Eine gewisse Überraschung bieten die Messungen zum Stromverbrauch der GeForce RTX 4060, wobei hier durchgehend Karten mit dem Referenz-Powerlimit von 115 Watt zum Einsatz kamen. Bekannterweise unterboten bisher alle Ada-Lovelace-Beschleuniger ihre TDP bzw. ihr Powerlimit um einen gewissen Prozentbetrag – besonders auffällig bei den größeren Lösungen, aber selbst bei der GeForce RTX 4060 Ti noch meßbar. Die GeForce RTX 4060 geht hingegen in die andere Richtung, die Mehrzahl der Messungen sieht auffällige Beträge oberhalb der TDP. Leichte Abweichungen nach oben hin waren bei der vorhergehenden Ampere-Generation zwar auch schon zu beobachten, aber die bei der GeForce RTX 4060 diesbezüglich zu sehenden Abweichungen sind bemerkbar größer. Grob gesehen verhält sich die GeForce RTX 4060 derzeit wie eine Ada-Lovelace-Karte mit eigentlich 130 Watt TDP – was sie dann Ada-Lovelace-typisch leicht unterbietet und gemittelt auf 124 Watt Spiele-Verbrauch herauskommt.
Irritierenderweise zeigen Telemetrie-Tools allerdings trotzdem überall nur (bis zu) 115 Watt Verbrauch an, selbst wenn reale Messungen über den PCI-Express-Slot dann gleich 10-15 Watt mehr ergeben. Laut Igor's Lab soll der technische Grund hierfür in einer gänzlich anderen Ausführung der entsprechenden Meß-Schaltungen liegen, mittels welcher die Grafikkarte ihren Stromverbrauch ermittelt und sich nachfolgend anhand des gesetzten Powerlimits selbst regelt. Die Hardware-Tester haben dies nVidia wohl sogar rechtzeitig gemeldet, bislang gibt es allerdings bis auf eine pure Bestätigung des Bugs keine weitere Rückmeldung seitens nVidia. Wie in den 3DC-News bereits thematisiert, müsste nVidia als Buxfix entweder die Anzeige der Telemetrie-Tools korrigieren (aka den höheren Stromverbrauch dort sichtbar machen) – oder aber das gesetzte Powerlimit tatsächlich durchsetzen, was die Karten dann allerdings etwas an Performance kosten würde.
Stromverbrauch | TDP | Powerlimit | Idle | Gaming | Gaming-Meßwerte (rein GPU) | Effizienz |
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Radeon RX 6600 | 132W | ASIC: 100W | 4W | 131W | siehe Launch-Analyse 6600 | 74% Perf/W |
Radeon RX 6650 XT | 180W | ASIC: 143W | ~5W | 177W | siehe Launch-Analyse 6x50-Refresh | 63% Perf/W |
Radeon RX 7600 | 165W | Karte: 165W | 4W | 160W | siehe Launch-Analyse 4060Ti & 7600 | 76% Perf/W |
Radeon RX 6700 XT | 230W | ASIC: 186W | 7W | 219W | siehe Launch-Analyse 6600 | 64% Perf/W |
GeForce RTX 3060 12GB | 170W | Karte: 170W | 13W | 172W | siehe Launch-Analyse 6600 | 60% Perf/W |
GeForce RTX 3060 Ti | 200W | Karte: 200W | 10W | 202W | siehe Launch-Analyse 6600 | 67% Perf/W |
GeForce RTX 4060 | 115W | Karte: 115W | 16W | 124W | Einzelwerte: 114W, 118W, 125W, 126W, 128W Meßreihen: Ø112W, Ø122W, Ø125W, Ø126W, Ø127W |
100% Perf/W |
GeForce RTX 4060 Ti 8GB | 160W | Karte: 160W | 12W | 151W | siehe Launch-Analyse 4060Ti & 7600 | 100% Perf/W |
GeForce RTX 4070 | 200W | Karte: 200W | 10W | 193W | siehe Launch-Analyse 4070 | 101% Perf/W |
Arc A750 | 225W | ASIC: 190W | 37W | 208W | siehe Launch-Analyse A750 & A770 | 49% Perf/W |
Effizienz = Performance/Watt errechnet für die Raster-Performance unter der FullHD-Auflösung; Stromverbrauchs-Datenquelle für alle älteren Karten: Stromverbrauchs-Überblick für DirectX 11/12 Grafikkarten |
In diesem Zusammenhang könnte man durchaus darüber spekulieren, dass dies womöglich sogar ein gewolltes Verhalten war bzw. nVidia hiermit der GeForce RTX 4060 noch einmal ein paar letzte Prozentpunkte Performance mit auf den Weg gegeben hat, um speziell gegenüber der Radeon RX 7600 besser auszusehen. Denn wie schon ausgeführt, liegt das gemittelte Performance-Ergebnis der GeForce RTX 4060 leicht oberhalb nVidias früherer Vorgabe – und dies obwohl eine Hersteller-Vorgabe üblicherweise nie ganz erreicht wird. Dabei stammt diese nVidia-Vorgabe noch aus der Zeit vor erster Performance-Werte bzw. dem Launch der Radeon RX 7600, sprich nVidia könnte denkbarerweise auf die real erreichte Performance der Radeon RX 7600 reagiert haben, indem man die GeForce RTX 4060 mittels höherem Stromverbrauch noch einmal leicht schneller gemacht hat.
