Launch-Analyse nVidia GeForce GTX 1050 & 1050 Ti (Seite 2)

Mittwoch, 26. Oktober 2016
 / von Leonidas
 

Da das referenzmäßige Power-Limit beider Karten bereits bei 75 Watt liegt und mehr ohne extra Stromstecker nicht zuverlässig aus dem PCI-Express-Slot zu beziehen ist, hat nVidia die ansonsten üblichererweise mögliche Erhöhung des Power-Limits bei allen Karten ohne extra Stromstecker komplett gesperrt. Nur Modelle mit extra Stromstecker können (neben einem defaultmäßig höheren Power-Limit in Richtung ~100 Watt) diese Option überhaupt anbieten. Ob dies allerdings wirklich gebraucht wird, steht auf einem anderen Blatt, denn nahe an den Referenz-Taktraten (und ohne extra Stromstecker) laufende GeForce GTX 1050 /Ti Karten reizen die gesetzte TDP von 75 Watt nicht einmal aus, sondern bleiben sogar maßgeblich darunter:

Golem HW.fr Heise HT4U PCGH TPU Tom's TweakPC Ø Perf./TDP
Radeon RX 470 15,4W
136W
13W
139W
?
145W
11W
121W
16,1W
142,2W
14W
138W
480%
120W
Radeon RX 460 ~10W
~70W
260%
75W
Radeon R9 380 16W
180W
14W
193W
12W
184W
14,9W
138W
14W
179W
360%
190W
Radeon R7 370 11W
109W
11,7W
121,4W
8W
107W
10,9W
104W
11W
108W
260%
110W
GeForce GTX 950 10,3W
111W
8,2W
88,4W
9,6W
87,7W
9W
92W
290%
90W
GeForce GTX 960 10W
117W
?
115W
9,7W
94,5W
8W
108W
11W
90W
10W
109W
340%
120W
GeForce GTX 1050 ~5W
~55W
310%
75W
GeForce GTX 1050 Ti ?
58W
6,0W
56,8W
5,1W
59W
~5W
~58W
360%
75W
GeForce GTX 1060 3GB 8W
118W
~6W
~115W
~510%
120W
Der obere Wert einer Zelle ist immer der Idle-Stromverbrauch, der untere Wert einer Zelle immer der Spiele-Stromverbrauch. In der Durchschnitts-Spalte ("Ø") fettgedruckte Werte basieren auf Berechnungen, die nicht fettgedruckte Werte sind Schätzungen. Die letzte Spalte enthält Angaben zum 3DCenter Performance-Index (oben) sowie zur offiziellen TDP (unten).

GeForce GTX 1050 Ti Karten mit extra Stromstecker und höherem Power-Limit genehmigen sich dann mehr, bleiben dabei aber dennoch genügsam – bei der PC Games Hardware kam eine solche Karte mit 66-75 Watt Stromverbrauch heraus. Solcherart Karten kommen meistens mit einem standardmäßig ca. 50 MHz höheren Boosttakt daher und haben ihre eigentliche Stärke unter Übertaktung: Bis zu 1850 MHz Boosttakt sind mit solchen Karten stabil machbar, wofür dann letztlich der extra Stromstecker sowie das höhere Power-Limit zwingend notwendig sind. Wirklich viel mehr kommt dabei allerdings nicht heraus – zum einen sind schon im Standardmodus die Chiptaktraten ähnlich hoch, zudem limiert dann irgendwann die begrenzte Speicherbandbreite des GP107-Chips mit seinem nur 128 Bit breiten Speicherinterface.

Die Performance-Tests zu beiden neuen nVidia-Grafikkarten reichen sicherlich in der Auflösung von FullHD aus, da für mehr beide Karten nicht wirklich zu verwenden sind. Die GeForce GTX 1050 krankt aber trotzdem schon deutlich an ihrer Grafikkartenspeicher-Menge von nur 2 GB – was bei früheren Mainstream-Angebote ausreichend war, ist heuer eben nicht mehr zeitgemäß und sogar unter FullHD teilweise schon bremsend. Normalerweise müsste man jene Karte speziell unter reduzierten Texturenqualitäts-Settings vermessen, was jedoch im Zuge dieses Doppellaunches (mit klarer Konzentration auf die GeForce GTX 1050 Ti) kaum ein Hardwaretest getan hat. Wichtig war für uns im Zuge der nachfolgenden Benchmark-Auswertung vor allem, die Werte von Karten ohne extra Stromstecker zu benutzen, um das referenzmäßige Verhalten beider neuen nVidia-Grafikkarten korrekt abbilden zu können.

