Davon abgesehen ist zur sinnvollen Bewertung der Prozessoren von AMD und Intel auch noch die erhebliche Abweichung der Straßenpreise gegenüber den jeweiligen Listenpreisen zu beachten. Bei Intel bewegen sich die Straßenpreise zwar traditionell auf dem Niveau der Listenpreise (nach Währungsumrechnung und MwSt-Aufschlag) bzw. je nach Währungskurs leicht darüber – Abweichungen davon sind sehr selten und haben eher temporären Charakter. Bei AMD haben hingegen die Straßenpreise der Zen-2-Prozessoren eine kontinuierliche Abwärtsbewegung gegenüber dem Stand zu deren Launch im letzten Sommer genommen, als mangels ausreichender Nachlieferungen die Straßenpreise teilweise sogar oberhalb der Listenpreise lagen. Derzeit liegt die mittlere Differenz bei den Zen-2-Modellen außerhalb des Ryzen 9 3950X sowie der erst kürzlich vorgestellten Vierkerner Ryzen 3 3100 & 3300X jedoch bei immerhin -18%, um welche der Listenpreis mittels deutscher Straßenpreise unterboten wird.
Da sich die Intel-Straßenpreise wegen des aktuellen Umrechnungskurses sowie der immer noch schlechten Lieferbarkeit der Core i-10000 Serie allesamt etwas oberhalb der Listenpreise bewegen (im Schnitt der nachfolgenden Aufstellung um +7% Prozent), verbietet sich somit eine Betrachtung gemessen am Listenpreis. Unter Zusammenrechnung der beiden Abweichungen liegt derzeit ein mittleres preisliches Delta zwischen AMD- und Intel-Prozessoren von immerhin +31% vor, gemessen am gleichen Listenpreis. Dies kann man dann keineswegs mit der üblichen Schwankung von Straßenpreisen abtun – vielmehr handelt es sich um einen handfesten Unterschied, welcher entsprechend in die Produktbewertung einfließen muß. Zudem gibt es auch keinen Anlaß zu glauben, es würde sich daran etwas wesentliches ändern: Sicherlich sind von der Core i-10000 Serie noch etwas niedrigere Straßenpreise zu erwarten, sobald jene wirklich gut lieferbar wird. Unterhalb des Listenpreises dürfte dies aber auch nicht führen, womit das vorgenannte Preis-Delta weiterhin bei oberhalb +20% verbleiben wird – und dies ganz ohne dass AMDs Straßenpreise weiter absinken, was man schließlich auch noch annehmen könnte.
AMD Zen 2 | Straßenpreis | Intel Comet Lake | ||
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16C/32T, 3.5/4.7 GHz, 749$ | Ryzen 9 3950X | ab 736 Euro | ||
ab 519 Euro | Core i9-10900KF | 10C/20T, 3.7/5.3 GHz, 472$ | ||
ab 454 Euro | Core i9-10900F | 10C/20T, 2.8/5.2 GHz, 422$ | ||
12C/24T, 3.8/4.6 GHz, 499$ | Ryzen 9 3900X | ab 409 Euro | ||
ab 377 Euro | Core i7-10700KF | 8C/16T, 3.8/5.1 GHz, 349$ | ||
ab 329 Euro | Core i7-10700F | 8C/16T, 2.9/4.8 GHz, 298$ | ||
8C/16T, 3.9/4.5 GHz, 399$ | Ryzen 7 3800X | ab 309 Euro | ||
8C/16T, 3.6/4.4 GHz, 329$ | Ryzen 7 3700X | ab 285 Euro | ||
ab 250 Euro | Core i5-10600KF | 6C/12T, 4.1/4.8 GHz, 237$ | ||
ab 228 Euro | Core i5-10600 | 6C/12T, 3.3/4.8 GHz, 213$ | ||
ab 200 Euro | Core i5-10500 | 6C/12T, 3.1/4.5 GHz, 192$ | ||
6C/12T, 3.8/4.4 GHz, 249$ | Ryzen 5 3600X | ab 199 Euro | ||
ab 168 Euro | Core i5-10400F | 6C/12T, 2.9/4.3 GHz, 157$ | ||
6C/12T, 3.6/4.2 GHz, 199$ | Ryzen 5 3600 | ab 166 Euro | ||