Die grob 10 Watt Differenz zwischen Powerlimit und Realverbrauch passen hierfür perfekt, hiermit könnte nVidia ca. 2-4% Mehrperformance (gegenüber der ursprünglichen Karten-Ansetzung) herausgeholt haben. Und dies macht genau den Unterschied aus, um gegenüber der Radeon RX 7600 entweder auf gleicher Höhe herauszukommen bis vielleicht sogar minimal zurückzuliegen, wie es gemäß der Vorab-Werte zu erwarten war – oder eben optisch vorn zu liegen, wie es sich gemäß des hiermit aufgestellten Performance-Bilds nunmehr zeigt. Angesichts des höheren Preispunkts der nVidia-Karte sowie dem schnellen Abfall der Straßenpreise zur Radeon RX 7600 könnte es nVidia denkbarerweise für notwenig erachtet haben, wenigstens einen Performance-Rückstand zur Radeon RX 7600 zuverlässig zu verhindern. Aber natürlich ist dies nur eine These, beweiskräftiges hierzu dürfte kaum jemals nach außen dringen.
Für den aktuellen Performance-Überblick und alle Rechnungen zur Energieeffizienz sowie zum Performance/Preis-Verhältnis läßt sich natürlich derzeit nur mit dem aktuell sichtbaren Stand arbeiten – sprich erhöhtem Realverbrauch und derzeit gemessener Performance. Die Chance, dass nVidia den Performance-Punkt nachträglich noch einmal verändert, ist allerdings vergleichsweise gering, dies würde vielleicht sogar verbraucherrechtliche Komplikationen hervorrufen. Viel eher wird nVidia einfach nur die Telemetrie-Anzeige fixen, womit der (etwas) höhere Stromverbrauch dann auch in Software-Tools sichtbar wird. Sollte sich nVidia hingegen tatsächlich zur Performance-Änderung entschließen, müssten (Web-weit) alle Benchmarks zur GeForce RTX 4060 neu erstellt werden, womit auch diese Launch-Analyse faktisch noch einmal neu aufzulegen wäre.
Bleibt die Performance der GeForce RTX 4060 hingegen wie sie ist, ergibt sich ein vergleichsweise einfaches Gesamtbild: Grob auf der Performance der Radeon RX 7600 liegend, bei ca. 20% Performanceplus zur GeForce RTX 3060 12GB und etwas mehr als 20% Performance-Abstand zur größeren GeForce RTX 4060 Ti. Unter RayTracing ist die nVidia-Karte dann klar besser als die typischen AMD-Gegner, aber eventuell ist RayTracing auch nicht gerade diese Disziplin, für welche die kleinste Ada-Lovelace-Karte auf Basis des kleinsten Ada-Chips wirklich geeignet ist. Somit ist bei der Gesamtbetrachtung durchaus zu beachten, dass das Augenmerk und die Gewichtung eher denn auf der tradionellen Raster-Performance liegen sollte (was natürlich trotzdem subjektiv bleibt).