FullHD 370 380 RX460 RX470 950 960 1050 1050Ti 1060-3GB
ComputerBase  (24 Tests) 73,7% 101,7% 63,8% ² 134,1% 74,0% ² 92,8% 84,4% ² 100% 153,5% ¹
HT4U  (21 Tests) 70% ² - 75% ¹ 134% 75% ² 87% ² - 100% -
PC Games Hardware  (19 Tests) - 104,8% ² 77,6% 151,0% - - - 100% 165,9%
TweakPC  (23 Tests) 73,1% 112,3% 67,9% ² 143,6% 79,7% ² 93,1% ² - 100% -
EuroGamer  (8 Tests) - - 79,5% 145,2% - 94,3% ² - 100% 160,5%
Guru3D  (14 Tests) - - - 141,2% - 79,9% ² 74,4% ² 100% -
Hardware Canucks  (14 Tests) - - 75,2% ² 132,9% 79,6% ² - 84,4% ² 100% -
TechPowerUp  (18 Tests) - 93% ² 74% 125% 71% ² 83% ² 82% ² 100% 144%
TechSpot  (10 Tests) 66,6% ² 105,1% 77,6% 135,1% 77,3% ² 92,3% 89,9% ² 100% -
Benchmark.pl  (6 Tests) - 104,6% 84,5% ¹ 143,0% 86,4% ² 96,6% 89,3% ² 100% -
PurePC  (10 Tests) - 106,3% 74,7% ¹ 143,4% 80,7% ² 97,7% 86,9% ² 100% -
SweClockers  (11 Tests) - 103,2% 73,0% 133,3% - 90,5% - 100% 157,1%
Le Comptoir du Hardware  (12 Tests) - - 75,2% ¹ 141,8% - 97,7% ² - 100% -
Hardware.info  (10 Tests) - 97,0% 71,6% 133,6% 78,6% ² ~94% - 100% 152,4%
¹ = deutlich werksübertaktete Karte       ² = nur 2 GB Grafikkartenspeicher

Zumindest für die (nicht durch ihre zu kleine Speichermenge gehandicapte) GeForce GTX 1050 Ti lassen sich in der Summe der aufgestellten Benchmarks solide Performance-Aussagen treffen: Minimal langsamer als die Radeon R9 380 (Perf.Index 370%) und etwas schneller als die GeForce GTX 960 (Perf.Index 340%) – jedoch natürlich auch weiterhin (sehr) deutlich von der Radeon RX 470 (Perf.Index 480%) entfernt. Dieses Performance-Bild läßt sich dann in einen FullHD Performance-Index von 360% für die GeForce GTX 1050 Ti überführen. Die Karte bleibt damit klar im Mainstream-Segment und hat nichts mit der Performance von Midrange-Modellen zu tun.

Bei der GeForce GTX 1050 ist deren Performance-Einordnung schwieriger, da jene Karte seltener getestet wurde, zugleich auch die wenigen vorliegenden Benchmark-Ergebnisse recht schwankend sind – manchmal nur wenige Prozentpunkte hinter der GeForce GTX 1050 Ti liegend, manchmal gleich mit ~15% Abstand. Hinzu kommt der Effekt, das in einigen Performance-Messungen dann auch die nur 2 GB Grafikkartenspeicher ihre Rolle spielen und das Ergebnis teilweise stark beeinflußen. Die Einordnung der GeForce GTX 1050 auf einen FullHD Performance-Index von 290% war somit nur mit einiger Interpolation und auch ein wenig Rundung in alle Richtungen hin möglich. Dieses Ergebnis ist weniger als bei der GeForce GTX 960 (Perf.Index 340%), aber etwas mehr als bei der GeForce GTX 950 (Perf.Index 290%) – und schlägt vor allem AMDs Radeon RX 460 (Perf.Index 260%) mit beachtbarem Vorsprung.