Straßenpreise: AMD durchgehend boxed, Intel das jeweils günstigste (zumeist tray) |
Jene Preisbetrachtung hat dann einige Auswirkungen, welche Prozessoren man gegeneinander in den Vergleich stellt: Sicherlich ist dabei immer der Vergleich auf gleicher Kern-Anzahl zu führen, dabei geht es um eine Beurteilung aus rein technischer Sicht. Doch aus Performance/Preis-Sicht ist dies nicht immer zielführend, gerade wenn wie gesagt die Straßenpreise weit vom Listenpreis abweichen. So ist der Ryzen 9 3900X inzwischen derart günstig zu haben (ab 409 Euro), das sich eher ein Vergleich zum Core i7-10700KF (ab 377 Euro) anbietet, als denn zu weitaus teuren Intel-Zehnkernern. Zudem könnte man den Core i5-10600KF (ab 250 Euro) gegen den Ryzen 5 3700X (ab 285 Euro) vergleichen, wie auch den Core i7-10700F (ab 329 Euro) zum Ryzen 7 3800X (ab 309 Euro). Dagegen steht speziell der Core i9-10900KF (ab 519 Euro) derzeit preislich allein auf weiter Flur, hat in seinem Preisbereich keine AMD-Gegenangebote. Im Sechskern-Einstiegsbereich gibt es dann das einzige Duell mit den gleichen Voraussetzungen bei Kern-Anzahl und Preispunkt: Core i5-10400F (ab 168 Euro) und Ryzen 5 3600 (ab 166 Euro) werden derzeit zum fast identischen Straßenpreis angeboten.
Wie vorstehend zu sehen, wurden dabei generell die F-Modelle von Intel in den Vergleich gezogen, da in diesem Preissegment der Einsatz einer extra Grafikkarte anzunehmen ist und man somit durchaus von deren durchgehend etwas niedrigerer Preislage (-25$ beim Listenpreis) profitieren kann. Bei den nachfolgend ausgewerteten Performance-Tests wurden hingehen nahezu durchgehend die Normal-Modelle ausgemessen, wobei sich deren Performance beim Einsatz einer extra Grafikkarte normalerweise überhaupt nicht von den F-Modellen unterscheiden sollte. Eine beachtbare Auswirkung hat dagegen, ob der Anwender beim konkret benutzten Mainboard die Intel-Spezifikationen zu PL1, PL2 & Tau durchsetzt, oder aber das Mainboard seinen default-mäßigen Schleichweg gehen läßt – bei welchem zumeist das "Tau" auf sehr lange oder gar unendliche Werte gesetzt wird (PL2 somit entsprechend lange anliegen kann).
Die Hardwaretester haben hierzu noch keinen einheitlichen Weg gefunden, weswegen (beim Core i9-10900KF) oftmals beide Varianten getestet wurden – Default-Einstellung und Betrieb nach Intel-Spezifikation. Welche davon die "richtige" Einstellung darstellt, ist natürlich höchst subjektiv. Allerdings ist anzunehmen, das die wenigsten Käufer entsprechender Retail-Produkte wirklich den Spezifikations-gerechten Betrieb erzwingen werden – wozu auch, wenn das Mainboard für dieses gewisse Biegen der Regeln explizit ausgelegt ist. Für die nachfolgende Performance-Auswertung wurden somit nur die Benchmarks auf Default-Einstellung (mit je nach Mainboard mehr oder weniger mißachteter Spezifikation) beachtet, da dies bei früheren Auswertungen (beispielsweise zum Core i9-9900KF) auch nicht anders gehandhabt wurde, derzeit einfach (noch) allgemeiner Standard ist und sich auch nur so eine Vergleichbarkeit der Ergebnisse einstellt.