Beim Performance/Preis-Verhältnis kann die GeForce RTX 4060 zum einen vom schnell nach dem Verkaufsstart gesunkenen Straßenpreisen profitieren, aber auch der gar nicht einmal so große Performance-Abstand zur GeForce RTX 4060 Ti spielt hier positiv mit hinein. In der Summe beider Effekte kommt die GeForce RTX 4060 somit sogar auf ein beachtbar besseres Performance/Preis-Verhältnis gegenüber der GeForce RTX 4060 Ti bzw. anderer Ada-Lovelace-Grafikkarten. Auch ist der diesbezügliche Unterschied zu AMD zumeist gering, können die meisten AMD-Karten nur leichte Performance/Preis-Vorteile gegenüber der GeForce RTX 4060 herausarbeiten. Nur Radeon RX 6600 sowie 6650 XT liegen diesbezüglich beachtbar besser, bieten allerdings auch nicht das Performance-Level der GeForce RTX 4060.
Überblick | 6600 | 6650XT | 7600 | 6700XT | 3060-12G | 3060Ti | 4060 | 4060Ti | 4070 | A750 |
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RDNA2, 8GB | RDNA2, 8GB | RDNA3, 8GB | RDNA2, 12GB | Ampere, 12GB | Ampere, 8GB | Ada, 8GB | Ada, 8GB | Ada, 12GB | Alchemist, 8GB | |
gemittelte FHD Raster-Perf. | 77,7% | 93,6% | 97,8% | 113,3% | 83,5% | 109,5% | 100% | 121,8% | 157,1% | 82,9% |
gemittelte FHD RayTr-Perf. | 57,9% | 68,5% | 73,7% | 88,7% | 83,2% | 109,4% | 100% | 124,6% | 166,5% | 80,4% |
offizielle TDP | 132W | 180W | 165W | 230W | 170W | 200W | 115W | 160W | 200W | 225W |
realer Stromverbrauch | 131W | 177W | 160W | 219W | 172W | 202W | 124W | 151W | 193W | 208W |
Energieeffizienz (FHD Raster) | 74% | 63% | 76% | 64% | 60% | 67% | 100% | 100% | 101% | 49% |
Listenpreis | $329 | $399 | $269 | $479 | $329 | $399 | $299 | $399 | $599 | $249 |
Straßenpreis (ab) | 199€ | 241€ | 276€ | 339€ | 289€ | 319€ | 305€ | 412€ | 599€ | 249€ |
Perf/Preis: FHD Raster | 119% | 114% | 108% | 102% | 88% | 105% | 100% | 90% | 80% | 101% |
Perf/Preis: FHD RayTr | 89% | 87% | 81% | 80% | 88% | 105% | 100% | 92% | 85% | 98% |
Nominell ist die GeForce RTX 4060 somit nicht einmal eine schlechte Karte, selbst das Performance/Preis-Verhältnis zeigt passable Vorteile zu umliegenen nVidia-Lösungen. Trotzdem wurde die GeForce RTX 4060 mit deutlichem Widerwillen von der Grafikkarten-Szene aufgenommen. Hier sind wohl zwei andere Punkte von Relevanz: Zum einen die magere VRAM-Ausstattung von 8GB, was als zukünftiger Bremsklotz gesehen wird (zu welchem schon jetzt die Anzeichen sichtbar werden). An dieser Stelle kann man sicherlich die ketzerische Frage stellen, ob man gegenüber der (sogar etwas billigeren) GeForce RTX 3060 12GB nicht lieber auf +20% Mehrperformance verzichtet, wenn man dafür +50% Mehrspeicher bekommt. Sobald die 8 GB VRAM der GeForce RTX 4060 irgendwo tatsächlich limitieren, kann sich schließlich das Performance-Bild (in diesem konkreten Fall) auch krass umkehren. Somit könnte man an der GeForce RTX 3060 12GB länger seine Freude haben – selbst bei einem Kauf erst jetzt im Jahr 2023.