FullHD 370 380 RX460 RX470 950 960 1050 1050Ti
Schnitt der Benchmarks ~73% 104,7% 73,8% 135,8% 76,5% 92,3% 84,8% 100%
3DCenter FullHD Perf.-Index 260% 370% 260% 480% 290% 340% 310% 360%
Straßenpreis 2GB: 130-160€
4GB: 140-190€
(Auslauf)
2GB: 160-200€
4GB: 180-220€
(Auslauf)
2GB: 110-130€
4GB: 125-150€
4GB: 190-220€ 2GB: 145-170€
(Auslauf)
2GB: 175-220€
4GB: 200-230€
(Auslauf)
2GB: 125-140€
(verfügbar ab Anf. Nov.)
4GB: 155-170€

Beide Performancepunkte liegen am oberen Ende der letzten Vorab-Prognosen, insofern machen GeForce GTX 1050 & 1050 Ti erst einmal nichts falsch. Dennoch wollen beide Karten – trotz eigentlich sehr rundem Gesamtpaket und keinen direkt benennbaren Schwächen bis auf die nur 2 GB Grafikkartenspeicher bei der GeForce GTX 1050 – nicht richtig zünden, was primär am gewählten Preispunkt liegt. Die GeForce GTX 1050 kostet mit nur 2 GB Speicher so viel wie die Radeon RX 460 mit 4 GB Speicher – und sicherlich ist die nVidia-Lösung immerhin fast 20% schneller, aber dennoch ist es in der heutigen Zeit geradezu närrisch, hierbei nicht das 4-GB-Modell zu nehmen.

Wenn man wirklich mit 2 GB Grafikkartenspeicher auskommen wollte, dann gibt es schließlich immer noch die Radeon RX 460 mit 2 GB Speicher und einem gegenüber der GeForce GTX 1050 derzeit klar günstigerem Preispunkt. Ganz generell betrachtet stellt sich aber dennoch die Frage, wen man mit dem Geschenk einer 2-GB-Grafikkarte ärgern will – wirklich Freude wird deren Nutzer daran jedenfalls nicht haben, dafür steigen in dieser Spiele-Saison gerade die Speicheranforderungen zu deutlich an. Wenn, dann müsste eine solche 2-GB-Karte für klar unterhalb 100 Euro über die Ladentheke gehen (was natürlich genauso auch für die Radeon RX 460 2GB gilt) – sprich als echtes LowCost-Produkt. Im Mainstream-Segment haben 2-GB-Lösungen unserer Meinung nach nichts mehr zu suchen.

Gerade wenn man sich einige der Testberichte zu GeForce GTX 1050 & 1050 Ti detailliert ansieht, fallen immer wieder einzelne Messungen auf, wo zwischen diese beiden Karten heftige Performance-Unterschiede liegen – zu begründen allein über den Unterschied bei der Speichermenge. Und wie immer gilt in solchen Situationen: Wenn man es in einzelnen Spielen bereits deutlich messen kann, dann gibt es in vielen anderen Spielen schon sichtbare Unterschiede im Flüssigkeitsgefühl – abweichende Performancewerte mit differenden Speichermengen sind in dieser Frage immer nur die Spitze des Eisbergs. Somit wissen wir ehrlicherweise nicht, wem man die GeForce GTX 1050 am Ende empfehlen sollte – als LowCost-Modell ist die Karte zu potent und natürlich auch zu teuer ausgepreist, für Mainstream-Zwecke ist das ganze wegen des geringen Speichers ein von Anfang an zweckloses Unterfangen.

Die GeForce GTX 1050 Ti muß sich nicht mit dieser Speicher-Problematik herumschlagen – und hängt aber genauso am gewählten Preispunkt fest. Jener ist mit 139 Dollar Listenpreis und derzeit ab 155 Euro Straßenpreis gar nicht einmal vollkommen daneben – aber dennoch kann die GeForce GTX 1050 Ti damit keinen erfolgreichen Wettbewerb gegen die Radeon RX 470 führen, welches es eben schon ab 190 Euro gibt. Schlimmer noch: Zum derzeitigen Preisstand liegen beide Karten sogar im selben Preisfeld von 150 bis 200 Euro zusammen – was bei Grafikkarten mit einer derart deutlich auseinanderliegenden Performance (+33-36% zugunsten der AMD-Karte) natürlich gar nicht geht, dies ist verkaufspsychologisch ein mittleres Desaster für die GeForce GTX 1050 Ti.