Anwendungs-Performance | 9900KF | 10400F | 10600KF | 10700KF | 10900KF | @Spec | 3600 | 3600X | 3700X | 3800X | 3900X |
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Generation & Kerne/Threads | CFL 8C/16T | CML 6C/12T | CML 6C/12T | CML 8C/16T | CML 10C/20T | Zen2 6C/12T | Zen2 6C/12T | Zen2 8C/16T | Zen2 8C/16T | Zen2 12C/24T | |
AnandTech (17 Tests) | 82,0% | - | 70,2% | 86,4% | 100% | - | 66,4% | - | 83,5% | - | 101,8% |
ComputerBase (10 Tests) | 79,2% | 54,3% | 60,1% | - | 100% | 98,2% | 60,0% | 62,6% | 78,0% | 79,6% | 105,6% |
Conseil-Config (6 Tests) | 75,2% | - | 63,5% | - | 100% | 93,6% | - | 65,4% | 81,4% | - | 107,3% |
Cowcotland (14 Tests) | 85,7% | - | 78,6% | - | 100% | - | - | 87,6% | 96,3% | - | 106,2% |
Golem (7 Tests) | 80,5% | - | 66,5% | - | 100% | 93,9% | - | 65,9% | 79,9% | 82,3% | 104,1% |
eTeknix (12 Tests) | 79,9% | - | 72,4% | - | 100% | - | - | 73,9% | 87,6% | 88,5% | 108,4% |
Hardwareluxx (9 Tests) | 80,6% | - | 58,2% | - | 100% | 94,2% | 60,7% | 63,8% | 78,7% | 81,0% | 113,6% |
Le Comptoir du Hardware (16 T.) | 77,2% | - | 65,6% | 82,6% | 100% | 97,2% | 69,0% | 71,0% | 88,1% | 90,9% | 122,4% |
Les Numeriques (7 Tests) | 78,7% | - | 73,4% | - | 100% | - | - | 69,2% | 79,9% | 80,5% | 103,6% |
PC Games Hardware (4 Tests) | 71,8% | - | 68,1% | - | 100% | 98,3% | 68,2% | 71,6% | 80,6% | 85,9% | 102,4% |
PCLab (17 Tests) | 82,7% | - | 71,1% | - | 100% | - | 70,4% | - | 86,1% | - | 106,2% |
PurePC (11 Tests) | 86,2% | - | 67,9% | - | 100% | - | 66,2% | - | 81,2% | - | 99,3% |
SweClockers (8 Tests) | 79,1% | - | 64,1% | - | 100% | - | 65,5% | 69,1% | 86,7% | 88,0% | 112,4% |
TechSpot (11 Tests) | 77,9% | ~57% | 62,8% | 81,9% | 100% | 94,7% | 65,7% | - | 80,9% | - | 107,3% |
TechPowerUp (30 Tests) | 80,7% | 66,8% | 74,5% | 88,8% | 100% | 97,0% | 71,1% | 71,7% | 81,6% | - | 95,2% |
TweakPC (10 Tests) | 79,6% | - | - | 83,2% | 100% | - | - | - | 79,7% | - | 101,0% |
TweakTown (9 Tests) | 76,1% | - | 66,4% | - | 100% | - | - | 67,3% | - | - | 103,7% |
WCCF Tech (9 Tests) | 81,8% | - | 69,5% | 88,7% | 100% | - | - | 66,7% | 80,6% | - | 98,9% |
gemittelte Anwendungs-Perform. | 80,0% | ~60% | 67,9% | 85,0% | 100% | 96,3% | 66,9% | 70,0% | 83,4% | 85,3% | 105,5% |
Listenpreis | 463$ | 157$ | 237$ | 349$ | 472$ | 199$ | 249$ | 329$ | 399$ | 499$ | |
Straßenpreis (ab) | 491€ | 168€ | 250€ | 377€ | 519€ | 166€ | 199€ | 285€ | 309€ | 409€ | |
Benchmark-Werte fast durchgehend von non-F-Modellen; Performance-Durchschnitt gewichtet zugunsten jener Artikel mit höherer Benchmark-Anzahl und mehr Vergleichs-Prozessoren; Listenpreise: AMD boxed, Intel tray; Straßenpreise: AMD boxed, Intel jeweils günstigstes Angebot; gesamte ausgewertete Benchmark-Anzahl: ca. 1580 |