Der andere Punkt ist der wieder einmal magere Generations-Gewinn von wie gesagt +20% gegenüber der GeForce RTX 3060 12GB – selbst wenn dies sogar etwas mehr als bei der GeForce RTX 4060 Ti (nur +13%). Aber je tiefer man im Portfolio heruntergeht, um so mehr ist der Mainstream-Markt betroffen – und jener reagiert zunehmend verärgert über die mageren Generations-Gewinne der kleineren Ada-Lovelace-Lösungen. Dabei hätte nVidia sich das Leben einfacher machen können und die Karte so benennen sollen, wie es zum AD107-Chip passend ist – als "GeForce RTX 4050". Schließlich steht AD107-400 gerade einmal bei 19% der Shader-Cluster der GeForce RTX 4090, die GeForce RTX 3050 bot seinerzeit schon wenigstens 24% der Shader-Cluster der GeForce RTX 3090 auf. Als "GeForce RTX 4050" getauft, würde man sich jetzt über einen Generations-Gewinn von ca. +64% (gemäß der wenigen Benchmarks gegenüber der GeForce RTX 3050) freuen, zudem gäbe es auch keinen Rückschritt bei der VRAM-Menge. Nur beim Preispunkt wäre diese Namenswahl kaum durchführbar, denn eine "GeForce RTX 4050" für 299 Dollar würde für ihren ganz eigenen Spott sorgen.
Und so liegt genau hier der springende Punkt des ganzen Ärgernis: nVidia hat für die RTX40-Serie eine grundsätzlich höhere Preisstruktur vor allem in der Breite des Angebots angesetzt. Um jene wenigstens etwas zu kaschieren, wurden hierfür die Grafikkarten-Namen fast durchgehend hochgesetzt, womit gleichzeitig die Generations-Gewinne nach unten gingen. Am Anfang war dies noch gut über den Glanz der "GeForce RTX 4090" zu verdecken – aber je mehr RTX40-Lösungen veröffentlicht wurden, um so klarer zeigte sich die grundsätzliche Tendenz dieser Grafikkarten-Serie außerhalb des Spitzenprodukts, welches kein Maßstab für den Rest der RTX40-Beschleuniger darstellt. Und somit fühlen sich die Grafikkarten-Käufer derzeit ein wenig um den Lohn der Mühe betrogen, Cryptomining-Hype und Chip-Krise durchgehalten zu haben – nur um dann, wenn man endlich wieder auf eine Normalisierung hoffen konnte, mit einer derart mittelmäßigen Grafikkarten-Generation bedient zu werden.
Gen. & Speicher | FHD-Perf. | Real-Verbr. | Listenpreis | Straßenpreis | |
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GeForce RTX 3070 | Ampere, 8 GB | ~124% | 221W | $499 / 549€ | 399-470 Euro |
GeForce RTX 4060 Ti 8GB | Ada Lovelace, 8 GB | 121,8% | 151W | $399 / 439€ | 412-440 Euro |
Radeon RX 6750 XT | RDNA2, 12 GB | ~119% | 221W | $549 / 619€ | 399-450 Euro |
Radeon RX 6700 XT | RDNA2, 12 GB | 113,3% | 219W | $479 / 479€ | 339-380 Euro |
GeForce RTX 3060 Ti GDDR6X | Ampere, 8 GB | ? | ~225W | ? | 329-400 Euro |
GeForce RTX 3060 Ti GDDR6 | Ampere, 8 GB | 109,5% | 202W | $399 / 439€ | 319-350 Euro |
GeForce RTX 4060 | Ada Lovelace, 8 GB | 100% | 124W | $299 / 329€ | 305-340 Euro |
Radeon RX 6700 | RDNA2, 10 GB | ? | ? | ? | 326-380 Euro |
Radeon RX 7600 | RDNA3, 8 GB | 97,8% | 160W | $269 / 299€ | 276-320 Euro |
Radeon RX 6650 XT | RDNA2, 8 GB | 93,6% | 177W | $399 / 449€ | 241-280 Euro |
A770 "LE" | Alchemist, 16 GB | 91,3% | 223W | $349 | 359-400 Euro |
A770 8GB | Alchemist, 8 GB | ~91% | ? | $329 | 299-310 Euro |
Radeon RX 6600 XT | RDNA2, 8 GB | 90,2% | 159W | $379 / 380€ | 270-360 Euro (EOL) |
GeForce RTX 3060 12GB | Ampere, 12 GB | 83,5% | 172W | $329 / 329€ | 289-340 Euro |
A750 | Alchemist, 8 GB | 82,9% | 208W | $249 | 249-270 Euro |
Radeon RX 6600 | RDNA2, 8 GB | 77,7% | 131W | $329 / 339€ | 199-230 Euro |
GeForce RTX 3060 8GB | Ampere, 8 GB | ? | ? | ? | 259-300 Euro |
GeForce RTX 3050 | Ampere, 8 GB | ~61% | 129W | $249 / 279€ | 219-240 Euro |
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