging es um 1,99% auf 21,13% hinauf, bei StatsCounter um 1,63% auf 23,53%. Klarer Verlierer war bei beiden Statistik-Dienstleistern Windows 7 mit einem Monatsverlust von immerhin 1,5-2%, während sich bei den anderen Betriebssystemen unüblicherweise eher wenig bewegte. Beide Statistiken zeigen natürlich nach wie vor einen Riesenunterschied zwischen Windows 7 und Windows 10: Bei NetMarketShare liegt das Verhältnis auf 47% zu 21%, bei StatsCounter immerhin schon auf 41% zu 24%. Da jetzt allerdings die Zeit ohne (zumindest offiziell verfügbarem) Kostenlosumstiegs-Angebot ansteht, dürfte der monatliche Zugewinn zugunsten von Windows 10 ab sofort viel kleiner ausfallen als in den letzten Monaten.

Beispielsweise bei einem halben Prozent Zugewinn pro Monat (samt etwas weniger als einem halben Prozent Verlust pro Monat seitens Windows 7) dauert es noch gute zwei bis zweieinhalb Jahre, ehe Windows 10 dann Windows 7 endlich erreichen kann – irgendwo bei 34-35% Verbreitungsgrad, was nun auch nicht gerade berühmt ist. Im Gamer-Bereich mag die Sache längst entschieden sein, aber im Massenmarkt dürfte Windows 7 die Hardware- und Softwarehersteller noch einige Jahre mit sehr beachtbar hohen Prozentanteilen begleiten. Wahrscheinlich wird Windows 7 bis kurz vor dessen Supportende Januar 2020 noch mit über 20% Verbreitungsgrad gut dabei sein – ein ähnlicher Fall wie bei Windows XP, welches auch viel länger genutzt wurde als seitens Microsoft gedacht und gewünscht. Wahrscheinlich dürfte auch erst kurz vor diesem Termin Windows 10 in der weltweiten Verbreitung nahe der 50-Prozent-Marke ankommen, da Windows 7 wie gesagt ein starker Kontrahent bleibt und in deren Schatten andere Betriebssysteme wie MacOS, Linux und ChromeOS immer weiter zulegen können und mit der Zeit (kumuliert) ebenfalls auf beachtbare Nutzeranteile kommen dürften.