Nachdem dieser Punkt allerdings teilweise bereits so erwartet worden war, hoffte man (gerade an dieser Stelle) dann zum Ausgleich auf eine herausragende Overclocking-Fähigkeit, basierend auf den niedrigen nominellen Taktraten. Doch da jene mehr oder weniger nur Marketing-Schönfärberei sind und die Karte in der Praxis ihre Performance schon auf Pascal-typisch hohen Taktraten holt, fällt diese Idee sehr deutlich in sich zusammen. Dies kann man auch gut an der Performance von werksübertakteten Modellen sehen, welche (trotz extra Stromstecker und höherem Power-Limit) kaum noch etwas an Performance oben drauf legen. Mit manueller Übertaktung kommt dann immerhin noch einiges mehr heraus – aber der große Übertaktungskünstler, welcher unter Overclocking dann einen großen Schritt auf die Radeon RX 470 zumacht, ist die GeForce GTX 1050 Ti nun doch nicht geworden.

Und damit steht die Karte ziemlich deutlich zwischen den Welten: Eigentlich zu teuer für eine echte Mainstream-Lösung – und zu langsam, um mit Midrange-Modellen wenigstens indirekt konkurrieren zu können. Bei 155 Euro für eine GeForce GTX 1050 Ti oder 190 Euro für eine Radeon RX 470 ist die Entscheidung eigentlich einfach – diese 35 Euro kann man auch noch investieren, gerade weil sich diese 23% Mehrpreis damit sogar (deutlich) besser als 1:1 in Mehrperformance (wie gesagt +33-36%) umwandeln. Natürlich ist dies keine Option für Anwender, welche auf ihren Stromverbrauch schauen müssen oder wollen, in diesem einzelnen Punkt hat die Radeon RX 470 keine Chance gegenüber der GeForce GTX 1050 Ti. Aber ansonsten ist AMDs kleines Midrange-Angebot die rundere Lösung gegenüber nVidias größerem Mainstream-Angebot.

Um diesen Zustand zu ändern, müsste die GeForce GTX 1050 Ti letztlich auf echte Mainstream-Preise heruntergehen – damit sich ein deutlicher, nicht mehr negierbarer Unterschied zur Radeon RX 470 ergibt. Angesichts deren ab 190 Euro sollte der Preispunkt der GeForce GTX 1050 Ti demzufolge eher auf ab 140 Euro lauten, besser sogar auf unter 140 Euro – erst dann wäre die GeForce GTX 1050 Ti wirklich ein Angebot. Der Unterschied zur aktuellen Preissituation mag zunächst klein klingen, diese 15-20 Euro sind aber auch schon 10% des aktuellen Preispunkts (bei HighEnd-Karten entspräche dies schnell 50 Euro und mehr). Aber es geht hierbei vor allem um Verkaufspsychologie – die GeForce GTX 1050 Ti muß weg von der preislichen Nähe zur Radeon RX 470, schließlich liegt man bei der Performance eben auch sehr erheblich auseinander.

Allerdings ist nicht zwingend anzunehmen, das nVidia einen solchen Weg gehen wird – dafür verkauft man zuletzt und auch aktuell einfach zu gut. Es werden sich auch so genügend Käufer der GeForce GTX 1050 Ti finden, die ja natürlich auch überhaupt keine schlechte Grafikkarte ist und ohne direkten preislichen Kontrahenten fast automatisch erhebliche Marktchancen hat. Womöglich geht nVidia bei deren Preispunkt den Weg der GeForce GTX 750 Ti, die uns auch lange Zeit (etwas) zu teuer daherkam – und erst als es dann langsam in Richtung Ablösung durch neuere Modelle ging, endlich die (aus unserer Sicht) passende Preislage erreichte. Bevor sich an der Preissituation der GeForce GTX 1050 Ti jedoch etwas entscheidendes ändert, ergeht unsere Empfehlung in diesem Preissegment weiterhin an die Radeon RX 470.