Leider haben sich die meisten Hardwaretester bei ihren Benchmarks primär auf Core i9-10900KF und Core i5-10600KF konzentriert: Vom Core i7-10700KF liegen wenigstens noch eine Handvoll Ergebnisse vor, vom Core i5-10400F ein paar Ergebnisse, während die restlichen Modelle der Core i-10000 Serie wurden dann nur noch vereinzelt getestet wurden. Die aktuelle Betrachtung kann daher nur zu den vorgenannten Modellen ergehen, speziell die Prozessoren-Modelle des Core-i3-Bereichs (welche gegen AMDs neue Vierkerner stehen) müssen später noch einmal richtig miteinander verglichen werden. Alles ab den Sechskern-Modellen läßt sich allerdings im groben Maßstab bereits jetzt ganz gut mittels der vorhandenen Benchmarks auswerten: So braucht Intel regelrecht seinen nicht unerheblichen Vorsprung bei den real anliegenden Taktraten (bzw. beim AllCore-Turbo), um mit der höheren IPC von AMDs Zen-2-Architektur mitzuhalten. Im Achtkern-Feld erkämpft Intel damit einen Gleichstand – doch darunter bei den Sechskern-Modellen, wo Intel dann keinen so hohen Taktraten-Vorteil mehr hat, liegen AMDs Prozessoren wiederum bereits etwas besser.
Bei den Spitzenmodellen reicht Intels Taktraten-Vorteil dann sogar aus, um mit dem Zehnkerner Core i9-10900KF im Schnitt der Benchmark-Ergebnisse bis auf -5% Differenz an den Ryzen 9 3900X heranzukommen, welcher immerhin zwei CPU-Kerne mehr hat. Anders formuliert kann Comet Lake durchaus mit AMDs Zen 2 mithalten, sofern Intel (sehr) hohe Taktraten samt gleicher Kern-Anzahl aufbietet – was jedoch in dieser Kombination nur auf einen Teil des Angebots-Portfolios der Core i-10000 Serie zutrifft. Die dafür notwendigen Taktraten gibt es eigentlich nur bei Core i7 und Core i9, von deren gutem Schein muß dann der Rest des Portfolios leben. Bei genauer Betrachtung ist AMD somit ab dem Sechskern-Feld besser (an der absoluten Leistungsspitze sowieso), was sich vermutlich bei den (hier nicht getesteten bzw. ausgewerteten) Vierkern-Modellen fortsetzt. Intel braucht einfach AllCore-Turbos von um die 4.7 GHz, um an AMD dranzubleiben – was nur die wenigsten Comet-Lake-Prozessoren aufbieten können.
Bei der Betrachtung der Performance in Bezug die jeweils aufgerufenen (derzeitigen) Straßenpreise büßt Comet Lake dann jedoch enorm von seinem anfänglichen Glanz ein: Da AMD seine Listenpreise im deutschen Einzelhandel klar unterbietet, Intel hingegen (wie üblich) etwas höhere Straßen- als Listenpreise aufruft und derzeit auch noch über die weitgehende Nichtlieferbarkeit der Core i-10000 Prozessoren kein Preiskampf der Einzelhändler untereinander existiert, geht jeder einzelne Performance/Preis-Vergleich an AMD. Ein besonders deutliches Beispiel ist hierzu das Duell von Core i9-10900KF gegen Ryzen 9 3900X: Bei der reinen Performance liegt der AMD-Prozessor nur um +5½% vorn, den preislichen Vorteil direkt eingerechnet ergibt sich jedoch ein um gleich +31% besseres Performance/Preis-Verhältnis. Bei den anderen Duellen ist dies grundsätzlich nicht anders, der Performance/Preis-Vorteil zugunsten von AMD liegt dort allerdings durchgehend niedriger, mit Werten zwischen +8% und +20%.